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Willi Seiß

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Willi Seiß

Willi Seiß (* 1900 in Stuttgart) hat als christlicher Okkultist und Anthroposoph die Heimschule Brachenreuthe am Bodensee gegründet, war an der Entwicklung des Mistelpräparates Helixor beteiligt und ist Herausgeber der Werke Valentin Tombergs. Ein Schwerpunkt seiner Forschung ist eine christliche Chakra-Lehre.

Leben

Nachdem Willi Seiß in seiner Jungend aktiver Ruderer war und eine kaufmännische Lehre begonnen hatte, kehrte er nach den Kriegsjahren als 22-jähriger in das zerstörte Stuttgart zurück. Statt wie zunächst geplant in der Wirtschaftsoberschule mit dem Abitur abzuschließen, besuchte er die Waldorfschule. Hier lernte er einige der „alten“ Waldorflehrer kennen, wie z.B. Herbert Hahn, Max Wolfhügel oder Karl Schubert. In dieser Zeit begann er auch, die Werke Rudolf Steiners zu studieren.

Nach einer Begegnung mit Dr. Karl König siedelte Willi Seiß nach Camphill um, wo er sich insbesondere der heilpädagogischen Arbeit mit spastisch gelähmten Kindern widmete. Nach Uneinigkeiten ging er dann nach Devonshire (Südengland) in ein Heim für schwererziehbare Kinder und Jugendliche und kehrte daran anschließend nach Deutschland zurück. Zunächst trat er eine Stelle für künstlerische Therapie (Maltherapie) im Unteren Bad in Bad Liebenzell an, und gründete 1958 dann aber die Heimschule Brachenreuthe (am Bodensee), wodurch die Camphill-Bewegung in Deutschland Fuß fassen konnte. Da Willi Seiß der autoritären Struktur der Camphilll-Bewegung gegenüber jedoch kritisch eingestellt war, wurde er schließlich von Karl König abgesetzt.

Nach einer Zeit als Generalvertreter der Allianz war Willi Seiß dann an der Entwicklung eines Mistelpräparates und der Begründung der Helixor GmbH beteiligt. In dieser Zeit entwickelte er auch spezifische, qualitative Messmethoden mit einem Gerät von Säure-Base-Verhältnis in Verbindung mit dem Redox-Potenzial.

Über Stefan Lubienski lernte Willi Seiß schließlich das – damals umstrittene – Werk von Valentin Tomberg kennen. Um dieses Werk vor Diffamierungen zu schützen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, gründete er den Achamoth-Verlag und begann mit der Herausgabe der Manuskripte.

Seit seiner Jugend hat Willi Seiß nicht nur die Werke von Rudolf Steiner studiert, sondern ist diesen Weg auch innerlich und äußerlich gegangen. Die hierbei gewonnenen Fähigkeiten wendete er beispielsweise bei der Erforschung des Zusammenhangs der Chakren aus christlicher Sicht an. Rudolf Steiner hatte hierzu schon Grundlagen bereitgestellt, die von Valentin Tomberg weiter ausgebaut wurden. Willi Seiß griff diese Vorarbeiten auf und führte sie in seinem Hauptwerk, dem „Chakra-Werk“, weiter. Neben einer Reihe von Veröffentlichungen – beispielsweise auch über die Situation der Anthroposophischen Gesellschaft – lehrt er an der Freien Hochschule am Bodensee (FHaB) für Geisteswissenschaft. Diese Lehreinrichtung hat Willi Seiß dem Ideal Rudolf Steiners Freien Hochschulen folgend gegründet.

Während der letzten Jahre hat Willi Seiß zu den geistigen Hintergründen von Hieronymus Bosch geforscht, sowie mit der Herausgabe des „Vaterunser-Kurses“ begonnen, den Valentin Tomberg während des zweiten Weltkrieges in Holland gehalten hatte. Rudolf Steiner, Valentin Tomberg und Hieronymus Bosch sprechen – so Willi Seiß – aus ganz unterschiedlichen Perspektiven über die gleichen Inhalte: Hieronymus Bosch (… - …) malt diese Inhalte der Initiationswissenschaft in Realimaginationen, Rudolf Steiner beschreibt ihre Gesetzmäßigkeiten und Valentin Tomberg bringt sie in die Praxis.

