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Wilnsdorf

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Wappen Deutschlandkarte
Wilnsdorf
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Wilnsdorf hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 49′ N, 8° 6′ OKoordinaten: 50° 49′ N, 8° 6′ O
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Arnsberg
Kreis: Siegen-Wittgenstein
Höhe: 380 m ü. NHN
Fläche: 72,04 km2
Einwohner: 20.039 (31. Dez. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 278 Einwohner je km2
Postleitzahl: 57234
Vorwahlen: 02739, 02737 u. 0271Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: SI, BLB
Gemeindeschlüssel: 05 9 70 044
Gemeindegliederung: 11 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Marktplatz 1
57234 Wilnsdorf
Website: www.wilnsdorf.de
Bürgermeister: Christa Schuppler (CDU)
Lage der Gemeinde Wilnsdorf im Kreis Siegen-Wittgenstein
KarteRheinland-PfalzHessenHochsauerlandkreisKreis OlpeBad BerleburgBad LaaspheBurbach (Siegerland)ErndtebrückFreudenberg (Siegerland)HilchenbachKreuztalNetphenNeunkirchen (Siegerland)SiegenWilnsdorf
Karte

Wilnsdorf ist eine Gemeinde im Kreis Siegen-Wittgenstein in Nordrhein-Westfalen. Sie entstand 1969 aufgrund der kommunalen Gebietsreform aus bis dato elf eigenständigen Gemeinden aus den Ämtern Wilnsdorf und Netphen. Heute leben in der Großgemeinde Wilnsdorf knapp 22.000 Menschen, wovon der Kernort Wilnsdorf mit fast 3500 Menschen das Zentrum ausmacht.

Geografie

Geografische Lage

Lage des Ortes Wilnsdorf innerhalb der Gemeinde Wilnsdorf.

Wilnsdorf liegt in den südlichen Ausläufern des Rothaargebirges etwa 9 km (Luftlinie) südöstlich von Siegen. Die Landschaft im südlichen Siegerland ist geprägt durch viel Wald mit Hauberg und wirtschaftlich wichtigeren Nadelhölzern sowie viel Landwirtschaft, meist in Form von Wiesen, da sich großflächiger Ackerbau durch den felsigen Untergrund und die teilweise recht steilen, aber flacheren Hänge als z. B. im Wittgensteiner Land, nicht lohnt. Das Gemeindegebiet ist durch die historische Entwicklung in mehrere Talabschnitte unterteilt. Das Tal der Weiß bildet davon den größten Teil, der sich vom Südosten nördlich und bis zum Nordwesten des Gebietes zieht. Wilnsdorf selbst liegt im Heckenbachtal, das vom Süden bis zum Westen des Gemeindegebietes geht und sich südlich des Weißtales befindet. In der südwestlichsten Ecke verläuft das Wildebachtal.

Blick vom Rödgen über den Bösenberg in Richtung Osten.

Die Wilnsdorfer Orte im Weißtal gehörten bis auf Nieder- und Oberdielfen sowie Wilgersdorf bis 1969 zum Amt Netphen. Die Weiß entspringt südlich des Ortsteils Wilgersdorf auf einer Höhe von 493 m. Nordöstlich von Wilgersdorf liegt mit Gernsdorf im Bichelbachtal, einem Seitental der Weiß, der östlichste Wilnsdorfer Ortsteil. Verbunden sind die beiden Orte durch das westlich von Gernsdorf gelegene Rudersdorf, in dem der Bichelbach in die Weiß mündet. Die Ortsgebiete liegen auf einer Höhe zwischen 330 und 470 m. Südlich von Wilgersdorf stellt die Kalteiche die Wasserscheide zwischen den Tälern der Weiß im Norden und Nordosten, des Eisernbach im Nordwesten und Westen sowie des Wildebachs im Südwesten dar. Gleichzeitig ist der Berg mit 579,3 m Höhe der höchste Punkt im Gemeindegebiet. Der gleichnamige Bergrücken bildet die südliche und südöstliche Gemeindegrenze und gleichzeitig die Landesgrenze zwischen dem Lahn-Dill-Kreis in Hessen und Nordrhein-Westfalen. Nordöstlich schließt sich dem Bergrücken, auf dem auch die Tiefenrother Höhe mit 552,3 m auf der Grenze zu Hessen liegt, die Haincher Höhe mit bis 606 m Höhe an. Im weiteren Verlauf des Weißtales liegen Anzhausen und westlich davon Flammersbach, größtenteils im Flammersbachtal nördlich der Weiß gelegen und damit nördlichster Ortsteil von Wilnsdorf. Nördlich begrenzt wird das Gebiet vom Hundsberg mit 384,8 m, dem Hohen Roth mit 484 m, dem Haferhain mit 503,5 m oder dem Pfarrbergskopf mit 512,9 m Höhe. Direkt südwestlich von Flammersbach liegt Niederdielfen, wo die Dielfe in die Weiß mündet. Der Bach entspringt am Fuß des Höhwäldchens zwischen Oberdielfen und Wilnsdorf und fließt nördlich in Richtung Niederdielfen. Auf ca. 275 m Höhe verlässt die Weiß am Ortsausgang nordwestlich von Niederdielfen das Wilnsdorfer Gemeindegebiet und mündet nach Kaan-Marienborn in Siegen-Mitte in die Sieg. Die Höhe auf der Grenze ist gleichzeitig der niedrigste Punkt im Gemeindegebiet. Berge südlich der Weiß und um Dielfe sind der Bösenberg mit 388,1 m oder der Harborn mit 417,6 m.

Der Heckenbach entspring auf ca. 468 m Höhe südöstlich von Wilnsdorf am 497,4 m hohen Kalteiche-Ausläufer Rinsberg. Wilnsdorf selbst liegt auf einer Höhe zwischen 350 und 420 m Höhe. Der zweite Ort im Heckenbachtal ist Rinsdorf, westlich von Wilnsdorf, der am Westlichsten gelegene Ortsteil. Auf ca. 289 m Höhe verlässt der Heckenbach Wilnsdorfer Gemeindegebiet und wird ab dem nachfolgenden Ort Eisern „Eisernbach“ genannt. In Eisern mündet mit der Obersdorf der längste Zufluss des Eisernbaches. Er entspring in der Nähe von Obersdorf und gibt dem Ort, der sich vom Ende des Obersdorftales mit Rödgen zusammen bis auf die Höhe zwischen Dielfen und Obersdorf zieht, seinen Namen. Berge im Gebiet sind z. B. der Hemmersberg mit 466,8 m Höhe auf der Grenze zu Wilgersdorf, Elkersberg (443,5 m) und der zur Großen Rausche führende Bergrücken bilden die Grenze zum Wildebachtal im Süden. Der 430 m hohe Astenberg grenzt nördlich an das Dielfetal. Der Höhenzug um Homberg und Kneling bilden die westliche Grenze des Gemeindegebietes bis zur B 54, auf deren anderen Seite nördlich der Grimberg liegt und einen teil der Grenze zu Kaan-Marienborn bildet.

Wilnsdorf, von der „Höhe“ her gesehen

Der Wildebach entspringt westlich der Kalteiche in der Nähe des Steinbruches. Sein größter Zufluss Wiebelhäuser Bach entspringt südlich der Kalteiche und fließt teilweise auf Gilsbacher und Würgendorfer Ortsgebiet. Das Wildebachtal zieht sich erst nördlich und dann westlich. Der Wildebach verlässt das Gemeindegebiet auf ca. 297 m Höhe am Nordwestlichen Zipfel in Richtung Salchendorf und Neunkirchen. Begrenzt wird das Tal nach Norden vom Elkersberg und dem anschließenden Bergrücken bis zur Kleinen Rausche auf der Grenze zu Salchendorf. Im Süden bildet der Bautenberg und der auslaufende Bergrücken des Rassberges die Gemeindegrenze zu Burbach, in Richtung Heckenbach ist der Wildenberg die Grenze. An den Bergrücken Kalteiche schließt sich südwestlich Die Höh mit bis zu 598 m Höhe bei Burbach an, die bereits das Bindeglied vom Rothaargebirge im Norden zum Westerwald im Süden darstellt.

