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Łódź

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Łódź (Aussprache etwa wie "Wudsch"; Lodz oder auch Lodsch) ist die zweitgrößte Stadt in Polen mit 800.000 Einwohnern und Hauptstadt der Woiwodschaft Łódź.

Geschichte

Łódź wird in den Geschichtsbüchern erstmals 1332 erwähnt. Es bekam etwa 100 Jahre später Stadtrechte. Ab 1815 (Wiener Kongreß) gehörte die Stadt zu Russland und kam 1918 zum neugeschaffenen Polen.

Im Zuge der Industrialisierung wurde Lodz der wichtigste Standort der Textilindustrie in Kongresspolen (Geschichte Polens). Die Stadt galt allgemein als Manchester Polens. Die Einwohnerzahl stieg von unter 1000 auf mehrere Hunderttausend. Polnische, polnisch-jüdische (Poznanski) und deutschstämmige (Karl Scheibler aus Monschau; Gromann) Unternehmer prägten die Stadt, deren Bild bis heute durch ihre prächtigen Bauten geprägt wird: Viele sehenswerte Industriellen-Villen und Fabriken sind erhalten. Die Stadt beherbergte Polens erstes Kino, das 1899 gegründete Iluzjon. Während der deutschen Besatzung wurde Lodz 1940-1945 "Litzmannstadt" im Warthegau genannt; in dieser Zeit wurden v.a. die jüdischen Bürger der Stadt deportiert und ermordet. In der Zeit der Besatzung überlebten 800 der ursprünglich 250 000 Lodzer Juden.

Eine besondere Bedeutung spielte Lodz in der polnischen Kulturszene. Sie ist Heimat Artur Rubinsteins. Ihre Filmhochschule hat bedeutende Regisseure wie Roman Polanski, Krzysztof Kieslowski, oder Andrzej Wajda hervorgebracht. Die Filmschule wurde 1948 gegründet, ihr galt die besondere Aufmerksamkeit der Regierenden; hatte doch Lenin den Film als wichtigsten Medium des Sozialismus bezeichnet. Die Filmhochschule galt als Kaderschmiede und verfügte über entsprechende Ressourcen. War die Schule anfangs noch strikt auf den sozialistischen Realismus ausgerichtet, entwickelte sich mit dem politischen Tauwetter ein eigener Filmstil, der sich auch mit dem Alltagsleben im Realsozialismus und der Entfremdung des Menschen in modernen Gesellschaften befasste,

Gegenwart

Łódź hat in der Neuzeit sehr an seinem einstigen Ruhm gelitten. Es herrscht eine große Arbeitslosigkeit und manche der einstigen Prachtbauten zerfallen von innen wie von außen. Man kann Łódź nur lieben oder hassen. Doch der Ruhm von heute ist ein anderer. Fabrikgebäude sind zu Großraumdiskotheken umfunktioniert worden und jährlich findet die "Love Parade" auf dem längsten Boulevard Europas statt, der Piotrkowska. Auf eben diesem soll es laut offiziellen Angaben auch die höchste Dichte an Bars und Klubs in Europa geben, welche sich oft in kleinen Hinterhöfen versteckt halten. Ebenso versuchen die Stadt, wie auch viele kleine Organisationen den einstigen Flair der Kulturenstadt wieder aufleben zu lassen. Um an das einst friedliche Zusammenleben von Juden, Russen, Polen und Deutschen zu erinnern, findet jedes Jahr das Festival der vier Kulturen statt.

Die Stadt ist auch heute noch ein wichtiges Industriezentrum (Textil, Unterhaltungs- und Elektronikbranche, Maschinenbau). Sie ist Sitz einer Universität sowie einer Filmhochschule.

Lodz hat seit 1988 eine Städtepartnerschaft mit Stuttgart.