Mongolisches Reich
Der Begriff Mongolen bezeichnet die ursprünglichen Völker der Mongolei, einem Land nördlich der heutigen Volksrepublik China auf der Hochebene. Trotz ihrer geringen Zahl (um 1200 ca. 200.000) spielten die Mongolen eine herausragende Rolle in der Weltgeschichte.
Um 1130 wurden sie von Kabul Khan geeint, doch geht dessen Reich bereits 1160/61 unter. Wirklich aufgestiegen sind sie erst unter der Führung Dschingis Khans (1155/1162-1227), der ihnen einen Staatsaufbau und ein Gesetz gab. Unter ihm errichteten die Mongolen das größte Landreich der Geschichte in der Größe von 29.000.500 km² und unterwarfen mehr als 100 Million Menschen ihrer Gewalt.
Auf dem Höhepunkt ihrer Macht beherrschten sie die größten Teile des Kaiserreich Chinas, Koreas, Afghanistans, Georgiens, Armeniens, Russlands, Ungarns sowie die dazwischen liegenden Länder. Die Mongolen waren Nomadenvölker, die im 13. Jahrhundert von hochentwickelten landwirtschaftlichen und städtischen Kulturen umgeben waren. Keine dieser Zivilisationen jedoch verfügte über eine starke Zentralgewalt. In Asien, Russland und dem nahen Osten herrschten im Niedergang befindliche Königreiche oder Stadtstaaten.
Die Mongolen nutzten die strategische Chance dieses Machtvakuums aus und verbanden alle diese Regionen dank erdrückender mongolischer Kriegsführung zu einer Art Staatenverband mit politischen wie wirtschaftlichen Interessen. Sie waren vom Handel mit den städtisch siedelnden Völkern vollständig abhängig. Als Nomaden waren sie kaum in der Lage, Vorräte anzulegen oder das Handwerk zu fördern, um technische Erzeugnisse zu produzieren.
Man unterstellt, Dschingis Khans Ziel sei nicht die Unterwerfung der benachbarten Kulturen unter die nomadische Lebensweise gewesen, sondern ihre Zerstörung. Der Herrscher der Nomaden habe angeblich die Vorteile städtischer Lebensweise nicht verstanden. In Wirklichkeit wurde er sich der Bedeutung des wirtschaftlichen Zusammenhangs mit diesen Völkern im Laufe der Zeit sehr wohl bewusst.
Im Laufe weniger Jahrzehnte begriffen die Mongolen unter Yelü Chutsai und Sorghaghtani Beki (siehe "Staatsphilosophie" unten), welche Bedeutsamkeit im Beibehalten des Status Quo liegt. Ihre Fürsten versuchten nun auch im Interesse der sesshaften Bevölkerung zu handeln, auch wenn das nicht zu jeder Zeit gelang.
Wenn den städtischen Völkern erlaubt würde, ihre Lebensweise fortzusetzen (sosehr diese dem Khan auch fremd geschienen haben mag), könnten sie einen Überschuss der Nahrung und der Waren produzieren, deren Teil als Steuern an den Khan zu zahlen wäre. Dies verhieß der aggressiven Politik des Khans einen außerordentlichen ökonomischen Erfolg. Dschingis Khans Nachfolger Ugedai Khan willigte um 1234 ein, seinen Tribut in eine Steuer umzuwandeln, auf diese Weise wurden zahllose Leben und ganze Kulturen gerettet.
Dschingis Khan hatte ursprünglich nicht die Absicht, ein Weltreich zu errichten. Jeder seiner Eroberungen ging eine besondere Erörterung der sich entwickelnden politischen Lage und der ökonomischen Vorteile voraus.
Ein Beispiel ist die Eroberung der nordchinesischen Hauptstadt Peking 1215. Er schlug nach der Eroberung der Hauptstadt die Chance aus, die Erweiterung auf ganz Nordchina auszudehnen und kehrte nach seinem Sieg einfach nach Hause zur Steppe zurück. Der Krieg gegen das Choresmische Reich 1219-21 begann aufgrund von Handelstreitigkeiten.
Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass laut G. Heinsohn vom Institut für vergleichende Xenophobie und Völkermordforschung die Mongolen etwa 30 Millionen Menschen demozidal ermordeten.
Mongolische Eroberung (in Europa)
Die Mongolische Eroberung ist ein geschichtliches Phänomen, das sich zwischen dem 9. und dem 13. Jahrhundert abspielte, als in kürzesten Zeiten kriegerische Reiterscharen aus dem Inneren Asiens scheinbar unaufhaltsam bis nach Westeuropa vordrangen.
Im westeuropäischen Kulturkreis machte es sich in der Person Attilas, des Hunnenkönigs manifest und spielte eine Rolle bis hinein ins 13. Jahrhundert des Kublai Khan, als Marco Polo in Europa von den Eroberungen der Mongolen-Khans in China berichtete (und keinen Glauben fand).
In kürzester Zeit konnten die Hunnen und Mongolen die Reiche Mittelasiens und Osteuropas überrennen und bis in die Gebiete des heutigen Österreich vordringen. Zugute kam den Hunnen- und Mongolenscharen die Duldsamkeit ihrer Kavallerie, der Reiter und Pferde, die mit kärgsten Mitteln, großer Ausdauerleistung sowie einer wilden Entschlossenheit und Rücksichtslosigkeit vordrangen.
