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Hekate

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Dreigestaltige Repräsentation von Hekate. Marmor, römische Kopie nach einem Original aus Griechenland.
Hekateion (kleiner Kultpfeiler der Hekate). Die Göttin in dreifacher Gestalt, von drei Chariten umtanzt. Attika, ca. 3. Jahrhundert v. Chr., Glypothek, München
Hekate verbrennt Klytios mit der Höllenfackel, Pergamonaltar, um 150 v. Chr.
William Blake: Hekate, 1795

Hekate (Vorlage:ELSalt) ist in der griechischen Mythologie die Göttin der Zauberkunst, der Nekromantie, des Spuks und der Wegkreuzungen. Dies wurde sie durch ihre frühere Aufgabe als Göttin der Schwellen und Übergänge und Wächterin der Tore zwischen den Welten. Sie ist eine der missverstandensten Gottheiten der Antike, und um diese Göttin ranken sich viele Fehlinterpretationen und Fehlinformationen.

Mythos

Bei der Gigantomachie, dem Angriff der Giganten gegen die Olympischen Götter, kämpfte sie auf Seiten der Olympier und verbrannte den Giganten Klytios mit ihren Fackeln, den darauf Herakles tötete.

Auch im pseudo-homerischen Demetermythos erscheint Hekate. Sie hilft Demeter, ihre Tochter Persephone zu finden, und nachdem Persephone wieder mit Demeter vereint ist, wird Hekate zu Persephones Führerin und Begleiterin.

Eine der grundlegenden Quelle zum Verständnis der Bedeutung der mythischen Figur in der Antike ist Hesiods Theogonie:

Phoibe empfing auch Asteria, deren Namen Glück verheißt, die Perses in sein Haus führte und zu seiner Gattin erkor.

Asteria gebar Hekate, die Zeus, der Sohn des Kronos, vor allen anderen Göttern ehrte, er schenkte ihr glänzende Gaben, Macht auf der Erde, dem weiten Meer und auch am gestirnten Himmel und höchste Ehre bei den ewigen Göttern. Auch heute noch, wenn unter den Menschen einer ein reiches Bittopfer darbringt, nach altem Brauch, wendet er sich an Hekate und leicht gewinnt der hohe Ehren, dessen Bitten die Göttin gnädig erhört. Auch Wohlstand schenkt sie ihm aus der Fülle ihrer Macht. An all den Ehren sämtlicher Kinder, die der Vereinigung aus Gaia und Uranos entsprangen, hat Hekate ihren Anteil. Denn der Kronossohn brauchte weder Gewalt gegen sie, noch nahm er ihr eins jener Rechte, die sie bei den Titanen, den früheren Göttern, innehatte. Denn seit Beginn hat sie Macht auf Erden, im Himmel und im Meer. Auch bekam die Göttin nicht weniger Ehrungen dadurch, dass sie ein einziges Kind ist, sondern Zeus verlieh ihr noch viel mehr, weil Zeus sie ehrte. Wem sie will, dem steht sie machtvoll und hilfreich zur Seite, der den die Göttin begünstigt, der ragt aus der Menge hervor. Wenn sich Krieger zum männermordenden Kampf rüsten, da erscheint die Göttin, um dem, den sie will, gnädig den Sieg zu gewähren und Ruhm zu schenken. Bei Gericht steht sie würdigen Herrschern zur Seite und erteilt ihnen weise Gedanken. Hilfreich ist sie auch immer, wenn Menschen sich im Wettkampf messen, denn auch jenen steht die Göttin bei und bringt ihnen ihre Hilfe. Dank ihr gewinnt einer durch Kraft und Stärke, leicht erhält er den ersehnten Preis und bringt dadurch seinen Eltern Ehre. Hilfreich steht sie auch Jägern bei, wenn sie es will, und auch jene, die sich auf die stürmische See hinaus wagen um dort zu fischen, flehen zu Hekate und dem Erderschütterer (Poseidon), und leicht gewährt ihnen die herrliche Göttin einen mühelosen und reichen Fang, entzieht diesen aber auch leicht wieder, die schon gesichtete Beute, wenn sie dies will. Zusammen mit Hermes vermehrt sie auch das Vieh im Stall, Rinderherden, Ziegenscharen, wollige Schafe, wenn sie es will, so macht sie aus Wenigem Vieles und aus Vielem wieder Weniges. So ist sie im Kreis der Götter jene, die am meisten Verehrt wird, obwohl sie die einzige Tochter ihrer Mutter ist. Der Kronossohn bestellte sie zur Kourotrophos (Nährerin und Pflegerin) der Jugend, von allen, die das Licht der Morgendämmerung bisher erblickten. So ist sie seit Anbeginn die Nährerin der Jugend, und dies ist ihr Ehrenamt.

