Geriatrie
Die Geriatrie oder Altersheilkunde ist die Lehre von den Krankheiten des alten Menschen. Dies betrifft v.a. Probleme aus den Bereichen der Inneren Medizin, der Orthopädie, Neurologie und Psychiatrie (Gerontopsychiatrie).
Als Gerontologie oder Altersforschung wird andererseits die Wissenschaft bezeichnet, die sich mit Alterungsvorgängung in allen ihren Aspekten befasst.
Geriatrie ist keinesfalls mit der Palliativmedizin zu verwechseln, die sich das Ziel setzt, dem Menschen im letztenStadium einer unheilbaren Krankheit ein menschenwürdiges Sterben zu ermöglichen. Die Geriatrie tritt an, dem alten, aber v. A. dem sehr alten Menschen zu einem besseren Leben zu verhelfen. Dabei ist der Geriater hauptsächlich dann gefordert, wenn Mehrfacherkrankungen vorliegen, die den einzelnen Arzt der jeweiligen medizinischen Fächer aufgrund vielfältiger Verflechtungen überfordern. Die Geriatrie ist somit als eine fachübergreifende Disziplin zu verstehen.
Fallbeispiel 1
Eine 75jährige Patientin, seit vielen Jahren verwitwet, die Kinder in anderen Städten familiär und beruflich gebunden. Der Kontakt besteht hauptsächlich über das Telefon. Mit dem früheren Hausarzt sei sie nicht mehr zufrieden gewesen. Selber schon nicht mehr der jüngste habe er ihr nicht mehr helfen können. Früher sei das anders gewesen, er möge halt auch nicht mehr so und warte vermutlich auf seine Pensionierung. Übergewicht, arterielle Hypertonie und Diabetes mellitus sind vorhanden; mehrfache Versuche das Gewicht zu reduzieren scheiterten kläglich. Eine kombinierte Harninkontinenz (mit Drang- und Stresskomponente) besteht, die entsprechenden Medikamente verursachen eine Mundtrockenheit. Als jüngstes Kind einer vielköpfigen Familie ist sie die beinahe einzige Überlebende; Depressionen waren in der Familie vorhanden und auch sie hat eine längere Geschichte depressiver Phasen vorzuweisen. Eine sehr besorgte Tochter warnt vor bekanntem Medikamentenmissbrauch. Die Patientin klagt über Obstipation und Einschlafprobleme, seit Jahren nimmt sie Schlafmittel nach Gutdünken ein. Beratungen bezüglich Schlafhygiene haben zu keiner Verhaltensänderung geführt. Die Haut ist trocken, ein Juckreiz besteht vor allem in den Wintermonaten. Die Patientin weiß, dass sie viel zu wenig trinkt, meint aber, wenn sie mehr trinke, habe sie noch mehr Probleme mit ihrer Harninkontinenz und müsse in der Nacht auch aufstehen und könne gar nicht mehr schlafen. Ein linkshirniger Schlaganfall mit 65 Jahren hat eine leichte Gehbehinderung hinterlassen, die allerdings durch Hüft- und Knieprobleme sowie ausgeprägte Hammerzehen verstärkt werden. Operationen steht die Patientin ohnehin ablehnend gegenüber, solange es noch geht. Eine Nachbarin, die ihr gegen Bezahlung mit der Wäsche und den Besorgungen hilft, berichtet, dass die Patientin manchmal sehr böse sein könne und in der letzten Zeit manchmal auch etwas vergesse. Sie selber sei gegen jede Art von Medikamenten und habe ihr schon öfters gesagt, wie schädlich diese seien. Sie bete öfters darum, selber nicht alt werden zu müssen. Es sei eine Plage mit dem Alter. Gott sei Dank wisse sie, wie man die Patientin nehmen müsse, aber es sei nicht immer einfach. Der um Verständnis heischende Blick spricht Bände. Die Patientin selber meint, dass sie froh sein müsse, dass sie diese Nachbarin habe, aber sie sei so neugierig, dass es kaum auszuhalten sei.
Diese kurze Beschreibung muss ausreichen, die Schwierigkeiten in der Behandlung mancher alter Menschen zu verdeutlichen. Hier muss nicht nur die Patientin selbst, sonder nauch die Nachbarin mitbetreut werden, die selbstverständlich mit ihrer Hausärztin zufrieden ist. Es ist Kontakt mit dieser wie mit den Kindern und dem früheren Hausarzt aufzunehmen. Nicht dass dieser viel zu sagen hätte, aber die Patientin schätzt diese Bemühung.
Siehe auch: Altersdepression - Psychotherapie im Alter