Geologie

Wilnsdorf liegt in den Ausläufern des Rothaargebirges als Teil des Rheinischen Schiefergebirges im sogenannten „Siegener Sattel“. Das Gebirge im Siegerland besteht gemischt aus verschiedenen Schiefersorten, Grauwacke und teilweise Basalt (z. B. m Astenberg).[2]

Ausdehnung des Gemeindegebiets

Flächenverteilung der Gemeinde Wilnsdorf[3]
Gebiet Prozent Fläche
Waldfläche 58,68 % 42,25 km²
landwirtschaftliche Fläche 22,54 % 16,23 km²
Gebäude- und Freifächen 09,18 % 06,61 km²
Verkehrsfläche 08,05 % 05,80 km²
Erholungsfläche 00,54 % 00,39 km²
Wasserfläche 00,34 % 00,24 km²
Betriebsfläche 00,32 % 00,23 km²
Andere Flächen 00,35 % 00,25 km²
Gesamtfläche 72,00 km²

Das Gemeindegebiet von Wilnsdorf erstreckt sich im Nordwesten bis zum Ende des Industriegebietes nördlich von Niederdielfen und zieht sich dort östlich über die Höhen nördlich von Flammersbach und Anzhausen und zwischen Anzhausen und Rudersdorf in einer Spitze in Richtung Wilnsdorf rein. Im Nordosten verläuft die Grenze über die Höhe, die die Trennung zwischen dem Werthenbach- und dem Weißtal bildet bis in den äußersten Osten des Gemeindegebietes. Ab dort läuft die Grenze mit der Bundeslandgrenze in Richtung Südwesten über die Tiefenrother Höhe bis südlich der Kalteiche und dort in Richtung Westen. Sie schneidet mehrmals das Tal des Wiebelhäuser Bach und verläuft dann über Bautenberg und durch das Wildebachtal über die Höhe der Rausche. Von dort aus schneidet sie das Heckenbachtal und die Täler des Obersdorfbaches und des Leimbaches und verläuft von dort über die ehemalige Müllhalde im Fludersbachtal über den Grimberg zurück nach Niederdielfen.

Die Gesamtfläche des Gemeindegebietes beträgt 72,07 km², wovon knapp 59 % aus Wald bestehen. Im Vergleich zum Kreisdurchschnitt sind dies 5 % weniger Fläche. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche beträgt im Vergleich dazu mit knapp 22,5 % in der Gemeinde fast 4 % mehr als im Kreisdurchschnitt. Auch die Gebäudeflächen und die Verkehrsflächen sind mit 9,2 % und 8,1 % in Wilnsdorf höher als im Durchschnitt des Kreises Siegen-Wittgenstein (7,9 % und 6,4 %). Dies kann auf die erhöhte Bebauungsdichte im Altkreis Siegen zurück zuführen sein, die es im Altkreis Wittgenstein nicht so stark gibt.[4]

Nachbargemeinden und -orte

Nachbargemeinden oder -städte von Wilnsdorf im Kreis Siegen-Wittgenstein sind Siegen im Westen und Nordwesten, Netphen im Norden und Nordosten, Burbach im Süden und Neunkirchen im Südwesten. Haiger aus dem hessischen Lahn-Dill-Kreis liegt südöstlich der Gemeinde.

Die Nachbarorte des Ortes Wilnsdorf sind Oberdielfen im Norden (3 km entfernt), Anzhausen (5 km) und Rudersdorf im Nordosten (4 km) und Wilgersdorf im Osten (2,5 km). In Hessen, zu Haiger gehörend, liegen Steinbach (6,5 km) und Haigerseelbach im Südosten (7 km). Wieder in NRW sind Würgendorf (6 km) im Süden und Gilsbach im Südwesten (5 km), beide Orte gehören zur Gemeinde Burbach. Wilden (2 km) und Rinsdorf liegen im Westen (3 km) und Obersdorf im Nordwesten (3,5 km) vom Kernort Wilnsdorf.

Gemeindegliederung

Gemeindegliederung

Wilnsdorf teilt sich in elf Ortsteile auf:

Geschichte

Erste Besiedlung und Erwähnung

Die erste Besiedlung des Wilnsdorfer Raumes geht zurück in die La-Tene-Zeit. Verschiedene Bodenfunde und Verhüttungsstätten aus der Zeit um Christi Geburt zeugen vom Treiben der Kelten. Der Ort Wilnsdorf wurde am 24. Oktober 1185 unter dem Namen Willelmesdorf erstmals urkundlich erwähnt. Ein „Hermannus de Willelmesdorf“ wird in der Urkunde als Zeuge bei einer Stiftung König Heinrichs VI. genannt. Neben dieser Bezeichnung ist allerdings auch noch die Bezeichnung Wielandisdorf überliefert. Dieser Name basiert auf der Legende, dass in der Nähe des Ortes der sagenumwobene Schmied Wieland gelebt haben soll. Im Laufe der Zeit hat sich auch der Ortsname Wilnsdorfs weiter entwickelt, dutzende verschiedene Schreibweisen führten bis 1542 zur ersten Erwähnung der heutigen Schreibweise „Wilnsdorf“. 1728 wurde der Ort „weiland 6. Dorff“ genannt, da der Schreiber im Namen „Weilandsdorf“ das „s“ als „6“ gedeutet hatte.

Die Ritter von Kolbe

Eine Zeichnung in der ev. Kirche erinnert an die Zerstörung Wilnsdorfs 1233

1185 wurde die adelige Familie der Ritter von Kolbe, die zwischen dem Ende 12. und Mitte des 17. Jahrhunderts ihren Sitz in Wilnsdorf hatte, erstmals erwähnt. Sie waren in dieser Zeit die Vögte der Fürsten von Nassau-Siegen in weiten Teilen des Siegerlandes. Diese nach Fachliteratur alt eingesessene Familie wurde schon zu Zeiten von Nassau „zum eingebohrenen Siegenschen Adel“ gezählt, das heißt, sie seien aus den hier lebenden Geschlechtern hervorgegangen und sollen schon im 13. Jahrhundert einen sehr großen Einfluss im Siegerland gehabt haben, der größer war als der der Herren von Holdinghausen oder Hees. Friedrich Philippi stellte jedoch die Hypothese auf, die Herren von Wilnsdorf seien aus dem Sauerland aus Schmallenberg und würden von dem dortigen im 11. Jahrhundert belegten Geschlecht namens „Colve“ abstammen. Erst in einer Urkunde aus dem Jahr 1277 wurde der Beiname „Kolbe“ in Verbindung mit Wilnsdorf erstmals erwähnt. Dieser kam jedoch nicht, wie nach Philippis Meinung, bei den Herren von Wilnsdorf vor, sondern bei dessen Anverwandten, genannt „Kolbe“, bei denen laut Urkunde ein Hermann von Wilnsdorf Güter in Holdinghausen gekauft haben soll. Seit 1309 ist der Beiname „Kolbe“ auch für die Wilnsdorfer Herren belegt. Aus Schatzungsregistern aus dem Jahr 1542 und anderen lässt sich ableiten, dass die Herren von Wilnsdorf die alleinigen Grundherren über einen weiten Teil des Siegerlandes waren. Dies widerspricht der Theorie der Einwanderung der Wilnsdorfer, da ein Einwanderer Besitz bekommen haben musste und so nicht alleiniger Grundherr sein konnte.

Die Herren von Wilnsdorf hatten bis zum 13. Jahrhundert eine Burg in Wilnsdorf. Diese Burg war so aufgestellt, dass von hier aus das gesamte Heckenbachtal überblick werden konnte. Vermessungen um die heutige Kirche und die lange noch sichtbaren Burggräben ergaben ein Burggelände von knapp 1,2 ha. In der ersten Hälfte des Jahres 1233 ließ Konrad von Marburg die Burg der Herren und den Ort Wilnsdorf im Ketzergericht aufgrund Inquisitionsvergehen komplett zerstören. Eine Zeichnung eines Ortes mit einem zerstörten Burgturm und der Jahreszahl 1233 in der evangelischen Kirche, die auf den Grundmauern der Burgterasse errichtet wurde, weist auf die Zerstörung Wilnsdorfs hin. Grundrisse aus dem 18. Jahrhundert zeigen eine alte kleine Kirche, die bereits vor dem Brand bestanden haben könnte. In den Jahren 1968 und 1969 wurden neben der evangelischen Kirche, die seit 1912 auf dem ehemaligen Grund der Burg steht, Ausgrabung zum Aufschluss der Historie der Wilnsdorfer Burg durchgeführt. Durch die Mithilfe der Gemeinde Wilnsdorf sowie der evangelischen Kirchengemeinde wurden Hinweise auf die Geschichte der Burg gewonnen. Nach der Zerstörung erbauten die Herren von Wilnsdorf einen neuen Wohnsitz am Hang des Astenberges zwischen den Straßen nach Eisern und Rödgen. Dort wohnten sie bis zum Tode ihres letzten Erben. Bereits 1566 bestand der Ort wieder aus 40 Höfen, was einen Ort beachtlicher Größe darstellte.[5]

Der Besitz, der auch vom Silberbergbau unterhalb der Kalteiche herrührte und die engen Verbindungen zum hessischen Adel zeugen vom Einfluss der Wilnsdorfer. Sie besaßen das Patronat über die Kirchen zu Ferndorf, Wilnsdorf, Rödgen, Haiger, Frohnhausen, Dresselndorf, Burbach und Neunkirchen. Bis 1333 waren die Wilnsdorfer noch eigenständig und daher geduldeter Gegner der hessischen Nachbarn. Dies änderte sich, in einer Urkunde vom 7. Dezember 1339 bekannten sich die vier Brüder zu Wilnsdorf zu „ihrem Herrn Grafen Heinrich“ zu Nassau. Der Einfluss der Herren von Wilnsdorf hatte jetzt bereits stark abgenommen, der des Hauses Nassau jedoch nahm ständig zu. 1626 starb mit dem Tod von Junker Johann von Wilnsdorf der letzte Erbe und somit das Geschlecht der Herren von Wilnsdorf aus. 1703 wurde Wilnsdorf wegen hoher Schulden verpfändet und ging in den Besitz des Frankfurter Bankiers DeRoon und Schönemann über. Erst 1755 wurden Wilnsdorf die Schulden durch Prinz Wilhelm V. von Oranien erlassen.

