Heinzelmännchen

Die Heinzelmännchen sind der Sage nach Kölner Hausgeister. Sie verrichten nachts, wenn die Bürger schlafen, deren Arbeit. Werden sie dabei jedoch beobachtet, verschwinden sie für immer. Neben ihrer Kleinheit zeigen auch typische Attribute, wie die Zipfelmütze und ihr Fleiß, dass die Heinzelmännchen zur Gruppe der Kobolde, Wichtel und Zwerge gehören.
Kölner Sage
brunnen zu Köln von Edmund und Heinrich Renard
Die Sage erscheint 1826 erstmals schriftlich in einem Werk des Kölner Schriftstellers Ernst Weyden (1805–1869) als kurze Prosaerzählung mit dem Herkunftsvermerk „Mündlich“ und der Einleitung:
„Es mag noch nicht über fünfzig Jahre seyn, daß in Cöln die sogenannten Heinzelmännchen ihr abentheuerliches Wesen trieben. Kleine nackende Männchen waren es, die allerhand thaten, Brodbacken, waschen und dergleichen Hausarbeiten mehrere; so wurde erzählt; doch hatte sie Niemand gesehen.“
Populär geworden ist sie in der Gedichtfassung (Ballade[2]) von 1836 des Malers und Dichters August Kopisch (1799–1853):
Wie war zu Cölln es doch vordem,
Mit Heinzelmännchen so bequem!
Denn, war man faul:.... man legte sich
Hin auf die Bank und pflegte sich:
Da kamen bei Nacht,
Ehe man’s gedacht,
Die Männlein und schwärmten
Und klappten und lärmten
Und rupften
Und zupften
Und hüpften und trabten
Und putzten und schabten.....
Und eh ein Faulpelz noch erwacht,...
War all sein Tagewerk..... bereits gemacht!
[3]
Herkunft des Namens in der Volkssage
Die Volkskundlerin Marianne Rumpf (1921–1998) führt in einem Beitrag[4] in der Fachzeitschrift für Erzählforschung Fabula von 1976 zwei Erklärungen zur Herkunft an. Zum Einen war Heinzelmännlein[5] eine Bezeichnung für die Alraune, die als Hausgeist verwendet wurde. Zum Anderen waren Heinz[6] oder Heinzenkunst Namen von Vorrichtungen im Bergbau zur Wasserabführung. Daher könnten nach Rumpf die Bediener solch hilfreicher Vorrichtungen Heinzelmänner genannt worden sein.[7]
Verfilmung
Im Jahr 1956 erschien in Farbe der deutsche Märchenfilm Die Heinzelmännchen.
Verwandte

Verwandte Figuren sind die Brownies aus dem englischen Sprachraum sowie die Tomtar aus Lappland (vgl. Trolle), die dort die Weihnachtsgeschenke bringen. Die Heinzelmännchen zählen zu den Vorbildern der Ende des 19. Jahrhunderts erfundenen Gartenzwerge. Kommerzielle Varianten neuerer Zeit sind die Mainzelmännchen als die Maskottchen des ZDF.
In den Niederlanden nennt man sie Kabouters. In den 1960er und 1970er-Jahren entstand dort ein regelrechter Kult um diese fiktiven Geschöpfe. Dazu trug auch ein von Wil Huygen und Rien Poortvliet herausgebrachtes, liebevoll illustriertes Werk Das große Buch der Heinzelmännchen. Die ganze Wahrheit über Herkunft, Leben und Wirken des Zwergenvolkes. bei. Immer neue Erkenntnisse wurden in Vereinen und Zirkeln aufgedeckt und man fotografierte die scheuen Wesen.
