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Tengelmann (Unternehmen)

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Tengelmann Warenhandelsgesellschaft KG

Logo der Tengelmann Warenhandelsgesellschaft KG
Rechtsform Kommanditgesellschaft
Gründung 1867
Sitz Mülheim an der Ruhr, Nordrhein-Westfalen
Leitung
  • Christian W. E. Haub
Mitarbeiterzahl 167.447 (2007/2008)
Umsatz 24,17 Mrd. EUR (2007/2008)[1]
Website www.tengelmann.de

Die Tengelmann Warenhandelsgesellschaft KG ist ein in Mülheim an der Ruhr ansässiges Unternehmen, das als Dachgesellschaft für diverse im Einzelhandel tätige Unternehmen fungiert. Eigentümerin ist die Familie Haub.

Konzernstruktur

Zum Unternehmen zählen nachfolgende Geschäftsfelder bzw. Konzerntöchter[2]:

  • Kaiser’s Tengelmann (Vollsortiment-Supermärkte) mit 706 Filialen und 1,73 Mrd. Euro Umsatz in Deutschland,
  • Plus Eastern Europe (Discounter) mit 361 Filialen und 440,7 Mio. Euro Umsatz in Österreich (betrieben unter dem Namen Zielpunkt),
  • 74% der OBI (Baumärkte) mit 331 Märkten und 2,25 Mrd. Euro Umsatz in Deutschland, 3 Märkte und 17,0 Mio. Euro Umsatz in Bosnien-Herzegowina, 41 Märkte und 269,8 Mio. Euro Umsatz in Italien, 2 Märkte und 7,1 Mio. Euro Umsatz in Kroatien, 35 Märkte und 226,4 Mio. Euro Umsatz in Österreich, 31 Märkte und 404,6 Mio. Euro Umsatz in Polen, 2 Märkte und 5,0 Mio. Euro Umsatz in Rumänien, 13 Märkte und 428,5 Mio. Euro Umsatz in Russland, 10 Märkte und 103,6 Mio. Euro Umsatz in der Schweiz, 5 Märkte und 45,4 Mio. Euro Umsatz in Slowenien, 27 Märkte und 265,1 Mio. Euro Umsatz in Tschechien, 2 Märkte und 5,9 Mio. Euro Umsatz in der Ukraine, 23 Märkte und 128,2 Mio. Euro Umsatz in Ungarn
  • KiK (Textilien) mit 2.694 Filialen in Deutschland, Österreich, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn und einem Jahresumsatz von 1,11 Mrd. Euro [3]
  • TEDi (1-Euro-Discounter) mit über 850 Filialen[4],
  • The Great Atlantic & Pacific Tea Company, Inc. (A & P) mit 436 Filialen in den USA.
  • Woolworth (Deutschland), seit Mai 2010

Geschichte

Mitte der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gründete Johann Wilhelm Meininghaus in Mülheim an der Ruhr den Kolonialwarenhandel Joh. Wilh. Meininghaus Sohn. Am 1. Januar 1847 begann dort der 15-jährige Wilhelm Schmitz seine kaufmännische Ausbildung und später seine berufliche Karriere. Bedingt durch seine Fähigkeiten übernahm er im Jahr 1857 zusammen mit Ludwig Lindgens die Geschäftsführung des nun unter Wilh. Schmitz & Lindgens firmierenden Unternehmens. Da Lindgens eigentlich nur finanzieller Teilhaber war und schon 1861 zusammen mit seiner Frau die Lederfabrik Lindgens gegründet hatte, zog dieser sich Ende 1866 aus dem Geschäft zurück. Schmitz fügte seinem Namen den Geburtsnamen seiner Ehefrau Louise hinzu, um sich von den vielen rheinischen Familien Schmitz zu unterscheiden, und am 1. Januar 1867 wurde Wilhelm Schmitz-Scholl gegründet. Schmitz versuchte sich Anfang der 1880er Jahren auch als Kaffeeröster und nahm schließlich 1882 eine Großrösterei in Betrieb.

Nach dem Tod Wilhelm Schmitz im Jahr 1887 übernahmen die Söhne Wilhelm jun. und Karl die Geschäftsführung. Die Brüder richteten eigene Verkaufsstellen für ihre Produkte ein. Aufbauhelfer war hierbei ihr Prokurist Emil Tengelmann, der mit seinem Namen für die 1893 neu gegründete Firma Pate stand. Im selben Jahr, das als das Gründungsjahr gilt, wurde die erste Filiale für Kaffee, Tee und Kakao in Düsseldorf eröffnet. Durch den großen Erfolg wurden bis zum ersten Weltkrieg bereits 560 weitere Filialen in ganz Deutschland eröffnet.

Wissoll Schokoladenfabrik, 1962

1906 wurde die erste eigene Produktionsfirma, die Rheinische Zuckerwarenfabrik, in Düsseldorf gegründet. 1912 kam die Kakao- und Schokoladenfabrik Wissoll (Wilhelm Schmitz-Scholl) in Speldorf hinzu, wo seitdem der Hauptsitz des Konzerns ist.

