Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum
Koordinaten: 52° 31′ 14″ N, 13° 23′ 28″ O
Das Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum ist ein Bibliotheksgebäude der Humboldt-Universität zu Berlin, das nach den Gebrüdern Grimm benannt ist. Seit dem 12. Oktober 2009 dient es als Hauptgebäude der Universitätsbibliothek. Zusätzlich ist hier der zentrale Computer- und Medienservice (CMS) untergebracht.
Mit rund 2 Millionen Bänden entsteht der größte zusammenhängend in Freihandaufstellung verfügbare Bibliotheksbestand im deutschsprachigen Raum. Hier werden Werke der Geistes- und Kulturwissenschaften sowie der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften untergebracht, einige Zweigbibliotheken sowie die Zentralbibliothek Naturwissenschaften bleiben an ihren bisherigen Standorten.
Lage und Gebäude
Das Grimm-Zentrum liegt direkt an der Stadtbahn (nördlich von dieser) zwischen dem Bahnhof Friedrichstraße und dem Hauptgebäude der Universität. Das Grundstück mit der Adresse Geschwister-Scholl-Straße 1-3 befindet sich zwischen Planckstraße und Geschwister-Scholl-Straße.
Es handelt sich um ein zehngeschossiges Gebäude des Schweizer Architekten Max Dudler, die Hauptnutzfläche beträgt 20.296 m². Den Kern der Bibliothek bildet ein in seinen Ausmaßen und seiner Gestaltung einmaliger Lesesaal, der 70 Meter lang, 12 Meter breit und 20 Meter hoch ist.
Im Grimm-Zentrum lagern insgesamt 2,5 Millionen Bände, wovon rund 2 Millionen Bände in der Freihandaufstellung verfügbar sein werden. Zusätzlich gibt es eine kleine Cafeteria mit Sandwiches, Salaten, Suppen und diversen Kaffeeprodukten, Räume für Videokonferenzen, ein Auditorium mit rund 180 Plätzen und zehn Gruppenarbeitsräume sowie 55 Einzelarbeitskabinen. Insgesamt stehen 1200 Arbeitsplätze zur Verfügung, davon sind rund 500 mit Rechnern ausgestattet.
Geschichte
Die Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität existiert seit 1831 und war ab 1910 in den Räumlichkeiten der Staatsbibliothek in unmittelbarer Nähe zum Hauptgebäude der Universität untergebracht. Zunächst sollte die Bibliothek nur provisorisch dort beheimatet sein, es wurde jedoch nie ein anderes Gebäude gefunden. Im Zuge der Sanierung der Staatsbibliothek musste die Universitätsbibliothek im Juni 2005 dort ausziehen und es wurde beschlossen, ein neues Gebäude zu errichten.
Im Laufe der Zeit hatten sich an der Universität zusätzlich zur Zentralbibliothek eine Vielzahl an Zweig- und Teilbibliotheken gebildet. In der DDR wurde damit begonnen, diese Bibliotheken zu zentralisieren und ein einschichtiges Bibliothekssystem aufzubauen, das auch nach der Wende beibehalten wurde. Auf dem naturwissenschaftlichen Campus in Adlershof entstand 2003 die Zentralbibliothek Naturwissenschaften durch die Zusammenlegung der Buchbestände der Fachbereiche Mathematik, Physik, Informatik, Chemie, Geografie und Psychologie.
Ähnliches wurde für die Zentralbibliothek geplant: Diese vereint zwölf Zweig- und Teilbibliotheken mit der Zentralbibliothek. Mitte 2004 wurde nach jahrelanger Suche der Standort gewählt, Anfang 2005 war der Architektenwettbewerb abgeschlossen und Ende 2005 begannen erste vorbereitende Baumaßnahmen. Der offizielle erste Spatenstich fand am 22. August 2006 statt. Die Eröffnung fand am 12. Oktober 2009 statt.
Am 8. Mai 2010 erhielt das Gebäude den BDA-Architekturpreis „Nike“ in der Kategorie „beste stadtbauliche Interpretation“[1]. Zuvor wurde das Grimm-Zentrum bereits mit dem BDA-Preis Berlin 2009[2] und dem Architekturpreis Berlin 2009[3] ausgezeichnet.
Kritik
Bereits kurz nach der Eröffnung der neuen Universitätsbibliothek wurde deutlich, dass das Gebäude unter dem Ansturm der Benutzerinnen und Benutzer zu leiden hatte. So war es zeitweilig schwierig ein freies Schließfach sowie einen freien Arbeitsplatz zu finden. Mit der Einführung der sogenannten "Pausenscheibe", mit deren Hilfe belegte Arbeitsplätze, die länger als 60 Minuten verlassen werden, abgeräumt und neu vergeben werden können und mit der "HU-Homezone", die von 8-19 Uhr die Arbeitsplätze im 2.-4. OG für HU-Angehörige reserviert, konnte die Situation (zumindest für HU-Angehörige)entschärft werden. Aufgrund der vorhandenen Verwaltungsvorgaben zur Berechnung der Anzahl an Arbeitsplätzen in Bibliotheken (siehe z.B. HIS-Publikation[4]) konnten nicht mehr als die vorhandenen 1250 Arbeitsplätze realisiert werden.
Seit 31.05.2010 werden zudem 500 Schließfächer auf Nutzung mit Vorhängeschlössern umgebaut. Damit soll dem ständigen Diebstahl von Schlüsseln entgegen gewirkt werden. Diese Maßnahme soll voraussichtlich bis Ende Juni umgesetzt sein. Im Lauf des Jahres sollen zusätzliche Schließfächer im Untergeschoß und Erdgeschoß errichtet werden.
Zweiter Kritikpunkt ist die fehlende Barrierefreiheit im gesamten Gebäude. Die Aufzüge sind nicht ausreichend ausgeschildert und im Erdgeschoss schwierig zu finden. Türen und (Computer-)Arbeitsplätze wurden ebenfalls den Bedürfnissen behinderter Menschen nicht gerecht. Es sind nun umfangreiche Baumaßnahmen geplant, die die Barrierefreiheit im Grimm-Zentrum erheblich verbessern sollen.
Weblinks
- Website des Grimm-Zentrums bei der HU Berlin
- Fotos auf den Seiten des Architekten Max Dudler
- HU-Homezone
Einzelnachweise
- ↑ http://www.bda-nike.de/preistraeger/nike-fuer-die-beste-stadtbauliche-interpretation/preis/jacob-und-wilhelm-grimm-zentrum-berlin-2.html
- ↑ http://www.bda-berlin.de/architekturpreise/preise/preis/bda-preis-berlin.html
- ↑ http://www.architekturpreis-berlin.de/
- ↑ http://www.his.de/pdf/pub_hp/hp179.pdf