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Prieschka

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Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde

Prieschka ist ein Ortsteil der Stadt Bad Liebenwerda im Landkreis Elbe-Elster im Land Brandenburg unweit der Grenze zu Sachsen.

Prieschka gehörte bis zur Kreisgebietsreform in Brandenburg im Jahr 1993 zum Landkreis Bad Liebenwerda und wurde im gleichen Jahr in die Stadt Bad Liebenwerda eingemeindet. Der Ort besitzt derzeit 343 Einwohner[1] und liegt linksseitig an der Einmündung der Großen Röder in die Schwarze Elster.

Geschichte

Ortsname

Prieschka verdankt seinen Namen wahrscheinlich dem slawischen Bresa, Brisa, was soviel wie Birke heißt. Eine erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte 1325. 1408 wird er als Brissigk erwähnt.[2] Später wird der Ort Prischk genannt.

Ortsgeschichte

Die Gründung des Ortes geht auf eine slawische Siedlung um etwa 800 zurück. Diese soll sich auf einer vom Wasser der Schwarzen Elster umgebenen Insel inmitten eines Waldes befunden haben. Hier sollen sich beim heutigen Kern Prieschkas etwa 30 bis 40 Slawen niedergelassen haben. Die Anlegung des Dorfes erfolgte in einer typischen Hufeisenform, welche auch als Rundweiler bezeichnet wird.

Prieschka gehörte ursprünglich zur Herrschaft Würdenhain. Kernstück der Herrschaft war der etwa 1700 Morgen umfassende Eichwald, auch Oppach genannt, welcher sich östlich von Prieschka befand und zu diesem Zeitpunkt fast komplett bewaldet war. Nur Prieschka besaß damals schon eine kleine offene Flur für die dortige Sorbensiedlung. 1442 wurde der Würdenhainer Schlossherr Hans Marschalk wegen Landfriedensbruch ins Gefängnis geworfen. Kurfürst Friedrich der Sanftmütige ließ sein Lehen einziehen und das Würdenhainer Schloss schleifen. Das Würdenhainer Herrschaftsgebiet wurde an die Herrschaft Mühlberg übertragen. Im folgenden Jahr kam das Gebiet durch Tausch- und Kaufgeschäfte an den böhmischen Adligen Hinko Birke von der Duba. Um 1484 war der Ort Leibgedinge der Frau Agnes von Bircke (geb. von Schleinitz) und um 1520 entstand hier an einem Flußlauf der Schwarzen Elster ein Mühlengut, aus welchem später das Prieschkaer Rittergut hervorging. Für das Jahr 1550 ist belegt, dass es in Prieschka, wo zu dieser Zeit immer noch Sorbisch gesprochen wurde, dreizehn besessene Mann gab. Die Bewohner des Ortes waren in Würdenhain eingepfarrt. Sie nahmen während der Reformation im Jahre 1570 den evangelischen Glauben an.

Während des Dreißigjährigen Krieges starben beim Ausbruch der Pest im Jahre 1626 zwanzig Menschen und damit etwa die Hälfte der Prieschkaer Einwohner. Nachdem im Januar 1637 die Scharen des schwedischen Generals Johan Banér ihr Winterquatier bezogen hatten, durchstreiften sie das angrenzende Elbe-Elster-Gebiet, plünderten die Orte und setzten sie in Brand. Beim Einfall der Truppen in Prieschka gab es etwa zwanzig Tote und vier zerstörte Gehöfte. 1692 gelangte das Hufengut durch Vererbung in den Besitz des Obristwachtmeisters Andreas Gottfried von Kirchbach. Gleichzeitig erwarb er alle Ländereien der durch den Dreißigjährigen Krieg ausgestorbenen Bauernhöfe. Im Jahre 1698 erhielt er die Ober- und Erbgerichte, sowie die Schriftsässigkeit und es entstand das Erb- und Freigut mit dem dazugehörigen Gutsbezirk. Von Kirchbach vererbte das Gut 1724 an seinen Vetter Hans Karl von Kirchbach. 1766 gelangte das Gut schließlich in den Besitz von Heinrich Rudolf Vitzthum von Eckstädt, welcher es bis 1800 behielt.

