Drehbank

Die Drechselbank (Drechseln v. mhd.: dræhseln, ahd.: drāhsil) oder Holzdrehbank ist eine Maschine zum Herstellen von Rotationskörpern vorrangig aus Holz, aber auch aus Elfenbein, Horn, Bernstein, Alabaster, Serpentin, Plexiglas und anderen Stoffen.
Der Name
In der historischen, als auch der aktuellen Fachliteratur des Drechslers wird fast ausschließlich von der Drehbank als Produktionsmaschine berichtet. Der Grund liegt in der erst spät erfolgten Abspaltung des Metalldrehers vom Drechslerhandwerk. Mittlerweile wird beim Dreher vom Drehen an der Drehmaschine gesprochen, während der Drechsler weiterhin vom Drehen an der Drehbank spricht. Der Drayer war eine sehr allgemeine Bezeichnung. Er beschreibt etliche historische Handwerke, die sich der Drehbank bedienten. Aus der Bezeichnung Drayer (Dreher) hat sich der Begriff Drechsler herausgebildet. Eventuell erfolgte dies durch ungenaue Abschreibarbeiten und/oder durch die Weiterentwicklung der deutschen Aussprache. Laien verwenden zumeist die Bezeichnung Drechselbank.
Geschichte

Die Erfindung der Drechselbank geht vermutlich auf die Griechen Ende des 2. Jahrtausend v. Chr. zurück. Die Entwicklung ist an die ersten gedrechselten Artikel gebunden und dürfte evtl. noch viel länger zurück liegen, da die Urform der Drechselbank aus dem ältesten Gerät der Menschheit, dem Fiedelbohrer entstanden ist. Lediglich verlegte man die Drehachse in die horizontale Ebene. Die erste bildliche Darstellung, die einen Vorläufer unserer heutigen Drechselbank beschreibt, wurde in einem ägyptischen Grab aus dem Jahr 300 v. Chr. gefunden. Das Prinzip veränderte sich lange Zeit nicht wesentlich, so dass weiterhin die Drehbewegung kontinuierlich wechselte. Erleichterungen brachte die Entwicklung der Wippendrechselbank, da der Drechsler nun den Antrieb mit dem Fuß bewerkstelligen konnte und beide Hände für die eigentliche Arbeit frei hatte. Erst die gekröpfte Welle von Leonardo da Vinci brachte dem Drechsler die Einförmige Drehbewegung. Aus der Drechselbank des Drechslers entwickelte sich die Drehbank des Metallverarbeiters, die um Einiges stabiler gebaut wurde und über einen mechanischen Vorschub verfügte. Die weitere Entwicklung der Technik schuf verschiedene Antriebsformen bis hin zum heute üblichen separaten Elektromotor. Weiterentwicklungen stellen heute die CNC-gesteuerten Vollautomaten dar, ohne die die industrielle Massenproduktion kaum möglich wäre.
Arbeitsprinzip an der Drechselbank
Das Werkstück wird in die Maschine zwischen Spindelstock und Reitstock gespannt und in Rotation versetzt. Während das Werkzeug mit der einen Hand durch Druck auf die Werkzeugauflage fixiert und gegen das rotierende Werkstück gedrückt wird, führt die zweite Hand das Werkzeug entlang der Längs- und Querachse des Drehteils und kippt es um die horizontal und vertikale Achse des Werkzeugs, wobei es sich bei der Auflagefläche an der Werkzeugauflage um den Drehpunkt (des Werkzeugs) handelt.
Weitere Möglichkeiten der Bearbeitung von Werkstücken an der Drechselbank sind unter Drechseln ausführlich beschrieben.
Grundaufbau der Drechselbank
Der Grundaufbau der Drechselbank hat sich seit langer Zeit kaum verändert. Zeugen dieser seit langem durchdachten Bauweise sind die Namen der Bauteile selbst, die auch noch bei den Metalldrehbänken benutzt werden und an die hölzernen Vorfahren erinnern.
Maschinenbett
Das Maschinenbett besteht im Allgemeinen aus zwei horizontalen Wangen, die auf zwei Ständern ruhen. Üblicherweise werden die Teile aus Gußeisen gefertigt, um eine hohe Standfestigkeit zu gewährleisten. Es sind aber auch andere Bauarten, besonders aus dem Freizeitbereich bekannt. Die Distanz zwischen den Wangen dient zur Führung der anderen Bauelemente. Das Maschinenbett kann in verschiedenen Ausführungen hergestellt werden, wie z.B. gekröpft (für größere Querholzdurchmesser) oder extrem lang (z.B. für das Drehen langer Säulen).
Spindelstock
Der Spindelstock befindet sich auf der linken Seite der Drechselbank (bei Linksdrehbänken rechts) und stellt den bedeutendsten Teil der Drechselbank dar. Er besteht im Normalfall aus dem Lagerbock, der beidseitigen Horizontallagerung, dem Gegendrucklager, der Spindel (Welle) und den Riemenscheiben. Aber auch andere Bauweisen sind bekannt. Die Hohlspindel oder Hohlwelle dient der Übertragung der Drehbewegung auf das Werkstück über die Werkstückbefestigung. Die Befestigung kann durch diverse Mitnehmer, Spund-, Anschlag-, Schrauben-, Backen- oder andere Futter erfolgen. Die Kraftübertragung vom Motor auf die Welle kann über Keilriemen, Flachriemen, Schnur oder Getriebe erfolgen. Die Elektronische Drehzahlregelung entspricht dem heutigen Stand der Technik.
Reitstock
Der verschiebbare Reitstock wird als Gegenhalter für längere Werkstücke benötigt. Auch er ist zumeist aus Gußeisen gefertigt. Mittels Handrad oder Hebel wird das Werkstück zwischen Reitstock und Spindelstock gepresst. Üblicherweise wird dafür an der Reitstockwelle eine Pinole mit Körnerspitze verwendet.
Handauflage mit Halterung
Der Handauflagenhalter liegt auf dem Drechselbankbett flach auf und wird, angepasst an die jeweilige Arbeit, an diesem befestigt. Die Handauflage selbst dient der Auflage der Hand mit dem Werkzeug. Es gibt sie in verschiedenen Längen und besteht zumeist, wie die Halterung selbst aus Gußeisen. Sie ist durch die vertikale Führung dreh- und höhenverstellbar. Beim Drehvorgang müssen alle Bestandteile der Drechselbank fest fixiert sein.
Sonderbauteile
Eine Drechselbank kann mit verschiedenen zusätzlichen Bauteilen ausgestattet werden. Dazu gehören:
- Kreuzsupport
- Kugeldreheinrichtung
- Lünetten
- Ovaldrehwerk
und Anderes. Dabei können auch fest eingespannte Werkzeuge ähnlich der Metallverarbeitung Verwendung finden.
Literatur
- Hugo Knoppe: Handbuch der Drechslerei. F. Ernst Steiger, Leipzig N22. 1938.
- Fritz Spannagel: Das Drechslerwerk,Verlag Th. Schäfer Hannover 1981, ISBN 3-88746-014-6
- R.Steinert und H.Hegewald: Der Drechsler. VEB Fachbuchverlag Leipzig, Leipzig 1981, Lizenznummer 114-210/143/81.
- Prof. G. Böckelmann: Handbuch Drechseln. Urania Ravensburger, Berlin 2000, Lizenznummer ISBN 3332009192.