Schlacht an der Kalteiche und Preußen

In der „Schlacht an der Kalteiche“ trafen 1796 im Zuge der Koalitionskriege französische und österreichische Truppen aufeinander. Für Wilnsdorf und andere Ortschaften an der Kalteiche brachte die Schlacht erhebliche Nachteile mit sich, da die Bürger der Orte die Verpflegung der Truppen aufbringen mussten. Nach der Schlacht an der Kalteiche gab es Hunderte Tote und Verwundete, die von den Bürgern der nahen Orte versorgt und begraben wurden. Zudem fanden Plünderungen durch die Truppen statt. Der Sieg ging an die Franzosen unter der Führung Jourdans, 1806 wurde Wilnsdorf wie auch das restliche Siegerland Teil des Großherzogtums Berg.

1816 wurde die Provinz Westfalen mit Wilnsdorf aufgrund des Wiener Kongresses preußisch, in diesem Zuge baute man ein Zollhaus am Rande der Kalteiche, da am Berg die Grenze zu Nassau im heutigen Hessen verlief. Im neu gebildeten (Land-)Kreis Siegen entstand die „Bürgermeisterei Wilnsdorf“ aus sieben Gemeinden. Diese waren Eisern, Obersdorf, Rinsdorf, Wilgersdorf, Wilnsdorf, Nieder- und Oberdielfen. Aufgrund der preußischen Landgemeindeordnung 1841 wurden die Bürgermeistereien durch Ämter ersetzt. 1844 entstand daher das „Amt Wilnsdorf“ als Ersatz für die Bürgermeisterei bzw. das unter den Franzosen eingeführte „Mairie Wilnsdorf“ als Kommunalverband. 1895 wurde die Gemeinde Wilden dem Amt Wilnsdorf zugewiesen, die bis dato dem Amt Burbach angehörte.

Entwicklungen ab dem 19. Jahrhundert

Jahr 1566 1701 1724 1813 1818 1867 1871 1914 1918 1940 1949
Häuser 40 46 47 72 76 102 101 163 166 188 190

Trotz schwieriger Zeiten wuchs Wilnsdorf im 19. Jahrhundert stetig an. Vor allem Richtung Norden und in Richtung Süden reihten sich neue Häuser an den Straßen. Der überwiegende Teil der Bevölkerung lebte von Landwirtschaft und Handwerk, während der Bergbau außergewöhnlich mager ausfiel; 1813 lebten nur acht Bergleute in Wilnsdorf. Dies entsprach ca. 10 % der Haushalte, während etwas mehr als ein Drittel (38 %) von der Landwirtschaft und sogar 16 % vom Handwerk lebten. Außer zwei Pfarrhäusern und der Schule gab es keine repräsentativen Häuser. Das Ortsbild veränderte sich mit dem Bau der katholischen Kirche 1889-1891 im neuromanischen Stil, dessen Turm noch heute steht. 1874 wurde in Wilnsdorf eine Poststelle eingerichtet. Die Postzustellung wurde bis dato per Hundegespann ausgeführt und nach dessen Einstellung über die erste Wilnsdorfer Poststelle im Hause Mainzer Straße 2 erledigt. Von der fortschreitenden Industrialisierung blieb Wilnsdorf lange verschont. Große Eisen- oder Metallhütten suchte man im Ort vergebens, industrielle Anbindung per Eisenbahn wurde zwar in den 1890er Jahren geplant, aber nie realisiert. Erst in den 1870ern wurde die Erlaubnis zur Errichtung eines Dampfkessels in der Mühle Fischbach gegeben. Die ärztliche Versorgung im 19. Jahrhundert stellte ein Problem für die Gemeinde dar. Die verhältnismäßig weiten Fußmärsche wurden erst 1870 weniger, als sich mit Dr. Lürken der erste Arzt in Wilnsdorf niederließ. Während zwischen 1805 und 1812 noch 78 Menschen bei knapp 500 Einwohnern starben, waren es zwischen 1905 und 1912 nur noch 62 Menschen bei einer Einwohnerzahl von knapp 900 Personen. Auch die erste Apotheke kam verhältnismäßig spät nach Wilnsdorf, 1886 eröffnete der Apotheker Oskar Janssen aus Netphen eine Filiale im Ort.

Doch auch technische Neuerungen machten vor Wilnsdorf nicht Halt. 1919 löste ein Elektromotor den Benzinmotor in der Wilnsdorfer Mühle ab, bis 1921 wurde Wilnsdorf elektrifiziert. Ab 1925 fing man an, ein Telefonnetz aufzubauen, nachdem ein Kabel von Frankfurt am Main über die Kalteiche, Wilnsdorf und Siegen nach Dortmund verlegt wurde. Im selben Jahr wurde eine Buslinie über Eisern nach Siegen eröffnet. Zahlreiche Neuerungen ließen den Ort selbst in schwierigen Zeiten während der Weltkriege und Krise anwachsen. Im Winter 1929 erreicht Wilnsdorf eine Kältewelle mit bis zu –25 °C Celsius. Bis 1931 nahmen wegen hoher Arbeitslosigkeit Diebstähle auf Feldern und in den Gärten zu. Auch in Wilnsdorf wurde eine Winterhilfe eingerichtet.

Im ersten Weltkrieg kehrten 37 Wilnsdorfer nicht nach Hause zurück. Am 20. September 1931 wurde das Ehrenmal, das aus einem gemauerten Turm mit Kugel und Kreuz als Denkmal für die Kriegsopfer besteht, eingeweiht.[6]

1939 kam das Vereinsleben nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieg gänzlich zum Erliegen. 75 Reservisten aus Wilnsdorf wurden sofort einberufen. Drei Wochen lang wurde eine Sanitätseinheit aus der Havelgegend in Wilnsdorf einquartiert. Vom 8. November 1939 bis zum 11. Mai 1940 erfolgte die Einquartierung von 170 Mann mit 140 Pferden aus der 8. Batterie des Bayrischen Artillerie-Regiments Nr. 27 im Ort. Einen Tag nach Abzug ertönte das Alarmhorn des Luftschutzes erstmals. 1943 und 1944 wurden insgesamt 111 Familien aus dem Ruhrgebiet und 120 Siegener nach Wilnsdorf evakuiert. 1945 erfolgte ein Bombenangriff zwischen Wilnsdorf, Wilgersdorf und der Kalteiche, bei dem jedoch keine Verluste zu verzeichnen waren. Später griffen Tiefflieger Wilnsdorf an, mehrere Häuser brannten ab. Am 30. und 31. März erfolgte der Einmarsch der Amerikaner in Wilnsdorf. Im Krieg fallen 64 Wilnsdorfer, 28 bleiben vermisst. 1955 wurde das Ehrenmal um die Gefallenen des zweiten Weltkrieges erweitert.[6]

Von 1946 bis '47 gab es die letzte Aussaat von Getreide im Hauberg, 1958 ging es mit den Traditionen ganz zu Ende: Es gab den letzten Viehauftrieb. Bis zum Ende der 1950er Jahre verschwand ein Großteil der Landwirtschaft, die das Gemeindeleben hunderte Jahre lang mitprägte, aus dem Wilnsdorfer Leben. Heute wird nur noch durch größere Bauern in der Umgebung Landwirtschaft betrieben, der Großteil der Bevölkerung arbeitet in Industrie und Handel.

Nach dem zweiten Weltkrieg wuchs der Ort rasant an. 1951 wurde eine O-Buslinie nach Rinsdorf in Betrieb genommen, 1952 die Müllabfuhr eingeführt, zwischen 1955 und 1960 das Wasserleitungsnetz grunderneuert. 1958/59 wurde dann mit dem Neubau eines Tiefbrunnen im oberen Heckenbachtal und dem Bau Hochbehälter an der Kalteiche begonnen. 1957 wurde begonnen, die Autobahn 45, auch „Sauerlandlinie“ genannt, zu planen. Das zehn Jahre später eröffnete Teilstück wurde zwischen den Anschlussstellen Haiger/Burbach und Siegen-Eisern freigegeben, an das Wilnsdorf durch eine eigene Anschlussstelle angebunden ist. Auch die Planungen und der Bau der Autobahn hat das Wachstum der Gemeinde rasant ansteigen lassen. Zahlreiche neue Wohngebiete wurden erschlossen und bebaut.

Neue Baugebiete
  • 1950: „In der Struth“
  • 1963: „Zum Ehrenmal“
  • 1965: „In der Neuwies“
  • 1966: „Am Jägeracker“, „Am Kritzelgarten“
  • 1974: „Hoheroth“
  • 1982: „Auf dem Berge“
Brunnen im Einkaufszentrum in Wilnsdorf
2005 erbautes Einkaufszentrum in Wilnsdorf

Neue Großgemeinde Wilnsdorf

Am 1. Januar 1969 wurden auf Grund des Gesetzes zur Neugliederung des Landkreises Siegen die zum Amt Netphen gehörenden und bisher eigenständigen Gemeinden Anzhausen, Flammersbach, Gernsdorf und Rudersdorf sowie die zum Amt Wilnsdorf gehörenden eigenständigen Gemeinden Niederdielfen, Oberdielfen, Obersdorf, Rinsdorf, Wilden, Wilgersdorf und Wilnsdorf zur amtsfreien Gemeinde Wilnsdorf zusammengeschlossen und die Ämter aufgelöst. Rechtsnachfolgerin der bisher eigenständigen Gemeinden und des Amtes Wilnsdorf wurde die neue Gemeinde Wilnsdorf. Die Gemeinde Eisern wurde bereits 1966 aus dem Amt Wilnsdorf ausgegliedert bildete zusammen mit anderen Gemeinden die neue Stadt Eiserfeld, die allerdings zum 1. Januar 1975 nach Siegen eingegliedert wurde.

Zwischen 1971 und 1978 wurden ca. 60 ha Land baureif gemacht. Durch die Erschließung des Industriegebietes „Lehnscheid“ ab 1971 entstanden ca. 2000 neue Arbeitsplätze. 1976 baute die Gemeinde ein neues Rathaus und bezog dieses. Drei Jahre später wurde aus dem ehemaligen, alten Rathausanbau das Postamt. Bis 1980 wuchs Wilnsdorf auf die doppelte Größe an. Erste Baumaßnahmen im neuen Einkaufszentrum zwischen neuem und altem Rathaus erfolgten, 1981 eröffneten die ersten Geschäfte. Vier Jahre später konnte hier der erste Wochenmarkt stattfinden.

1984 erfolgte der Ausbau der Bundesstraße 54 in zwei Abschnitten einschließlich der Herstellung eines neuen Kreuzungsbereiches bei Rudersdorfer Straße / Einsiedelstraße (nach Wilgersdorf). Zur Festhalle wurde 1985 die ehemalige Fabrik Krey umgebaut. In dessen Anbau befinden sich heute Rathaus II und die Bibliothek Wilnsdorfs.

Auch in den letzten Jahren haben zahlreiche bauliche Veränderungen stattgefunden. Die Freiwillige Feuerwehr zog in ein neues Feuerwehrhaus, an das 2003/2004 wurde angebaut und eine Polizeiwache eingerichtet wurde. Diese zog von Neunkirchen nach Wilnsdorf. 1997/1998 hat die Bekleidungskette Bruno Kleine eine neue Filiale in Wilnsdorf errichtet und eröffnet. 2003 wurde das neue Industriegebiet Wilden Nord bzw. Lehnscheid IV an der Autobahn erschlossen und eröffnet. 2005 wurde der Anbau des alten Rathauses sowie einige leerstehende Wohnhäuser abgerissen und damit Platz für eine Erweiterung des Einkaufszentrums in der Ortsmitte geschaffen. Diese erfolgte in einem Anbau des alten „Kontra“-Marktes und einem Neubau mit Geschäften, Wohnungen und Arzt-Praxen geschaffen. In der Mitte der Gebäude wurden Parkplätze geschaffen.

In den Jahren 2006/2007 wurde mit dem Bau eines Kreisverkehrs zwischen Bundesstraße 54 (Siegen–Wilnsdorf) und Landstraße 722 (Wilden–Rudersdorf) der Kreuzungsbereich entschärft, der durch die gerade Straßenführung oft zu Unfällen führte. Zukünftige Baugebiete im Ort Wilnsdorf sollen „Sealegrow“ unterhalb der Kalteiche und „Höhwäldchen“ zwischen B 54, L 722 und Sportanlage „Höhwäldchen“ werden.[7]

Bergbau

Stolleneingang der Grube Löwenstern am Südhang der Kalteiche

Die Rolle des Bergbaues und der Eisenverhüttung reicht wie im restlichen Siegerland auch hier weit zurück. Die erste Grube auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde wurde erstmals 1298 erwähnt. Dies war die Silbergrube Ratzenscheid zwischen Wilnsdorf und Wilden. Eisenschmelzhütten wurden bei Eisern und Wilden betrieben. Aus kleinen Gruben entstanden im Laufe der Zeit Verbundgruben. In der heutigen Gemeinde Wilnsdorf gab es insgesamt knapp 20 größere Gruben, die bekannteste von ihnen war die Grube Bautenberg, die 1941 geschlossen wurde. 1957 wurde mit der Grube Ameise in Eisern die letzte Grube im Gebiet des ehemaligen Amtes Wilnsdorf stillgelegt.

Im Ortsgebiet Wilnsdorfs selbst gab es keine größeren Gruben. Erste genannte war die schon weiter oben erwähnte Grube Ratzenscheid im Jahr 1298. Diese Grube war bis 1900 in Betrieb und förderte anfangs königliches Silber. Aus dieser Zeit stammte auch der Obere Stollen, der beim Bau der Autobahn zugeschüttet wurde. Bis 1777/78 zeugten zudem noch alte Halden vom mittelalterlichen Bergbau, diese wurden jedoch zum Straßenbau verwendet. 1489 wurde das Bergwerk neu gemutet und erhielt den Namen „zu unserer lieben Frauen“.

Die Grube Marie war zwischen 1867 und 1918 in Betrieb und lag am Südhang der Kalteiche, gefördert wurden Blei-, Zink- und Kupfererze bis in 130 m Teufe. In der Nähe lagen die Gestellsteinbrüche, die bis ca. 1890 Steine für das gesamte Siegerland förderten sowie die ältere, aber kleinere Grube Löwenstern, die bereits vor 1800 bestanden haben muss und zur Grube Marie gehörte. Zu erwähnen ist noch die Grube Bruno, die zwischen 1853 und 1866 266 t Bleierze und 31 t Zinkblende förderte und durch zwei Stollen erschlossen war. 1957 untersuchte die Erzbergbau Siegerland AG die Hänge der Kalteiche durch Probebohrungen in bis zu 800 m Teufe auf Erzgänge. Die Wirtschaftlichkeit des Abbaus der Gänge war jedoch nicht gegeben.

siehe auch Liste von Bergwerken im Siegerland#Wilnsdorf

Religionen

Evangelische Kirche in Wilnsdorf
Katholische Kirche in Wilnsdorf

1311 wurde in einer Stiftung von Philippus von Wilnsdorf erstmalig eine Kirche in Wilnsdorf genannt. 1444 wurde erstmals ein Pfarrer in Wilnsdorf erwähnt. 1530 begann die Reformation im Siegerland zu wirken, Graf Wilhelm der Reiche von Nassau-Dillenburg führte sie ein. Wilnsdorf wurde erst lutherisch, später setzte sich das reformierte Bekenntnis durch. 1651 folgte die Neuordnung der Pfarreien Wilnsdorf und Rödgen. Der evangelische Pfarrer bekam seinen Sitz in Rödgen, der katholische in Wilnsdorf. Beide Kirchen wurden seither simultan genutzt. 1624 und 1664 wurde die Wilnsdorfer Kirche auf den alten Grundmauern der Burg erweitert. 1789 wurde sie abgerissen. Ihr folgte zwei Jahre später eine neue, simultan genutzte Kirche. Die katholische Kirche wurde von 1889 bis 1891 gebaut.

Der Verbund der Pfarreien Wilnsdorf und Rödgen wurde 1892 aufgehoben, Wilnsdorf bekam einen eigenen Pfarrer, der aber trotzdem am Rödgen wohnte, die Gemeinden Ober-, Mittel- und Unterwilden werden in diesem Zuge nach Wilnsdorf umgepfarrt. 1911–13 wurde die jetzige evangelische Kirche errichtet. 1972 erfolgte die Einweihung der jetzigen katholischen Kirche. Die alte Kirche war nach dem 2. Weltkrieg zu klein geworden. Eine Erweiterung kam wegen schlechter Bausubstanz und nasser Mauern nicht in Frage. Seither steht nur noch der Turm der alten Kirche. Dieser wurde nach seiner Restaurierung 1997 unter Denkmalschutz gestellt.

