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Außenpolitik Japans

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Internationale Bündnisse und Verträge

1956 trat Japan den Vereinten Nationen bei, 1975 wurde Japan Gründungsmitglied der heutigen G8.

Nach der Erfahrung mit den Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki engagiert sich das Land sehr stark gegen eine militärische Nutzung der Atomenergie.

Gemäß der Verfassung hielt sich Japan lange Zeit aus sämtlichen internationalen bewaffneten Konflikten heraus und forcierte stattdessen eine auf Freihandel ausgerichtete multilaterale Handelspolitik und betrieb ähnlich wie Deutschland Scheckbuchdiplomatie. Japan hat nach den USA das zweitgrößte Budget für Entwicklungszusammenarbeit in der Welt. Im Januar 2004 stimmte das Parlament jedoch zum ersten Mal seit 1945 der Entsendung japanischer Soldaten in ein fremdes Land zu, nämlich in den Irak. Während Ministerpräsident Koizumi darin einen Beweis für die engen freundschaftlichen Beziehungen zu den USA sieht, betrachten viele Japaner das als Verfassungsbruch.

USA

Nach dem Zweiten Weltkrieg stand Japan auf der Verliererseite, wurde jedoch schnell von den USA in das eigene Bündnissystem eingebunden, als Vorposten in Ostasien gegen China und Russland. Bis heute hat Japan enge Beziehungen zum ehemaligen Kriegsgegner.

Seit Japan in den Siebzigern zur zweitgrößten Industrienation aufgestiegen ist, gab es jedoch auch immer wieder Handelskonflikte mit den USA.

Russland / Sowjetunion und die Kurilenfrage

Mit fast allen Ländern in der näheren Umgebung hat Japan Gebietsstreitigkeiten, die die Beziehungen zu diesen Ländern belasten. Die nördlich von Japan liegenden Südkurilen gehören seit 1945 zur Sowjetunion (ab 1990 dem Nachfolgestaat Russland), werden aber von Japan beansprucht. Dieser Konflikt ist ein andauerndes Problem in den japanisch-russischen Beziehungen, einen Friedensvertrag gibt es bis heute nicht. Dabei würde Japan von guten Beziehungen zu Rußland profitieren, um seine Abhängigkeit vom arabischen Öl zu reduzieren.

Asiatische Nachbarn

Die kleine Inselgruppe Takeshima (koreanisch: Tokdo) wird von Südkorea verwaltet und von Japan beansprucht, nachdem sie während der Zeit des japanischen Imperialismus etwa 40 Jahre lang zu Japan gehörten. Im Frühling 2005 hat die Einführung eines Takeshima-Tages in der japanischen Präfektur Shimane erneut Zorn in der koreanischen Bevölkerung hervorgerufen. Die Insel selbst beherbergt nur eine kleine Garnison koreanischer Polizisten, jedoch finden sich umliegenden 200-Meilen-Zone reiche Fischgründe. Besitzansprüche hat Japan, neben der Volksrepublik China und Taiwan, auch auf die Senkaku-Inseln (chin.: Diaoyu). In der Nähe der Inseln werden Erdgasvorkommen vermutet.

Die Beziehungen zu vielen asiatischen Staaten - insbesondere zur Volksrepublik China, Südkorea und Nordkorea - sind außerdem wegen der nicht ausreichenden Aufarbeitung der imperialistischen Vergangenheit weiterhin angespannt. Die enge ökonomische Verflechtung und das Weltinteresse an einem Frieden in der Region machen kriegerische Konflikte jedoch unwahrscheinlich; stattdessen flammen immer wieder symbolische Krisen auf. Anlass dafür liefern japanische Schulbücher, in denen immer wieder die Kriegsverbrechen Japans heruntergespielt werden, und regelmäßige Besuche japanischer Politiker beim Yasukuni-Schrein. Auf der anderen Seite sehen die Länder Südostasiens Japan als Gegenpol zum erstarkenden China und versuchen, sich durch eine enge, vor allem wirtschaftliche Bindung an Japan dem Einfluß des erstarkenden China zu entziehen. So versuchen diese Länder, Japan in den ASEAN-Bund zu integrieren.

Zu Taiwan hat Japan ein gutes Verhältnis, wenn auch keine offiziellen diplomatischen Beziehungen, um nicht im Gegensatz zur Ein-China-Politik der Volksrepublik zu stehen. Japan hat zwar während der Kolonialzeit auf Taiwan (1905 - 1945) die Insel als Zuckerlieferant ausgebeutet, versucht die Insel zu "japanisieren" und Internierungslager für Gegner errichtet, aber gleichzeitig auch die Modernisierung gefördert. Anfang der 70er Jahre, als sich die Garantiemacht USA mehr dem chinesischen Festland zuwendete und die VR China Taiwans Stelle in der UNO einnahm, wurde ein enges Verhältnis zur ehemaligen Kolonialmacht jedoch zur Überlebensgarantie für das sonst international isolierte Taiwan. 2005 wurde Taiwan in das Verteidigungsbündnis von der USA und Japan mit einbezogen, ein Novum, da sich Japan vorher in dieser Frage nach außen hin neutral gehalten hatte..

Nordkorea ist sicherlich der schwierigste Nachbar von Japan. Als ehemalige Kolonialmacht gilt Japan dort immernoch als Hauptfeind. In den 70er Jahren hat die nordkoreanische Regierung japanische Staatsbürger entführen lassen, um sie als Spione ausbilden zu lassen. Außerdem hat Nordkorea mehrfach Mittelstreckenraketen über Japan hinweggeschossen. Daher war Japan am stärksten von der Ankündigung der Regierung Kim Jong Ils im Februar 2005 betroffen, dass Korea über Atomsprengköpfe verfügt. Japan ist Teil der 6er-Gespräche (Six-Party-Talks), mit denen Nordkorea von seinen nuklearen Ambitionen abgebracht werden soll.

Naher Osten

Die Arabischen Länder sind wichtige Wirtschaftspartner für Japan, dass über keine eigenen Ölvorräte verfügt und seine Erdölimporte fast aussschließlich aus den Ländern des Nahen Ostens bezieht.

Europa

Die Beziehung Japans zu den Ländern der Europäischen Union sind vor allem durch intensive wirtschaftliche Kontakte geprägt. Alle großen japanischen Firmenkonglomerate keiretsu besitzen Zweigstellen in Europa, vor allem in London, Brüssel und Düsseldorf. Japanische Firmen, besonders der Autoindustrie, betreiben auch Fabriken in europäischen Ländern, vor allem Großbritannien, um EU-Importbestimmungen zu umgehen.