Lohengrin
Lohengrin ist eine romantische Oper des deutschen Komponisten Richard Wagner. Sie gilt als seine märchenhafteste Oper, obwohl sie vor einem sehr realistischen geschichtlichen Hintergrund spielt.
- Vorbemerkung
Die Handlung spielt zur Zeit König Heinrichs I. (des Voglers) im Herzogtum Brabant. (Eigentlich kam es zur Gründung dieses Herzogtums erst einige Jahrzehnte später, der Handlung tut dies jedoch keinen Abbruch.) Es ist die Zeit der Hunnenkriege und König Heinrich versucht, die regionalen Fürstentümer dazu zu bewegen, sich an den Kämpfen zu beteiligen. Deswegen kam er auch nach Brabant (Komm ich zu Euch nun, Männer von Brabant, zur Heeresfolg' nach Mainz Euch zu entbieten), was angesichts dessen, daß die Kriegsgefahr die östlichen Gefilde des Reiches betrifft, Brabant jedoch im äußersten Westen gelegen ist, eine politisch heikle Mission ist (Ob Ost, ob West, das gelte allen gleich: was deutsches Land heißt, stelle Kampfesschaaren) Diese historischen Rahmenbedingungen sind für weite Teile der gesamten Handlung bestimmend.
- Vorspiel und Erster Aufzug
Zu Beginn der Oper erleben wir jedoch bereits musikalisch eine ganz andere Welt. Das Vorspiel entführt uns in das Reich des Gral, die musikalische Thematik ist weithin in A-Dur gehalten.
Dies kontrastiert dann mit einem durchaus positiven, kräftigen aber ebenso irdischen C-Dur zu Beginn des ersten Aufzugs. Der Heerrufer kündigt die Ankunft König Heinrichs an (Hört Grafen, Edle, Freie von Brabant: Heinrich der Deutschen König kam zur Statt, mit Euch zu dingen nach des Reiches Recht - gebt Ihr nun Fried' und Folge dem Gebot?) Heinrich, der wie erwähnt eigentlich einen Heerzug organisieren möchte, erfährt nun von Friedrich, Graf von Telramund, das der Herzog von Brabant verstorben ist und seine beiden Kinder (Elsa, die Jungfrau und Gottfried, den Knaben) der Obhut Telramunds anvertraut hat. Gottfried war sodann zum Entsetzen Telramunds verschwunden und Telramund hatte sich die ÜBerzeugung gebildet, daß Elsa hierfür verantwortlich war, indem sie Gottfried getötet hatte. Telramund löste daraufhin die Verlobung (Dem Recht auf ihre Hand, vom Vater mir verliehen, entsagt' ich willig da und gern) und vermählte sich mit Ortrud, der letzten Nachfahrin der Friesen. In Wahrheit war es auch Ortrud gewesen, die Telramund eingeflüstert hatte, sie habe beobachtet, wie Elsa ihren Bruder im Weiher ertränkt habe. Nunmehr klagt Telramund gegen Elsa wegen Brudermordes und erklärt weiter, daß ihm dann auch die Herzogwürde zustehe: Dies Land doch sprech' ich für mich an mit Recht. Da ich der Nächste von des Herzogs Blut. Ein Weib dazu aus dem Geschlecht, das einst auch diesem Lande seine Fürsten gab.
Elsa bestreitet die Tat, so daß ein Gottesgericht entscheiden muß. Elsa hatte zuvor geträumt, ihr werde ein von Gott gesandter Streiter zur Seite stehen. Als sie dem König ovn diesem Traum berichtet und der Heerrufer zum Gottesgericht gerufen hatte, erscheint tatsächlich Lohengrin, der Sohn des Gralskönigs Parsifal auf einem Kahn (Nachen), der ovn einem Schwan gezogen wird. Er besiegt Telramund im Zweikampf und vermählt sich mit Elsa, der er zu Bedingung gemacht hatte, nie zu fragen "woher ich kam der Fahrt, noch wie mein Nam' und Art". Bei dieser Bedingung handelt es sich freilich, wie wir später im Rahmen der Gralserzählnug erfahren werden, nicht um eine eitle Anwandlung Lohengrins, sondern um ein GRalsgesetz, das der Ritter an seine Frau weitergeben muß.
