Evokationsrecht
Der Begriff Evokation (ecvocatio, aus lateinisch ex vocare 'herausrufen') hat mehrere Bedeutungen:
- 1. allgemein das Erwecken bzw. Hervorrufen von Gedanken und Assoziationen;
- 2. das Recht der mittelalterlichen Könige, einen Prozess an das Hofgericht zu ziehen (Verzicht auf dieses Recht in der Goldenen Bulle von 1356);
- 3. heutzutage allgemein das Recht übergeordneter politischer Instanzen, Entscheidungen von einer nachgeordneten Entscheidungsebene an sich zu ziehen (Bsp.: Evokationsrecht des Hamburgischen Senats gegenüber den Bezirksversammlungen);
- 4. im Okkultismus und der Religionsphänomenologie eine Praxis der Magie, in der Geistwesen, bestimmte Gottheiten oder Tote aus der Unterwelt beschworen werden, den Platz zu wechseln.
In der traditionellen Magie handelt es sich dabei um eine kultische und rituelle Handlung der Ritualmagie. Das Beschwören von Geistwesen ist eine Glaubensannahme.
Geschichte
Der Ausdruck ist in der religiösen Literatur der Spätantike bezeugt, etwa bei Livius, Plinius, d. Ä. (naturalis historia 24,160), Macrobius etc.
Die Evokation sollte ursprünglich in kriegerischen Auseinandersetzungen die Götter der Feinde in die römischen Reihen ziehen und bestand aus einer Formel (durch den Priester gesprochen), Opfer und Fluch (devotio), sowie der Opferung schwarzer Schafe. Auch in Friedenszeiten hatte die Evokation im Leben des Römerreichs ihren Platz.
Religion und neuzeitlicher Okkultismus
In den meisten ursprüngliche Religionen, die schamanistisch oder animistisch geprägt sind, spielt das Beschwören von Geistwesen eine Rolle.
Bei der westlich-okkultistischen Evokation befindet sich der Magier in einem Schutzkreis und beschwört das Geistwesen in ein außerhalb des Kreises sich befindendes magisches Dreieck, in dem es sich manifestieren soll. Zu diesem Zwecke werden tradierte magische Siegel oder Sigille und Namen des Geistwesens, sowie magische Korrespondenzen, d.h. Zuordnungen von Symbolsystemen benutzt. Im Gegensatz zur Invokation, bei der der Magier danach strebt, sich mit einem angerufenen Geistwesen zu vereinigen, soll die Evokation dazu dienen die Evokation, das Wesen aus seiner Geistsphäre in die dem Menschen sichtbare Welt zu bringen. Die Geistwesen die man evozieren können soll sind vielfältig, z.B. Elementarwesen, Planetenwesen, Engel oder Dämonen und die Evokation soll unterschiedlichen Zwecken dienen, beispielsweise soll sie dazu dienen können, sich einen Geist dienstbar zu machen, den Schutz eines Geistwesens zu erlangen, einen Pakt mit einem Geistwesen einzugehen oder an das Wissen des entsprechenden Wesens zu gelangen.
Zu bekannten Vetretern der Evokationsvorstellungen zählt man u.a. Agrippa von Nettesheim, Aleister Crowley, Franz Bardon, Israel Regardie, Kenneth Grant und Peter Carroll.