Kult

Die Göttin ist vermutlich aus einem kleinasiatischen Kult im 8. oder 7. Jahrhundert v. Chr. in die griechische Religion aufgenommen worden. Ähnlich Artemis wurde sie als Göttin der Frauen angesehen und mit dieser gleichgesetzt, ähnlich wie Artemis wird sie als eine Göttin der Geburtshilfe angerufen. Andere Verschmelzungen sind mit Persephone bekannt. Auch unter dem Namen Baubo trat sie in Erscheinung und wurde auch mit Selene gleichgesetzt.

Die Darstellung der Göttin machte im griechisch-römischen Raum im Lauf der Zeit mehrere Wandlungen durch. Von einer ursprünglichen vorgriechischen Magna Mater (große Mutter) zu einer jugendlichen Göttin und Hüterin der Schwellen und Übergänge, hin zu einer dunklen Gestalt, um die sich viel Aberglaube rankt, sowie schließlich in der Spätantike zu einer Art Allgöttin und Weltseele, die in sich die verschiedensten Göttinnen vereint. Im Gegensatz zu Griechenland war Hekates Erscheinung in Kleinasien einflussreicher, dort wurde Hekate konstant als eine mütterliche Göttin gesehen und machte keine Wandlung zu einer furchteinflößenden Göttin durch. In Karien war sie lokale Hauptgottheit.

Hekate vertritt den Aspekt der Übergänge (Geburt, Wegkreuzungen im besonderen von drei Wegen) und der Verwandlung (Zauberkunst und Magie) und wurde später auch als Göttin der Hexen verehrt. Hesiod beschreibt sie als Tochter des Perses und der Asteria. Andererseits gilt sie als Tochter der Nyx. Der öffentliche Kult um Hekate war in Griechenland wenig verbreitet, eine wichtige Rolle spielte sie aber in den Privat- und Mysterienkulten. Opfergaben bestanden aus Speisen, Lämmern oder Hunden. Eine ihrer Priesterinnen war Medea. Dem Meeresgott Phorkys gebar sie die Skylla. Späte römische Quellen schildern sie auch als Mutter des Ianus.

Sie wurde ursprünglich als eine Magna Mater verehrt, und man glaubte, sie würde über die Erde, den Himmel und das weite Meer herrschen sowie über die Phasen von Geburt, Leben und Tod. In Hesiods Theogonie ist sie die einzige unter den Titanen, die unter der Herrschaft des Zeus ihre Unabhängigkeit und ihre ursprünglichen Herrschaftsbereiche behält. Hesiod beschreibt sie als eine den Menschen sehr hilfreiche Göttin, sie schenkt den Hirten fruchtbare Herden, den Fischern volle Netze, den Jägern reiche Beute, den Athleten und Kriegern Erfolg und Glück im Kampf (bzw. Wettkampf) und sie ist neben Zeus die einzige Gottheit, die den Menschen jeden Wunsch erfüllen oder verweigern kann. Doch genauso wie sie den Segen geben kann, kann sie ihn wieder nehmen, wenn die Göttin es für richtig empfindet. Außerdem bezeichnet Hesiod die Göttin Hekate als Pflegerin (Kourotrophos) aller Geschöpfe, die das Tageslicht bisher erblickten. Und sie scheint stark mit den Menschen verbunden zu sein, sie ist in Hesiods Theogonie jene Gottheit, die am häufigsten in Verbindung zu Menschen genannt wird. Vermutlich war sie eine Art Vermittlerin zwischen Göttern und Menschen.

Spätere Quellen schildern Hekate und ihren Kult als dunkel und furchteinflößend, wahrscheinlich weil Hekate nicht in das hellenische Weltbild passte. Ihre Rituale wurden vor allem im privatem Kreise und im Schutze der Dunkelheit abgehalten, und man bat sie darum, Wünsche zum persönlichen Wohle zu erfüllen (vor allem Schutz, Führung, Glück, Wohlstand).

Vom einfachen Volk wurde Hekate stark verehrt, und ihr wurden Opfergaben an Kreuzwegen, Friedhöfen und Hauseingängen (Türschwellen) dargebracht. Am letzten Tag des Monats (der im athenischen Kalender auf den Neumond fiel) wurden Bannrituale durchgeführt, und Hekate und den Verstorbenen wurden Opfergaben und Mahle an den Kreuzwegen gegeben. Zu Vollmond wurden Hekate zu Ehren heilige Mahle durchgeführt, von den Resten dieser Mahle durften arme Menschen und Obdachlose essen.

In Lagina hatte sie einen Tempel und war auch die Hauptgöttin der Stadt, ansonsten wurde sie an den Eingängen zu Tempeln anderer Göttinnen verehrt, vor allem von Artemis, Demeter, Persephone und Selene. In späteren Zeiten wurde ihr Kult zu einem Mysterienkult. Hekate wurde vor allem von den Neuplatonikern stark verehrt. Sie sahen in ihr die Weltseele, aus der alle Seelen entspringen und zu der sie zurückkehren. Außerdem sahen sie in ihr eine Vermittlerin zwischen der Welt der Menschen und der höheren Götter.

Beinamen

Ihre Beinamen waren unter anderen:

  • Phosphoros (Lichtbringer)
  • Propolos (Führer)
  • Propylaia (Torhüterin)
  • Enodia (die am Wege)
  • Triformis (Dreifaltige)
  • Trioditis bzw. Trivia (Dreiwege)
  • Chtonia (von der Erde)
  • Melana (die Schwarze)
  • Skotia (die des dunklen Ortes)
  • Soteira (Erlöserin)
  • Kourotrophos (Pflegerin)
  • Perseis (Licht)
  • Kleidukos (Schlüsseltragende)
  • Ourania (Himmlische)
  • Atropaia (das Böse Fernhaltende)

Darstellung

Die ältesten Darstellungen der Göttin in Kleinasien zeigen sie thronend und von Löwinnen umgeben. Auch die älteste griechische Darstellung zeigt sie thronend, aber ansonsten ohne Attribute. Danach wird sie jung und fackeltragend dargestellt. Ab dem 4. v. Chr. Jahrhundert wird die Dreigestalt für sie charakteristisch. Drei junge schöne Frauen, die entweder Rücken an Rücken stehen oder um einen Polos. In den Händen halten die ältesten dieser Darstellungen Früchte, Fackeln und eine Amphore. Später kommen auch Schlangen, Dolche, Stricke, Peitschen, Schalen und Schlüssel hinzu. Vor allem in Griechenland wird die Dreigestalt für Hekate charakteristisch, während die eingestaltige Darstellung der Göttin in Kleinasien überwiegt.

Aberglaube über die Göttin

In der griechischen Dichtung wird Hekate oft als eine dunkle und furchteinflößende Göttin dargestellt. Man glaubte, dass in der Nacht Hekate Tote aus ihren Gräbern holt und mit ihrer wilden Jagd umherspukt und Wanderer erschreckt. Sie wurde zum Inbegriff der dunklen Magie. Doch archäologische Funde zeigen ein ganz anderes Bild der Göttin, lichtbringend, jugendlich, segnend. Wahrscheinlich wurde sie von Aussenstehenden des Kultes als dunkel und furchteinflößend empfunden, während ihre Anhänger ein anderes Bild der Göttin hatten. In der Dichtung tritt sie vor allem mit den Zauberinnen verbunden in Erscheinung.

Symbole

Hekate tanzt mit zwei Fackeln vor einem Altar, schwarze attische Vase auf der Hekate mit Blattgold herausgearbeitet war, ca. 350–300 v.Chr. gefunden in Capua, Italien, heute im Britischen Museum

Auf den ältesten griechischen Bildzeugnissen wie Vasen oder dem Pergamonaltar ist die Fackel ihr Attribut bzw. ihr Symbol. Weitere Symbole: Dolch, Schlangen, Schlüssel, Schnur, Peitsche, Schale, Mondsichel, Granatapfel und andere Früchte.

Auch Tiere der Unterwelt und der Nacht wurden mit ihr in Verbindung gebracht, beispielsweise Hunde, Eidechsen, Kröten, Iltisse, Eulen und andere.

Rezeption

Hekate in der griechischen Philosophie

Im Neuplatonismus wurde Hekate mit der Weltseele, bzw. Psyche identifiziert, so richtete z.B. der Neuplatoniker Proklos eine seiner Hymnen an sie. Der Mittelplatoniker Lucius Apuleius erwähnte Hekate in seiner Überlieferung des Märchens Amor und Psyche wahrscheinlich auch in dieser Rolle.

Hekate im Neuheidentum

Im heutigen Heidentum (Neopaganismus) wird Hekate meist als eine Göttin der Weisheit und der Verwandlung verehrt, und ihr Kult wird von einzelnen Neuheiden und neuheidnischen Gruppen wiederbelebt. Vor allem von modernen Hexen wird Hekate wieder verehrt. Moderne Anhänger der Göttin bringen ihr wie in früheren Zeiten Speiseopfer auf die Wegkreuzungen und haben zuhause Schreine zu Ehren dieser Göttin. Das Bild Hekates als Greisin ist im modernen Paganismus sehr populär (was den antiken Darstellungsweisen widerspricht), doch viele Neuheiden übernehmen auch die früheren Darstellungs- und Sichtweisen Hekates in ihr Weltbild.

Als Heilmittel unter Neuheiden ist der „Trank der Hekate“ bekannt, ein Sud aus der inneren Weidenrinde. Seine schmerzlindernde Wirkung verdankt dieses Heilmittel der darin enthaltenen Salicylsäure, die auch die Grundlage für unser heutiges Aspirin bildet (Barbara Wood bezeichnet in ihrem Roman Seelenfeuer diesen Sud als Trank der Hekate). Es gibt keine antike Quelle für diese Bezeichnung.

Quellen

  • Hesiod: Theogonie. S. 411–452.
  • Homer: Demetermythos. S. 22–26, 51–61, 438–440.

Literatur

Commons: Hekate – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien