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Römische Legion

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Adler der römischen Legionen
aus Meyers Konversationslexikon 1888


Die römische Legion war ein selbständig operierender Verband mit 4000 - 6000 Legionären und leicht bewaffneten Hilfstruppen in etwa gleicher Stärke. Er kommt in heutigen Begriffen am ehesten der Division nahe.

In der langen Geschichte der Legion wandelte sich natürlich die Stärke, Zusammensetzung und Ausrüstung der Legion. Die Legion der klassischen römischen Kaiserzeit wurde durch die Heeresreform des Marius ab 107 v. Chr. geprägt.

Geschichte

Zur Zeit der römischen Republik war die Armee eine Wehrpflichtarmee, wobei die Wehrpflicht an die politischen Rechte gekoppelt war. Wer keine Steuern zahlte, musste nicht zur Armee, besaß aber auch keine politischen Rechte. Je nach Vermögen wurde man in eine der fünf Klassen eingeteilt und diente dann als Reiter, schwerer Infanterist, wiederum in drei Klassen eingeteilt, oder leichter Infanterist. Die Ausrüstung musste selbst gestellt werden.

Der Ursprung der Legion (von legio = die Lese) lag Mitte des 7. Jh. v. Chr in der Hopliten-Phalanx, die mit dem Speer als Hauptwaffe ausgerüstet und in 3 Tausendschaften unter 3 Tribunen (tribuni militum) unterteilt war. Hinzu kamen 3 Hundertschaften (centuriae) Reiter unter den drei Abteilungsführern (tribuni celerum). Insgesamt bestand das Angriffsheer Roms am Anfang der Königszeit also aus ca. 3.300 Mann. Die Stärke der Legion wurde nach der Vereinigung der Bergrömer des Palatin mit den Hügelrömern des Quirinal auf 6 Tausendschaften Fußvolk und 6 Hundertschaften Reiterei verdoppelt.

Im Rahmen der Servianischen Heeresreform (König Servius Tullius), die auch den Bau der ersten Stadtmauer Roms mit sich brachte, wurde die Legion neu geordnet: Sie bestand aus 6.000 Mann in 6 Reihen plus 2.400 Mann Leichtbewaffnete. In den ersten 4 Reihen der Phalanx standen 40 Centurien der vollausgerüsteten Hopliten (classis), in den folgenden beiden Reihen je 10 Centurien der nicht voll ausgerüsteten Hopliten der zweiten und dritten Vermögensklasse. Die Bürger der untersten Vermögensklassen stellten 24 Centurien der Leichtbewaffneten, die bei Bedarf auch Lücken in der Phalanx auszufüllen hatten. Hinzu kamen i.d.R. pro Legion 6 Centurien Reiterei. In der Legion dienten die Bürger des ersten Aufgebotes vom 18. bis 46. Lebensjahr. Die älteren Jahrgänge hatten die Stadtmauern daheim zu schirmen. Neben die Legion der römischen Bürger trat die gemeinsame Legion der latinischen Bundesgenossen Roms. Mit dem zunehmenden Erstarken Roms im 5. und 4. Jh. v. Chr. wurden mehrere Legionen gleichzeitig ins Feld gestellt.

Im 4. Jh v. Chr. wurde die bisher relativ starre Phalanx durch Einführung der flexibleren Manipularordnung verbessert, wodurch die Legion in späteren Feldzügen gegenüber der griechischen und makedonischen Phalanx die Überlegenheit gewann. Die bisherige Legion von 8.400 Mann wurde in 2 neue Legionen je 4.200 Mann geteilt. Jede Legion bestand aus 10 Manipeln in je 3 Treffen zu je 4 Reihen. Vorn standen die Hastaten, dann die Principes, schließlich die Triarier. Die beiden ersten Treffen erhielten das Pilum, eine neuartige Wurflanze, während das dritte Treffen weiterhin mit der langen Stoßlanze ausgerüstet blieb. Das Pilum wurde auf Kommando aus einer Entfernung von ca. 10 - 20 Schritt geschlossen in den Feind geworfen, um seine Reihen zu öffnen und seine Schilde zu beschwehren. Anschließend erfolgte der Kampf mit dem Schwert (Gladius). Die bisherige Einstufung nach Vermögensklassen fiel weg. Anstattdessen wurde das Dienstalter maßgeblich. Die Rekruten begannen als Leichtbewaffnete, kamen dann zu den Hastaten, später den Principes und schließlich zu den Triariern. Somit gaben die erfahrendsten Soldaten, die Triarier, der Truppe den Rückhalt.


In Notsituationen wie den Punischen Kriegen gegen Karthago, insbesondere nach dem Verlust mehrerer Legionen gegen Hannibal, wurde die Einteilung nach unten geöffnet, um die nötige Anzahl von Rekruten zu erhalten. Diese waren teilweise nicht in der Lage, ihre Ausrüstung selbst zu beschaffen und der Staat musste diese stellen.

Im weiteren Verlauf der römischen Geschichte kam es zu einer Verarmung der italienschen Kleinbauern, die dem Milizsystem die Grundlage entzog, da die verarmten Bauern nicht mehr unter die Wehrpflicht fielen.

Durch die Niederlagen gegen die Kimbern und Teutonen wurde eine Heeresreform immer dringender, die dann unter Marius ab 107 v. Chr. erfolgte, und bei der die Organisation der Legion und die Ausrüstung stark geändert wurden. (Nach dieser Reform wurde der Legionär ob des umfangreichen Gepäcks auch der mulus Marianus, "Das Maultier des Marius", genannt.)

Die Grundlagen dieser Heeresreform wurden auch in der nächsten Reform des Augustus nicht verändert, die aber für eine Vereinheitlichung des Heeres sorgte.

In der späten Kaiserzeit wurden Kaiser und Gegenkaiser von den Legionen ausgerufen. (Soldatenkaiser) Die Prätorianergarde, die einige Kaiser ermordete, war keine Legion, sondern eine Sondertruppe.

In spätrömischer Zeit wurde nur noch der Name der Legion beibehalten und die Armee völlig neu gegliedert.

Die Legion der klassischen Kaiserzeit

Gliederung

Die Legion nach den Heeresreformen des Marius war in Legionstruppen, in denen römische Bürger als schwere Infanterie dienten, und Auxiliareinheiten (Hilfstruppen) verbündeter Völker gegliedert. Geführt wurde sie von einem Legaten (in Ägypten Präfekt). Diesem zur Seite standen mehrere Tribunen und diverse Centurionen.

Legion
Legionstruppen
10 Kohorten zu
6 Centuriae à 60 - 80 Mann, wobei die 1. Kohorte 5 Centuriae zu 200 Mann umfasste. In der ersten Kohorte diente auch der Signifer (Feldzeichenträger). Das Feldzeichen (Signum) genoss göttliche Verehrung und wurde daher besonders geschützt. In der 1. Kohorte und insbesondere in der Centuria des Feldzeichens dienten daher nur besonders ausgewählte Soldaten.
4 Turmae Kavallerie zu je 30 Mann, die in erster Line zur Aufklärung und Verbindung eingesetzt wurden.
Auxiliartruppen
Kohorte (Infanterie)
Centuriae
Ala (Kavallerie)
Turmae
Cohors Equitata (gemischte Einheit aus Infanterie und Kavallerie)

Des Weiteren gab es die Zusammenfassung zweier Centuriae zu einem Manipel, die allerdings nur im Gefecht von Bedeutung war. Dort wurde das Kommando vom älteren der beiden Centurionen geführt.

Die Einheiten der Auxiliartruppen waren stärkeren Unterschieden als die Legionstruppen unterworfen, da sie teilweise über spezielle Ausrüstung verfügten (z.B. Bogenschützen) oder an die typischen Gegebenheiten der Herkunftsländer angepasst waren. Gewöhnlich waren die Auxiliareinheiten nicht mit den Legionen zusammen, sondern in eigenständigen Lagern (Castra) untergebracht, z. B. am Limes.

Weiterhin verfügte die Legion noch über Spezialtruppen wie Geschütze und über einen Tross zur Versorgung der Legion, außerdem noch über einen umfangreichen Verwaltungsapparat, da die Legion auch Aufgaben der Verwaltung in ihrer Provinz und sehr viele Baumaßnahmen wahrzunehmen hatte.

