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Das Unternehmen hat sich seit seiner Gründung unter anderem durch Entwicklungen im Konsumgütermarkt einen Namen gemacht und hat immer wieder neue Wege im Marketing beschritten. Besonderes Kennzeichen ist das ausschließlich an den einzelnen Marken orientierte Marketing, während die Firma selbst meist völlig im Hintergrund bleibt. Die Firma gilt daher auch als Pionier bzw. Vater des Markenmanagements. Die konsequente Nutzung der Fernsehwerbung sowie besonders in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Radiowerbung geht ebenfalls auf P&G zurück. Unter anderem basiert auch der Begriff Seifenoper auf der Kommunikationsstrategie von P&G, ab den 1930er Jahren Radioshows zu sponsern bzw. selbst zu produzieren. Längstlaufende P&G-Produktion: Springfield Story, seit 25. Januar 1937 mehr als 15.000 Folgen.
Das Unternehmen erwirtschaftete mit etwa 135.000 Mitarbeitern im Geschäftsjahr 2008/2009 einen Nettogewinn von 13,4 Milliarden US-Dollar bei einem Umsatz von 79 Milliarden US-Dollar, die Umsatzrendite betrug 14,3 %.
Die Vorsitzenden im Laufe der Zeit
Gemeinschaftliche Führung (1837–1890)
William Procter & James Gamble
Harley Procter (Sohn) & James Norris Gamble (Sohn)
William Cooper Procter (Enkel) & William Alexander Procter (Enkel)
Die erste Niederlassung von Procter & Gamble im deutschsprachigen Raum wurde 1953 im schweizerischen Luzern gegründet, der Vertrieb erfolgte jedoch vorerst weiterhin durch einen Großhändler. 1956 entstand in Genf die Zentrale für die Regionen Afrika sowie Naher und Ferner Osten, sie wurde 1974 zur Schweizer Firmenzentrale und ist seit der Reorganisation 1999 auch die Europazentrale von Procter & Gamble.
1960 wurde in Frankfurt eine erste deutsche Niederlassung eröffnet. Die schnell wachsende deutsche Hauptverwaltung wurde 1970 nach Schwalbach am Taunus verlegt, sie war von 1985 bis zur Reorganisation 1999 europaweit für die Bereiche Papierhygieneprodukte und Fruchtsaftgetränke zuständig.
In Wien befindet sich seit 1967 die Österreich-Zentrale.
Forschung und Entwicklung
Neben der Vertriebszentrale für den Raum Deutschland, Österreich und Schweiz ist in Schwalbach die Forschung & Entwicklung für alle Papierhygieneprodukte angesiedelt. Durch die Akquisitionen von Wella (in Darmstadt) und Gillette (zu der auch Braun gehört mit Sitz in Kronberg im Taunus) kamen in den letzten Jahren weitere Entwicklungszentren im Frankfurter Raum hinzu.
Produktion
Die erste Produktionsstätte in Deutschland wurde 1964 in Worms eröffnet, produziert wurden Waschmittel und Weichspüler für den eigenen Markt, sowie den Export. Nach der Markteinführung von Pampers entstand 1976 in Euskirchen das erste Werk für Papierwindeln. In der Folgezeit entstanden zahlreiche weitere Produktionsstätten in Deutschland.
1985 erweitert P&G seinen Gesundheits- und Körperpflegebereich mit dem Erwerb von Richardson-Vicks um die Marken Vicks (bzw. Wick, Erkältungsmittel), (Oil of) Olay (bzw. Oil of Olaz, Gesichtscreme) und Pantene (Haarshampoo).
Blendax
1987 erwarb P&G das Mainzer Unternehmen Blendax GmbH und erweiterte mit dessen Marken wie „Blend-a-Med“ seine Produktpalette im Bereich Zahn- und Körperpflege.
Noxell
Mit dem Erwerb der Firma Noxell 1989 stieg P&G in die Kosmetik- und Parfumbranche, mit Marken wie CoverGirl, Noxzema oder Clarion, ein.
Old Spice
Im Juni 1990 erwarb P&G die Markenrechte für die Körperpflege-Linie Old Spice der Shulton Company. Die Marke existiert seit 1938 auf dem amerikanischen Markt und ist eine der traditionsreichsten Herrenpflegeserien.
