Zum Inhalt springen

Casino (Film)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. Mai 2010 um 20:53 Uhr durch ChikagoDeCuba (Diskussion | Beiträge) (Handlung: Links, Linkfix, etc.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Film
Titel Casino
Produktionsland USA, Frankreich
Originalsprache englisch
Erscheinungsjahr 1995
Länge 178 Minuten
Stab
Regie Martin Scorsese
Drehbuch Nicholas Pileggi,
Martin Scorsese
Produktion Barbara De Fina
Musik u. a. Johann Sebastian Bach, Mick Jagger und Keith Richards
Kamera Robert Richardson
Schnitt Thelma Schoonmaker
Besetzung

Fehler bei Vorlage * Parametername unbekannt (Vorlage:Infobox Film): "AF"

Casino ist ein Spielfilm des US-amerikanischen Regisseurs Martin Scorsese aus dem Jahr 1995. Das Drama erzählt vom Leben der „Drahtzieher“ hinter den Kulissen der Kasinos von Las Vegas der 1970er und 1980er Jahre und wurde u. a. von dem Filmstudio Universal produziert.

Der Film ist die achte Zusammenarbeit zwischen Robert De Niro und Martin Scorsese und gleichzeitig der dritte von vier Mafiafilmen von Scorsese, die ersten waren Hexenkessel (Mean Streets) aus dem Jahr 1973 und Good Fellas (Goodfellas) aus dem Jahr 1990. 2006 folgte mit Departed (The Departed) der vorerst letzte Titel.

Vom Aufbau und der eingesetzten Technik der erzählenden Hauptdarsteller ähnelt Casino sehr stark Good Fellas; d. h. die Hauptcharaktere Sam Rothstein und Nicky Santoro erzählen, erläutern und dokumentieren im Hintergrund aus der Retrospektive entweder Voice-over oder Off camera.

Handlung

Las Vegas in den 1970ern: Wegen seines wirklich einzigartigen Erfolges als Berufsspieler wird Sam Rothstein, genannt „Ace“, von der Chicagoer Mafia beauftragt, das neue Tangiers Casino in der Glücksspielmetropole zu leiten, obwohl er nicht italienischer Abstammung ist. Um Auseinandersetzungen mit den Behörden zu vermeiden, soll Ace nur eine Lizenz als Restaurantmanager beantragen, mit der er das Casino trotzdem leiten kann. Um zu verbergen, dass Ace der wahre Casinomanager ist, wird der unscheinbare Philip Green als Casinomanager geführt, der abzeichnet, was ihm vorgelegt wird. Aufgrund der langjährigen Erfahrungen Aces als Glücksspieler und Buchmacher und seines perfektionistischen Führungsstils verdoppelt sich der Umsatz und das Tangiers erlebt eine Blütezeit.

Damit die Gewinne ungestört fließen können, wird Aces Jugendfreund Nicky Santoro, ein skrupelloser „enforcer“ (am: Durchsetzer) der La Cosa Nostra, zur Unterstützung und Kontrolle nach Las Vegas geschickt. Nicky hat aber gar nicht vor, nur den Aufpasser für Ace zu spielen, sondern beginnt sofort im großen Stil, auf eigene Rechnung Geschäfte zu machen. Da sich Nickys Gang an keinerlei Regeln hält und ganz offen in den Casinos falsch spielt, erhält er bald ein generelles Casinoverbot für Las Vegas.

Aces einzige Schwäche ist Ginger, eine erfolgreiche Edelprostituierte, die er heiratet, obwohl er weiß, dass sie ihn nicht liebt und eine geradezu hörige Beziehung mit ihrem ehemaligen Zuhälter und Jugendfreund Lester Diamond unterhält, der sich immer nur an sie wendet, wenn er Geld benötigt. Das Paar bekommt eine Tochter, die von Ginger allerdings über ihren Eskapaden vernachlässigt wird.

Aces Liebe zu Ginger geht sogar soweit, dass er ihr die Verfügungsgewalt über sein Bankschließfach mit 2 Mio US-Dollar übergibt, das er nur dafür bereithält, um genug Fluchtkapital zu haben, falls er in Schwierigkeiten geraten sollte. Die glänzende Fassade Gingers bröckelt zunehmend, sie verfällt Alkohol und Drogen und die Ehe der Rothsteins zerbricht. Das geht sogar soweit, dass Ginger von Nicky ihren Mann umbringen lassen will und mit ihm deshalb eine Affäre beginnt. Nicky willigt aber nur zum Schein ein, um mit Ginger ein Verhältnis zu führen. Nicky ist inzwischen selbst den Drogen verfallen und seine Geschäfte laufen immer schlechter. Nickys Verhältnis zu Ginger ist ein Verstoß gegen den Ehrenkodex der Mafia, auf den der Tod steht.

