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Erwin Jaenecke

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Erwin Jaenecke

Erwin Jaenecke (* 22. April 1890 in Freren, Kreis Lingen; † 3. Juli 1960 in Köln) war ein deutscher Heeresoffizier (seit 1944 Generaloberst). Im Zweiten Weltkrieg war er in den Kriegen gegen Polen, Frankreich und die Sowjetunion eingesetzt.

Leben

Kaiserreich und Erster Weltkrieg

Am 27. März 1911 trat er nach Erhalt des Abiturs in das Hannoversche Pionier-Bataillon Nr. 10 in Minden ein.[1] Für die Zeit vom Oktober 1911 bis zum 30. Juli 1912 war er in der Kriegsschule Hannover am Waterlooplatz abgestellt.[2] Seine Pioniereinheit wurde am 2. August 1914 an die Westfront versetzt.[2] 1917 war Jaenecke Ordonnanz-Offizier im Stab der 19. Infanterie-Division, ein Jahr später zweiter Generalstabsoffizier bei der 26. Reserve-Division. Während seines Kriegseinsatzes, den er als Leutnant begann, durchlief er zahlreiche Beförderungen, bei Kriegsende hatte er den Dienstrang eines Oberleutnants. Das letzte Kriegsjahr 1918 erlebte er wieder bei seiner Stammeinheit, dem PiBtl. 10.[2]

Weimarer Republik

In der Reichswehr erfolgten weitere Beförderungen. Zunächst am 1. Mai 1922 zum Rittmeister. In der Folgezeit arbeitete Jaenecke im Reichswehrministerium und war mit Sonderaufgaben wie z.B. Stabstätigkeiten im Gruppenkommando 2 und Nachrichtentätigkeit betreut. 1925 wurde er nach Königsberg versetzt, wo er zwei Jahre später das Kommando der 1. Kompanie im PiBtl. 4 erhielt. Am 1. Oktober 1931 ernannte man ihm zum Major im Reiter Regiment 2. Später erhielt er im September 1932 die Funktion eines Lehrgangsleiters an der Kriegsakademie Berlin[3], deren Aktivitäten vor der Öffentlichkeit noch geheim gehalten wurden.[2]

Zeit des Nationalsozialismus

Vorkriegszeit

Nach Übernahme in die Wehrmacht stieg Erwin Jaenecke am 1. April 1934 zum Oberstleutnant auf. Im Oktober 1934 erhielt er das Kommando über das sich im Aufbau befindliche Pionier-Bataillon 31 in Höxter an der Weser. Am 1. März 1936 erfolgte die Beförderung zum Oberst. [4] Am 26. April 1937 war Jaenecke in der Legion Condor bei der Bombardierung der Ortschaft Guernica in Spanien als Chef des Stabes des Sonderstabes W, beteiligt.

An und für sich war Guernica ein voller Erfolg der Luftwaffe.

Oberst Erwin Jaenecke[5]

Den Einmarsch des Heeres in Österreich begleitete er als Oberquartiermeister der 8. Armee und im Oktober 1938 das Einrücken in das Sudentenland.[2] Seit dem 10. November 1938 war er Chef des Stabes beim Inspekteur der Festungen.

Zweiter Weltkrieg

Als Oberquartiermeister bei der 8. Armee nahm er am Polenfeldzug teil. Zum 1. November 1939 erfolgte die Ernennung zum Generalmajor.

Vom 1. Mai 1940 bis zum 31. Januar 1942 diente er weiter als Oberquartiermeister in Belgien und Paris. Ab dem 16. Oktober 1940 als Militärbefehlshaber für Frankreich wurde er am 1. November 1941 zum Generalleutnant befördert.

Es folgten Kommandos an der Ostfront: Ab dem 1. Februar 1942 befehligte Generalleutnant Jaenecke die 389. Infanterie-Division.Am 14. Oktober 1942 war die Kampfgruppe Jaenecke, ein zusammengesetzter Verband aus der 389. und 305. Infanterie-Division, beim Großanngriff auf das Traktorenwerk[6] eingesetzt, nach erfolgreichem Abschluss wurde die Offensive am 16. Oktober 1942 im Nordteil der Geschützfabrik „Barrikaden“ fortgesetzt.[7] Vom 1. November 1942 bis 22. Januar 1943 ernannte Paulus Jaenecke zum Kommandierender General des IV. Armeekorps. Am 1. Dezember 1942 erfolgte die seltene Beförderung zum General der Pioniere. Jaenecke trat damit die Nachfolge des Generals Viktor von Schwedler im IV. Armeekorps an. Ende November 1942 reagierte Jaenecke mit folgendem Korpsbefehl auf den unaufhaltsamen Vormarsch der Roten Armee bei der Einschließung und den zunehmend zusammenbrechenden deutschen Verteidigungslinien:

Mit Beginn der Dunkelheit setzt sich das Korps in der Nacht 22./23. November in die Linie Marinowka – Cybenko – Elchi – Wolga ab, woebei die 29. Infanterie-Division (mot)zunächst westlich der Tschervlennaja in einer Linie beiderseits von Vypasnoj ausweicht; alle Lager, Truppeneinrichtungen und Geräte waren unverzüglich hinter die befohlene Linie abzuschieben, nicht mehr zu bergendes Gut zu vernichten.

General der Pioniere Erwin Jaenecke[8]

Jaenecke verfügte infolge seiner vorherigen Stabsfunktionen über fundierte Erfahrung in der Logistik und über die militärische Versorgung des Heeres. So glaubte er, dass eine Luftversorgung über Stalingrad nicht praktikabel sei. Vorbild war General Litzmann aus dem 1. Weltkrieg, welcher im Kessel von Lowitsch einen erfolgreichen Ausbruchsversuch durchführte. In Stalingrad plante man die Panzer mit den letzten Treibstoffreserven als Stoßkeil zu benutzen und die Infanteristen in schmalen Linien durch die sowjetischen Positionen infiltrieren. Nach seinen Berechnungen würde es ca. 12.000 Soldaten der insgesamt eingeschlossenen 358.000 gelingen, somit Anschluss an die deutschen Truppen außerhalb des Kessels zu finden.[9] Die Entscheidungsunfähigkeit von Paulus führte zunehmend zu Konflikten, so soll Jaenecke Paulus, zu dem ihn ein freundschaftliches Verhältnis verband, mehrmals energisch aufgefordert zu haben, endlich zu handeln.[10]

Hau Deine Funkgeräte zusammen, handle selbständig, Du mußt der Löwe von Stalingrad werden. Dein eigener Kopf gilt nichts gegen das Leben so vieler Soldaten.

General der Pioniere Erwin Jaenecke[11]

Vor seiner Evakuierung hatte er eine Denkschrift mit dem Titel "Der verbrecherische Wahnsinn des größten Feldherrn aller Zeiten", die an ein unbekanntes Archiv in Deuschland versandt wurde, verfasst.[12] Aus Stalingrad wurde er verwundet als letzter hoher Offizier vor Zusammenbruch des Kessels ausgeflogen.

Ab dem 1. April 1943 übernahm Jaenecke als Kommandierender General das LXXXII. Armeekorps und ab dem 25. Juni den Oberbefehl der 17. Armee im Kaukasus und schließlich auf der Krim. Dabei ordnete er im Herbst 1943 auch einen Giftgasangriff auf sowjetische Partisanen bei Kertsch an.[13] Am 30. Januar 1944 folgte die Beförderung zum Generaloberst.

In einem Gespräch mit Hitler am 29. April 1944 in Berchtesgaden legte Jaenecke eindringlich nahe, Sewastopol zu räumen, um seiner abgeschnittenen Armee mit 235.000 Soldaten die Rückführung zu ermöglichen. Auf dem Rückflug wurde er in Galatz aufgehalten und vor ein Kriegsgericht gestellt. Er sollte als Verantwortlicher für den Verlust der Krim herhalten.[14] Durch schleppende Behandlung der Untersuchung gelang es Generaloberst Guderian, die Verhandlung hinauszuziehen und Jaenecke zu retten. Erwin Jaenecke wurde am 31. Januar 1945 aus dem Militärdienst verabschiedet.

Am 12. Juni 1945 geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft, in der von einem Militärgericht zunächst zum Tode, dann aber zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt wurde.[13] Im Oktober 1955 wurde Jaenecke nach den Moskau-Verhandlungen des Bundeskanzlers Adenauer aus der Haft entlassen.

Auszeichnungen

Literatur

  • Gerd F. Heuer: Die Generalobersten des Heeres Inhaber. höchster deutscher Kommandostellen, Moewig Verlag, Rastatt 1988, ISBN 3-8118-1049-9, Seite 133-137

Einzelnachweise

  1. http://www.historyofwar.org/articles/people_jaenecke.html
  2. a b c d e http://www.389id.de/Personen/Jaenecke/Jaenecke.htm
  3. möglicherweise die Preußische Kriegsakademie Berlin
  4. http://www.historyofwar.org/articles/people_jaenecke.html
  5. http://www.ohne-uns.de/archiv/97_2_3/gernika.shtml
  6. Die Aussage auf www.389id.de: „General Jänecke, Kommandeur der 389. ID erhält das Eiserne Kreuz, welches mit dem Blut von Abertausenden von Soldaten in der Schlacht um das Traktorenwerk erkauft wurde“, läßt sich nicht eindeutig belegen
  7. Manfred Kehrig: Stalingrad. Analyse und Dokumentation einer Schlacht. Stuttgart 1979, S. 37ff
  8. Manfred Kehrig: Stalingrad. Analyse und Dokumentation einer Schlacht. Stuttgart 1979, S. 179-180
  9. Im Widerspruch dazu wird in Manfred Kehrig: Stalingrad. Analyse und Dokumentation einer Schlacht. Stuttgart 1979, S. 419, 449 und 524 angeführt, dass Jaenecke nach Beurteilung der Lage am 27. Dezember 1942 einen Ausbruchsversucht in westliche Richtung aufgrund der kritischen Versorgungslage für nicht durchführbar hielt, seiner Meinung nach, hätte ein derartiges Unternehmen kaum Erfolgsaussichten. Letztendlich machte Erwin Jaenecke die mangelnde Versorgungsleistung der Luftwaffe hauptsächlich für die Vernichtung der 6. Armee verantwortlich
  10. Der Spiegel Ausgabe 5/1949 in http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44435444.html
  11. Der Spiegel Ausgabe 5/1949 in http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44435444.html
  12. Der Spiegel Ausgabe 5/1949 in http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44435444.html
  13. a b Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 281.
  14. Chronik des Zweiten Weltkriegs, Chronik Verlag, 2004, ISBN 3-577-14367-3. S. 386
  15. a b c d Rangliste des Deutschen Reichsheeres, Mittler & Sohn Verlag, Berlin, S.135
  16. a b Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939-1945, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S.416

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