Die mongolische Expansion war jedoch stark überdehnt, und aus Europa zogen die Mongolen sich früh wieder zurück. Jedoch gelang es mongolischen Fürsten der Ära Tschingis Khan bis Kublai Khan ab dem 13. Jahrhundert, sich neben ihrem Stammland, der Mongolei, auch im Kaiserreich China als Nachfolger der chinesischen Kaiser zu etablieren und das Riesenreich China zu einen.
Chronik der Mongolen vom 13.-17. Jhrd.
- Mitte des 12. Jahrhundert: Die Mongolen (meng) sorgen für erste Unruhe in der heutigen mong. Hochebene.
- 1206: Der aus einer mongolischen Kleinfürstenfamilie stammende Temudschin (*1155 oder 1167; †1227) wird auf einer Volksversammlung zum obersten Herrscher der Mongolen ausgerufen. Er erhält den Titel Dschingis Khan ("Herrscher der Meere" oder "Weltherrscher"). Unter ihm erfolgt die rasche Eroberung weiter Teile Nord- und Zentralasiens. Beginn des Gesetzbuches Jassa.
- 1211-1234: Krieg gegen Nordchina (Jurchen der Jin-Dynastie).
- 1220: Gründung der mongolischen Hauptstadt Karakorum im Norden der heutigen Mongolei. Organisation des mongol. Reiches durch Yelü Chutsai, Machmud Jalatwatsch und andere Berater.
- 1219-1221: Eroberung des Choresmischen Reiches.
- 1226: Eroberung des Tangutenreiches in Kansu
- 1236-1242: Die Mongolen unter Batu Khan erobern den größten Teil Russlands (siehe unter anderem Schlacht an der Kalka).
- 1240-1502: Die Goldene Horde beherrscht weite Gebiete Osteuropas.
- 1241: Die Mongolen stoßen nach Schlesien (Schlacht bei Wahlstatt) und Ungarn vor.
- 1242: Die Mongolen erreichen die Adria.
- 1252-1255: Wilhelm von Rubruk bereist das Mongolenreich und hinterließ einen Reisebericht.
- 1258: Die Mongolen erobern Bagdad und vernichten das Kalifat der Abbasiden in Bagdad. An seine Stelle tritt das mongolische Ilchanreich. In der Folge Anlehnung an die persisch-islamische Kultur.
- 1260: Der Großkhan der Mongolen, Kublai Khan (*1215, †1294), wird Kaiser Nordchinas. Neue Reichshauptstadt wird Peking (Beijing). Gleichzeitig beginnender Auseinanderbruch des ohnehin lockeren Reichsverbandes in Teilreiche.
- 1260 3. September Schlacht von Ain Djalut
- 1274 und 1281: Zwei Angriffsversuche auf Japan scheitern (Kamikaze). Dagegen gelingt bis 1279 die Eroberung von Südchina, wo die Sung-Dynastie beseitigt wird.
- 1279-1294: Kublai Khan ist Kaiser von ganz(!) China (Shih Tsu). Begründung der mongolischen Yuan-Dynastie (bis 1368). Kublai Khan nimmt den Buddhismus an.
- 1368: Mit dem Untergang der Yuan-Dynastie (seit 1271) endet die mongolische Herrschaft in China.
- ab 1400: In der Mongolei streiten sich Westmongolen (Oiraten) und Ostmongolen (v.a. Khalkha, Chahar, Ordos, Tümed und Uriankhai) um die Macht oder gegen Ming-China. Häufige Überfälle auf die chinesischen Grenzgebiete führen schließlich zum Bau der Großen Chinesischen Mauer.
- 1449: ein Sieg der (West-)mongolen unter Esen Taiji gegen die Ming, Esen beanspruchte danach das Khanat und wurde ermordet.
- 1468: die Ostmongolen unter Dayan Khan (gest. 1543) und seinem Enkel Altan Khan (Regent, gest. 1582) übernehmen erneut die Macht in der Mongolei. Erneute Blütezeit der Mongolei, deren Einfluss wieder bis nach Mittelasien und zum Ural reicht.
- 1578: Durch Vermittlung des in Tibet herrschenden III. Dalai Lama, Sönam Gyatso, gewinnt der Buddhismus erneut an Bedeutung, der sich in der Folge im Mongolenreich durchsetzt (tibetischer Lamaismus). Seither enge kulturelle Bindung an Tibet.
- 1634: Unterwerfung der Chahar in der Inneren Mongolei durch die Mandschu, Tod Ligdan Khans.
- 1644: Die Mandschu erobern Peking. Beginn der mandschu-chinesischen Qing-Dynastie (1644-1911).
- 1691: Um eine drohende Unterwerfung durch die Oiraten abzuwenden, unterwerfen sich die Khalkha der Äußeren Mongolei der Qing-Dynastie. Im Anschluss schlagen Khalkha und Mandschu gemeinsam die Oiraten bei Dsuunmod (1696).
- 1756: Nach inneren Konflikten wird das Reich der Oiraten durch die Mandschu unter Kaiser Qianlong erobert und zerstört.
Siehe auch
Geschichte der Mongolei. Mongolen, Timur Lenk
Literatur
- Grousset, René: Die Steppenvölker. Attila - Dschingis-Khan - Tamerlan. Zürich 1970