Sonnenuhr
Eine Sonnenuhr ist ein astronomisches Gerät, das den Stand der Sonne am Himmel zu einer genäherten Zeitangabe nützt. Sonnenuhren dienen heute vor allem zur Ausschmückung von Gebäuden und Plätzen, lassen aber bei geeigneter Bauweise und etwas Aufwand eine Ablesung auf 1-5 Minuten zu.
Sofern die Sonnenuhr so konstruiert ist, dass sie bei Sonnenhöchststand 12 Uhr anzeigt, gibt sie die so genannte wahre Ortszeit an. Das ist insbesondere bei älteren Sonnenuhren der Fall. Diese Zeit unterscheidet sich von der Zeit der lokalen Zeitzone wie beispielweise bei uns der MEZ
- um die geografische Längendifferenz zum Zonenmeridian, in Mitteleuropa 15° östlich von Greenwich,
- plus der Zeitgleichung, je nach Jahreszeit bis zu 16 Minuten verursacht durch die elliptische Erdbahn, sowie
- im Sommerhalbjahr ggf. um eine zusätzliche Stunde wegen der Sommerzeit.
Im Fall des Bereichs der MEZ kann sie daher eine Differenz zur Zeit der Zeitzone von plus/minus 30-50 Minuten aufweisen, bzw. zur MESZ je nach geografischer Länge und Monat zwischen Null und -1¾ Stunden.
Bei moderneren Sonnenuhren wird die Differenz zur Zonenzeit oft durch ein entsprechend modifiziertes Ziffernblatt korrigiert. In manchen Fällen wird auch der Fehler berücksichtigt, der durch die Ellipsenbahn der Erde verursacht wird. Bei diesen Sonnenuhren sind die Linen, die einer bestimmten Uhrzeit entsprechen, nicht gerade sondern haben die Form einer flachen Acht, das so genannte Analemma. Auf diese Weise wird die seitliche Pendelbewegung der Sonne am Himmel im Verlauf eines Jahres als Folge der Geschwindigkeitvariation der Erde um die Sonnen berücksichtigt. Aufgrund der Präzession der Erdachse mit einer Periode von 23.000 Jahren ist die Form des Analemmas nicht konstant, sondern pendelt zwischen der einer Acht und einem flachen Oval.
Die Sonnenuhr geht auf die griechische Antike um etwa 500 v. Chr. zurück, bzw. davor vermutlich auf die Babylonier. Im einfachsten Fall ist sie ein Gnomon (senkrechter Schattenstab) mit einigen Zeitmarken, vor allem mit der Mittagslinie, dem Meridian.
Genauer wird die Anzeige, wenn der Schattenstab parallel zur Erdachse ausgerichtet ist, also nach Norden unter einem Winkel = geografische Breite. Dann sind die Zeitlinien auf einer horizontalen Fläche oder auf einer Wand ein Geradenbüschel mit dem Ursprung im Fußpunkt des Stabes.
In den Höfen von Klöstern und Stiften sind oft mehrere kunstvolle Sonnenuhren installiert, z.B. je eine auf der Ost-, Süd- und Westwand. Äquatoriale Sonnenuhren, Halbkugeln oder kugelförmige Exemplare bilden die Verhältnisse auf der Himmelskugel nach und finden sich oft in alten Bibliotheken und Kloster- oder fürstlichen Sternwarten.
Im 17. und 18. Jahrhundert war die "hohe Zeit" der Taschensonnenuhren, die oft klappbar und mit Kompass ausgeführt waren. Auch einfache Bauern-Uhren gab es, meist in Gestalt eines Messingringes, von denen manche Museen sogar Nachbauten zum Verkauf anbieten.
Zahlreiche Orte im Gebirge haben Hausberge, die nach Stunden der Sonnenuhr benannt sind, z.B. Zehner, Elfer und - am häufigsten - Zwölfer, Zwölfer- bzw. Mittagskogel usw. Die schönste dieser Bergsonnenuhren findet sich bei Sexten in den Südtiroler Dolomiten.
Siehe auch: Geschichte der Astronomie, sphärische Astronomie, Uhr, Zeitmessung [[pl:Zegar s%B3oneczny]]