Konfessionsverhältnisse in Wilnsdorf 1818–1939
Konfession 1818 1855 1867 1871 1895 1926 1939
Einwohner 507 694 680 691 780 1034 1152
Evangelisch 319 393 380 470 426 487 532
Katholisch 188 301 286 274 333 505 608
Sonstige Christen 5 10 21 10 12

Während im 19. Jahrhundert der überwiegende Teil der Bevölkerung evangelisch war, waren die Protestanten in Wilnsdorf selbst bereits 1926 in der Minderheit. Heute ist der Ort Wilnsdorf überwiegend katholisch geprägt, während angrenzende Gebiete und manche Gemeindeteile mehr evangelisch sind, besonders in Wilden, das lange Zeit zum Amt Burbach und damit zum Freien Grund zählte, der auch heute noch überwiegend evangelisch ist.

Kirchen- und andere Gemeinden
FeG Wilden, erste im Siegerland gegründete FeG (1875).

Das Gemeindegebiet ist im evangelischen Kirchenkreis Siegen in vier verschiedene Kirchengemeinden aufgeteilt. Die meisten Ortsteile gehören zur Kirchengemeinde Rödgen, das sind Obersdorf (mit Rödgen) und Oberdielfen im Pfarrbezirk I, sowie Niederdielfen, Anzhausen und Flammersbach im Pfarrbezirk II. Zur Kirchengemeinde Wilnsdorf gehören Wilnsdorf, Wilden und Wilgersdorf, wobei die beiden ersten den Pfarrbezirk I bilden und Wilgersdorf den Pfarrbezirk II bildet. Rudersdorf und Gernsdorf gehören zum 2. Pfarrbezirk der Kirchengemeinde Deuz, die flächenmäßig im Kirchenkreis die zweitgrößte ist. Rinsdorf gehört zur Kirchengemeinde Eisern.

Die katholischen Kirchengemeinden der Gemeinde Wilnsdorf gehören zum „Pastoralverbund Südliches Siegerland“ im Dekanat Siegen im Erzbistum Paderborn. Das Gemeindegebiet ist in drei Pfarreien aufgeteilt. Zur Pfarrei Wilnsdorf gehören die Gemeinden „St. Martinus“ mit Wilnsdorf und Wilden, sowie die Gemeinde „St. Josef“ in Wilgersdorf. Die Pfarrei Rödgen ist in drei Gemeinden aufgeteilt: „Herz Jesu“ in Niederdielfen und Oberdielfen, „St. Johannes Baptist“ in Obersdorf / Rödgen und „Maria-Königin“ in Eisern und Rinsdorf. Zur Pfarrei Rudersdorf gehören die Kirchengemeinden „St. Johannes Ev.“ in Gernsdorf, „St. Laurentius“ in Rudersdorf und „St. Antonius“ in Anzhausen mit Flammersbach.

Neben den Kirchengemeinden gibt es in Wilnsdorf und in Wilden je eine Freie evangelische Gemeinde. Während die Wildener FeG bereits 1875 gegründet wurde und damit die älteste im Siegerland ist, besteht die Wilnsdorfer FeG erst seit 1988.

Einwohnerentwicklung

Die Einwohnerzahlen der früheren Gemeinden im Gebiet werden erst seit Anfang der preußischen Herrschaft gründlich erfasst und dokumentiert. Waren die Orte 1818 noch maximal 500 Einwohner groß, ist die Zahl bis heute auf die bis zu 8,5-fache Größe angestiegen (Niederdielfen). Im Gegensatz zu Anzhausen, Gernsdorf oder Oberdielfen, wo die Einwohnerzahl bis in die 1930er Jahre auf das Doppelte stieg, wuchsen Niederdielfen, Wilgersdorf oder Wilden auf oder auf fast die dreifache Größe an. In diesen Orten befanden sich die größeren und tieferen Bergwerke, die mit der Industrialisierung mehr Personal brauchten, was zu einem stärkeren Wachstum der Orte führte. Nach deren Schließung führte der industrielle Standort oder die Lage der Orte das Wachstum fort. Seit 1950 ist die heutige Gemeinde Wilnsdorf auch aufgrund der Autobahnanbindung seit 1967 auf die doppelte Einwohnerzahl angewachsen. Seit einigen Jahren schrumpfen jedoch auch hier diese Zahlen, bis auf wenige Ortsteile, in denen die meisten neuen Wohngebiete angelegt werden. Ein stetiges Wachstum der Einwohnerzahl seit ein paar Jahren hat nur Obersdorf zu verzeichnen. Bis 2006 hatte jeder der elf Ortsteile Wilnsdorfs über 1000 Einwohner. Seit 2007 liegt Rinsdorf mit aktuell 996 unter dieser Zahl, dem folgt Flammersbach mit momentan 1060 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2009).

Amtliche Einwohnerzahlen der Gemeinde Wilnsdorf seit ihrer Gründung[8]
Jahr Einwohner
1969 16.137
1970 16.451
1971 16.774
1972 17.045
1973 17.332
1974 17.580
1975 17.689
1976 17.941
1977 18.353
1978 18.655
Jahr Einwohner
1979 18.770
1980 19.126
1981 19.198
1982 19.332
1983 19.401
1984 19.404
1985 19.689
1986 19.896
1987 19.884
1988 19.929
Jahr Einwohner
1989 20.145
1990 20.497
1991 20.858
1992 21.241
1993 21.246
1994 21.430
1995 21.630
1996 21.631
1997 21.704
1998 21.777
Jahr Einwohner
1999 21.704
2000 21.637
2001 21.618
2002 21.568
2003 21.533
2004 21.430
2005 21.405
2006 21.286
2007 21.197
2008 21.042

Kernort Wilnsdorf

Die frühere Gemeinde Wilnsdorf war im Jahre 1461 mit 150 Einwohnern die zweitgrößte Gemeinde im Siegerland. Dies änderte sich jedoch später, 1839 stand sie an 10., 1900 an 28. Stelle. Der Ort entwickelte sich ab der Machtübernahme Preußens bis in die 1870er Jahre nur schleppend bis auf knapp 700 Einwohner. Dann stieg die Zahl schneller an. 1925 wurden erstmals über 1000 Einwohner gezählt. Bis zum Autobahnbau 1967 wuchs der Ort um weitere 1000 Bewohner, bis 1982 nochmal um 1000 auf über 3000 Einwohner an. 2005 hatte der Ort seinen bisherigen Höchststand mit 3535 Einwohnern. Seitdem nimmt diese Zahl leicht ab.

Jahr Einwohner
1461 150
1563 204
1815 527
1818 507
1831 618
1839 661
1843 643
1849 679
1852 685
1855 694
Jahr Einwohner
1858 686
1864 684
1867 680
1871 691
1875 668
1885 737
1895 780
1900 849
1905 856
1910 901
Jahr Einwohner
1914 943
1918 912
1925 1.002
1926 1.034
1930 1.056
1933 1.114
1936 1.159
1939 1.141
1940 1.187
1943 1.247
Jahr Einwohner
1946 1.403
1950 1.438
1961 1.645
1967 2.084
1969 2.106
1982 3.125
2005 3.535
2006 3.491
2008 3.409
2009 3.481

Politik

Das Rathaus in der Wilnsdorfer Ortsmitte
Rathaus Wilnsdorf - Teil II

Gemeinderat

Die 36 Sitze des Gemeinderates verteilen sich nach der Kommunalwahl vom 27. September 2009 wie folgt:

CDU SPD FDP GRÜNE Gesamt
2009 20 9 5 2 36

Bürgermeister

Bis 1997 gab es in Wilnsdorf statt eines hauptamtlichen Bürgermeisters einen Gemeindedirektor. Der Stadt- bzw. Gemeindedirektor war Chef der Verwaltung und Vertreter der Kommune in allen Rechts- und Verwaltungsangelegenheiten. Er musste nachweisbar für seine Aufgabe fachlich qualifiziert sein und eine ausreichende berufliche Erfahrung mitbringen. Er wurde vom Rat der Gemeinde auf acht Jahre gewählt, durfte aber selbst kein Ratsmitglied sein.

Der Bürgermeister dagegen wurde aus der Mitte des Rates für die Dauer der Ratswahlperiode, also fünf Jahre, gewählt. Er musste Ratsmitglied sein. Wie jedes andere Ratsmitglied war er nebenamtlich tätig, er hatte also neben dem Ratsmandat i.d.R. einen normalen Beruf. Aufgabe des Bürgermeisters war der Vorsitz im Rat und im Hauptausschuss sowie politische Repräsentationstätigkeit für den Rat.

Mit dem Änderungsgesetz zur Kommunalverfassung von 1994 wurde vom nordrhein-westfälischen Gesetzgeber festgelegt, dass die bisherige Doppelspitze spätestens mit der Kommunalwahl 1999 abgeschafft und die Spitzenfunktionen mittels Direktwahl durch die Bürgerschaft auf eine Person, nämlich den hauptamtlichen Bürgermeister, übertragen werden.

