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Holzschnitt

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Der Holzschnitt zählt zu den grafischen Hochdruckverfahren

Geschichtlicher Überblick

Die im Prinzip sehr einfache Technik des Hochdrucks zählt zu den ältesten Verfahren der Menschheit, ihre Bildvorstellungen festzuhalten. Babylonier und Ägypter hatten bereits geschnittene Holzstempel in weichen Ton abgedruckt, und in China kannte man im 4. Jahrhundert n.Chr. sogar schon die Möglichkeit, reliefartig bearbeitete Inschriftensteine mit Tusche einzufärben und auf Papier, das man dort seit dem 1. Jahrhundert herzustellen wusste, abzureiben. Der Holzschnitt ist daher auch keine eigentliche Erfindung, sondern nur die Anwendung längst bekannter technischer Möglichkeiten auf einem bis dahin wenig genutzten Stoff. Mit der Einführung des Papiers gelangte auch die Kenntnis über den Holzschnitt nach Mitteleuropa. Die frühesten Holzschnitte entstanden als sogenannte Einblattholzschnitt zwischen 1400 und 1550 zuerst in alpenländischen und bayrischen Klöstern.

Neben dem Religiösen und dem Wissensbedürfnis war es die menschliche Komponente des Spiels, die erste Aufgaben stellte. So waren es vor allem Spielkarten, die, als Holzschnitt hergestellt, schnell Verbreitung fanden. Bereits in der Frühzeit des Buchdruckes bestand offenbar der Wunsch, farbige Drucke herzustellen und es gab Versuche, eine zweite oder dritte Farbe hinzuzufügen, aber erst die Entdeckung des japanischen Farbholzschnittes seit der Weltausstellung in Paris 1889 führte zuerst Paul Gauguin, dann die deutschen Expressionisten (z.B. Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein, Emil Nolde) zum Farbholzschnitt. Ohne HAP Grieshaber (1909-1981), der den Holzschnitt in den sechziger Jahren geradezu ins Riesenhafte steigerte, würde man heute den Holzschnitt wahrscheinlich übersehen.

Holzschnitt - gibt es das heute noch? Diese Frage ist berechtigt, denn die Arbeitsweise zu dieser ältesten druckgrafischen Technik hat sich in ihrer knapp 600-jährigen Geschichte doch nur unwesentlich verändert. Diese archaische Technik war einmal volksnah, aber “populär” wie Aktionskunst oder Pop-Art war sie nie.

Die Technik des Holzschnittes

Der Holzschnitt ist eine grafische Drucktechnik mit reliefartigem Druckstock, deren erhabene Teile eingefärbt und abgedruckt werden (Hochdruck). Der Abdruck erfolgt durch Handabreibung (Reiber, Falzbein) oder durch eine Druckpresse (Kniehebelpresse). Kniehebelpressen werden heute nicht mehr hergestellt oder sind kaum noch erhältlich, daher wird häufig auch auf Walzenpressen (Tiefdruckpressen) gearbeitet. Holzschnitte mit hohen Auflagen werden oft auf Buchdruckpressen gedruckt.

