Präkonzept
Präkonzepte, auch als vorunterrichtliche Vorstellungen bezeichnet, sind Konzepte, die ein Lerner (Schüler, Student, aber auch jeder andere Lerner) zu einem unterrichtichen Aspekt besitzt, bevor dieser im Unterricht thematisch behandelt wird.
Ein typisches Beispiel für Präkonzepte von Kindern im Bereich der Optik sind "Sehstrahlen". Gibt man Kindern eine schematische Abbildung mit einem Kopf incl. Auge und einer davor befindlichen Blume in die Hand und fordert sie auf den Sehvorgang einzuzeichnen, dann wird ein gewisser Anteil der Kinder einen Strahl malen, der vom Auge weg zur Blume führt und von dieser widerum ins Auge reflektiert wird. Der vom Auge wegführende Strahl ("Sehstrahl" oder "Blick") entspricht dem Konzept des Kindes, dass beim Sehvorgang "vom Auge etwas ausgehen muss".
Präkonzepte sind jedoch nicht auf Kinder beschränkt, sondern kommen fast überall dort vor, wo Menschen auf neue Phänomene treffen, für die sie eine persönliche Erklärung benötigen ohne dabei über ein ausreichendes Grundlagenwissen zu verfügen.
Da diese meist fehler- oder lückenhaften "Selbsterklärungen" für den Betroffenen selbst ausreichend plausibel erscheinen und sich dazu oft über einen längeren Zeitraum subjektiv bewährt haben, sind sie nur sehr schwer durch neue Konzepte zu ersetzten, selbst wenn diese den korrekten Sachverhalt beschreiben. Gerade Schüler machen unbewusst einen großen Unterschied zwischen der Schule ("wo ich für gute Noten machen muss, was von mir erwartet wird") und der "wirklichen Welt" (in der sich die vermeintlich realen Dinge abspielen).
So erleben Lehrer oft, dass Schüler einen Sachverhalt scheinbar erfasst und gelernt haben, da sie ihn im Unterricht oder in einer Prüfung/Klassenarbeit korrekt darstellen können, aber bei einem nur leicht veränderten Kontext (Klassenfahrt ins Museum etc.) wieder auf ihr altes (subjektiv bewährtes) Präkonzept zurückgreifen. Dies führt häufig zu Missverständnissen seitens der Lehrkraft, der seine Schüler dann oft für "lernresistent", "unverbesserlich" in schlimmeren Fällen gar für "unbegabt" oder "dumm" hält.
Das didaktische Unterrichtskonzept des Konzeptwechsels versucht eine möglichen Ausweg zu bieten, bei dem das alte Konzept nicht "gelöscht" oder "ersetzt" wird, sondern um ein korrektes Alternativkonzept ergänzt wird, welches sich wiederholt bewähren muss.
--Christoph Samsen 6. Jul 2005 17:27 (CEST)