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Forschend-entwickelnder Unterricht

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Der Forschend-entwickelnde Unterricht (oft auch als fragend-entwickelnder Unterricht oder problemorientierter Unterricht bezeichnet) ist die didaktisch bedeutsamste Form des Frontalunterrichts im naturwissenschaftlichen Schulunterricht.

Naturwissenschaftlicher Unterricht, der nach dem forschend-entwickelnden Unterrichtsverfahren durchgeführt wird, beinhaltet charakteristische Unterrichtsschritte

1. Einstieg (umfasst die Phänomenpräsentation + Fragestellung)

2. Hypothesenbildung

3. Lösungsplanung

4. Erarbeitung

5. Ergebnissicherung

6. Vertiefung und/oder Transfer


Funktionen und Ziele:

Der forschend-entwickelnde Unterricht vermittelt den Schüler neben dem Fachwissen auch naturwissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen und ermöglicht es die Bedeutung und Grenzen naturwissenschaftlichen Arbeitens zu reflektieren. Der forschend-entwickelnde Unterricht ermöglicht die Umsetzung einer Vielzal von didaktischen Prinzipien, wie dem genetischen Lernen oder Handlungsorientierung. Durch die breite Anknüpfung an die vorunterrichtlichen Schülervorstellungen und den wiederholten Rückbezug auf Teilaspekte im Gesamtprozesse des Erkenntnisgewinns, wird das vernetzte Denken der Schüler geschult und naturwissenschaftliche Problemlösungskompetenz erworben. Da die Schüler ihre eigenen Vorstellungen in den Unterricht unmittelbar mit einbringen können und im Verlauf des Unterrichts ein hohes Maß an eigener Aktivität entwickeln, wirkt der forschend entwickelnde Unterricht stark intrinsisch motivierend.

Varianten:

- Forschend-entwickelnder Unterricht als Projektarbeit zu einem übergeordneten Aspekt

- Konzeptwechsel


Im Folgenden wird die Bedeutung der einzelnen Unterrichtsphasen am Beispiel des Biologieunterrichts aufgezeigt. SuS = Schülerinnen und Schüler

Einstiegsphase Funktionen und Ziele:

- Konfrontation der SuS mit einem biologischen Phänomen

- Provokation einer Fragehaltung in den SuS

Methoden:

- Folienpräsentation / Tafelpräsentation (zeitsparend)

- Freihandexperiment

- Demonstrationsexperiment

- Schülerexperiment (zeitintensiv)

- Blackbox (Eingangszustand – Blackbox – Ausgangszustand)


Hypothesenbildung Funktion und Ziele:

- Versuch der SuS durch eigene Lösungsvorschläge das Problem zu lösen

- Anknüpfung der SuS an ihre bisherigen, vorunterrichtlichen Vorstellungen („SuS dort abholen wo sie stehen“)

- Entwicklung von Gedankenmodelle / Theoriebildung

- Sprachliches präzisieren eigener Ideen


Lösungsplanung: Funktionen und Ziele:

- Die SuS entwickeln u. planen die nachfolgende Erarbeitungsphase, indem sie Vorschläge zur Überprüfung ihrer Hypothesen machen.

- Die SuS erhalten aufgrund ihrer eigenen Überlegungen einen unmittelbaren Zugang zu den naturwissenschaftlichen Arbeitsweisen (beobachten, vergleichen, experimentieren, etc.) und ihrer Funktion/Bedeutung im Prozess des nat. wiss. Erkenntnisgewinns.

- Die SuS besitzen nur ein begrenztes methodisches Repertoire und können oft keine konkrete Arbeitstechnik (z.B. Chromatographie, Titration etc.) benennen, jedoch die grundlegenden Prinzipien erläutern, die in Ihrer Untersuchung notwendig sind, um ihre Hypothesen zu verifizieren/falsifizieren.

Erarbeitung: Funktionen und Ziele:

- Die SuS erhalten die Gelegenheit nat. wiss. Arbeitsweisen zur Überprüfung ihrer Hypothesen anzuwenden und auszuprobieren.

- Die SuS sammeln instrumentelle Erfahrungen mit nat. wiss. Arbeitsmethoden.

- Die praktische Untersuchungsarbeit ist in einen sinnstiftenden Kontext eingebunden und besitzt eine klare Zielvorgabe, die von den Schülern in den vorhergehenden Unterrichtsschritten erarbeitet wurde. Es findet kein experimentieren auf`s gerate Wohl oder "weil es der Lehrer angeordnet hat" statt. (vgl. Anweisungsunterricht)

Methoden:

- Betrachten

- Beobachten

- Vergleichen

- Experimentieren

- Auswerten von Untersuchungsrohdaten (bei Untersuchungen, die nicht unmittelbar durchgeführt werden können.)


Ergebnissicherung: Funktionen und Ziele:

- Sicherung der Beobachtungs- oder Untersuchungsergebnisse

- Deutung, Reflexion u. ggf. Diskussion der Beobachtungs- oder Untersuchungsergebnisse

- Verifikation/Falsifikation der Hypothesen

- Beantwortung der Ausgangsfrage

Vertiefung / Transfer: Funktionen und Ziele:

- Vergleich mit anderen Spezies

- Betrachtung der gewonnen Erkenntnisse aus einem übergeordneten Kontext

- Einordnung in Basiskonzepte (z.B. Kl. 5+6 in Niedersachsen)

- Herstellung eines Bezugs zu anderen Phänomenen

- Klärung von Detailaspekten

--Christoph Samsen 6. Jul 2005 16:27 (CEST)