Nachtluftpost
Die Deutsche Post AG (ehemals Deutsche Bundespost) befördert seit dem Jahr 1963 innerdeutsche Postsendungen über größere Entfernungen im Rahmen des deutschen Nachtluftpostnetzes. Ziel dieser Logistikkette ist es, eine Postzustellung am nächsten Werktag im Bundesgebiet sicherzustellen.
Geschichte
Während in den Anfangsjahren sich die Postflüge auf wenige Verbindungen pro Nacht beschränkten und bis 1997 die Briefbeförderung per Flugzeug durch den Bahntransport in speziellen Postzügen bzw. Postwaggons ergänzt wurde, gewann das Nachtluftpostnetz mit der Einführung der Briefzentren seit Ende der 1990er Jahre stark an Bedeutung. In Spitzenzeiten wurden pro Nacht bis zu 32 innerdeutsche Flugverbindungen betrieben. Dabei galt es zwischen wenigen Direktverbindungen und Verbindungen im Rahmen eines Hub and Spokes Systems zu unterscheiden. Hierbei steuerten Flugzeuge aus allen Teilen der Bundesrepublik Deutschland sternenförmig den weitestgehend in der Mitte Deutschlands gelegenen Flughafen in Frankfurt am Main an. Dort wurden die Postsendungen nachts zwischen den einzelnen Flugzeugen innerhalb von etwa 1,5 Stunden ausgetauscht, bevor die Flugzeuge wieder in alle Himmelsrichtungen zu ihren Ausgangsflughäfen zurückflogen. An diesem sternenförmigen Nachtluftpostnetz mit Basis in Frankfurt am Main waren seit Ende der 1990er Jahre die Flughäfen Rostock, Hamburg, Bremen, Hannover, Berlin, Münster/Osnabrück, Köln/Bonn, Leipzig, Dresden, Nürnberg, Stuttgart, Lahr im Schwarzwald sowie München beteiligt. Als Richtwert konnte damals festgehalten werden, dass bei inländischen Beförderungsstrecken von mehr als 450 km der Postversand im Rahmen des Nachtluftpostnetzes erfolgte.
Seit dem Jahr 2003 wurde das Nachtluftpostnetz von Seiten der Deutschen Post AG ausgedünnt und die Postbeförderung zunehmend vom Luftweg auf den Straßentransport per LKW verlegt. Als Gründe sind in diesem Zusammenhang ein sich in der Öffentlichkeit zunehmend an Bedeutung gewinnender Gedanke des Umweltschutzes, Beschwerden von Anwohnern der beteiligten Flughäfen über nächtlichen Fluglärm, ein gestiegender Kostendruck im Briefgeschäft sowie langwierige Verhandlungen zur Erlangung von Ausnahmegenehmigungen für die an den meisten Flughäfen geltenden Nachtflugverbote zu nennen. Vor diesem Hintergrund wurde das Hub and Spokes System mit Basis in Frankfurt am Main in der Zwischenzeit vollständig eingestellt und im Rahmen des Nachtluftpostnetzes nur noch wenige Direktverbindungen aufrechterhalten. Im Juli 2009 wurde das Deutsche Nachtluftpostnetz von der Deutschen Post AG vollständig eingestellt und ausschließlich auf den Brieftransport per LKW gesetzt. Jedoch erwies sich der Straßentransport von Briefsendungen über weite innerdeutsche Beförderungsstrecken als langsam und unzuverlässig, so dass die Deutsche Post AG im November 2009 nach fünfmonatiger Pause das Nachtluftpostnetz im Rahmen von drei Direktverbindungen wieder in Betrieb nahm.
Gegenwärtig bestehen folgende Verbindungen im Rahmen des deutschen Nachtluftpostnetzes:
- Hannover - Stuttgart (betrieben von TUIfly)
- Stuttgart - Hannover (betrieben von TUIfly)
- Hannover - München (betrieben von Air Berlin)
- München - Hannover (betrieben von Air Berlin)
- Berlin-Schönefeld - Stuttgart (betrieben von Germanwings)
- Stuttgart - Berlin-Schönefeld (betrieben von Germanwings)
Bei den im Rahmen des Nachtluftpostnetzes eingesetzten Flugzeugen handelt es sich um normale Passagierflugzeuge. Vor dem Einsatz im Nachtluftpostnetz werden die Flugzeugsitze mit besonderen Schonbezügen versehen, da die Postsendungen sowohl im Fracht- als auch im Passagierraum untergebracht werden. Die Flugzeuge starten montags bis freitags gegen 24.00 Uhr.