Peitscheneffekt (Sport)
Der Peitscheneffekt (Bullwhip effect) stellt ein zentrales Problem des Supply Chain Managements dar, der sich aus dynamischen Prozessen der Wertschöpfungsketten ergibt. Er beschreibt, dass die unterschiedlichen Bedarfsverläufe bzw. kleine Veränderungen der Endkunden-nachfrage zu Schwankungen der Bestellmengen führen, die sich entlang der logistischen Kette wie ein Peitschenhieb aufschaukeln können.
Ursachen und Folgen des Peitscheneffekts
Falsche Nachfrageprognosen und Informationsasymmetrien entlang der Logistikkette führen dazu, dass auf jeder Stufe der Logistikkette Sicherheitsbestände erhöht werden, da kein Supply Chain Mitglied Gefahr laufen möchte die zukünftige Nachfrage nicht befriedigen zu können. Dies liegt daran, dass jeder Partner einer logistischen Kette nur die Bedarfe kennt, die ihm von seinem Kunden direkt gemeldet werden. Jede Stufe erstellt lokale Prognosen. Um Fehlbestände zu vermeiden, wird auf jeder Stufe ein Sicherheitsbestand auf Lager gehalten, der wiederum die Kapitalbindungskosten nach oben treibt.
Bündelbestellungen haben zu Folge, dass Bestellungen in größeren Mengen aufgegeben werden, um bestellfixe Kosten zu senken. Daher folgen auf Perioden ohne Bestellung Perioden mit einer großen Bestellmenge. Zulieferer fördern diese Schwankungen durch die Gewährung von Mengenrabatten.
Preisschwankungen zwischen den einzelnen Stufen der Lieferkette.
Vermutet beispielsweise ein Abnehmer steigende Preise, so ist damit zu rechnen, dass die Nachfrage steigt und sich der Abnehmer Vorräte anlegt, die nicht auf die aktuelle Nachfragesituation abgestimmt sind. Infolgedessen wird sein Bedarf in den nächsten Perioden geringer ausfallen und sich dadurch die Bestellintervalle verlängern.
Befürchtete Knappheit und Versorgungsengpässe verleiten Abnehmer in der Regel ebenfalls zu großzügiger Planung der Bestellmengen. Diese Zuschläge summieren sich über mehrere Stufen der Lieferkette wiederum zu großen Nachfragebooms auf. Bleibt dann jedoch der Engpass aus, decken die Unternehmen ihre Bedarfe zunächst aus den angelegten Beständen, was wiederrum zu einer Verlängerung der Bestellintevalle führt.
Die Konsequenzen des Peitscheneffektes sind Perioden von übervollen Lagern gefolgt von Perioden der Knappheit, da entweder zuviel oder zuwenig produziert wird. Das führt zu schlechtem Lieferservice, verlorenen Einnahmen und uneffektiven Transporten.
Gegenmaßnahmen
Meistens führt mangelnder Informationsfluss zwischen den beteiligten Unternehmen in der logistischen Kette zu obigen Ursachen. Daher zielen die Gegenmaßnahmen auf den verbesserten Austausch von Informationen ab. Eine Initiative, die hierauf abzielt, ist beispielsweise das Collaborative Planning, Forecasting and Replenishment (CPFR). http://www.sv-mc.com/Articles/images/oudewijn-001.gif
Verweise
- Supply Chain Management
- Collaborative Planning, Forecasting and Replenishment
- Bierspiel; umfangreiche Erläuterungen zum bullwhip effect
Literatur
- Arndt, Holger: Supply Chain Managenment: Optimierung logistischer Prozesse (2005)
- Corsten D., Gabriel C: SCM erfolgreich umsetzen (2002)
- Pippow, Ingo: Software-Agenten in Distributionsnetzen (2004)
- Schönsleben, Paul: Integrales Logistikmanagement, (2004)
- Schulte, Christof: Logistik, (2005)