Sehenswürdigkeiten
Heinzelmännchenbrunnen
Der Heinzelmännchenbrunnen wurde in den Jahren 1897–1900 von den Bildhauern Heinrich Renard (1868–1928) und seinem Vater Edmund Renard (1830–1905) erbaut, auch wenn diese sich in der Regel eher der religiösen Kunst verpflichteten. Der Profanbau wurde vom Kölner Verschönerungsverein zum Anlass des 100. Geburtstags von August Kopisch (1799–1853) gestiftet. Mit seinem Gedicht über die Heinzelmännchen transportierte er die ursprünglich rheinländische Sage aus dem Siebengebirge nach Köln.
Die Original-Skulptur der Schneidersfrau ist im Zeughaus Köln ausgestellt.
Der Brunnen steht nahe des Doms und gegenüber dem ältesten Brauhaus Kölns, dem Früh in der Straße Am Hof. Die Grundform des Heinzelmännchenbrunnens wird durch ein Kreissegment bestimmt, dessen Mittelpunkt die dreipassförmige Brunnenschale aus Granit bildet. Darüber erhebt sich die Doppeltreppe, auf der die hübsch dargestellte Schneidersfrau mit einer Laterne in der Hand steht. Sie leuchtet auf die zu beiden Seiten heruntergestürzten Heinzelmännchen, die zu ihr aufschauen. Unter ihr am Mittelpfeiler des Brunnens steht auf einem über einem Schneiderwappen liegenden Schriftband der Kernsatz des Gedichtes von Kopisch: „Neugierig war des Schneiders Weib“.
Die massive Brüstungsmauer schließt an den eigentlichen Brunnen in westlicher und östlicher Richtung an und besteht aus Sandstein. Acht Reliefs zieren die Mauer. Sechs davon zeigen die einzelnen Arbeiten der nächtlichen Helfer. Von rechts nach links sind dargestellt der Zimmermann, der Schreiner, der Bäcker, der Metzger, der Schenk und zuletzt der Schneider. Dazwischen befinden sich noch zwei Reliefplatten mit Auszügen aus dem Gedicht in altdeutscher Schrift.
An der Rückseite des Brunnens sitzt eine Eule auf einem Buch und hält eine Lupe in den Krallen. Sie steht für Klugheit und Weisheit, das Buch und die Lupe weisen auf das literarische Werk von August Kopisch hin.
Geokoordinate des Brunnens: 50° 56′ N, 6° 57′ O
Literatur
- Ernst Weyden: Cöln's Vorzeit. Geschichten, Legenden und Sagen Cöln's, nebst einer Auswahl cölnischer Volkslieder. Schmitz, Köln 1826
- August Kopisch: Gedichte. Duncker und Humblot, Berlin 1836.
- Rien Poortvliet, Wil Huygen: Das große Buch der Heinzelmännchen. Die ganze Wahrheit über Herkunft, Leben und Wirken des Zwergenvolkes. Ullstein, Frankfurt/M. 1989. ISBN 3-548-20323-X
- Die Heinzelmännchen (und andere Geschichten aus Opas altem Buch) CD Hörspiel uccello verlag, ISBN 978-3-397337-80-7
- Handbuch von Köln Verlagsanstalt Hermann Wieger, Köln 1925
- Yvonne Plum: Kölner Brunnen Hayit Verlag Köln 1992
- Birgit Schilung: Brunnen in Köln Verlag J.P.Bachem in Köln 1988
Quellen
- ↑ Ernst Weyden: Cöln's Vorzeit. Cöln am Rhein, Pet. Schmitz, 1826, S. 200
- ↑ Balladen-Übersicht Uni Düsseldorf, Zugriff am 14. April 2007
- ↑ August Kopisch: Gedichte. Berlin, Duncker und Humblot, 1836, S. 98. Hier die erste Strophe.
- ↑ Marianne Rumpf: Wie war zu Cölln es doch vordem mit Heinzelmännchen so bequem. Fabula, 17/1 (1976), S. 45-74
- ↑ Johann Christoph Adelung: Das Heinzelmännlein
- ↑ Johann Christoph Adelung: Der Heinz
- ↑ Rumpf, S. 70