Ab dem zweiten Jahrhundert n. Chr. wurde eine neue Art von Auxiliartruppen aufgestellt, die Numeri, deren Stärke beträchtlich unter der der bisherigen Auxiliartruppen lag (ca. ein Drittel). Auch diese Truppen wurden selbständig in kleineren Kastellen eingesetzt.

Es sind ca. 50 Legionen bekannt, allerdings existierten maximal nur ca. 35 Legionen auf einmal. Jede Legion besaß eine Nummer und einen Namen. Teilweise waren Nummern doppelt vergeben, da während der Bürgerkriege jede Partei Legionen aufstellte. Siehe auch Liste der römischen Legionen

Ausrüstung

Der Legionär der Kaiserzeit verfügte über ein umfangreiches Arsenal an Waffen, Schutzausrüstung, Schanzwerkzeug und persönlicher Ausrüstung.

Waffen

  • Kettenhemd (der Gliederpanzer aus Asterix ist für diese Zeit falsch)
  • Galea Helm
  • Scutum Schild, großes rechteckiges Lederschild mit eisernem Schildbuckel
  • Gladius (Schwert), ein Kurzschwert mit ca. 50 cm Klingenlänge, das auf der rechten Seite getragen wurde. Ausnahme beim Centurio, der dies auf der linken Seite trug.
  • Pilum (Wurfspieß) 2 Stück je Legionär
  • Pugio (Dolch)

Schanzwerkzeug

  • Pilum murale Schanzpfahl (wurde auf dem Maultier mitgeführt)
  • Spaten

Persönliche Ausrüstung

Die Bekleidung des Legionärs bestand neben den oben angeführten Rüstungsteilen aus:

  • Tunica
  • Caligae genagelten Sandalen
  • Mantel
  • Halstuch
  • Sarcina (Sack in dem die Ausrüstung und Verpflegung transportiert wurde)
  • Feldflasche
  • Topf

Je nach Einsatzgebiet kommen noch andere Ausrüstungsgegenstände hinzu wie Strümpfe oder Hosen (feminalia). Die Gruppe (contubernium) verfügte über ein Maultier, auf dem das Schanzwerkzeug, ein Lederzelt und evtl. zusätzliche Verpflegung verladen war. Ebenso gehörte eine Getreidemühle zur Gruppenausrüstung, das Getreide wurde nämlich ungemahlen ausgegeben. Teilweise verfügte die Gruppe noch über einen (wohl meist unfreien) Helfer, der sich auch um das Maultier kümmerte. Insgesamt wird die Zahl dieser "Helfer" pro Legion auf über tausend geschätzt, da insbesondere der Tross und die Reitereinheiten über eine erhebliche Anzahl von Pferdeknechten verfügt haben müssen. Allerdings ist der Status dieser "Helfer" nicht ganz geklärt, man geht jedoch davon aus, dass es sich überwiegend um Sklaven gehandelt hat.

Taktik

Der Erfolg der römischen Legion beruhte auf der überlegenen Ausrüstung, Ausbildung und hohen Disziplin im Gefecht.

Die Legion kämpfte in geschlossener Schlachtordnung, sodass der einzelne Soldat nur von vorn angreifbar war, dabei war er sehr gut durch den großen Schild gedeckt. Die normale Schlachtordnung wies dabei eine Gliederung in drei Reihen auf. Zwei Centuriae wurden zu einem Manipel zusammengefasst, das unter dem Befehl des dienstälteren Centurios kämpfte. Die Manipel waren wiederum in Kohorten zusammengefasst.

Der Gegner wurde auf ca. 20 Schritt Entfernung mit einem Hagel aus Wurfspießen Pila überschüttet und ihm so die ersten Verluste beigebracht.

Siehe auch

Thebaische Legion - Legionslager

Literatur

Marcus Junckelmann
Die Legionen des Augustus. Der römische Soldat im archäologischen Experiment.
ISBN 3805308868
Michael Simkins
Das Römische Heer von Cäsar bis Trajan.
ISBN 3803303303


Eine Vielzahl von Gruppen versucht, die Ausrüstung der römischen Legion möglichst originalgetreu nachzubauen und zu erproben.

Weltweit: http://www.legionxxiv.org/legionlinks/

Als Beispiel für eine deutschsprachige Seite http://www.legioxv.org/ unter