Prieschka

Die Koalitionskriege gingen auch an Prieschka nicht spurlos vorrüber. Die Umgebung des Ortes hatte unter riesigen Truppenbewegungen zu leiden. So musste auch Prieschka zwischen 1806 und 1807 mehrfach französische Truppen einquartieren. Nach den Bestimmungen des Wiener Kongresses 1815 gelangte Prieschka dann vom Königreich Sachsen zum Regierungsbezirk Merseburg der preußischen Provinz Sachsen und es entstand 1816 der Kreis Liebenwerda, in dem ein großer Teil des Amtes Mühlberg, das Amt Liebenwerda sowie Teile des Amtes Großenhain aufgingen.

1833 wurde der Oppach zwecks Separation vermessen. Die Rechte der anliegenden Dörfer (mit Ausnahme von Saathain) zur Nutzung dieses Gebietes wie Hutung, Graserei, Fischerei, Entnahme von Raff- und Leseholz, Lehm, Sand oder Kies wurden durch Übertragung großer Flächen abgefunden. Dabei entstanden auch die neuen Gemeindegrenzen, die zum Teil schnurgerade verliefen. Der Oppach ist jetzt nahezu vollständig entwaldet.[3] Durch die Teilung der Forstreviere erwarb das Prieschkaer Rittergut die Flurstücke Oppach und Kliebing. Damit vergrößerte es sich erheblich. Die Waldgebiete reichten bis zu den Orten Würdenhain, Saathain und Reichenhain und grenzten an die Gemarkungen von Oschätzchen und Zobersdorf. Prieschka erhielt allein 276 Morgen, davon 59 Morgen das Rittergut. Wahrscheinlich erfolgten in dieser Zeit größere Abholzungen und Urbarmachung für Äcker und Wiesen. Kurze Zeit später wurde 1849 die gutsherrliche Gerichtsbarkeit aufgehoben.

Im Jahr 1852 begannen bei Zeischa die ersten Bauarbeiten zur Regulierung der Schwarzen Elster, nach dem die preußische Provinzialregierung bereits seit 1817 versuchte, Pläne für dieses Vorhaben zu entwickeln. Der Fluss, der bis dahin aus zahlreichen Fließen bestand, erhielt bis 1861 sein heutiges Bett und wurde mit Dämmen eingedeicht. Die Große Röder, die vorher in Würdenhain mündete, wurde in das alte Elsterbett (Alte Röder) geleitet und mündete nun etwa sechshundert Meter nordöstlich der Prieschkaer Ortslage am Gänsewinkel in den neuen Flusslauf der Schwarzen Elster.[4][5][6]

1902 wurde die Prieschkaer Schule erbaut und am 17. August 1902 fand eine „Schulweihe", verbunden mit einen Kinderfest statt. Ein Bericht dazu erschien im Liebenwerdaer Kreisblatt. Ursprünglich besuchten die Prieschkaer Kinder die Schule in Würdenhain. Allerdings wurde seit 1898 das alte Herrenhaus des Rittergutes an der Mühle als Schulhaus genutzt.[7][3]

1909 wurden 300 Morgen des Rittergutes parzelliert und der Privat-Beamten-Verein verkaufte die Anteile. Vierhundert Morgen erwarb der bisherige Gutsinspektor Georg Steblein. Nach dessen Tod im Frühjahr des selben Jahres wurde seine Witwe Besitzerin des Gutes. 1926 wurde Otto Klaue Rittergutsbesitzer. Zwei Jahre später wurde der Gutsbezirk schließlich aufgelöst. Sämtliche Geschäfte des Dorfes übernahm der Gemeindevorsteher.

Als am Ende des Zweiten Weltkrieges am 22. April 1945 die Rote Armee den Ort erreichte, starben bei Schießereien neun Einwohner und sieben Soldaten.

