Bad Kösen
Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde Bad Kösen ist ein Kurort und Solbad an der Saale sowie Ortsteil der unweit gelegenen Stadt Naumburg im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt.

Geographie
Geografische Lage
Bad Kösen liegt mitten im nördlichsten Weinanbaugebiet Deutschlands Saale-Unstrut an der B 87 (Via Regia) zwischen Apolda und Naumburg (Saale) im Naturpark Saale-Unstrut-Triasland, etwa 40km südwestlich von Halle.
Die Stadt wird von der Saale durchflossen, die sich an der Kösener Pforte ihr Bett tief in den Muschelkalk gegraben hat. Die Stadt teilt sich so um die Saalebrücke in ein Altkösen rechts der Saale und jüngeres Neukösen links der Saale.
Ortsgliederung

Folgende Ortsteile gehören zu Bad Kösen:
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Umgebung



Unweit der Stadt befinden sich oberhalb der Kösener Pforte die vielbesungenen Burgruinen Saaleck und Rudelsburg mit den Denkmälern des Kösener Senioren-Convents-Verbandes, eines Corpsstudentischen Verbandes.
Geschichte
Kösen wurde im Hochmittelalter als Vorwerk des Klosters Pforta gegründet. Mit dem Bau der Steinbrücke über die Saale nahm auch die Via Regia den kürzeren Verlauf über Kösen. Bis zum 18. Jahrhundert war der Ort für die Flößerei auf der Saale von gewisser Bedeutung. Die ab 1730 begonnene Salzgewinnung wurde um 1857 unrentabel, als in Staßfurt Salz günstiger gewonnen werden konnte. So blieb Kösen nur die Entwicklung in touristische Richtung. Die Schlacht von Jena und Auerstedt fand 1806 teilweise in den an Thüringen angrenzenden Gemarkungen im Kösener Ortsteil Hassenhausen statt.
1848 fand in der Buchenhalle von Kösen mit der Volksversammlung in Kösen eine der großen Volksversammlungen des Revolutionsjahres statt.
1868 wurde Kösen zur Stadt im Sinne der Städteordnung vom 30. Mai 1853 erhoben und am 1. Juli des folgenden Jahres der bisherige Kreissekretär in Naumburg Dr. Heinrich Anton Mascher als erster Bürgermeister in sein Amt eingeführt.
Etwa seit 1813 treffen sich Studenten der Corps, zunächst nur solche der umgebenden mitteldeutschen Universitäten, jährlich zu Pfingsten auf der Rudelsburg. Nach der Wiedervereinigung wurde diese Tradition 1994 wieder aufgenommen. Kösen wurde zum Namensgeber des 1848 gegründeten Dachverbandes Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), in dem sich die Corps vornehmlich traditioneller (nicht-technischer) Universitäten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz zusammenschlossen. 1935 wurde Kösen Badeort und durfte das Prädikat Bad Kösen führen.
Bad Kösen war bis zum 31. Dezember 2007 Trägergemeinde der Verwaltungsgemeinschaft Bad Kösen, der weitere fünf Gemeinden angehörten. Ab der Auflösung der Verwaltungsgemeinschaft am 1. Januar 2008 galt Bad Kösen als Einheitsgemeinde.
Eingemeindung nach Naumburg (Saale)
Am 22. April 2007 fanden ein Bürgerentscheid und Bürgerbegehren statt, bei dem die Eingemeindung in die Stadt Naumburg abgelehnt wurde und sich eine Mehrheit der Wähler für den Fortbestand der Verwaltungsgemeinschaft als Einheitsgemeinde aussprach.
Das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Magdeburg vom 11. Dezember 2007, die im Dezember 2006 vom Land Sachsen-Anhalt verfügte Zuordnung zu der des Wethautals für die Landgemeinden der Kurstadt zuzulassen, nicht aber für Bad Kösen selbst, hat alle Beteiligten überrascht. Dies hatte die Auflösung der Verwaltungsgemeinschaft Bad Kösen mit Ablauf des 31. Dezember 2007 zur Folge. Ein Urteil des Oberverwaltungsgerichtes war notwendig geworden, nachdem die Verwaltungsgemeinschaft Wethautal gegen die Zuordnung geklagt hatte.
Zum 1. Januar 2010 wurde die bis dahin selbstständige Stadt Bad Kösen zusammen mit den Gemeinden Crölpa-Löbschütz, Janisroda und Prießnitz in die Stadt Naumburg (Saale) eingemeindet und die Verwaltungsgemeinschaft Wethautal aufgelöst.
Städtepartnerschaft
Seit 1991 ist Nidda in Hessen Partnerstadt von Bad Kösen. Zu Ehren der Partnerschaft wurde im Kösener Neubaugebiet eine Straße nach der Partnerstadt benannt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten



Bauwerke
- Gradierwerk mit einer Länge von 320 Metern
- Doppelkunstgestänge der ehemaligen Saline von der Radinsel bis zum Borlachschacht, benannt nach Johann Gottfried Borlach († 1768), der 1730 die Erschließung der Salzgewinnung in Kösen einleitete.
- Soleschacht am Gradierwerk
- Kloster Schulpforta
- Das Romanische Haus enthält heute das Heimatmuseum und ist ein Rest des mittelalterlichen Vorwerks Cusne das damals zu Schulpforta gehörte; die Verhältnisse haben sich also umgekehrt. Es ist einer der ältesten Profanbauten Mitteldeutschlands.
- Das Berghotel Wilhelmsburg als exponierter neugotischer Profanbau
- Die neugotische Lutherkirche aus dem Jahr 1894 hat eine von Wilhelm Rühlmann gebaute Orgel.
Museen
- Romanisches Haus, Ausstellung zur Geschichte des Klosters Pforta und der Salzgewinnung in Bad Kösen
- Kunsthalle „Die Puppenwelt der Käthe Kruse“ und der Sammlung Wilhelm Bröker
Parks
Bad Kösen besitzt drei Parks, darunter einen im Stadtzentrum mit historischen Wandelhallen, einem modernen Thermalbad, einem Tierpark und zwei Teichen. Bis 2005 war der Park noch sehr dicht bewaldet. Leider wurde bei einer Windhose Mitte 2005 etwa 30 % des Baumbestandes stark beschädigt. Ein zweiter, größerer, künstlich angelegter Kurpark, genannt „Seekurpark“, befindet sich am Rande der Stadt auf den Hügel zwischen B 87 und Rehakliniken. Dieser Kurpark wird heute für Rehapatienten genutzt, ist aber öffentlich zugänglich. Der dritte Park befindet sich rund ums Gradierwerk und wird während der Kursaison oft für Veranstaltungen genutzt. Villa und Garten Schultze-Naumburg gehören zum Netzwerk Gartenträume Sachsen-Anhalt.
Ausflugsverkehr
Vom Stadtzentrum aus verkehren zwischen April und Oktober mehrmals täglich zwei Motorschiffe zur Anlegestelle am Fuße der Rudelsburg.
Kösen und die Rudelsburg liegen am Feengrotten-Kyffhäuser-Weg, einem alten Fernwanderweg, sowie an der Weinstraße Saale-Unstrut mit vielen Straußwirtschaften.
Sport
Bad Kösen hat mehrere regional erfolgreiche Sportvereine, darunter einen Fußballverein, den Blau-Weiß Bad Kösen e. V., und einen Tennisverein. Beide besitzen eigene Sportplätze. Ebenso sind Kanutouren auf der Saale möglich. Hinzu kommen noch ein Kegel- und ein Karnevalsverein.
Regelmäßige Veranstaltungen

- Ende April: Eröffnung der Kursaison
- Ende Mai: Brunnenfest (Fest zu Ehren Borlachs und der Solegewinnung)
- Mittwoch bis Samstag vor Pfingsten: Kösener Congress des Kösener Senioren-Convents-Verbands, einem Dachverband von studentischen Corps, im Mutigen Ritter
- Pfingswochenende: Weinmeile am linken Ufer der Saale von Bad Kösen bis hinter Naumburg
- Wochenende nach Pfingsten: Treffen der Rudelsburger Allianz in Saaleck
- Anfang September: Park- und Lichterfest im Kurpark
Kulinarische Spezialitäten
Die Kösener Saale-Unstrut Weine gehören weinrechtlich zum Bereich Schloss Neuenburg, Grosslage Naumburger Göttersitz.
Die Weine vom Pfortenser Köppelberg sind anerkannte Spezialitäten. Der Pfortenser Köppelberg wurde als Weinberg 1147 erstmals erwähnt und ist die älteste Anbaulage dieses Weinbaugebiets.
Andere Kösener Einzellagen sind Saalhäuser, Bad Kösener Schöne Aussicht und Klosterhäseler Hasseltal.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft

Bad Kösen beherbergt als Kurort mehrere Rehakliniken. Das Saale-Reha-Klinikum I und II sowie das Kinder-Reha-Klinikum werden von der Unternehmensgruppe Lielje aus Löhne betrieben. Die Burgenlandklinik wird von der medinet AG betrieben.
Käthe Kruse zog 1912 nach Bad Kösen und errichtete dort ihre Puppenmanufaktur. In der DDR entstand daraus die Kösener Spielzeug Manufaktur. In der Fabrik, die heute hauptsächlich Plüschtiere herstellt, werden neben realistischen Tierplüschtieren auch bekannte Lizenzprodukte hergestellt.
1952 gründeten zwei von Käthe Kruses Söhnen, darunter der Kinderbuchautor Max Kruse, Werkstätten in Bad Pyrmont und Donauwörth in der Bundesrepublik Deutschland. Sie selber zog sich erst 1954 aus dem inzwischen volkseigenen Betrieb zurück und ging in den Westen.
Das Landesweingut Kloster Pforta hat seinen Sitz in Bad Kösen.
In Bad Kösen bestand von 1893 bis 1896 die Orgelbaufirma Heerwagen.
Bildung
Bad Kösen besitzt derzeit 2 Schulen, die Bergschule (Grundschule) und die Borlachschule (Realschule). Bis 2004 hatte die Medizinische Bildungsanstalt eine Berufsschule in der Stadt, ist dann jedoch mit dieser nach Weißenfels umgezogen. Gymnasialschüler aus Bad Kösen besuchen das Domgymnasium Naumburg. Die Landesschule Pforta, welche sich im ehemaligen Kloster Schulpforte befindet, gehört ebenfalls zu Bad Kösen. Sie ist ein Internatsgymnasium mit naturwissenschaftlich, sprachlicher oder musikalischer Ausrichtung.
Verkehr

Bad Kösen liegt an der Thüringer Bahn (Halle–Eisenach) kurz vor dem Abzweig der Saalbahn nach Saalfeld über Jena und wird mit Regionalbahnen angefahren. Im Rahmen des Baus der neuen Strecke von Nürnberg nach Leipzig (siehe hierzu Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle und Schnellfahrstrecke Nürnberg–Erfurt) wird voraussichtlich ab 2015 der Fernverkehr zwischen Leipzig bzw. Halle und Erfurt entlastend von der Thüringer Bahn abgezogen werden können.
Die Bundesstraße 87 durchzieht Bad Kösen, sie führt direkt durch die Altstadt. Derzeit (2007) laufen Planungen für die Ortsumgehungen Bad Kösen und Naumburg (Saale) im Zuge der B 87. Hierzu soll die B 87 zwischen Taugwitz und Wethau neu trassiert werden. Das Saaletal würde zwischen Großheringen und Saaleck durch eine etwa 1200 m lange neue Brücke überspannt werden. Dies wird aber von Kritikern abgelehnt, die darin eine Gefährdung des Antrags auf den Weltkulturerbestatus der Unesco für die Region Saale-Unstrut sehen.
Der Saale-Radweg führt durch Bad Kösen.
Der Ökumenische Pilgerweg von Görlitz nach Vacha führt durch den eingegliederten Ortsteil Punschrau.
Persönlichkeiten

Ehrenbürger
- O. Th. Rosenberger (1806-1893), Bade- und Knappschaftsarzt, Geheimer Sanitätsrat (ernannt 1882)
- Ernst Roßner (1819-1893), Mühlenbesitzer (ernannt 1891)
- Friedrich von Feilitzsch (1858–1942), Fürstl. schaumburg-lippischer Staatsminister (ernannt 1895)
- Karl Müller (1820-1901), Postmeister (ernannt 1899)
- Max Kruse (1854-1924), Bildhauer (ernannt 1924)
- Paul von Hindenburg (1847-1934), Reichspräsident (ernannt 1925)
Söhne und Töchter der Stadt
- Johann Gottfried Borlach, kurfürstlich-sächsischer Bergrat, † 4. Juli 1768 in Kösen
- Georg Groddeck, Wegbereiter der Psychosomatik und Schriftsteller, * 13. Oktober 1866 in Kösen
- Gottlieb Wagner, legendärer Wirt der Rudelsburg, 1794 - 1878
- Max Kruse, deutscher Kinderbuchautor, * 19. November 1921 in Bad Kösen/Saale
- Johann Ehrenfried Zschackwitz, Historiker und Heraldiker, * 25. Juli 1669 in Bad Kösen
Bekannte Kurgäste
Bad Kösen zog Musiker, Schriftsteller, Künstler und Geistesgrößen an. Die Maler Adolph Menzel und Max Liebermann suchten und fanden hier ihre Thüringer Motive, die Buchenhallen der beiden sind wohl die bekanntesten. Edvard Munch kurte von März 1906 bis Januar 1907 in Kösen wegen seines Nervenleidens. Neben Thüringer Landschaften, Selbstporträts und Bühnenbildentwürfen entstanden vor allem die Vorarbeiten zum „Reinhardt-Fries“, einem Auftrag von Max Reinhardt für die neuen Kammerspiele in der Schumannstraße 13a in Berlin.[1] An Munchs Zeit in Kösen erinnern auch das Porträt Friedrich Nietzsche, (1906, Munch – museet, Oslo), das den Philosophen auf die Rudelsburg stellt, und sein Gemälde des Kurparks von Bad Kösen.
- Weitere Kurgäste siehe Kurhotel Mutiger Ritter#Bekannte Gäste
Literatur
- A.C. Ende: Kösen, Dorf, Saline, Bad, in: Thüringen und der Harz, Band 8, 1844
- Hugo Hagendorff: Das Soolbad Kösen nebst den Saalufern und den nächsten Städten: Ein Wegweiser für Badereisende, Berlin 1859 (Digitalisat)
- Friedrich Hoppe: Bad Kösen, Heimatliche Geschichtsbilder, Herausgegeben vom Magistrat der Stadt Bad Kösen, 1930
- Leo Woerl (Hg.): Illustrierter Führer durch Bad-Kösen, 5. Aufl., Woerls Reiseführer Verlag, Leipzig 1914
- Kösen. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 5. Band. Schumann, Zwickau 1818, S. 20–24.
Einzelnachweise
- ↑ Munch und Deutschland. Hamburg 1994; S. 201, 206