Zum Inhalt springen

Aikidō

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. Januar 2003 um 12:15 Uhr durch 80.128.241.243 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Aikido ist eine Kampfkunst, die in Japan von Morihei Ueshiba zwischen 1930 und 1960 entwickelt wurde. Ziel des Verteidigers ist dabei, die Bewegung und Energie des Angreifers auf diesen zurückzuleiten. Aikido kann von Männern und Frauen jeder Größe und jeden Alters praktiziert werden. Es ist eine der schwerer erlernbaren Kampfsportarten und es benötigt mehrere Jahre Übung, bis ein Schüler in der Lage ist sich damit wirksam zu verteidigen.

Der Name Aikido wird aus drei sinojapanischen Schriftzeichen geformt (合気道), die oft als Harmonie, Energie und Weg (oder Methode) übersetzt werden und kann daher in etwa mit dem Begriff 'Der Weg der Harmonie im Zusammenspiel mit Energie" bezeichnet werden. Diese Bezeichnung bezieht sich darauf, dass Aikidotechniken darauf ausgelegt sind, Angriffe durch die Kontrolle ihrer Energie und nicht durch das Abblocken derselben zu kontrollieren. Ein häufig genanntes Gleichnis hierfür ist, dass die flexible Trauerweide einem Sturm durch Biegen widerstehen kann, während die viel stabilere Eiche brechen wird wenn der Wind zu stark ist.

Ueshiba, der von den Aikidoka O Sensei ("Großer Lehrer") genannt wird, war ein Experte in der Handhabung von Schwert, Speer, Stab und Juijitsu. Dies hatte zur Folge, dass viele der fließenden Bewegungen eines Schwertkampfes in die waffenfreie Verteidigung des Aikido eingebaut wurden. Traditionelles Aikidotraining findet größtenteils unbewaffnet statt, doch die drei Waffen Bokken, Jo und Tanto, üblicherweise hölzerne Trainingswaffen, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Bei manchen Stilrichtungen wird dem Waffentraining weniger Bedeutung zugemessen als im traditionellen Aikido.

Die zentrale Stadt für Aikido ist Tokyo in Japan, in der das Hombu Dojo ("Haupt-Übungshalle") angesiedelt ist. Aikido wurde in den 1960ern in die Vereinigten Staaten gebracht und 1965 nach Australien. In Europa wurde die Verbreitung vor allem von Nobuyoshi Tamura, einem Uchideshi von Morihei Ueshiba, von Frankreich aus vorangetrieben. Heute gibt es fast in allen Ländern der Welt Aikido Dojos, in denen trainiert werden kann.

Aikido wurde von dem Gründer Morihei Ueshiba nicht als Sport angesehen und Wettkämpfe waren im traditionellen Aikido nicht erlaubt. Partner arbeiten zusammen, damit jeder einzelne seine Technik perfektionieren kann und neue Ränge werden durch Vorführung dieser Techniken erreicht, ohne dass die Partner dabei als Gegner kämpfen. Allerdings gibt es inzwischen verschiedene Aikidostile. Das Training ist auch geeignet zum Konditionsaufbau und zur Verbesserung der Beweglichkeit.

Das Training baut im Gegensatz zu vielen anderen asiatischen Kampfsportarten nicht so sehr auf Kata's auf. Im Katatraining ist es das Ziel der Schüler, festgelegte Bewegungsabläufe des Trainers möglichst exakt zu kopieren. Im Aikido sind die Schüler zwar ebenfalls dazu angehalten die Bewegungen des Lehrers nachzuahmen, jedoch hat der Lehrer mehr Freiheiten dabei, welche Techniken er lehrt und wie er sie den Schülern beibringt. Daher können sich die Aikidokurse an verschiedenen Schulen stark voneinander unterscheiden. Auch haben sich inzwischen die Aikidostile in sehr unterschiedliche Richtungen weiterentwickelt. So gibt es beispielsweise den Ansatz der Ki Society eine sehr sanfte, fließende Technik nahezu ohne körperlichen Kontakt zu entwickeln. Andererseits gibt es auch sehr aggressive Aikidostile mit hartem Körperkontakt, die teilweise auch als Aiki Jujutsu bezeichnet werden. Die meisten Schulen liegen irgendwo in der Mitte zwischen diesen beiden Extremen.

Das Training läuft in etwa folgendermaßen ab: Es trainieren immer zwei Partner zusammen. Eine Person ist Angreifer (Uke) und die andere Person (Nage)übt eine verteidigende Aikidotechnik gegen den Uke aus. Aikidoangriffe bestehen aus Schlägen, Halte- und Würgegriffen. Die Aikidotechnik besteht dann meistens aus drei Teilen. Erst verhindert Nage den Angriff durch eine Ausweichbewegung (tenkan, drehen) oder einen Schritt nahe zum Angreifer hin (irimi, eintreten). Danach versucht der Nage das Gleichgewicht des Uke zu kippen. Schließlich wirft der Nage den Angreifer entweder, oder er versucht ihn durch einen Hebelgriff (beispielsweise am Arm oder der Hüfte) auf den Boden zu bringen. Nach ein bis vier Wiederholungen der jeweiligen Technik vertauschen die Partner ihre Rollen als Uke und Nage. Während einer Trainingsstunde werden ungefähr 5-6 verschiedene Techniken geübt. Es gibt auch Übungen in denen die Verteidigung gegen mehrere Gegner gleichzeitig trainiert wird.


Kein Artikel über Aikido wäre komplett ohne eine Beschreibung des Konzeptes von Ki:

Ki im Aikido (aus den Aikido FAQ - leicht gekürzt) "Du kannst an Ki glauben oder nicht, aber es ist verdammt sicher, dass du es ausbilden wirst"

Aikido macht extensiven Gebrauch vom Konzept des Ki. Aikido gehört zu den mehr spirituell ausgerichteten Kampfsportarten und wurde auch schon als "Zen in Bewegung" bezeichnet. Der Name Aikido kann auch als "Der Weg der Harmonie mit Ki" übersetzt werden. Was genau Ki nun allerdings bedeutet, ist ein kontroverses Thema.

Manche glauben, dass Ki kein physikalisches Konzept ist. Stattdessen sind Geist, Absicht, Geist-Körper-Koordination durch Entspannung und Aufmerksamkeit Konzepte, die zum Lehren verwendet werden können. Diese Aikidoka tendieren dazu, die Stirn zu runzeln, wenn es um die philosophischen oder spirituellen Aspekte von Ki geht.

Andere Aikidoka glauben, dass Ki als eine physikalische Einheit existiert (wie Energie) und durch den Raum vermittelt wird. Sie reden von Konzepten wie dem Ki des Universums, Ki-Erweiterung, usw.

Tatsache ist, dass sehr viele Aikidoka existieren, die auf ihrer Ki-Suche sind und dies zweifellos auch weiterhin sein werden. Vielleicht muss jeder Aikidoka seine eigene Antwort hierzu suchen, wie immer sie lauten mag. Das letzte Wort zu diesem Thema wird hiermit Kisshomaru Ueshiba, dem Sohn des O Sensei, überlassen:

"Wir mögen Schüler sagen hören "Es ist das Gefühl einer Art von Energie, die in der Harmonie aus Geist und Körper kommt". (oder: ... die in Harmonie aus dem Geist und dem Körper kommt. Aber so wie jetzt klingt´s vernünftiger.) Oder "Es ist eine seltsame, grundlegende Kraft, die zu unerwarteten Zeitpunkten aus einer unbekannten Quelle erscheint". Oder "Es ist das Gefühl von perfektem Taktgefühl und passender Atmung, das man beim praktizieren von Aikido erlebt". Oder "Es ist eine spontane, unbewusste Bewegung, welche den Geist und Körper nach einem harten Training erfrischt" und so weiter.

Jede Antwort ist gültig in dem Sinne, dass es eine echte Wirkung, erlangt durch persönliche Erfahrung, ist. Und als direkter Ausdruck einer gefühlten Bedingung besitzt es eine Gewissheit, die sich nicht verleugnen lässt. Wenn dem so ist, dann sind die Unterschiede in den Antworten vernachlässigbar, und die Varianz der Antworten zeigt nicht nur die Schwierigkeit einer genauen Definition von Ki, sondern zeigt, dass die Tiefe und der Umfang von Ki sich der Erfassung durch eine einzige Definition entzieht. -- aus "The Spirit of Aikido"