Prieschka gehörte bis zur Kreisgebietsreform in Brandenburg im Jahr 1993 zum Landkreis Bad Liebenwerda und wurde im gleichen Jahr in die Stadt Bad Liebenwerda eingemeindet.

Rittergutsbesitzer

1698–1724: Andreas Gottfried von Kirchbach (Er wurde in der Würdenhainer Kirche beigesetzt im Mittelgang vorn vor den Hauckeschen Grüften).
1724–1766: Hans Karl von Kirchbach
1766–1800: Heinrich Rudolf Vitzthum von Eckstädt und dessen Frau
1800–1815: Kadner
1815–1854: Fischer
1854–1892: Rudolf von Fischer
1892–1909: Deutscher-Privatbeamten-Verein
1909–1926: Georg Steblein, bzw. dessen Witwe
1926: Otto Klaue
1942–1942: Herrmann Göbel
1943–1945: Volke
weitere Namen: Bauer, Ibert, Jens, Kran

Bevölkerungsentwicklung

  • 1835 Prieschka besaß 33 Wohnhäuser, 177 Einwohner, 31 Pferde, 238 Rindvieh, 8 Ziegen und 65 Schweine.[8]
Einwohnerentwicklung von Prieschka seit 1875[9]
Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner
1875 200 1946 533 1989 427
1890 220 1950 523 1990 412
1910 300 1964 426 1991 412
1925 335 1971 461 1992 408
1933 375 1981 453 2005 357
1939 401 1985 458

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Glockenturm

In Prieschka befinden sich zwei Bauwerke, die in der Denkmalliste des Landkreises Elbe-Elster aufgenommen wurden. Hierzu zählt ein 1827 erbautes Fachwerkhaus in der Dorfstraße 62. Ein weiteres Baudenkmal ist der Prieschkaer Glockenturm, welcher sich an der Einmündung der Würdenhain Straße in die Dorfstraße befindet. Dieser wurde 1929 zum großen Teil von den Brüdern Georg und Julius Müller aus Leipzig gestiftet, die einst im Ort geboren wurden und 5000 Mark für die Anschaffung zweier Glocken spendeten. Sie wurden daraufhin zu Ehrenbürgern der Gemeinde ernannt.[10][11]

Eine lange Geschichte weißt die Prieschkaer Mühle am Ortsausgang in Richtung Waldbad Zeischa auf. Bereits am Anfang des 16. Jahrhunderts soll es an dieser Stelle ein Mühlengut an einem hier entlangführenden Lauf der Schwarzen Elster gegeben haben, das zunächst dem meißnischen Adelsgeschlecht „von Schleinitz“ gehörte. Nachdem die Mühle zu DDR-Zeiten umgerüstet wurde und zur Herstellung von Mischfutter für die Rinder- und Schweinemast diente, ruht der Mühlenberieb seit ihrer kurz nach der Wende erfolgten Reprivatisierung.[12][13][14][15]

Ein weiteres Gebäude, welches das Prieschkaer Ortsbild prägt, ist die einstige Gaststätte „Zum Elstergrund“, die sich gegenüber dem 1902 errichteten roten Backsteinbau der ehemaligen Prieschkaer Schule befindet. Bereits 1768 war am selben Standort durch den Landwirt Funke der Gasthof „Zum goldenen Hirsch“ errichtet worden. Nach dem der Gasthof und weitere Gebäude des Schankgutes 1839 völlig niederbranden, erfolgte 1841 der Neubau. Außerdem erhielt der Gasthof seinen bis in die Gegenwart bestehenden Namen. Der Anbau des Flachbaues an der linken Seite des Gasthauses erfolgte im Jahre 1929. Ab 1967 war die Gaststätte im Besitz der Konsumgenossenschaft, welche auf dem Gasthof-Gelände auch eine Verkaufsstelle einrichtete. Der Gaststättenbetrieb wurde schließlich nach der Wende aufgegeben und das weitgehend ungenutzte Gebäude befindet sich gegenwärtig in einem maroden Zustand.[16]

Das Eingangsportal des Prieschkaer Friedhofs in der Reichenhainer Straße wurde wie ein Kriegerdenkmal gestaltet. In den tragenden Säulen befinden sich Tafeln mit den Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Dorfbewohner. Zum Gedenken der im Zweiten Weltkrieg Gefallenen befinden sich am Eingang der Trauerhalle links und rechts Tafeln mit deren Namen.[17]

Jährliche Feste und Veranstaltungen

Jährliche Höhepunkte des Ortes sind das Sommerfest mit Volleyballturnier sowie das Kinder- und Dorffest.