In den 1920er Jahren wurden zusätzliche Produktionsstätten gegründet: Fabrik für Getreide- und Malzkaffee, Puddingpulver, Kekse und Nährmittel. Die Zahl der Filialen wuchs bis ins Jahr 1927, in dem Wilhelm jun. starb, wieder auf 540 an. Nach dem Tod von Karl Schmitz im Jahr 1933 erbten das Unternehmen seine beiden Kinder Elisabeth Haub und Karl-Erivan Schmitz-Scholl, dem die alleinige Geschäftsführung zuteil wurde.

Nach dem Wiederaufbau des Unternehmens nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1953 in München das erste Tengelmann-Selbstbedienungsgeschäft eröffnet. 1969 wurde Erivan Haub, Sohn von Elisabeth Haub, alleiniger geschäftsführender Gesellschafter von Schmitz-Scholl/Tengelmann, 1971 erfolgte die Übernahme des Konkurrenten Kaiser's Kaffee Geschäft AG in Viersen.

Als zweites Standbein gründete Tengelmann 1972 den Markendiscounter Plus. In der Folgezeit beteiligte sich Tengelmann weltweit an Unternehmen oder übernahm deren Aktienmehrheit, wie beispielsweise bei der Great Atlantic & Pacific Tea Company Inc. (New Jersey) 1979, kurz: A&P.

Ende der 80er Jahre erweiterte Tengelmann das Portfolio um den Textil- und Gebrauchsgüter Discounter Rudis Reste Rampe. 1997 entschloss man sich zu einer Konzentration auf das Lebensmittel-Geschäft und veräußerte alle 156 Filialen an die Berliner Wand&Boden-Gruppe.[5]

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs expandierte das Unternehmen mit der Eröffnung von Plus-Filialen in Ungarn und Polen auch im ehemaligen Ostblock.

1990 erfolgte die Übernahme der Textilkette Modea und sieben Jahre später ein Management-Buy-Out sowie die Umbenennung in Takko ModeMarkt GmbH & Co. KG. Heute firmiert das Unternehmen unter dem Namen Takko Holding GmbH. Die Unternehmensgruppe Tengelmann ist nicht mehr beteiligt.

Im Jahr 2000 übergab Erivan Haub das operative Geschäft an seine Söhne Karl-Erivan Haub und Christian Haub. Die 111 Warenhäuser von Grosso und Magnet wurden verkauft, 66 davon an Lidl & Schwarz.[6] Im selben Jahr wurde der erste OBI-Markt in der Volksrepublik China in Wuxi eröffnet.

Seit 2002 ist die Tengelmann Warenhandelsgesellschaft eine Kommanditgesellschaft. Am 30. Juni 2003 wurde die Wilh. Schmitz-Scholl Schokoladen- und Zuckerwaren GmbH (Wissoll) von dem Dortmunder Süßwarenhersteller van Netten GmbH übernommen.

Im April 2005 wurden die chinesischen Obi-Märkte an die britische Kingfisher Baumarktkette veräußert. Am 1. Mai 2005 verkaufte Tengelmann die 307 Filialen der Drogeriekette kd kaiser’s drugstore GmbH an die Rossmann GmbH. Im selben Jahr wurden auch die ungarischen und slowenischen Interfruct Cash & Carry-Märkte sowie die kanadische Tochtergesellschaft der A&P Tea Company veräußert.

Im Jahr 2007 übernahm A&P die US-amerikanische Supermarktkette Pathmark mit 141 Filialen. Im selben Jahr wurden die spanischen Plus-Märkte an den französischen Einzelhändler Carrefour, die Filialen in Polen und Portugal an die portugiesische Handelskette Jerónimo Martins verkauft.

Verkauf von Plus

Am 1. Januar 2009 erfolgte die Fusion von Plus und dem zum Edeka-Konzern gehörenden Netto Marken-Discount, Netto hält mit 80 Prozent die Mehrheit an dem neu gegründeten Unternehmen. Plus und Netto zusammen erreichen nun etwa Umsatzgrößen der Branchenführer Lidl und Aldi. Die Plus-Filialen werden bis Mitte 2010 in Netto umbenannt. Im Jahr 2008 wurden die tschechischen Plus-Märkte an die REWE Group, die ungarischen an SPAR Österreich und die griechischen Filialen an die belgische Handelskette Delhaize verkauft. Am 19. Februar 2010 wurden die bulgarischen und rumänischen Plus-Märkte an den Discounter Lidl verkauft.[7] Weiterhin in Mehrheitsbesitz der Tengelmann Gruppe bleiben die als Zielpunkt betrieben Filialen der Marke Plus.

2010 wurde Woolworth (Deutschland) übernommen und die Tengelmann-Supermärkte im Rhein-Main-Gebiet an Rewe und Tegut verkauft.

Einzelnachweise

  1. Geschäftszahlen auf www.tengelmann.de
  2. Geschäftsfelder der Tengelmann Warenhandelsgesellschaft KG
  3. Tengelmann Warenhandelsgesellschaft KG: Geschäftsbericht 2008
  4. [1]
  5. Wand&Boden übernimmt Rudis Reste Rampe, berlinonline.de
  6. Der Konzern verkauft Grosso und Magnet - Konsortium übernimmt Großmärkte, tagesspiegel.de
  7. http://tengelmann.de/27.html?&tx_ttnews[tt_news]=111&tx_ttnews[backPid]=22&cHash=d425c80287