Der Herstellungsprozeß im Detail

In der Regel wird ein Holzblock, meist Birne, Nuß, Erle oder Kirsche, so zugeschnitten, daß eine etwa 2 bis 4 cm starke Platte entsteht, deren Faser in der Richtung der Bildfläche verläuft (Langschnitt). Sie wird sorgfältig gehobelt, geschliffen und geglättet, bis die vollkommen plane Fläche mit einer Grundierung, meist einer dünnen weißen Kreideschicht, überzogen werden kann. Auf dieser Kreideschicht wird in der Regel vom Künstler die Vorzeichnung angebracht, danach mit verschiedenen feinen Messern sehr unterschiedlicher Schneiden und Profile (Stichel, Rundeisen, Flacheisen, Hohleisen oder Geißfuß) die vorgezeichneten Linien haarscharf umschnitten. Am Ende dieses Prozesses bleiben die Linien und Flächen der Zeichnung als Grate, Stege oder Inseln stehen. Der fertige Druckstock wird schließlich mit Druckerschwärze eingefärbt, was durch Aufdrücken eines faustgroßen, getränkten Ballens geschieht oder häufiger noch durch Überrollen mit einer Walze. Der Druck erfolgt, indem der Holzstock einem saugfähigen, also ungeleimten und leicht angefeuchteten Papier aufgepreßt wird (oder umgekehrt), das dadurch die Farbe aufnimmt. Beim Reiberdruck geschieht dies durch Reiben des aufgelegten Papiers mit dem Handballen; beim Bürstendruck wird durch das Streichen einer Bürste über das Papier die notwendige enge Verbindung von Papier und Druckstock bewirkt. Am häufigsten wird der Abzug jedoch mittels einer Buchdrupresse hergestellt, die einen mäßigen vertikalen Druck auf die horizontale Platte mit dem aufgelegten Papier ausübt. Nach jedem Druckvorgang muß die Platte neu eingefärbt werden.

Merkmale des manuellen Holzschnittes

  • 1. Die Rückseite des Abzuges zeigt eine leichte Prägung, die gewöhnlich deutlich fühlbar ist. Die Linienstege sind leicht in das Papier eingedrückt, was den Holzschnitt von allen Flachdrucken unterscheidet.
  • 2. Beim Handabzug wird das Papier auf der Rückseite durch den Reiber leicht glänzend (Reiberspuren).
  • 3. Durch den verhältnismäßig geringen Kraftaufwand, mit dem der Abdruck von einem Holzstock erfolgt, zeigt der Abzug keinen Quetsch- oder Plattenrand, es unterscheidet sich dadurch von jedem Tiefdruck.
  • 4. Die Farbe der Linien ist auf dem gesamten Blatt gleich dicht, da die Druckfarbe auf jedem druckenden Teil gleich aufliegt. Allein die Breite und der Abstand der Linienstege voneinander geben Dunkelheit und Helligkeit. Dadurch unterscheidet sich der Holzschnitt vom Kupferstich, bei dem die Tiefe der eingegrabenen Linien auch die Intensität der Dunkelheiten bestimmt.

Verwendete Holzarten

Für den Holzschnitt eignen sich nahezu alle Naturhölzer, die von den Künstlern auch selbst verleimt werden oder auch in relativ naturbelassenem Zustand abgedruckt werden, gelegentlich werden auch Industriehölzer (Plattenware) verwendet.

Werkzeuge des Holzschnittes

Grabstichel, Geißfuß, Rundstichel oder Rundeisen, Flacheisen und Konturenmesser gehören zur Grundausstattung eines Holzschneiders. Heute sicherlich auch modernere Werkzeuge, wie Fräsmaschinen. HAP Grieshaber verwendete für seine riesigen Holzschnitte gar die Motorsäge.

Vorzeichnung, Aufzeichnung, Übertragung

Es gibt nicht viele Möglichkeiten, die Zeichnung für den Schnitt auf die Holzfläche zu übertragen. Die direkte freie Aufzeichnung oder die Pause.

Joachim Harmut http://www.tumrapresse.de.vu überträgt seit 1984 Fotos mittels einer selbsgemischten, lichtempfindlichen Aquarellfarbe auf die Druckträger Holz und Linoleum (internationale Kunstmesse Düsseldorf, art multiple 1995)

Varianten der Holzschnitt-Technik

Folgende Varianten des Holzschnitts sind bekannt:

Flächenschnitt, Weißlinienschnitt, Schwarzlinienschnitt, Schrotschnitt und Holzstich (Xylographie) sind die klassischen Techniken. Für den Mehrfarbendruck wird entweder der Druck mit mehreren Platten durchgeführt sowie die Technik des Clair-obscur, des Abbauschnitts oder der Puzzle-Druck angewandt. Moderne Holzschneider kombinieren alle diese Verfahren.