Persönlichkeiten

Friedrich Christoph Gestewitz (* 3. November 1753 in Prieschka; † 1. August 1805 in Dresden), Komponist und kursächsischer Kapellmeister

Fußnoten und Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsentwicklung der Stadt Bad Liebenwerda und ihrer Ortsteile in den letzten Jahren. (pdf) Abgerufen am 26. Juli 2009.
  2. Heimatkalender für den Kreis Liebenwerda, 1958, S. 28
  3. a b Rudolf Matthies: „Geschichte des Dorfes Würdenhain“. 1953 (Aufgestellt im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes mit nachträglichen Ergänzungen von Ursula, Heinz und Matthias Lohse). Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Geschichte des Dorfes Würdenhain“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  4. Rudolf Matthies: „Die Elsterbrücke zwischen Haida und Würdenhain.“ In: Heimatkalender für den Kreis Bad Liebenwerda. Hrsg.: Arbeitsgemeinschaften der Natur- und Heimatfreunde des Deutschen Kulturbundes Kreis Bad Liebenwerda. Bad Liebenwerda 1964, S. 108 bis 110.
  5. Luise Grundmann, Dietrich Hanspach (Verf.): Der Schraden. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Elsterwerda, Lauchhammer, Hirschfeld und Ortrand. Hrsg.: Institut für Länderkunde Leipzig und der Sächsischen Akad. der Wissenschaften zu Leipzig. Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien 2005, ISBN 3-412-10900-2.
  6. Rudolf Matthies: „Wo die Röder mündet.“ In: Heimatkalender für den Kreis Bad Liebenwerda. Hrsg.: Arbeitsgemeinschaften der Natur- und Heimatfreunde des Deutschen Kulturbundes Kreis Bad Liebenwerda. Bad Liebenwerda 1965/66, S. 223 bis 225.
  7. Albert Voegler: „Rittergut und Mühle Prieschka“ in „Die Schwarze Elster“, Nr. 103, 1909
  8. „Übersicht der Bevölkerung und des Viehstandes im Jahre 1835“ in „Die Schwarze Elster-Unsere Heimat in Wort und Bild“. Nr. 596. Bad Liebenwerda 1985, S. 8 bis 10.
  9. Historisches Gemeindeverzeichnis 2005 für Brandenburg (Online als PDF-Datei)
  10. Ortsteilseite von Prieschka auf der Homepage von Bad Liebenwerda
  11. Denkmalliste des Landes Brandenburg: Landkreis Elbe-Elster (PDF). Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum
  12. Albert Voegler: „Rittergut und Mühle Prieschka“ in „Die Schwarze Elster“, Nr. 103, 1909
  13. Manfred Woitzik: „Wer zuerst kommt - mahlt zuerst“ eine Kulturgeschichte der Mühlen im Landkreis Elbe-Elster. Hrsg.: Kulturamt des Landkreises Elbe-Elster. Herzberg, S. 132 bis 133.
  14. Rene Lindner: „Ortsteil Prieschka“ in „Chronik der Stadt Liebenwerda“. Hrsg.: Verein für Stadtmarketing und Wirtschaft Bad Liebenwerda e.V. Winklerdruck GmbH Gräfenhainichen, Bad Liebenwerda 2007, ISBN 3-7245-1420-4, S. 266/267.
  15. Die Prieschkaer Mühle auf der Orts-Homepage von Prieschka
  16. Der Prieschkaer Gasthof auf der Ortshomepage
  17. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler
Commons: Prieschka – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien