Gottfried Semper
Gottfried Semper (* 29. November 1803 in Altona; † 15. Mai 1879 in Rom) war einer der bedeutendsten deutschen Architekten in der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Bauwerke (Auswahl)
- in Dresden
- Hoftheater – 1838-1841 (abgebrannt 1869)
- Villa Rosa – 1839 (im Zweiten Weltkrieg zerstört)
- Synagoge – 1839-1840 (zerstört am 9. November 1938)
- Oppenheim-Palais – 1845-1848
- Gemäldegalerie – 1847-1855
- Neues Hoftheater (Semperoper) – 1871-1878
- in Zürich
- Stadthaus – 1858
- Polytechnikum, heute ETH – 1858-1864
- in Winterthur
- Stadthaus – 1865-1869
- in Wien
- Burgtheater – 1873 - 1888
- Kunsthistorisches Museum (1872 – 1881, vollendet 1889)
- Naturhistorisches Museum (1872 – 1881, vollendet 1891)
Leben
Die jungen Jahre (bis 1834)
Semper wurde als Sohn eines wohlhabenden Wollfabrikanten im holsteinischen Altona geboren. Er war das fünfte von acht Kindern. Die Schulzeit verbrachte er am Hamburger Johanneum. Nach dem Abitur 1823 begann er in Göttingen das Studium der Mathematik und Geschichte. 1825 studierte er Architektur in München bei Friedrich von Gärtner. 1826 ging er nach Paris um für den Architekten Franz Christian Gau zu arbeiten. Die Juli-Revolution 1830 erlebte er mit. Zwischen 1830 und 1833 bereiste er Italien und Griechenland, um Bauten der Antike zu studieren. 1832 war er deshalb vier Monate lang an archäologischen Forschungen auf der Athener Akropolis beteiligt. Dabei interessierte ihn vor allem die in der Biedermeierzeit aufgeworfene Frage, ob die Bauwerke der Griechen und Römer bunt bemalt waren oder nicht (Polychromiestreit). Sein 1834 unter dem Titel "Vorläufige Bemerkungen über bemalte Architectur und Plastik bei den Alten" publiziertes "Ja" machte ihn schlagartig europaweit bekannt.
Die Zeit in Dresden (1834 - 1849)

Am 30. September 1834 erhielt Semper auf Betreiben Franz Christian Gaus einen Ruf als Professor der Architektur an die Königlichen Akademie der bildenden Künste zu Dresden und leistete dem sächsischen König den Untertaneneid . Das Elbflorenz wuchs und brauchte zur Befriedigung gewachsener Bedürfnisse eine bessere Infrastruktur. Der Hof in Sachsen packte ehrgeizige Bauten an, die dem jungen Architekten Chancen zur Gestaltung eröffneten.
Städtebaulich beeindruckt noch heute, wie der zum Sachsen gewordene Semper den Platz zwischen Zwinger, Hofkirche und Schloss durch den Bau der Gemäldegalerie und des Hoftheaters (heute Semperoper) zu einem wirkungsvollen Ensemble zusammenfügte. Doch auch andere Bauten entstehen untrennbar mit seinem Namen verbunden, etwa das Maternihospital, die (im Dritten Reich zerstörte) Synagoge, das Stadtpalais Oppenheim oder die für den Bankier Martin Wilhelm Oppenheim errichtete Villa Rosa. Letztere gilt als Prototyp deutscher Villenarchitektur.
Am 1. September 1835 ehelicht Semper die Majorstochter Bertha Thimmig. Aus der Ehe gehen in den Jahren bis 1848 sechs Kinder hervor.
Am Dresdner Maiaufstand 1849 beteiligten sich Gottfried Semper und sein Freund Richard Wagner als überzeugte Republikaner an vorderster Front. Eine Vielzahl demokratisch gesinnter Leute wollte mit ihrem Widerstand gegen die Obrigkeit bürgerliche Grundrechte erstreiten. Semper war Angehöriger der Dresdner Kommunalgarde und ließ Barrikaden umbauen. Der Aufstand scheiterte. Semper wurde als "Demokrat I. Klasse" und Haupträdelsführer von der neuen Regierung steckbrieflich ab dem 16. Mai 1849 gesucht und flüchtete aus dem Königreich.
Semper kehrte Dresden für immer den Rücken. Die sächsische Regierung hob den Steckbrief gegen ihn 1863 auf. Als das von ihm erbaute erste Hoftheater 1869 Opfer eines Feuers wurde und Sachsens König Johann auf Drängen der Bürgerschaft ihn mit dem Bau des zweiten beauftragte, lieferte er zwar die Pläne. Den Bau selbst leitete jedoch sein Sohn Manfred nach väterlichen Weisungen.
Nachrevolutionszeit (1849 – 1855)
Über die Zwischenstationen Zwickau, Hof, Karlsruhe und Straßburg gelangte Semper nach Paris. Er ging im Herbst 1850 nach England. Dort erhielt er zwar einige Aufträge, jedoch keine ersehnte Festanstellung. Gezwungenermaßen intensivierte Semper daher in London seine theoretischen Arbeiten. Es entstanden "Die vier Elemente der Baukunst" (1851) und "Wissenschaft, Industrie und Kunst" (1852). Wichtige Grundlagen seines Hauptwerkes "Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten oder Praktische Ästhetik" reiften in dieser Phase. Es wurde 1860 und 1863 in zwei Bänden herausgegeben. Sein weiterer Weg führte durch den Einfluss von Richard Wagner später nach Zürich.
Die Zeit in Zürich (1855 - 1871)