- Zweiter Aufzug
Zu Beginn des zweiten Aufzugs gelingt es Ortrud erneut, Telramund davon zu überzeugen, daß ihm Unrecht getan werde und Lohengrin den Zweikampf nur mit Hilfe eines Zaubers habe gewinnen können. Außerdem gibt sich Ortrud scheinbar reuevoll gegenüber Elsa, die kurz vor ihrer Hochzeit steht. Elsa ist nur zu gern bereit, allen und auch Ortrud zu verzeihen. In einem vertraulichen Gespräch deutet Ortrud dunkel an, es könne ein dunkles Geschick sein, aus dem heraus Lohengrin gezwungen sei, seinen Namen zu verbergen. Elsa weist allen Zweifel von sich, ohne sich letztlich ganz davon befreien zu können.
- Dritter Aufzug
Elsa ist mit Lohengrin vermählt. In der Hochzeitsnacht kommt es somit auch zu dem ersten vertraulichen Gespräch der beiden, daß entgegen zeitgenössischen Inszenierungen keineswegs im Brautbett, sondern auf einem Sofa im Gemach der beiden stattfindet. Elsa will Lohengrin versichern, daß ie auch dann zu ihm halten würde, wenn Ortruds Verdacht zuträfe. Lohengrin möchte sie beruhigen und erklärt wahrheitsgemäß, daß ihm ein kein Unheil gedroht habe (Kein Los in Gottes weiten Welten wohl edler als das meine hieß: Böt mir der König seine Krone, ich dürfte sie mit Recht verschmähn. Das einz'ge, was mein Opfer lohne, muß ich in Deiner Lieb ersehn.) Elsa jedoch kann sich nicht beruhigen. Voller Angst, Lohengrin werde einst bedauern, soviel um ihretwillen aufgegeben zu haben, fragt sie den Ritter nach seinem Namen. In diesem Moment dringt Telramund in das Gemach ein und es kommt zu einer Neuauflage des Kampfes, in dessen Verlauf Lohengrin Telramund erschlägt. Auf Lohengrins Geheiß kommem die Edlen Brabants vor dem König zusammen. Dem König berichtet er in der bekannten Gralserzählung von seinem Namen und seiner Sendung sowie dem weiteren Geschehen und erklärt zugleich, nunmehr, nachdem Elsa die Schicksalsfrage gestellt habe, nicht länger in Brabant verweilien und insbesondere den Feldzug nicht leiten zu können. Der König, der für das Ganze aber nichts kann, werde durch einen Sieg über die Hunnen entschädigt: Doch, großer König, laß mich Dir weissagen: Dir Reinem ist ein großer Sieg verliehn. Nach Deutschland sollen noch in fernsten Tagen des Ostens Horden siegreich nimmer ziehn. An Elsa gewandt berichtet Lohengrin weiter, daß es nur eines Jahres vertrauensvoller Ehe zwischen ihnen bedurft hätte, und Gottfried wäre nach Brabant zurückgekehrt. Trotz Elsas Flehen und des Königs Drängen darf Lohengrin nicht bleiben. Der Schwan kommt zurück und zeiht wiederum den Kahn. In schrecklichem Triumph ruft Ortrud aus, sie habe den Schwan wohl als den verschwundenen Gottfried erkannt: "Am Kettlein, das ich um ihn wand, ersah ich wohl wer jener Schwan: es ist der Erbe von Brabant!"
Auf Lohengriuns Gebet wird Gottfried bereits jetzt, noch vor Ablauf der Jahresfrist erlöst, der Kahn, indem Lohengrin "unendlich traurig" (Regieanweisung) scheidet, wird von einer Taube heimgezogen. Ortrud sinkt mit einem Aufschrei entseelt (=tot) zu Boden, Elsa stirbt an psychischer Erschöpfung.
Die Musik des Werkes jedoch verklingt in Dur, Zeichen, daß jenseits der strengen Gesetzte des Grals auch für Lohengrin und Elsa eine glücklichere Wiederbegegnung warten mag.