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Nicholas Kaldor

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Nicholas Kaldor (* 12. März 1908 in Budapest; † 30. September 1986 in Papworth Everard, Cambridgeshire) war ein ungarischer Ökonom. Er galt als Keynesianer.

Leben

Kaldor war der Sohn eines Rechtsanwaltes. Nach seinem erfolgreichen Besuch eines Gymnasiums in Budapest ging Kaldor nach Berlin, um dort zu studieren. 1927 wechselte er an die London School of Economics.

Im Alter von 78 Jahren starb Nicolas Kaldor 1986 in Cambridge.

Werk

Kaldor befasste sich mit der Wachstumstheorie. Einer seiner Beiträge dazu ist die Funktion technischen Fortschritts. Sie stellt eine Beziehung her zwischen der Steigerungsrate der Arbeitsproduktivität in Abhängigkeit von der Steigerungsrate der Kapitalintensität. Die Kapitalintensität ist dabei der Kapitalstock (Fabriken, Gebäude usw.) im Verhältnis zur Anzahl der Beschäftigten. Kaldor nimmt an, dass je stärker die Kapitalintensität gesteigert wird, desto stärker wird dadurch dann die Arbeitsproduktivität gesteigert. Allerdings geschieht dies unterproportional. Niedrige Steigerungsraten der Kapitalintensität (in der Abbildung unten Steigerungsraten niedriger als 1 %) lösen noch Steigerungsraten der Arbeitsproduktivität aus, die höher sind als die verursachende Steigerungsrate der Kapitalintensität. Hohe Steigerungsraten der Kapitalintensität (in der Abbildung unten höher als 1 %) lösen aber Steigerungsraten der Arbeitsproduktivität aus, die niedriger sind, als die sie auslösende Steigerungsrate der Kapitalintensität. Dazwischen gibt es dann eine bestimmte Steigerungsrate der Kapitalintensität (in der Abbildung 1 %), die eine gleich große Steigerungsrate der Arbeitsproduktivität auslöst. Dies wäre ein "Gleichgewichtspunkt". Produktion und Kapitalstock wachsen dann mit gleicher Rate. Solange bei niedrigen Steigerungsraten der Kapitalintensität noch Steigerungsraten der Arbeitsproduktivität ausgelöst werden, die größer sind, rentiert sich für die Kapitalisten eine weitere Steigerung der Kapitalintensität bis zu dem Punkt, wo die Steigerungsrate der Kapitalintensität nur noch gleich große Steigerungsraten der Arbeitsproduktivität auslöst. Da diese technische Fortschrittsfunktion ein Gleichgewicht beinhaltet, wird sie als "well-behaved" bezeichnet, sie verhält sich wohl.

Würden nämlich beliebig große Steigerungsraten der Kapitalintensität zu noch größeren Steigerungsraten der Arbeitsproduktivität führen, bestünde ein Anreiz für die Unternehmen, dauerhaft den gesamten Unternehmensgewinn nicht in zusätzliche Arbeitsplätze, sondern in die Ausdehnung des Kapitalstocks je Arbeitsplatz zu investieren. Wenn aber solch intensives Wachstum vorherrscht, es wird je Arbeitsplatz immer mehr investiert, nicht in neue Arbeitsplätze (extensives Wachstum), dann kommt es zu Widersprüchen auf gesamtwirtschaftlicher Ebene (Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate).

Datei:TechnischeFortschrittsfunktion.PNG
Die technische Fortschrittsfunktion

Werke (Auswahl)

  • The essential Kaldor. - London : Duckworth, 1989. - ISBN 0-7156-2282-X
  • Wiege zum Wohlstand : Wirtschaftsfragen und Wiederaufbaupläne. - Köln : Staufen-Verl., 1948

Literatur

  • Allen, R.G.D.: Macro-Economic Theory : A Mathematical Treatment. - London, Melbourne, Toronto : Macmillan, 1968.
  • Peuker, Axel: Die Theorien des Nicholas Lord Kaldor : ein Beitrag zum postkeynesianischen Paradigma. - Marburg : Metropolis-Verl., 1997. -ISBN 3-89518-039-4
  • Targetti, Ferdinando: Nicholas Kaldor : the economics and politics of capitalism as a dynamic system. - Oxford : Clarendon, 1992. - ISBN 0-19-828348-2