Die Eidgenossen planten, für die beginnende Industrierevolution ein gesamtschweizerisches Polytechnikum zu errichten. Die eingereichten Wettbewerbentwürfe, die Semper als Experte begutachten sollte, erklärte er alle für ungenügend und zeichnete das neue Hochschulgebäude schließlich selbst. Stolz platziert und von allen Seiten gut sichtbar auf einer Terrasse oberhalb der Zürcher Altstadt, wo kurz vorher noch Befestigungsmauern standen, kam die neue eidgenossische Bildungsanstalt als Zeichen einer neuen Epoche. Das von 1858 – 1864 errichtete Hauptgebäude, das trotz vielen Umbauten noch heute an Semper erinnert, musste am Anfang nicht nur das neu entstandene Polytechnikum (heute Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, ETH), sondern auch die bereits existierende Zürcher Universität aufnehmen.
Semper wirkte ab 1855 als Professor für Architektur am neuen Polytechnikum und viele seiner Schüler sorgten später mit für seinen internationalen Ruhm, nicht ohne Eigennutz, denn die meisten Semperschüler aus Zürich sind selbst berühmte und erfolgreiche Architekten geworden. Die Bezahlung erlaubt es ihm, seine Familie aus Sachsen nach Zürich nachkommen zu lassen.
Zu den weiteren in der Schweiz entstandenen Bauten Sempers zählt unter anderem das Stadthaus in Winterthur.
Für König Ludwig II. von Bayern konzipierte Semper einen Entwurf für ein Richard-Wagner-Theater in München. Die Planung von 1864 – 1866 für das Festspielhaus blieb unrealisiert.
Die späten Jahre (ab 1871)

In den 1860er Jahren wurde in Wien die "Museumsfrage" diskutiert. Die Exponate der kaiserlichen Kunstsammlungen waren in verschiedenen Gebäuden untergebracht. Semper erhielt den Auftrag, einen Vorschlag für Neubauten an der Ringstraße zu machen. Er entwarf 1869 ein riesiges "Kaiserforum", das jedoch so nicht ausgeführt worden ist. Vor der Wiener Hofburg entstanden als Ergebnis seiner Pläne das Kunsthistorische und das Naturhistorische Hofmuseum und auch das Burgtheater. 1871 siedelte Semper wegen dieser Aufträge nach Wien um. Mit dem ihm zur Seite gestellten Architekten Karl Freiherr von Hasenauer kommt es bei den Bautätigkeiten in Wien immer wieder zu Reibereien. 1876 beendet er daher seine Architektentätigkeit an diesem Projekt. Im Folgejahr hat Semper gesundheitliche Probleme zu bewältigen. Zwei Jahre später stirbt er bei einer Reise in Italien.
Schaffen
Semper durfte in Wien und in Dresden bei Kaisern und Königen bauen und verfasste Bücher. Die Semperoper in Dresden und das Burgtheater in Wien gelten als seine stolzesten Bauten. Denn besonders der Theaterbau war für Semper eine wahre Berufung. Hierbei war seine Freundschaft zu Richard Wagner von großer Bedeutung. Für den Komponisten lieferte er den Entwurf eines imposanten Festspielhauses, das in München an der Isar entstehen sollte, dessen Bau jedoch durch politische Intrigen verhindert wurde. Das in diesem Entwurf geplante amphitheatrische Auditorium, das aufgrund der nahezu gleich guten Sicht von allen Plätzen auf die Bühne auch als demokratischer Zuschauerraum bezeichnet wird und heute für viele Theater, Konzerthäuser und Kinosäle in aller Welt selbstverständlich ist, diente Richard Wagner als Vorlage für die Konzeption seines Festspielhauses in Bayreuth.
Stand- und Denkmale
- Denkmal in Dresden (neben der Kunstakademie auf der Brühlschen Terrasse) von Johannes Schilling
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Semper, Gottfried |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekten in der Mitte des 19. Jahrhunderts |
GEBURTSDATUM | 29. November 1803 |
GEBURTSORT | Altona |
STERBEDATUM | 15. Mai 1879 |
STERBEORT | Rom,Italien |