Das Tangiers und Ace geraten unter Druck, weil er sich mit den Behörden anlegt. Hintergrund dieses Streits ist die Tatsache, dass Ace einem unfähigen Casinomitarbeiter kündigt, der seinen Job nur bekam, weil er ein Verwandter eines Politikers aus Las Vegas ist. Selbst der Sheriff von Las Vegas kann Ace nicht überreden, dem Gekündigten noch eine Chance zu geben. Daraufhin wird von diesem publik gemacht, dass Ace keine ordentliche Lizenz hat, und der „Manager“ Philip Green wird als Strohmann entlarvt. Die Mafiafamilie, die das Casino besitzt, wird vom FBI erfolgreich abgehört und viele der „Ehrenmänner“ werden verhaftet und angeklagt, was zu einer Mordserie führt, um Zeugen zu beseitigen. Auch auf Ace wird ein Bombenanschlag verübt, der allerdings nicht von der Mafia sondern, so vermutet Ace, von Nicky in Auftrag gegeben wurde. Sein Wagen ist mit einer Autobombe bestückt worden. Dank einer vorsorglichen Panzerung seines Wagens mit Metallplatten unter den Sitzen übersteht Ace den Anschlag mit leichten Verletzungen.

Nicky und sein Bruder werden wegen Nickys Eskapaden brutal zusammengeschlagen und bei lebendigem Leibe in einem Maisfeld begraben. Ginger trennt sich von Ace und räumt das Bankschließfach leer, allerdings wird sie dabei von Beamteh des FBI beobachtet und festgenommen.

Sie verliert wegen ihrer Drogensucht innerhalb kurzer Zeit das gesamte Geld und stirbt an einer Überdosis. Das Tangiers weicht wie viele andere Casinos den Abrissbaggern und an deren Stelle entstehen noch größere Spielcasinos, welche allerdings nun von Aktiengesellschaften geführt. Ace verlässt Las Vegas und verbringt sein weiteres Leben mit seiner Tochter zurückgezogen als erfolgreicher Buchmacher, der auch weiterhin für die Mafia arbeitet.

Entstehungsgeschichte

Casino basiert auf dem Roman von Nicholas Pileggi, der beim Film Good Fellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia zusammen mit Scorsese das Drehbuch verfasste. Gleich nach Good Fellas begann Pileggi seine Recherchen über den Gangster Frank „Lefty“ Rosenthal, der zusammen mit seinem Partner Anthony Spilotro (im Film: Nicky Santoro) in der Blütezeit von Las Vegas alle Fäden in der Hand hielt. Nach fünf Jahren Recherche und einem Berg von Notizen war Pileggi im Begriff, seinen Roman zu beginnen, als er einen Besuch von Martin Scorsese erhielt. Der hatte von Pileggis Buchprojekt gehört, besah sich die Notizen und sagte zu ihm: „Let's do it, let's make this movie!“

Scorsese und Pileggi setzten sich daraufhin zusammen und begannen über die Notizen hinaus, über die Adaption von Casino auf der Leinwand zu diskutieren.

Trotz des schnellen Erfolges stand Nicholas Pileggi zur Fertigstellung seines Romans noch ein schwieriger Weg bevor. Casino nur auf der Basis von Notizen zu verfassen, war schwieriger als die Arbeit an Good Fellas, bekannte der Autor später.

Für die Umsetzung auf der Leinwand wurde auf alte Bekannte zurückgegriffen: Für die Rolle des Sam „Ace“ Rothstein klopfte Martin Scorsese zum achten Mal an die Haustür von Robert De Niro. Joe Pesci und Frank Vincent wirkten zum dritten Mal in einem Scorsese-Film mit.

Kritiken

  • „Grandioser Entwurf einer Gangster-Dynastie, der zuweilen unter kalkulierter Kälte leidet.“ (Cinema)
  • „Nachdem Martin Scorsese in ‚Hexenkessel‘ Little Italy charakterisierte, in ‚Taxi Driver‘ und ‚Die Zeit nach Mitternacht‘ ein nächtliches New York zeigte und in ‚Die Farbe des Geldes‘ ins Billard-Spieler-Milieu eindrang, taucht er hier mit beeindruckenden Bildern in die Welt der Spielcasinos von Las Vegas. Ihm gelang ein bemerkenswertes, gut gespieltes und inszeniertes Porträt von Menschen im Las Vegas der frühen Siebzigerjahre.“ (Prisma[1])
  • „Das dreistündige Meisterwerk über Aufstieg und Fall der Mafia in Las Vegas inszenierte Scorsese mit allen erdenklichen Finessen und einer beispiellosen Bilder- und Informationsflut als moderne Parabel auf Sodom und Gomorrha.“ (Blickpunkt: Film)
  • „Dreistündiges Meisterwerk über Aufstieg und Fall der Mafia in Las Vegas von Meisterregisseur Martin Scorsese.“ (VideoMarkt)
  • „‚Casino‘ ist nichts weniger als ein Frontalangriff auf die Sinne. Hypnotisierende Bilder und eine überwältigende Informationsflut fesseln den Zuschauer fast drei Stunden lang in den Sessel. Hinzu kommen grandiose Darstellerleistungen des trio infernale Robert De Niro, Sharon Stone und Joe Pesci. Ein stilvolles, packendes Gangster-Movie.“ (VideoWoche)
  • Casino lässt viel von seiner Geschichte aus dem Off erzählen – aber gerade diese Erzählperspektive macht den Film so spannend. Martin Scorsese hat mit Casino ein Meisterwerk geschaffen, was sich durch die Detailverliebtheit weit von anderen Mafiafilmen abhebt.[2]

Anmerkungen

  • Der Film wurde fast ausnahmslos in Las Vegas und Umgebung gedreht. Die Casino- und Büroszenen entstanden in dem berühmten Riviera-Hotel und -Casino auf dem Las Vegas Strip.
  • Die Fahrszenen mit Robert De Niro und Joe Pesci ziemlich am Anfang des Films wurden zum Teil auf der Fremont Street in Downtown Las Vegas gedreht, die mittlerweile für den Autoverkehr gesperrt ist und zur Fremont Street Experience wurde.
  • Schauspieler Joe Pesci brach sich während seiner Sterbeszene beim Sturz in das ausgehobene Grab dieselbe Rippe, die er sich schon fünfzehn Jahre zuvor beim Dreh von Martin Scorseses Film Wie ein wilder Stier gebrochen hatte.
  • Das Wort fuck wird im Film 398-mal ausgesprochen.
  • Der Film, dessen Produktionskosten auf 52 Mio. Dollar geschätzt werden, spielte an den weltweiten Kinokassen über 116 Mio. Dollar ein und gehört zu Scorseses größten kommerziellen Erfolgen.
  • Die Musik des Vorspanns ist der abschließende Chor der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach („Wir setzen uns mit Tränen nieder“). Der Vorspann wurde gestaltet von Saul Bass. Der Abspann wurde mit „Theme De Camille“ des französischen Filmkomponisten Georges Delerue musikalisch unterlegt, was auch in einigen Szenen des Films zu hören war. Dieses Stück stammt ursprünglich aus dem Film „Die Verachtung (Le Mépris)“ aus dem Jahr 1963.
  • Im Film Ocean’s Eleven werden Handlung und Aufmachung zitiert; d. h. der Charakter Reuben Tishkoff erinnert in seiner Ausstaffierung an die Schlussszene wo Rothstein mit 1970er-Jahre-Brille, prunkvollem Anzug und Zigarre auftritt. Die berufliche Vergangenheit ähnelt dabei ebenfalls sehr der von Rothstein.
  • In dem Leone-Film Es war einmal in Amerika spielten De Niro, Woods und Pesci ebenfalls mit. Leone beschäftigte sich mit dem Aufstieg einiger Mobster der Kosher Nostra in New York City, welche Einfluss in den Gewerkschaften und auf die Politik gelang.

Auszeichnungen

Martin Scorseses Mafia-Epos Casino wurde von der Kritik eher verhalten aufgenommen. Bei der Bekanntgabe der Nominierten der Hollywood Foreign Press erhielt das fast dreistündige Mafia-Epos nur zwei Nominierungen. Neben der von Martin Scorsese als bester Regisseur wurde auch Sharon Stone als beste Hauptdarstellerin (Drama) nominiert und noch größer war die Sensation, als sie tatsächlich den Golden Globe gewann und wenig später für den Oscar nominiert wurde. Als Favoritin flanierte Stone auf dem roten Teppich vor dem Dorothy Chandler Pavilion, verlor jedoch den Wettbewerb gegenüber Susan Sarandon, die für ihre Leistung als beherzte Nonne in Dead Man Walking nach vier erfolglosen Nominierungen überrascht den Oscar entgegennahm.

  • nominiert in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin (Sharon Stone)
  • Beste Hauptdarstellerin - Drama (Sharon Stone)
  • nominiert für die beste Regie (Martin Scorsese)

Weitere

American Cinema Editors 1996

Sindacato Nazionale Giornalisti Cinematografici Italiani 1996

MTV Movie Awards 1996

Nominiert in den Kategorien

Siehe auch

Literatur

  • Nicholas Pileggi: Casino, 1996 Droemer Knaur, ISBN 3426604396
  • Nicholas Pileggi, Martin Scorsese: Casino, 1996 Faber and Faber, ISBN 0571179924 (engl. Ausgabe)

Einzelnachweise

  1. Casino. In: Prisma. Prisma, abgerufen am 29. Dezember 2008.
  2. Casino Review von insidemovie.de. Juni 2009, abgerufen am 9. Juli 2009