Bürgermeister Wilnsdorfs 1969–1997
Gemeindedirektor bzw. hauptamtliche Bürgermeister Wilnsdorfs
  • 1969–2004: Karl Schmidt (CDU)
  • 2004–2009: Werner Büdenbender (CDU)
  • seit 2009: Christa Schuppler (CDU)

Wappen

Wappen Wilnsdorfs, ehemalig des Amtes Wilnsdorf
Wappen der ehemaligen Gemeinde Wilnsdorf

Das Wappen wurde am 17. August 1937 verliehen und war bis 1969 das Wappen des Amtes Wilnsdorf. Im Zuge der kommunalen Gebietsreform wurde es als Wappen für die neue Großgemeinde Wilnsdorf übernommen. Das Wappen der ehemaligen Gemeinde Wilnsdorf, verliehen am 31. Juli 1939, hat 1969 offiziell seine Rechtsgültigkeit verloren.

Beschreibung des Wappens

Erhöht geteilt; oben in Blau ein von sieben goldenen (gelben) Schindeln begleiteter, wachsender, rot bewehrter, goldener Löwe, unten geteilt von Silber (Weiß) und Schwarz mit zwei Pfählen in verwechselten Farben. Im oberen Teil des Gemeindewappens befindet sich der nassauische Löwe. Blau und Gold symbolisieren die Farben des Hauses Nassau. Die untere Hälfte besteht aus dem Schild des Rittergeschlechts von Kolbe in den Farben Silber und Schwarz.

Städtepartnerschaften

Seit dem 2. Oktober 1992 besteht eine Städtepartnerschaft zwischen Wilnsdorf und Steinbach-Hallenberg in Thüringen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen und Kultur

Fördergerüst Niederdielfen
Museum Wilnsdorf

In der Nähe des Rathauses befindet sich das Museum Wilnsdorf, bestehend aus Volkskundlichem Museum und kulturgeschichtlicher Begegnungsstätte. Das Volkskundliche Museum vermittelt auf zwei Etagen realitätsnahe Einblicke in viele Bereiche von Leben und Arbeit im südlichen Siegerland zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Eine separate Ausstellung erinnert an die Zeit des Siegerländer Bergbaus. Ein Naturkundliches Kabinett gibt Aufschluss über die Insekten und Pflanzen des Siegerlandes. Die Kulturgeschichtliche Begegnungsstätte ermöglicht eine „Reise durch die Zeit“: Von der Erdgeschichte über die Steinzeiten und die antiken Hochkulturen bis ins Mittelalter und in die Neuzeit. Wechselnde Sonderausstellungen vertiefen und erweitern das Spektrum.

Heimatstube Rinsdorf

In der im Jahre 1791 erbauten ehemaligen Kapellschule werden Zeugnisse und Werkzeuge aus der Bergbaugeschichte und der Siegerländer Handwerkskunst ausgestellt. Zudem gibt es ein originalgetreu eingerichtetes Schulzimmer aus dem 19. Jahrhundert. Grubenlampen und eine Mineraliensammlung und eine Ausstellung von Werkzeugen für Landwirtschaft und Erzbergbau werden ausgestellt. Vor dem Gebäude befinden sich eine Bergmannsstatue und ein Grubenwagen. Daneben wird vor allem die geschichtliche und kulturelle Entwicklung Rinsdorfs gezeigt. Im Anbau sind zahlreiche landwirtschaftliche Geräte zu sehen.

Förderturm Niederdielfen

Auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Wilnsdorf waren bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts dutzende Gruben in Betrieb. Der ursprüngliche Förderturm der Grube Grimberg in Niederdielfen wurde im Jahre 1911, als der Betrieb eingestellt wurde, abgerissen. 1995 wurde auf dem Grubengelände der Förderturm des Julianschachtes aus Bensberg wiederaufgebaut und erinnert somit an die fast 2500 jährige Geschichte des Bergbaus und der Eisenverhüttung in der Region. Der 16 m hohe Turm mit seinem Schachtgebäude ist dabei, obwohl er nicht aus der Region kommt, als typisch für die Förderanlagen im Siegerland anzusehen. Um den Turm und in seinem Inneren sind Zeugnisse und Geschichte des Siegerländer Erzbergbaus zu sehen.

Rieselwiese Rinsdorf

In Rinsdorf befindet sich an der Landesstraße L 907 die aus dem Jahr 1996 stammende Rieselwiese. Da für die Herstellung der für die Eisenverhüttung wichtigen Holzkohle im Siegerland keine Wälder gerodet werden durften, waren Heuwiesen für die Futtergewinnung für das Vieh Mangelware. Aus diesem Grund wurden die wenigen Wiesen in den Talgründen von den Siegerländer Bauern seit 1534 mittels eines komplexen Systems bewässert, um sie durch die im Wasser enthaltenen Schwebstoffe und Mineralien ertragreicher zu machen. Somit konnten die Erträge für das Winterfutter um ein Drittel gesteigert werden. Durch die 1853 in Siegen gegründete Wiesenbauschule wurde der Siegerländer Wiesenbau weltweit bekannt. Erst durch die Entwicklung des Kunstdüngers und der Drainagetechnik verlor der Wiesenbau und somit auch die Rieselwiesen seine Bedeutung.

Bauwerke

Pfarrkirche Rödgen
Pfarrkirche in Obersdorf/Rödgen

Die Pfarrkirche in Wilnsdorf-Obersdorf/Rödgen wurde am 4. März 1328 das erste Mal urkundlich erwähnt. Die alte Kirche wurde 1778 wegen Baufälligkeit abgerissen und zwischen 1779 und 1782 in der heutigen Form wiederaufgebaut. Aufgrund von Streitigkeiten zwischen Katholiken und Protestanten wurde in den Jahren 1787/88 westlich des Turm eine neue Kirche gebaut, so das sich der Kirchturm in der Mitte des Gebäude befindet und von beiden Konfessionen benutzt werden konnte. Somit stellt sie auch ein Zeichen der Kompromissbereitschaft zwischen den beiden Konfessionen dar. Der Kirchturm selbst steht auf einem romanischen Fundament. An dem Turm befindet sich eine Gedenktafel aus dem Jahr 1765 mit lateinischer Inschrift. Das Glockenspiel besteht aus drei Glocken. Die Älteste aus dem Jahr 1515 trägt den Namen Maria und ist ca. 300 kg schwer. Die zweite, dem heiligen Martin geweihte Glocke, stammt aus dem Jahr 1924 und ist ca. 500 kg schwer. Die jüngste aus dem Jahr 1959 wiegt ca. 723 kg und trägt keinen eigenen Namen. Auf ihr ist ein Vers des aus Obersdorf stammenden Dichters Wilhelm Schmidt zu sehen. Das Gebäude der älteren, evangelischen Kirche ist 23 m lang und ca. 13 m breit. Das Gebäude mit seinen 3/6 Chorschluss wird durch die schlanken, hohen Fenster mit Rundabschluss geprägt. Die ursprüngliche, aus dem Jahr 1680 stammende Orgel wurde in dem ursprünglichen Gebäude 1782 wiederaufgestellt, im Jahr 1858 aber durch eine neue ersetzt. Die zurzeit in der Kirche befindliche Röver-Orgel aus dem Jahr 1899 ist eine Rarität in Westfalen.

Eremitage

Die Wallfahrtstätte Eremitage liegt an der B 54 nördlich von Obersdorf, westlich von Niederdielfen und stammt aus dem Jahre 1684. Zu dieser Wallfahrtstätte gehören eine Kapelle, ein Heiligenhäuschen mit Eremitengrab, ein Kreuzweg, ein Waldaltar und eine Eremitenklause. In der Kapelle befindet sich ein Altar aus dem Jahre 1736. Die Klause gehört zu den ältesten Fachwerkhäusern im Siegerland. Die Wallfahrtstätte Eremitage wurde 1953 erweitert mit der Gründung des Kloster des Klarissen-Ordens (OSC). Seit 1993 wird das Haus von der Caritas zur Schulung pflegender Angehöriger von Demenzkranken im Kreis Siegen-Wittgenstein genutzt.

Ev. Kirche Wilnsdorf

Die evangelische Kirche in Wilnsdorf wurde zwischen 1911 und 1913 auf den alten Grundmauern der Wilnsdorfer Burg erbaut und fasst bis zu 600 Menschen. Im Gegensatz zu vielen anderen Kirchen befindet sich der Kirchenturm im hinteren Teil der Kirche. Im vorderen Teil sind an der linken Seitenwand ein Wappen und Symbol der Herren von Wilnsdorf, an der rechten Wand ein brennender Turm und die Jahreszahl „1233“ in Erinnerung der Zerstörung Wilnsdorfs in diesem Jahr zu sehen. 1977 erhielt die Kirche Denkmalschutzstatus. Seit 2009 wird sie teilweise saniert.

Arrestgebäude Wilnsdorf

Das Arrestgebäude ist eine der wenigen vollständig erhaltenen Gebäude dieser Art überhaupt und ist ein gutes Beispiel für die polizeiliche Arbeit des 19. Jahrhunderts. Zwischen 1837 und 1839 wurde es erbaut. Ungewöhnlich für die damalige Zeit wurde das Dach mit Schiefern gedeckt und nicht, wie üblich, mit Stroh. Genutzt wurde es im kompletten Amt Wilnsdorf. Nachdem ein Gefangener aus einer der zwei Zellen durch das Dach geflohen war, zog man 1927 Betondecken ein. Bis September 1959 wurde das Arrestgebäude genutzt. 1988 wurde das Gebäude renoviert und in die Wilnsdorfer Denkmalliste aufgenommen. Heute kann es besichtigt werden, es bietet einen Einblick in den Strafvollzug der damaligen Zeit.[9]

Dorfschmiede Wilden

Die aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammende Schmiede ist dank des Einsatzes des Wildener Heimatvereins fast vollständig erhalten und kann bei besonderen Anlässen in Betrieb besichtigt werden. Die Schmiede war bis in die 1960er Jahre in Betrieb und stand ursprünglich im Köhlerweg. In ihr wurden Werkzeuge für Landwirtschaft, Hauberg und Bergbau hergestellt, repariert und geschärft, bis 1980 wurde sie nur noch sporadisch betrieben. 1984 wurde die Schmiede in der Wildener Ortsmitte wiederaufgebaut.

Wassermühle Niederdielfen

Die am Filsbachtälchen gelegene Mühle aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde in den Jahren 1992/93 funktionstüchtig restauriert und kann bei Gelegenheit mehrere Male im Jahr in Betrieb besichtigt werden. Das Mahlwerk der Mühle einschließlich der zum Teil geschmiedeten, zum Teil aus Gusseisen hergestellten Mechanik, ist vollständig erhalten. Das Baudatum ist nicht genau bestimmbar. Urkundlich belegt ist die Mühle aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, mündliche Überlieferungen gehen auf das Jahr 1729 zurück.

Eisenzeitlicher Schmelzofen Obersdorf
La-Tène-Ofen Obersdorf

Durch die oberflächennah vorkommenden Eisenerze, welche ohne komplizierte bergbauliche Verfahren gewonnen werden konnten, reicht die Periode der Eisenverhüttung im Siegerland schon bis in die La-Tène-Zeit 500 v. Chr. zurück. Davon zeugt der auf dem Homberg gelegen eisenzeitliche Windofen in der Nähe der Silberquelle in Obersdorf. Er wurde originalgetreu wieder aufgebaut und in einem kleinem Häuschen mit Glasfront untergebracht.

Denkmäler

Die Denkmalliste der Gemeinde Wilnsdorf besteht momentan aus 61 Denkmälern, davon 57 Baudenkmäler, drei Bodendenkmäler und ein bewegliches Denkmal. 39 dieser Denkmäler befinden sich in privatem Besitz, neun in kirchlichem, zehn in gemeindlichem, zwei in Landes- und eins in Bundeseigentum.[10]

Musik und Theater

1976 wurde eine Jugendmusikschule in der noch jungen Gemeinde Wilnsdorf eingerichtet. Diese unterrichtet heute ca. 350 Schüler in zwölf verschiedenen Instrumenten und Gesang. In den elf Ortsteilen gibt es acht CVJM Posaunenchöre und verschiedene andere Musikvereine sowie verschiedene gemischte Chöre und Gesangsvereine.

Wilnsdorf bietet in Aula und Forum des Gymnasiums, sowie in der Wilnsdorfer Festhalle und in diversen Bürger- und Dorfgemeinschaftshäusern Platz für Musik- und Theateraufführungen von Gemeinde, Schulen oder extern.

Sport

Sportplätze gibt es in allen elf Ortsteilen. Seit ein paar Jahren werden nach und nach alle umgebaut und mit Kunstrasen und Kleinspielfeldern ausgestattet. Turnhallen gibt es in fast allen Ortsteilen, in Flammersbach und in Gernsdorf gibt es keine. Ebenfalls stehen in allen Ortsteilen Bolzplätze bereit. Drei Volleyballfelder, zwei Tennisclubs sowie zwei Reiterhöfe ergänzen die Sportmöglichkeiten. Im Freizeitpark „Höhwäldchen“ in Wilnsdorf gibt es zudem ein Fitness-Center mit Sauna und Möglichkeiten zum Volleyball-, Tennis- und Squashspielen. Der Sportplatz in der Nähe, der über eine Fußgängerbrücke über die L 722 mit dem Gymnasium verbunden ist, besteht seit 1977. 2007 wurde er saniert.

Dem Wilnsdorfer Gemeindesportverband (GSV) gehören 40 Vereine aus der Gemeinde an. Fast jeder Ort hat seinen eigenen Sportverein, einige sind jedoch ortsübergreifend. Der bekannteste unter ihnen ist der TuS Wilnsdorf-Wilgersdorf. Hier begann z. B. Gerhard Neuser seine Karriere. Der Verein entstand am 20. Juni 1970 durch den Zusammenschluss des 1910 gegründeten VfB Wilnsdorf und des TuS Wilgersdorf.[11] Wie der VfB Wilnsdorf, wurden auch in anderen Ortsteilen bereits vor dem ersten Weltkrieg Sport- und Turnvereine gegründet, wie z. B. in Flammersbach, Anzhausen oder Wilden. Der Wildener Sportverein wurde allerdings 1928 durch den aktuellen ersetzt.

Regelmäßige Veranstaltungen

Festhalle Wilnsdorf
  • In regelmäßigen Abständen finden in Festhalle, Museum Wilnsdorf oder Haus Heimat Rudersdorf Ausstellungen, Börsen oder (Film-)Vorführungen statt, wie z. B. die „Bergbau- und Mineralienbörse“ oder verschiedene Modellbaubörsen.
  • In Aula und Forum des Wilnsdorfer Gymnasiums finden regelmäßig Vorführungen und Theaterstücke statt.
  • Seit März 1985 findet mittwochs in Wilnsdorf ein Wochenmarkt statt.
  • In regelmäßigen Abständen finden in Wilnsdorf Natur- und Bauernmärkte, Markfeste oder Flohmärkte statt.
  • Seit 1993 findet jedes Jahr im September oberhalb des Wildener Sportplatzes das „Wilnsdorfer Drachenfest“ statt. 2009 kamen knapp 3000 Besucher.[10]
  • Jedes Jahr am 1. Mai lädt der Angelverein Wilden zum Landeskroner Weiher ein.
  • Jedes Jahr an Christi Himmelfahrt richtet der VfB Wilden ein beliebtes Straßenfußballturnier aus.
  • Seit 2008 findet in Wilden ein Dorffest statt.

Die Wilnsdorfer Festhalle entstand 1985 nach dem Umbau der ehemaligen Fabrik „Krey“. Sie weißt einen Saal mit 540 m² Größe und einen Mehrzweckraum mit 109 m² Größe auf. Der Saal fasst bis zu 700 Stühlen in Reihen, in ihm befindet sich zusätzlich eine Bühne. [12] 2009 fanden in der Festhalle 113 Veranstaltungen statt.[10]

Wirtschaft und Infrastruktur

Industrie

Seit dem Bau der Autobahn in den 1960er Jahren wuchs die Zahl der Arbeitsplätze in Wilnsdorf um 2000 auf knapp 4000 Arbeitsplätze an. Die gesamte Industriefläche der Gemeinde beträgt heute etwa 172 ha. Das größte Industriegebiet „Lehnscheid“ liegt zwischen Wilnsdorf und Rinsdorf im Heckenbachtal, welches über eine zusätzliche Auffahrt direkt an die Autobahn 45 angeschlossen ist. Der Heckenbach wurde dafür extra umverlegt.

Industriegebiete

Folgende Industriegebiete gibt es in Wilnsdorf:[13]

Industriegebiet Lage Fläche Bemerkung
Lehnscheid I-V zw. Wilnsdorf und Rinsdorf ca. 83 ha 1971 / 72 erschlossen
Lehnscheid VI / Wilden-Nord zw. Wilnsdorf und Wilden ca. 20 ha 2004 / 05 erschlossen
Klabach-Mühlengraben zw. Anzhausen und Flammersbach ca. 20 ha
Auf der Struth zw. Anzhausen und Rudersdorf ca. 17 ha genannt „Anzhäuser Mühle“
Industriestraße in Niederdielfen ca. 17 ha
Bautenberg in Wilden ca. 6 ha ehemaliges Grubengelände
Landeskrone I und II in Wilden ca. 9 ha

Unternehmen

In Niederdielfen befindet sich der Hauptsitz von Siegenia Aubi, dem größten von ca. 100 Arbeitgebern in der Gemeinde Wilnsdorfs. Weitere Unternehmen sind unter anderem:

  • Dometic Umformtechnik
  • Gayko Fenster-Türenwerk
  • Gimaex-Schmitz
  • IKS Klebetechnik
  • Kühne + Nagel Spedition
  • KUKA Roboter, Niederlassung West
  • ThyssenKrupp Nirosta
  • Reuco Maschinenbau
  • Runkel Hochbau
  • Schenker Spedition
  • Siegenia Aubi
  • Stumpf Metall
  • Weisstalwerk Stahlleichtbau

Verkehr

Bahnhofsgebäude Rudersdorf
Das ortsbildprägende Viadukt in Niederdielfen

Wilnsdorf liegt an der Bundesstraße 54. Die Straße zieht sich von Süden bis Nordwesten durch das Gemeindegebiet und verlässt es nördlich von Obersdorf. 1976 wurde die Streckenführung der B 54 geändert. Bis dahin verlief die Straße von Wilnsdorf über Oberwilden und Gilsbach nach Burbach und durch die Gambach in Richtung Lippe. Aus dem Teilstück Wilnsdorf–Burbach wurde die L 723. Die aktuelle Strecke führt über die Kalteiche (alte B 277) und östlich von Würgendorf in Richtung Lippe. Verschiedene Land- und Kreisstraßen ziehen sich durch das Gemeindegebiet. 1982 wurde die Straße bis zur Anzhäuser Mühle ausgebaut, man schaffte damit eine bessere Anbindung der Orte Anzhausen und Rudersdorf an Wilnsdorf. Die Strecke ist heute ein Teilstück der L 722, die sich ebenfalls durch das gesamte Gemeindegebiet erstreckt. An ihr liegen Wilden, Wilnsdorf, Rudersdorf und Gernsdorf.

Wilnsdorf verfügt über eine eigene Anschlussstelle zur Autobahn A45 (Sauerlandlinie), in deren unmittelbarer Nähe im September 2005 ein Autohof im Industriegebiet Lehnscheid VI / Wilden Nord u. a. mit einer Tankstelle, einem Hotel und mehreren Restaurants eröffnet wurde.

Mit dem Bahnhof Rudersdorf ist Wilnsdorf an die Dillstrecke angeschlossen. Zusätzlich gibt es in Niederdielfen eine Haltestelle. Die Strecke wurde im Jahr 1915 freigegeben. Bis in der 1950er Jahre war Wilnsdorf über den Ortsteil Wilden mit der Freien Grunder Eisenbahn verbunden. Die Strecke verlief von Unterwilden nach Salchendorf (Neunkirchen). Ursprünglich sahen es die Planungen vor, die Strecke über Oberwilden und Wilnsdorf nach Wilgersdorf zu führen, diese Pläne wurden jedoch nach der Stilllegung der Grube Neue Hoffnung verworfen.

Etwa 12 km südlich liegt der Siegerlandflughafen, der von Wilnsdorf über die Bundesstraße 54 zu erreichen ist.

Medien

Regionale Tageszeitungen sind Siegener Zeitung mit Sitz in Siegen, Westfalenpost und Westfälische Rundschau. Neben diesen Zeitungen stehen mit „SiegerlandKurier“, „Siegerländer Wochenanzeiger“ (kurz: SWA) und der „Hellertaler Zeitung“ regionale Anzeigenblätter zur Verfügung. Die „Hellertaler Zeitung“ ist eine ehemalige regionale Tageszeitung, die nur in Wilden verteilt wird.

Ab 1981 wurde Kabelfernsehen in der Gemeinde Wilnsdorf verlegt und eingerichtet. Radio (unter anderem Radio Siegen) kann über den in Neunkirchen stehenden Sendeturm empfangen werden. Da Wilnsdorf im Grenzgebiet zwischen Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz liegt, kann außer dem regionalen Radio Siegen noch die Radioprogramme des WDR, sowie die des hr und FFH im Hessischen und die SWR-Programme und RPR1 in Rheinland-Pfalz empfangen werden. Seit Herbst 2005 ist auch in Wilnsdorf mit DSL der Breitbandinternetzugang über Telefonleitung, mittlerweile auch über Kabel, möglich.

Öffentliche Einrichtungen

Die Wilnsdorfer Bibliothek ist neben dem Rathaus II in der Nähe der Festhalle untergebracht und bietet knapp 16.500 Medien wie Bücher, CD-ROMs, CDs oder DVDs zum Ausleihen an. Außerdem stehen sieben Ortsteilbüchereien zur Verfügung.[14]

Bildung

Das 1990 gegründete Gymnasium in Wilnsdorf hat rund 1000 Schülerinnen und Schüler und etwa 70 Lehrkräfte. 1992 zog die Realschule aus dem heutigen Gymnasiumsgebäude aus, da der Platz für beide Schulen zu klein wurde. Im Jahr 2009 konnte eine neu gebaute Mensa eingeweiht werden. Schulleiterin ist Sybille Hensel-Knappstein.

Am 1. September 1974 gründete sich die Wilnsdorfer Realschule im ehemaligen Hauptschulegebäude auf der Hohen Roth in Wilnsdorf. 1977 erfolgte der Umzug in den Neubau in der Nachbarschaft. Nachdem das Gymnasium rasant anwuchs, zog die Realschule 1992 in das umgebaute und mit Anbauen versehene Hauptschulegebäude in Niederdielfen.[15] Im Jahr 2009 wurde auch hier eine Mensa erbaut und eingeweiht. Heute hat die Realschule Wilnsdorf etwa 540 Schüler und 26 Lehrer. Rektor ist Wolfgang Kuhn. Neben einer angeschlossenen Turnhalle steht die Mehrzweckhalle mit dem Namen „Adolf Sänger Halle“ und ein Sportplatz in der Nähe zur Verfügung.

In den Jahren 1972/73 erfolgte der Bau der neuen Hauptschule am „Hoheroth“ in Wilnsdorf. Bald darauf zog sie nach Niederdielfen in ein neues Hauptschulgebäude, da die 1974 gegründete Realschule Platz brauchten. Bereits Anfang der 1990er zog die Hauptschule abermals um, das Gymnasium stetig wuchs und die Realschule die alten Räume in Dielfen bekommen sollte. Seitdem befindet sich die Hauptschule in einem Neubau im Wilnsdorfer Ortsteil Rudersdorf.

Die Ortsteile Anzhausen, Niederdielfen, Obersdorf, Rudersdorf, Wilden, Wilgersdorf und Wilnsdorf verfügen über eine eigene Grundschule. Niederdielfen und Obersdorf sowie Wilnsdorf und Wilden stellen jedoch einen Schulverband dar, eine Schulleitung befindet sich hier nur in einer der beiden Schulen. In Rudersdorf befindet sich zudem noch eine Freie Christliche Grundschule, die im Jahr 2009 241 Schülerinnen und Schüler aufwies.[10]

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • Karl Schmidt (* 1937), Politiker (CDU), erster Ehrenbürger der Gemeinde Wilnsdorf (2004)

Söhne und Töchter der Gemeinde

Weitere Persönlichkeiten

Folgende Persönlichkeiten stammen nicht aus Wilnsdorf, haben aber in der Gemeinde gewirkt.

Literatur

  • Elmar Schneider: 800 Jahre Wilnsdorf 1185-1985, Selbstverlag, Wilnsdorf 1985
  • Franz Dango: Wilnsdorf - Geschichte und Landschaft, Verlag Vorländer, Siegen 1955
  • Kurt Becker: Unsere Väter - die Bergleute der Grube Bautenberg zwischen Gilsbach und Wilden, Dill und Westerwald, Dillbrecht 1994

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2024 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 18. Juni 2025. (Hilfe dazu)
  2. T. Hundt, G. Gerlach, F. Roth, W. Schmidt: Beschreibung der Bergreviere Siegen I, Siegen II, Burbach & Müsen; Bonn 1887
  3. wilnsdorf.de: Bevölkerung und Flächen
  4. Kreis Siegen-Wittgenstein: Zahlen - Daten - Informationen, Ausgabe 2009/2010
  5. Dr. Trutzhart Irle: Das alte Siegerland, Gronenberg Verlag Gummersbach, 1978
  6. a b denkmalprojekt.org: Ehrenmal Wilnsdorf
  7. wilnsdorf.de: Bauplätze
  8. Landesdatenbank NRW
  9. wilnsdorf.de: Arrestgebäude Wilnsdorf
  10. a b c d wilnsdorf.de: Jahresbericht 2009
  11. Satzung des Turn- und Sportvereins Wilnsdorf/Wilgersdorf 12/26 e.V.
  12. siwikultur.de: Festhalle Wilnsdorf, Mehrzweckraum und Versammlungsraum Festhalle Wilnsdorf (Saal)
  13. wilnsdorf.de: Industrie- und Gewerbeflächen
  14. wilnsdorf.de: Bibliothek und Büchereien
  15. 1974-1999: 25 Jahre Realschule Wilnsdorf, NK-Druck Neunkirchen, August 1999
Commons: Wilnsdorf – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien