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Mobbing

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Das Wort Mobbing wird häufig statt Schikane verwendet. Das Wort kommt aus dem Englischen. Mob bedeutet dort Meute, to mob anpöbeln, über jemanden herfallen. Das Wort mobbing existiert im Englischen jedoch nicht. Es handelt sich um einen Scheinanglizismus.

Mobbing steht für Psychoterror, Schikanen und Intrigen gegen Personen am Arbeitsplatz: Jemanden lächerlich machen, ihr/ihm Informationen vorenthalten, Gerüchte verbreiten, und das über Wochen und Monate. Durch Mobbing kann das Opfer erheblichem psychischen Druck → Stress ausgesetzt werden, der sogar zu chronischen Erkrankungen führen kann.

Ursache für Mobbing ist meistens Konkurrenz, Leistungsdruck oder Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes.

In Deutschland schätzt man die Zahl der Mobbing-Opfer auf über 1 Millionen [1] (Stand Dezember 2001). Ein Mobbing-Opfer kostet seine Firma wegen Minderleistung ca. 25.000 Euro pro Jahr (Bundesanstalt für Arbeit). 200 Menschen pro Jahr bringen sich laut Angaben des Gesundheitsministeriums wegen Mobbings um.

Sozialforscher charakterisieren den typischen Mobber als männlich, Vorgesetzter, zwischen 35 und 54 Jahre alt, langjährig Beschäftigter. Mobbing-Opfer sind häufiger extrovertiert, selbstbewusst und kreativ.

Feindselige Handlungen gegen Arbeitskollegen oder Vorgesetzte durch eine oder mehrere Personen, die systematisch und regelmäßig, das heißt mindestens einmal pro Woche und mindestens ein Jahr lang, geschehen.


Mobbing in der Schule:

Mobbing in der Schule steht für böswillige und bewusste Handlungen, die zum Ziel haben, den Mitschüler oder die Mitschülerin "fertig“ zu machen. Fast jeder Schüler hat schon das Drangsalieren, Quälen, Beschimpfen oder Ausgrenzen einzelner durch gleichaltrige Klassentyrannen miterlebt, fast jeder Erwachsene kann sich daran erinnern. Mobbing gehört zur Schülerkultur. An deutschen Schulen wird mindestens eines von zehn Kindern ernsthaft schikaniert, und mehr als eines von zehn Kindern schikaniert andere. Beim Mobbing geht es nicht um die gelegentliche, gewöhnliche und bald wieder vergessene Stichelei oder Rauferei. Mobbing hat System. Die gemobbten Kinder zeigen sich bei Auseinandersetzungen schwach und hilflos, rennen weg, fangen an zu weinen. Diese Unterlegenheit wird möglicherweise durch die Erfahrung wiederholten Opferseins noch vertieft.

Das typische Mobbing-Opfer frisst seine Ängste in sich hinein, äußert sich nicht über den Frust und gewöhnt sich schließlich an die Rolle, es entsteht eine Spirale aus Angst und Gewalt. Vorrangig betroffen sind männliche Schüler zwischen 13 und 15 Jahren. Die Kommunikation zwischen den attackierten Kindern und den Lehrern funktioniert meistens nicht: Nur jeder Dritte unter den Opfern teilt seinen Kummer den Lehrern mit, und nur jeder vierte Lehrer spricht ein Opfer von sich aus an – ein folgenschweres Versäumnis, denn: Duldung von Mobbing bedeutet Ermutigung der Täter.

Jungen und Mädchen wenden beim Triezen der Schwächeren unterschiedliche Strategien an: Mädchen bevorzugen indirekte Bosheiten wie Gerüchteverbreiten, Ignorieren oder Manipulation der Freundschaftsbeziehungen: Sie spannen beispielsweise einem anderen Mädchen die beste Freundin aus. Typisch für Jungen sind direkte, grobe Attacken wie körperliche Gewalt und Beschädigung von Sachen. Die Jungen leiden langfristig in ihrem Selbstwertgefühl mehr als die Mädchen: Mädchen können das Mobbing gefühlsmäßig besser kompensieren.

Oft sind die Folgen für die jugendlichen Opfer so schwerwiegend, dass sie weit in ihr späteres Leben hineinreichen: Wer als Schüler immer wieder erniedrigt, gedemütigt oder auch geknufft und geprügelt wird, verliert sein Selbstwertgefühl, und kann es im Erwachsenenalter schwerer haben, Beziehungen aufzunehmen. Ständige Angst und das Gefühl der Ausweglosigkeit hinterlassen bei den Opfern Wunden in der Seele.

Experten schätzen, dass etwa 20 Prozent der jährlichen Suizidfälle durch Mobbing ausgelöst werden.

Mobbing in der Schule hat regelmäßig erhebliche negative Folgen für den weiteren Lebensweg der betroffenen Schüler. Betroffen sind nicht nur die Opfer, sondern auch die Täter. Die Mobber stehen häufig in der Gemeinschaft noch unbeliebter da, als die Opfer. Nur die Angst der anderen Schüler vor ihnen verhindert den Ausschluss aus der Gruppe. Im überwiegenden Teil der Mobbing-Fälle sprechen Kinder und Jugendliche weder mit Eltern noch mit Lehrern über das Problem. Die Opfer haben Angst als Verräter und Petzer dazustehen und dann noch mehr Repressalien ausgesetzt zu sein. Die Täter haben Angst vor Bestrafung.

Mobbing kann in jeder Klasse auftreten, wobei die Häufigkeit des Auftretens abhängig ist von dem Phänomen der sozialen Gewalt und dem Sozial-Klima in der Klasse. Stimmt das Sozial-Klima in der Klasse, gibt es nur in seltenen Einzelfällen Mobbing, d. h.: je offener eine Klasse, Lehrer sowie Schüler mit dem Thema umgehen, desto geringer ist das Klima für Mobbing. Da das Mobbing häufig aus zwischenmenschlichen Problemen resultiert, Mobbing deren Konsequenz ist, bildet Mobbing oft den Ausgangspunkt für eine kriminelle Karriere. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die zwischenmenschlichen Probleme nicht thematisiert und anders gelöst werden können.

Psychologen entwickeln im Eiltempo Programme, um das Mobbing im Klassenzimmer und auf dem Schulhof abzubauen. Um Prävention leisten zu können erkunden Wissenschaftler das Vorkommen und die Erscheinungsformen von Schulmobbing. Dazu erforschen sie Muster und Zusammenhänge, das typische Verhalten von Opfern und Tätern, die Reaktionen von Lehrern und Eltern. Anlass für die Studien ist nicht eine Zunahme des Phänomens im Zuge generell vermehrter Gewalt, sondern „eine gesteigerte Sensibilität für das erhebliche Leiden durch Schulmobbing“.

Sind Mobbing-Probleme erkannt, hilft es wenig, Täter zu ermahnen oder Opfer gar aus der Schule zu nehmen. Mobbing muss Thema der Klasse und der Schule werden. Der Konflikt muss ausgetragen werden. Nur mit vereinten Kräften von Lehrern, Schülern und Eltern ist es möglich, Dauer-Aggressionen abzubauen und die Atmosphäre an der Schule zu verbessern.

Es gibt konkrete Versuche, gegen Mobbing an Schulen anzugehen: Lehrer, Schüler und Eltern versuchen dabei gemeinsam, dem Problem entgegenzuwirken. Mit den Schülern wurden feste Regeln zum Gewaltverzicht, einschließlich (nichtkörperlicher) Strafen, vereinbart. Ob sich die Regeln bewährt hatten, wurde wiederum in regelmäßigen Gesprächen überprüft. Nicht nur theoretisch, auch in Rollenspielen verarbeiteten die Kinder typische Konfliktsituationen. Das Schlimmste, so stellte sich heraus, war für hartnäckige Mobber, in andere Klassen geschickt oder von „schönen Aktivitäten“ ausgeschlossen zu werden“.

Man muss endlich damit beginnen, mit bestimmten falschen Vorstellungen unter den Lehrern aufzuräumen:

1. Mythos: Bei uns gibt es kein Mobbing!

Wenn Mobbingfälle erst bekannt werden, handelt es sich wahrscheinlich nicht um Einzelfälle. Die oft erklärte Behauptung, dass Mobbing unter Schülern dieser Schule nicht vorkommt, ist fast immer falsch. Untersuchungen in verschiedenen Ländern zeigen, dass ein beträchtlicher Anteil der Schüler Mobbing direkt erlebt oder Mobbing-Vorfälle zumindest beobachtet haben.

2. Mythos: Falls doch Mobbing vorkommt, ist es eine harmlose Form!

Die Behauptung, dass Schüler Mobbing-Situationen selbst lösen können, ist falsch! Mobbing ist nicht harmlos. Ständig werden Schulutensilien zerstört, persönliche Gegenstände weggenommen und versteckt und Bedrohungen ausgesprochen. Mobbing-Opfer erleben körperliche und/oder seelische Verletzungen und soziale Isolation.

3. Mythos: Wir können als Lehrer doch nichts dagegen tun!

Die Lösung heißt: Hinschauen und Handeln. Schulen brauchen Anti-Mobbing-Strategien und echte Lösungen im Umgang mit Mobbing-Vorfällen. Das gemeinsame Handeln in der ganzen Schule ist von größerer Wirkung als die Einzelaktion in den verschiedenen Klassen. Hauptanliegen sollte nicht nur sein zu reagieren, sondern auch wirksam Gewalt in jeder Form vorzubeugen.

Anteilnahme und feste Regeln stehen bisher im Gegensatz zu Erziehungspraktiken vergangener Jahrzehnte, die durch ihre „übergroße Toleranz“ und dem „Fehlen klarer Grenzen“ die Aggressionen gefördert haben. Zum Abbau von systematischer Rempelei und Rüpeltum kann auch die Umgestaltung der Pausen und des Schulhofs beitragen: Möglichkeiten für Spiele und Bewegung, aber auch Ruhezonen, sollten geschaffen werden. Weil Mobbing überwiegend in den Pausenzeiten stattfindet, sollten mehr Lehrer Aufsicht führen. Mittels solcher Programme sollte es gelingen, die Opfer im Standhalten zu bestärken, die Angreifer zu mäßigen. Dass Schulgewalt sich mit Anti-Mobbing-Programmen nicht gänzlich beseitigen lässt, dürfte klar sein. Ein erheblicher Bodensatz wird bleiben, doch wird auf diese Weise längerfristig ein wärmeres Schulklima geschaffen. Dass große Schulen, große Klassen mit einem hohen Anteil an Ausländerkindern sowie Großstädte überhaupt Horte des Mobbings seien, ist laut einschlägiger Studien nicht erwiesen. Ob ländliche oder städtische Grund-, Gesamt- oder Gymnasium, das Schikanieren geht an allen Schularten um. Am schwersten zu erfassen – weil die Formen subtiler werden – ist das Mobbing an den höheren Klassen mancher Gymnasien. Die Täter können kaum dingfest gemacht werden, denn die Vorfälle sind nicht konkret genug. Durch raffiniertes Mobbing versuchen beispielsweise schlechtere Schüler, fleißigere Klassenkameraden auszuschalten, um den Leistungsdruck zu mindern. Mittlerweile ist es schon so, dass die Opfer ganz leise mit dem Lehrer sprechen, um bei den Tätern nicht aufzufallen. Die Tendenz zum Mobbing hat sich verstärkt, weil es keine verbindlichen Normen für Schülerverhalten mehr gibt. Solidarität mit den Schwächeren ist schon längst out, die zunehmende Individualisierung bedeutet, dass jeder rücksichtslos seine Interessen verfolgt. Auch unter den Schülern herrschen die Durchsetzungsprinzipien der Marktwirtschaft.

Neue Vorschriften in den Schulgesetzen einzelner Bundesländer verpflichten mittlerweile die Lehrer, beim Mobbing einzugreifen.


Schikanen durch Kollegen

> Ein Club von "guten Freunden" geht gegen Einzelne vor (weil sie zu fleißig

 sind, ihren Beruf ernst nehmen, zu sehr den Schülern helfen, angeblich den  
 Frieden stören).

> Gemeinschaftlicher Kampf mit Nadelstichen gegen besonders engagierte

 Kollegen, bis diese "realistischer geworden sind.

> Diskriminierung besonders beliebter oder geachteter Lehrer bei den Schülern.

> Herabsetzng der Arbeit älterer Kollegen.

> Drohung mit Isolierung im Kollegium.

> Fachliche Diskriminierung und Disqualifikation junger Kolleginnen.

> Herabsetzung besonderer Leistungen (Theateraufführungen, Konzerte, usw.

 unter der Leitung der Betroffenen) im Kollegium oder gar in der 
 Öffentlichkeit.

> Herabsetzende Äußerungen bis hin zur Beschimpfung und Beleidigung.

> Denunzitation beim Direktor oder der Schulaufsicht.

> Schmähkritik von Dritten (Kollegen, Schülern, Eltern).

> Störung privater Kontakte.

> "Warnung" guter Freunde vor dem (angeblich bösen) Opfer.

> Verleumdung, Ausstreuung von Gerüchten. > "Schneiden", Isolierung offensichtliche Mißachtung.

> Verhandlung in Abwesenheit der Betroffenen.

> Einschränkung des Rechtes auf freie Meinungsäußerung.

> "Bündnisse gegen einen, der zum "Schwarzen Schaf" erkoren wird, so dass es

 zur Situation alle gegen einen kommt.