Willi Seiß hat immer wieder Ergebnisse seiner eigenen, geistigen Forschung veröffentlicht, wobei er wiederholt bestimmte Entwicklungen der Anthroposophischen Gesellschaft oder auch Versuche kritisiert hat, durch Verfälschung das Werks Valentin Tombergs einer katholischen Leserschaft schmackhaft zu machen. Er hat in diesem Zusammenhang polarisiert und wird in manchen Kreisen kontrovers zur Kenntnis genommen.

Themen & Forschung

Immer wieder hat sich Willi Seiß in neue Themen eingearbeitet, seine Beiträge geleistet und – sobald eine gewisse Reife der Realisation der Ideen erreicht war – entzog sich ihm die Möglichkeit weiterer Wirkung wieder. Von sich selbst sagt er, dass es seine Aufgabe sei, „wo es geht, die Bedingungen zu schaffen. Was die Menschen dann damit machen, ist nicht mehr meine Sache.“ Auf seinem bewegten Leben habe er dabei immer „das Gefühl einer zielsicheren, inneren Führung“ gehabt [1].

Neben eigenen Forschungen, die sich auf die bereits genannten Beiträge beziehen (z.B. Gründung der Heimschule Brachenreuthe und Entwicklung des Mistelpräparates), veröffentlichte Willi Seiß insbesondere Erkenntnisse aus einer christlichen Chakra-Lehre, Hintergründe über das Werk des Malers Hieronymus Bosch, Betrachtungen zur gegenwärtigen Situation der anthroposophischen Bewegung (bzw. der Anthroposophischen Gesellschaft) sowie eine Reihe von Anregungen auf dem esoterischen Schulungsweg.

Chakra-Lehre: Die Chakren als spirituelle Organe bilden ein System und stehen in vielfältigen Wechselbeziehungen zueinander. Entscheidend für eine christliche Chakren-Lehre ist es, die Chakren nicht so zu bilden und erwecken wie sie gegeben sind, sondern die Chakren zu läutern, christlich gesprochen: sie zu „kreuzigen“ und auf einer höheren Stufe wieder zu erwecken. Auf dem Weg einer Nachfolge Christi gewonnen Kräfte treten hierbei in das Chakra ein und bilden dieses um. Willi Seiß knüpft mit diesen Darstellungen an Rudolf Steiner und Valentin Tomberg an, wobei ersterer Grundlagen des Verständnisses geschaffen hat, die von letzterem für die Praxis weiter ausgebaut wurden. Man könnte auch sagen, dass Rudolf Steiner zu Menschen ohne Voraussetzungen spricht, während Valentin Tomberg ein gewisses Maß innerer Entwicklung voraussetzt.

Hieronymus Bosch: Gemäß Willi Seiß kann Hieronymus Bosch in Anlehnung an die Veröffentlichungen des Bosch-Forschers C.A. Wertheim-Aymès über rosenkreuzerische Symbolisierungen erschlossen werden. Demnach stellt Hieronymus Bosch seine äußerst umfassenden und tiefen spirituellen Erfahrungen in sogenannten Realimaginationen dar, d.h. er malt seine spirituellen Erfahrungen so, wie wenn es sich um physische Formen handeln würde. Nackte Menschen besitzen beispielsweise demnach keine sexuelle Komponente, sondern stellen das reine, hüllenlose Ich des Menschen dar. Die Hüllen und Kräfte im Menschen werden als verschiedene schöne und dämonische Kleidungsstücke, Symbole und Gestalten dargestellt. Themen in den Bildern des Hieronymus Bosch sind die Verkörperung und die nachtodliche Entwicklung des Menschen, insbesondere auch im Zusammenhang mit den Todsünden. Bosch malt den Mensch wie er ist, mit allen positiven und negativen Kräften. Gemäß Willi Seiß findet sich die gesamte anthroposophische Lehre in den Bildern von Hieronymus Bosch wieder (insbesondere die „Geheimwissenschaft im Umriss“ von Rudolf Steiner). Bosch, der – in anthroposophischer Terminologie gesprochen – zu Beginn des Bewusstseinsseelen-Zeitalters um 1500 gelebt hat, bietet demnach eine anderen Darstellungsform Zugang zu Rudolf Steiners Geisteswissenschaft (die von Willi Seiß immer Initiationswissenschaft bezeichnet wird).

Anthroposophischen Bewegung (bzw. der Anthroposophische Gesellschaft): Damit ein spiritueller Impuls auf der Erde Fuß fassen kann, sind Menschen erforderlich, welche ihre Entscheidungen und Handlungen kontinuierlich unter einem spirituellen Gesichtspunkt ausrichten. Eine Menschengruppe braucht in diesem Sinn entsprechend befähigte Menschen, um einen spirituelle Impuls lebendig umzusetzen. An der Tatsache, dass offiziell in der Anthroposophischen Gesellschaft über Darstellungen Rudolf Steiners gesprochen wird und keine Kultur der geistig-sprituellen Forschung lebendig ist (d.h. man spricht nicht über Engel, sondern über Darstellungen Rudolf Steiners über Engel), kann erkannt werden, dass kein ausreichendes Maß an Fähigkeiten vorhanden ist, um den anthroposophischen Impuls (d.h. die Anthroposophische Bewegung) am Leben zu erhalten. Gemäß Willi Seiß sind aus diesem Grund verschiedene Bedingungen nicht erfüllt, weswegen die von Rudolf Steiner angedeutete „Kulmination“ der Anthroposophischen Bewegung Ende des 20 Jahrhunderts nicht eintreten konnte. Damit sich die anthroposophische mit anderen Strömungen verbinden kann, wäre ein unmittelbares Bewerten spiritueller Tatsachen – und die Fähigkeit Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden – notwendig gewesen.

Anregungen auf dem esoterischen Schulungsweg: Willi Seiß betont immer wieder die Notwendigkeit, das Willensleben zu läutern, und dass letztlich nicht spirituelle Erkenntnisse, sondern Fähigkeiten ausschlaggebend sind. Ein anderes zentrales Thema ist die Läuterung der 2-blättrigen Lotusblume zwischen den Augen, sowie deren Verbindung mit dem höheren Ich des Menschen (das in der 8-blättrigen Lotusblume über dem Scheitelpunkt gefunden werden kann).

Die neueste Entwicklung von Willi Seiß sind verschiedene Anhänger, welche den Menschen gegen schädliche Einflüsse schützen und eine spirituelle Entwicklung begünstigen.

Werke von Willi Seiß

  • Okkulte Zusammenhänge der Anth. Ges., Achamoth, Schönach 1989, ISBN 3-923302-02-9
  • Willi Seiss: Kampf und Widerstand gegen eine geisteswissenschaftlich erforschte Christologie und Christosophie und gegen deren Verfasser Valentin Tomberg. Teil A, Achamoth, Schönach 1996, ISBN 3-923302-10-X
  • Willi Seiss: Der Kampf gegen Valentin Tomberg und seine geisteswissenschaftlich erforschte Christosophie. Dokumentiert an Hand des Briefwechsels zwischen Valentin Tomberg und Marie Steiner. Teil B – Briefwechsel, Achamoth, Schönach 1999, ISBN 3-923302-11-8

Herausgegebene Werke Valentin Tombergs

  • Anthroposophische Betrachtungen über das Alte Testament, Achamoth, Schönach 1989, ISBN 3-923302-02-9
  • Anthroposophische Betrachtungen über das Neue Testament, Achamoth, Schönach 1991, ISBN 3-923302-03-7
  • Aufsätze aus der Zeit von 1930 bis 1938 (Über östliche und westliche Geistigkeit. Die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners. Die Tragik Russlands – Strömungen gegen den Christus-Impuls), hg. v. Willi Seiss, Achamoth, Schönach 1999, ISBN 3-923302-09-6
  • Aufzeichnungen. Vortragsnachschriften, hg. v. Willi Seiss, Achamoth, Schönach 2001, ISBN 3-923302-15-0
  • Die Grundsteinmeditation Rudolf Steiners, Achamoth, Schönach 2. A. 1992, ISBN 3-923302-04-5
  • Karmische Zusammenhänge bei Gestalten des Alten Testaments. Mitteilungen aus der Arkandisziplin, hg. v. Willi Seiss, Achamoth, Schönach 2003, ISBN 3-923302-20-7
  • Sieben Vorträge über die innere Entwicklung des Menschen, Achamoth, Schönach 2. A. 1993, ISBN 3-923302-05-3
  • Die vier Christusopfer und das Erscheinen des Christus im Ätherischen, Achamoth, Schönach 3. A. 1994, ISBN 3-923302-07-X
  • Der Vaterunser-Kurs - I. Teil, Hg. Willi Seiss, Achamoth (Taisersdorf/Bodensee) 2008, ISBN 978-3-923302-27-7
  • Der Vaterunser-Kurs - II. Teil, Hg. Willi Seiss, Achamoth (Taisersdorf/Bodensee) 2009, ISBN 978-3-923302-27-7/II. Teil