Ellen Betrix, Eurocos & Max Factor
1991 erwarb P&G die Kosmetik- und Parfumhersteller Ellen Betrix, Eurocos und Max Factor und somit weitere Markenrechte (z.B. Hugo Boss, Laura Biagiotti).
VP Schickedanz
1994 kaufte P&G das deutsche Unternehmen VP Schickedanz mitsamt der bekannten Marke Tempo. Die ebenfalls zu VP Schickedanz gehörende Marke Camelia durfte aus kartellrechtlichen Gründen nicht übernommen werden. Sie ging daher an das Unternehmen Kimberly-Clark, das in Deutschland als Hakle-Kimberly firmiert.
Tambrands
1997 übernahm P&G Tambrands, einen weltweit führenden Hersteller von Tampons.
Iams
1999 erwarb P&G Iams für 2,05 Mrd. US-Dollar. Mit der bis dahin größten Akquisition erweiterte P&G seine Produktpalette um den Bereich Tiernahrung. Das Unternehmen ist auf überwiegend im Fachhandel vertriebenes Hunde- und Katzen-Trockenfutter spezialisiert und erwirtschaftete damals rund 800 Millionen US-Dollar Umsatz.
Clairol
2001 übernahm P&G für 4,95 Mrd. US-Dollar das Unternehmen Clairol, eine auf Haarpflege und -färbemittel spezialisierte Unternehmenssparte von Bristol-Myers Squibb Co, und somit u.a. die Marke Herbal Essences.
Im September 2005 übernahm P&G, nach Zustimmung der US-Kartellbehörde, das Unternehmen Gillette zu einem Transaktionswert von ca. 57 Mrd. US-Dollar. Der Kauf ist die bisher größte Übernahme der Firmengeschichte. Mit dieser Übernahme wurde P&G der weltweit zweitgrößte Konsumgüterkonzern nach dem auf Nahrungsmittel spezialisierten Nestlé-Konzern. Der von der EU-Kartellbehörde vorgeschriebene Verkauf von Spinbrush (elektrische Zahnbürsten) an Church & Dwight wurde am 14. September 2005 bekanntgegeben.
Transformation in ein Schönheitspflege-Unternehmen
Die Akquisitionen der letzten zwanzig Jahre zeigen, dass sich P&G zunehmend zu einem Schönheitspflege-Unternehmen entwickelt. Dies trägt dem Umstand Rechnung, dass in diesem Bereich deutlich höhere Wachstumsraten erzielt werden können als in den angestammten Geschäftsfeldern Waschmittel, Reinigungsprodukte, Windeln und Papierprodukte. Zudem wird in diesen weniger emotional besetzten Feldern die Abgrenzung der P&G-Markenartikel von Konkurrenzprodukten und Handelsmarken immer schwieriger, worunter die Margen leiden. Im Vergleich konnte nach der Akquisition von Gillette die "Beauty"-Sparte knapp die Hälfte des Umsatzes und mehr als die Hälfte des Gewinns verzeichnen.
Veräußerungen
Insbesondere durch die im Rahmen der Organisation 2005 erfolgte Fokussierung auf strategische und globale Kategorien hat P&G immer wieder Marken oder ganze Kategorien verkauft. Anfang 2008 versprach der CFO Clayton C. Daley noch mehrere Desinvestitionen, bevor neue Zukäufe folgen würden.
Kamill, Cliff & Credo
Die ehemaligen Blendax-Marken Kamill, Cliff und Credo werden im Jahr 1998 an die deutsche Firma Burnus verkauft.
Rei (in der Tube) & Sanso
Im Rahmen der ersten Phase von Organisation 2005 werden viele lokale Marken abgestoßen, unter ihnen das Waschmittel Rei oder das Feinwaschmittel Sanso, die beide an die deutsche fit GmbH verkauft wurden.
Im Jahr 2004 werden die deutsche Getränke-Marke Punica und die globale Getränke-Marke Sunny Delight sowie zahlreiche Patente im Getränkebereich an den Finanzinvestor C.W. Childs verkauft. Die Marke Punica wird bereits im Jahr 2005 an PepsiCo weiterverkauft.
