Charles Manson
Charles Milles Manson (* 12. November 1934 in Cincinnati, Ohio, USA) ist ein bekannter US-amerikanischer Mörder. Er sitzt zur Zeit eine lebenslange Haftstrafe im Staatsgefängnis Corcoran in Kalifornien ab.
Leben
Kindheit und Jugend
Manson wurde 1934 als uneheliches Kind der 16-jährigen alkoholkranken Prostituierten Kathleen Maddox geboren. Die Mutter wanderte bald wegen Autodiebstahl ins Gefängnis, und Charles Manson wurde von einem Verwandten zum anderen geschoben. Seine Tante und sein Onkel erzogen ihn streng und religiös. Er konnte nicht besonders gut lesen oder schreiben, hatte allerdings ein ausgeprägtes rhetorisches Vermögen.
Er verbrachte seine Jugend häufig in Erziehungsheimen und kam mit 16 Jahren zum ersten Mal in Haft, unter anderem wegen Diebstahls, Vergewaltigung und Zuhälterei. Wegen guter Führung wurde er drei Jahre später entlassen, lernte eine Kellnerin kennen, heiratete, und zeugte einen Sohn, den er Charles Junior nannte. Er bekam zur Resozialisierung eine Anstellung als Parkplatzwächter. Diesen Job nutzte er allerdings, um Autos aufzubrechen und Autoradios sowie Ersatzteile zu verkaufen. Dafür wanderte er abermals ins Gefängnis, und seine Frau reichte die Scheidung ein. Im Gefängnis wurde Manson (nur 1,63 m groß) von seinen Mitgefangenen oft misshandelt, missbraucht und verprügelt. Als er einen seiner Peiniger mit einer Rasierklinge bedrohte, wurde er aufgrund seiner Brutalität in Einzelhaft gesteckt. Diese Zeit nutzte er u.a. um zu Malen und um Gitarre spielen zu lernen.
Erwachsener
1967, im Alter von 32 Jahren, wurde er auf Bewährung aus der Haft entlassen. Er ging nach San Francisco und schloss sich dort einer Hippie-Kommune an, die als Musiker durch das Land tourten und in Country-Schuppen einige Konzerte gaben. Bald jedoch gründete er seine eigene Kommune namens „The Manson Family“, bestehend aus etwa 20 Mädchen mit schwierigem sozialen Hintergrund, 18–24 Jahre, zart und meistens rothaarig. Diese Mädchen hielt er mit harten Drogen unter Kontrolle und machte aus ihnen willenlose Sklavinnen, die alles taten, was er ihnen befahl. Um seine Kommune zu finanzieren, nahm er ab und an einen zahlungskräftigen Mann auf, der eine Zeit lang bei der Familie leben durfte und nach Strich und Faden ausgenommen wurde. Meistens sandte er seine Mädchen aus, um Schauspieler oder Musiker aufzugabeln, die Geld und Kontakte hatten. Sein Köder: Drogen und Gruppensex.
Manson hatte in dieser Zeit noch Ambitionen, als Musiker Erfolg zu haben, und er war auch nicht unbegabt. 1968 hatte Beach Boy Dennis Wilson zwei Autostopperinnen mitgenommen. Was er nicht wusste, war, dass sie Mitglieder in Mansons Gruppe waren. Sie machten Dennis mit Charles bekannt. Dennis liebte es, sich mit Charles über Musik zu unterhalten und mit ihm Gitarre zu spielen. Bald zog die gesamte Manson Family bei Dennis ein und lebte bei ihm. Wilson machte Manson mit den Produzenten Terry Melcher bekannt (Sohn von Doris Day). Manson übergab Melcher ein Demoband und wurde von Melcher verspottet. Daraufhin erklärte sich Dennis bereit, ein Mastertape mit Manson zu produzieren. Einer von Mansons Songs, Cease to Exist, schaffte es 1969 unter dem Titel Never learned not to love als B-Seite auf eine Beach-Boys-Single. Dennis hatte Manson den Song für 100.000 Dollar abgekauft und einige Veränderungen daran vorgenommen. Als Manson bald noch mehr Geld von Dennis forderte, verließ Dennis die Family.
Charles Manson zeigte ab diesem Zeitpunkt eine rassistische Philosophie und gründete eine Sekte. Auch hier köderte er neue Mitglieder mit Gruppensex und Drogen. Er behauptete, 1969 würden die schwarzen Amerikaner durch einen Aufstand die Weißen besiegen, jedoch auf Grund der Natur ihrer Rasse unfähig sein, sich selbst zu führen. Er zog sich auf eine Ranch in ein Wüstengebiet vor Los Angeles zurück und verkündete, unter dem Tal des Todes sei eine Höhle zum Paradies, wo man sich vor den Unruhen verstecken könnte. Später würde man von Jesus und den Beatles, alle fünf als Engel, in die Seligkeit geführt werden. Den Chaos-Zustand der angeblich bevorstehenden Unruhen nannte Manson „Helter Skelter“ und bezog sich damit auf den gleichnamigen Beatles-Song, aus dem er diesbezüglich geheime Botschaften herauszuhören glaubte.
Andere Quellen berichten, nach Kontaktaufnahme zu satanistischen Gemeinschaften hielt er sich für Jesus und Satan in einer Person, oder für die Wiedergeburt von Aleister Crowley. Als die Unruhen 1969 doch nicht einsetzen, behauptete er, man müsse „den dummen Schwarzen zeigen, wie man Weiße tötet“. Um Aufmerksamkeit zu erregen, waren seine Ziele die Reichen und Berühmten in Bel Air. Sein erster Mordanschlag sollte vermutlich Terry Melcher gelten, jenem Mann, der seine Musik abgelehnt hatte. Mansons Mädchen bekamen von Charles den Auftrag, in Melchers Haus einzudringen und ihn zu töten. Was Manson jedoch nicht wusste, war, dass Melcher sein Haus bereits verlassen hatte und Filmregisseur Roman Polański es mit seiner schwangeren Frau bewohnte. In jener Nacht war eine Party in Polańskis Haus im Gange. Die „Manson Familiy“ drang in das Haus ein und stand mit Küchenmessern bewaffnet plötzlich unter den Partygästen, die auf bestialische Weise umgebracht wurden. Im Drogenrausch stachen die Gangmitglieder (Susan Atkins, Patricia Krenwinkel, Leslie van Houten, angeführt von Charles "Tex" Watson) zunächst 37 Mal auf das ungeborene Baby in Sharon Tates Bauch ein, danach wurde sie mit mehreren Messerstichen qualvoll hingerichtet. Zwei weitere Gäste wurden am Hals mit einem Seil zusammen gebunden und erstickten langsam. Mit Blut wurden die Wörter „Helter Skelter“ und „War“ an die Wände des Hauses geschrieben. Auch eine Tochter Hans Habes, Marina Elizabeth, soll in jener Nacht ermordet worden sein.
Einen Tag später töteten sie den Industriellen Leno LaBianca und seine Frau. In den nächsten Wochen wurden weitere Morde an den Reichen und Berühmten Hollywoods verübt, Manson prahlte auch damit, ein führendes Mitglied der Black Panthers ermordet zu haben. Später stellte sich aber heraus, dass er „nur“ einen schwarzen Drogendealer angeschossen hatte.
Die kurze Zeit später aus anderem Grund verhaftete Susan Atkins wurde auffällig, als sie wie im Wahn mit ihrer Tat prahlte.
Dass der erste Mordanschlag Terry Melcher treffen sollte, konnte niemals entkräftet werden. Als eine weitere mögliche Ursache für die Tate/LaBianca Morde wird die Inhaftierung von „Familienmitglied“ Bobby Beausoleil angenommen. Beausoleil soll nach einem gescheiterten Meskalin-Deal den Musiklehrer Gary Hinman getötet haben. Susan Atkins und Charles Watson sollen hiernach die Morde inszeniert haben, um sie als Nachahmungstaten darzustellen. Manson ging darauf auch in seiner Verteidigungsrede ein, in der er sagte, dass dies alles nur aus Liebe für ihren zu Unrecht verurteilten „Bruder“ Robert Beausoleil geschehen wäre.
Zeit in Haft
Nach seiner Festnahme 1970 wurde er wegen Morden und Mordkomplotten zunächst zum Tode verurteilt. Ein Jahr später wurde die Todesstrafe in Kalifornien vorübergehend abgeschafft und Mansons Strafe in lebenslange Haft umgewandelt. Die von Manson zum Mord angestifteten Personen demonstrierten bis zum Schluss ihre Hörigkeit ihm gegenüber, indem sie ausschließlich sich selbst bezichtigen, für die Morde verantwortlich zu sein. Einer ihrer Verteidiger wird noch während des Verfahrens von Manson-Anhängern umgebracht. Auch nach der Verhaftung der führenden Mitglieder geschahen weitere Mordanschläge und Mordverdächtigungen. So versuchte 1975 Lynette Fromme, den Präsidenten der USA, Gerald Ford, umzubringen.
Später gab Manson an, dass ihn das „White Album“ der Beatles zu diesen Taten inspiriert hatte, da er glaubte, aus den Songs unterschwellige Botschaften herausgehört zu haben. Ein Bekannter von Manson gab einst an, dass Manson sich in den 50er Jahren als Testperson für LSD dem Militär zur Verfügung gestellt hatte.
Manson sitzt seit 1970 im Gefängnis, jegliche Gnadengesuche wurden bislang abgelehnt. Alle bis auf zwei Frauen haben sich in den letzten Jahren von Manson losgesagt bzw. haben gegen ihn ausgesagt. Nur eben besagte zwei Frauen halten auch heute noch zu Manson.
Mythos Manson
Um Charles Manson ist in den letzten 30 Jahren ein regelrechter Kult entstanden. So gibt es T-Shirts, Internetseiten und Manson brachte zwei Musik-Alben heraus. Manson hält auch den Rekord, jener Haftgefangene zu sein, der die meisten E-Mails, Briefe und Grußkarten bekommt.
1993 veröffentlichte Guns N' Roses einen Charles-Manson-Song auf einem ihrer Alben. Schock-Rocker Marilyn Manson hat Charles Mansons Namen angenommen, allerdings nicht, um seine Verehrung auszudrücken, sondern um zwei Extreme US-amerikanischer Popularität, Marilyn Monroe und Charles Manson, in einem Namen zusammenzufassen, um z.B. den Irrsinn und die Tragik des Starkults hervorzuheben, der beiden Geschichten anhaftet.
Literatur
- Vincent Bugliosi: Helter Skelter. The true story of the Manson murders. Arrow, London 1992, ISBN 0-09-997510-9 (Eine sehr umfangreiche, chronologische Beschreibung des Falles aus der Sicht des Staatsanwaltes Vincent Bugliosi, dem es, dank einigen peinlichen Pannen der Polizei, nur schwer gelang, Manson auch wirklich aus dem Verkehr zu ziehen. Das Buch ist äußerst interessant, bedarf aber stellenweise einer gewissen Portion Durchhaltewillens und einigermassen fundierte Englischkenntnisse.)
- Ed Sanders: The Family. Die Geschichte von Charles Manson. Rowohlt, Reinbek 1995, ISBN 3-499-19644-1 (Ed Sanders war Ende der sechziger Jahre einer der intellektuellen Wortführer der amerikanischen Subkultur. Er spielte unter anderem auch in der Gruppe „Fugs“. Nach den spektakulären Verbrechen 1969 setzte sich Ed Sanders auf die Spuren der Family. Er recherchierte über zwei Jahre und veröffentlichte sein gesamtes Material in diesem Buch. In den achtziger Jahre nahm er seine Recherchen noch einmal auf und verfolgte was aus den Mitgliedern der Family geworden ist.)
- Charles Watson: Bekenntnisse eines Mörders. Hänssler, Neuhausen-Stuttgart 1988, ISBN 3-7751-1316-9 (Charles Watson war der Anführer der Mordbande, die von Charles Manson losgeschickt wurde. In diesem Buch beschreibt er die Geschichte aus seiner Sicht, nachdem er zum christlichen Glauben gekommen ist.)
- Carol Greene: Der Fall Charles Manson. Mörder aus der Retorte. Böttiger, Wiesbaden-Nordenstadt 1992, ISBN 3-925725-13-X (Carol Greene entwirft die These, dass der Massenmörder Manson und seine Family das gewollte Produkt soziologischer Verhaltensexperimente waren. Die Autorin, eine amerikanische Reporterin, stützt ihre These auf eine Auswertung zahlreicher Verhaltensexperimente an Tieren und menschlichen Versuchspersonen, welche parallel mit den berüchtigten Drogenexerimenten der CIA, dem MK-Ultra-Projekt durchgeführt wurden.)
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Manson, Charles |
ALTERNATIVNAMEN | Charles Milles Manson |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Mörder |
GEBURTSDATUM | 12. November 1934 |
GEBURTSORT | Cincinnati, Ohio, USA |