Wurmerkrankung
Würmer sind Parasiten, die im Darm des Wirtes leben und dort ihre Eier legen. Der nächste Wirt nimmt sie auf, wenn er mit Kot verunreinigte Lebensmittel zu sich nimmt. Manche Wurmlarven durchlaufen aber während ihrer Entwicklung auch den übrigen Körper und es gibt Würmer, die im Fleisch eines Zwischenwirtes überdauern, um so vom nächsten Wirt gegessen zu werden. Deshalb können sich Würmer überall im Körper eines Wirtes finden. Daher unterliegt das Fleisch von Schlachttieren einer regelmäßigen amtlichen Trichinenschau. Wurmerkrankungen können lange unerkannt bleiben. Durch die Nahrungskonkurrenz können neben unspezifischen Bauchbeschwerden auch Mangelsyndrome auftreten (z.B. Blutarmut nach jahrelangem Vitamin B12-Mangel). Invasive Wurminfektionen verursachen eine Eosinophilie (Überschuß an eosinophilen Granulozyten im Blut). Im Eizelfall kommen z.B. Muskel- und Gelenkschmerzen oder Sehstörungen bei Manifestation in einzelnen Organen vor. Die meisten Würmer zählen zu den Rundwürmern (Nematoden), daneben gibt es Bandwürmer (Cestoden). Die Bilharziose wird von Schistosomen hervorgerufen, die biologisch zu den Saugwürmern (Blutegeln, Trematoden) zählen. Rundwürmer werden mit Mebendazol behandelt, Bandwürmer und Schistosomen mit Praziquantel. Im Folgenden werden die häufigsten Würmer dargestellt.
Rundwürmer (Nematoden)
Enterobius vermicularis (Madenwurm)
Der Madenwurm ist ein ca. 1 mm langer weißer nichtinvasiver Wurm, der weltweit vorkommt. Er ernährt sich vom Nahrungsbrei im Darm, nachts kriechen die Weibchen nach draußen, um auf der Analhaut ihre Eier abzulegen, was einen starken Juckreiz verursacht. Die Infektion macht sonst keine Symptome. Bei genauem Hinsehen kann man die kleinen Würmer auf dem Kot erkennen. Durch den Juckreiz und das Kratzen werden die Eier auf die Umgebung verteilt und über die Finger in den Mund wieder aufgenommen. Zur Diagnosestellung werden die Eier mit Klebeband von der Analhaut abgetragen. Die Umgebung des Patienten, v.a. Bettwäsche, muß desinfiziert werden. Auch Kontaktpersonen müssen untersucht werden.
Trichuris trichuria (Peitschenwurm)
Der Peitschenwurm hat seinen Namen von seinem langen dünnen Schwanz, mit dem er in der Darmschleimhaut festsitzt. Er betätigt sich als Nahrungskonkurrent, und bei starkem Befall kann er Bauchschmerzen verursachen. Er legt seine Eier in die Darmschleimhaut, die schlüpfenden Larven entwickeln sich an Ort und Stelle zum adulten Wurm. Ausgeschiedene Eier können von nächsten Menschen mit der Nahrung aufgenommen werden.
Ascaris lumbricoides (Spulwurm)
Der Spulwurm ist weltweit der häufigste vorkommende Wurm. Sein Vermehrungszyklus ähnelt dem des Peitschenwurms. Die Larven des Spulwurms durchdringen allerdings die Darmwand und gelangen über die Blutbahn in die Lunge. Sie durchbrechen dort die Wand der Lungenbläschen und werden über die Luftröhre in den Rachen aufgehustet und dann über die Speiseröhre und den Magen wieder in den Darm verschluckt. Der Spulwurm zeigt dadurch seine Verwandschaft zu verschiedenen Tropenwürmern, deren Larven über die Haut aufgenommen werden können, um dann auf dem selben Weg zu ihrer eigentlichen Nahrungsquelle im Darm zu gelangen.
Ancylostoma duodenale und Necator americanus (Hakenwürmer), Strongyloides stercoralis (Zwergfadenwurm)
Die Larven dieser Würmer können bei längerer Kontaktzeit (mindestens 20 Minuten) die Haut durchdringen. Das passiert z.B. beim Barfußgehen über eine Kloake. Ihr weiterer Vermehrungszyklus entspricht dann dem das Spulwurms. Der fertige Wurm legt im Darm Eier, aus denen noch im Darm Larven schlüpfen, die dann ausgeschieden werden. Beim Zwergfadenwurm durchdringen manche Larven wieder die Darmwand des Wirttes, um den Zyklus erneut zu durchlaufen (Autoinfektion).
Trichinella spiralis
Dieser Wurm gebärt im Darm Larven, die die Darmwand durchdringen, sich über das Blut ausbreiten und in der Muskulatur Zysten bilden, um so vom nächsten Lebewesen aufgenommen zu werden. Der Vermehrungszyklus ähnelt damit dem des Schweinebandwurms.
Bandwürmer (Cestoden)
Bei Bandwürmern muß man unterscheiden zwischen dem Enwirt, er trägt die Würmer im Darm, und dem Zwischenwirt. Der Zwischenwirt nimmt die Larven über verunreinigte Nahrung auf, sie durchdringen die Darmwand und setzten sich in der Muskulatur als Finnen ab, die so vom Endwirt (einem Raubtier) gefressen werden sollen. Da der Mensch normalerweise nicht gefressen wird, kommt er nur als Fehlzwischenwirt in Frage.
Der Mensch ist Endwirt beim Schweinebandwurm (Taenia solium) und beim Rinderbandwurm (T. saginata). Der Fischbandwurm (Diphyllobothrium latum) ist mittlerweile weitgehend ausgerottet. Der Wurm ist im Darm Nahrungskonkurrent. Bandwürmer sind viel länger als Rundwürmer, der Patient findet ihre abgefallenen Glieder im Stuhl.
Ganz anders ist die Situation beim Hundebandwurm (Echinokokkus granulosus) und beim Fuchsbandwurm (E. multilocolaris), wo der Mensch Fehlzwischenwirt ist. Die Finnen lagern sich meist in der Leber ab, können aber auch andere Organe betreffen und dort Beschwerden verursachen. Der Hundebandwurm kann operativ entfernt werden, die Finnen des Fuchsbandwurms sind in ihrem Wachstum schlechter abgrenzbar und führen auf die Dauer zum Tode. Diese Bandwürmer kommen bei uns nur selten vor, trotzdem soll man vorsichtshalber freiwachsende Waldfrüchte nicht essen.
Bilharziose
Die Bilharziose kommt vor allem in Ägypten am Nil, aber auch an Flüssen im nahen und fernen Osten vor. Sie wird nur beim Baden im ufernahen Wasser übertragen, weil nur dort bestimmte Schnecken vorkommen. Sie legen Eier, aus denen die Gabelschwanzzerkarie schlüpft. Sie ist etwa 1 mm lang und durchdringt direkt die Haut. In der Blutbahn entwickelt sie sich zum etwa 1 cm langen Wurm. Dessen Eier gelangen durch Gefäßverletztungen in den Darm oder die Blase, von wo aus sie ausgeschieden werden. Aus ihnen schlüpft die Wimpernlarve, die wiederum die Schnecken infiziert. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist also nicht möglich. Die Infektion kann nach Jahren durch blutigen Stuhl oder Urin auffallen.
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