Aufgrund der geringen Margen in Westeuropa auf den Papierprodukten verkauft P&G 2007 die regionale Taschentuch-Marke Tempo und die regionale Toilettenpapier-Marke Bess an den schwedischen Konzern Svenska Cellulosa Aktiebolaget (SCA). [4] Im Rahmen desselben Vertrages erwirbt SCA auch die Lizenzen für die globalen P&G-Marken Bounty-Haushaltstücher und Charmin-Toilettenpapier, um sie in Westeuropa produzieren und vertreiben zu können. Allerdings musste SCA im Gegenzug die Marke Softis veräußern, weil die Europäische Kommission dies zur Auflage gemacht hatte [5]. Charmin wurde im April 2009 in Deutschland von Zewa Soft samtstark[6] und in Österreich von Zewa Moll deluxe[7] abgelöst, damit SCA die Lizenz-Gebühren an Procter & Gamble einsparen konnte. [8]. Ebenfalls aus Lizenzkostengründen wurde im April 2009 Bounty in Deutschland durch die Zewa Wisch & Weg-Varianten Weiß, Fantasy und Economy und in Österreich und der Schweiz durch Plenty ersetzt. [9][8][10] Der Markenname Tempo wird von SCA inzwischen auch für Toilettenpapier verwendet. [11]
Folgers & Millstone
Am 6. April 2008 gaben Smucker's und P&G die Absicht eines Mergers zwischen dem Unternehmen Smucker's und P&Gs Kaffeesparte bekannt. Die rund 3,3 Milliarden US-Dollar schwere Operation wird nach allen rechtlichen Genehmigungen voraussichtlich im 4. Quartal von 2008 stattfinden.
Marken
Markenartikel von P&G sind in nahezu jedem Haushalt zu finden. Das Unternehmen stellt eine Reihe bekannter Produkte her:
Im Rahmen der Implementierung der Organisation 2005 im Jahre 1998 fand eine Reorganisation in folgende Einheiten statt:
GBU (Global Business Unit) - Verantwortlich für die Entwicklung neuer Produkte und langfristige Markenstrategien. Fokussiert auf die Maximierung der Aktienrendite.
MDO (Market Development Organisation) - Umsetzung der GBU-Strategien mittels lokalen Marktverständnisses.
GBS (Global Business Service) - Service-Funktionen, wie Systembetreuung oder Buchhaltung. Zum Teil an Drittfirmen, wie IBM oder HP ausgelagert.
CF (Corporate Function) - Funktionen wie Steuer- oder Rechtsabteilung.
Seit 1. Juli 2004 besteht das Unternehmen aus folgenden Geschäftseinheiten:
Health, Baby & Family Care GBU (Gesundheits- und Babypflege, sowie Hygieneprodukte)
Household Care GBU (Textil- und Haushaltspflege sowie Snacks und Kaffee)
Beauty Care GBU (Schönheitspflege inklusive Damenhygieneprodukte und Parfümprodukte)
Global Operations (MDOs, GBS und andere Funktionen)
Personalpolitik
Einer der Grundsätze der Personalpolitik von P&G ist „promote from within“ (Beförderungen nahezu ausschließlich innerhalb des Unternehmens). Im Management werden überwiegend Hochschulabsolventen direkt von der Uni eingestellt. Die Einstellung von Bewerbern mit Berufserfahrung erfolgt nur in Ausnahmefällen, so dass bei Beförderungen praktisch nur interne Kandidaten miteinander konkurrieren (inklusive der Mitarbeiter, die über eine Akquisition zu P&G gekommen sind; hier wird nach einer Integration kein Unterschied mehr gemacht).
Kritik
Tierschützer und Tierrechtler kritisieren das Unternehmen auf Grund von Tierversuchen, die regelmäßig in Auftrag gegeben oder selbst durchgeführt worden sein sollen. Angeprangert werden insbesondere Tierexperimente, die das Unternehmen 2002 für seine Tierfuttersparte habe durchführen lassen. In diesen sollen u. a. Hunden die Stimmbänder durchtrennt worden sein.[12][13]
Auch die aggressive Bewerbung von Kosmetik-Produkten und das damit einhergehende Schönheitsideal wird kritisiert.
Kritik gab es auch an der Zellstoffbeschaffung von P&G. Für die Herstellung seiner Taschentücher (Tempo) und Toilettenpapiere bezog P&G auch Eukalyptus-Zellstoff von dem brasilianischen Konzern Aracruz-Celulose. Dieser wurde beschuldigt, Landraub an Indianern zu betreiben, Regenwälder für Eukalyptus-Plantagen zu roden und diese unökologisch zu bewirtschaften.