Gloria von Thurn und Taxis

Gloria Prinzessin von Thurn und Taxis, geborene Mariae Gloria Ferdinanda Gerda Charlotte Teutonia Franziska Magarethe Frederike Simone Johanna Joachima Josefine Wilhelmine Huberta Gräfin von Schönburg-Glauchau[1] (* 23. Februar 1960 in Stuttgart-Degerloch) ist eine deutsche Unternehmerin und Managerin.
Leben
Gloria Prinzessin von Thurn und Taxis ist die jüngste Tochter von Joachim Graf von Schönburg-Glauchau (1929–1998) und dessen erster Ehefrau Beatrix Gräfin Széchényi von Sárvár und Felsővidék (* 1930)[2][3], Tochter von Balint Graf Széchényi von Sárvár und Felsővidék und Prinzessin Marie Pawlowna Galitzine. Von Thurn und Taxis hat vier Geschwister.
Ihr Vater, Joachim Graf von Schönburg-Glauchau, war Journalist und arbeitete als Auslandskorrespondent für einen Rundfunksender. Als er das Angebot erhielt, nach Afrika zu gehen, nahm er seine Frau und seine beiden Töchter mit. So wuchs Gloria erst in Togo und später in Somalia auf. In Afrika besuchte sie gemeinsam mit ihrer Schwester Maya Benediktinerinnenschulen.[4] 1970 kehrte die Familie nach Deutschland zurück, die Familie zog nach Meckenheim im Rheinland. Dort besuchte Gloria das Konrad-Adenauer-Gymnasium, anschließend war sie Schülerin im Mädcheninternat Kloster Wald in der Nähe des Bodensees. Nach der Mittleren Reife in Peckelsheim[5] verdiente sie ihr Geld in verschiedenen Jobs, ohne eine Lehre anzutreten. 1979 traf sie ihren späteren Ehemann, Johannes Baptista de Jesus Maria Louis Miguel Friedrich Bonifazius Lamoral, „Erbprinz“ und später 11. Oberhaupt des Hauses Thurn und Taxis, im Münchner Lokal Café Reitschule zum ersten Mal.[6]
Am 31. Mai 1980 heiratete Mariae Gloria Gräfin von Schönburg-Glauchau in Regensburg Johannes Prinz von Thurn und Taxis (1926–1990), Sohn des Karl August Prinz von Thurn und Taxis und Maria Anna von Braganza Infantin von Portugal. Sie brachte drei Kinder zur Welt:
- Maria Theresia Ludowika Klothilde Helene Alexandra (* 28. November 1980)
- Elisabeth Margarete Maria Anna Beatriz (* 24. März 1982)
- Albert Maria Lamoral Miguel Johannes Gabriel (* 24. Juni 1983)
Nach der Geburt ihres ersten Kindes stürzte sich Gloria Prinzessin von Thurn und Taxis ins Party-Leben. Kein Outfit war ihr zu schrill und keine Frisur zu gewagt. Die Presse war begeistert oder mokierte sich, „Bayerns Gloria“ wurde sie genannt oder „Punker-Fürstin“, „Pop-Aristokratin“, „Prinzessin TNT“ und „Jet-Set-Darling“.
1982 erkrankte ihr Mann schwer und starb nach einer zweiten Herztransplantation am 14. Dezember 1990. Kurz vor seinem Tod 1990 erteilte er ihr Generalvollmacht, und sie engagierte kompetente Fachleute (unter anderem Nicolas Hayek) und sanierte mit ihrer Hilfe erfolgreich das Familienunternehmen (diverse Privatbanken, zahllose Immobilien, Industriebeteiligungen und eine Brauerei). Um die Erbschaftsteuer zahlen zu können (45 Millionen DM), ließ sie 1992 einen Teil der Schätze des Hauses beim Auktionshaus Sotheby’s versteigern.
1998 öffnete der Freistaat Bayern im Schloss St. Emmeram eine Zweigstelle des Bayerischen Nationalmuseums. Zudem bieten die repräsentativen Räume des Schlossmuseums, die Reithalle und das Refektorium einen angemessenen Rahmen für große Veranstaltungen.
Als Wahlfrau der CSU war sie 2004 Mitglied der Bundesversammlung zur Wahl des deutschen Bundespräsidenten.
Von Thurn und Taxis bekennt sich seit 1995 öffentlich zum katholischen Glauben.[7] Sie ist Präfektin[8][9] der 2006 von ihr in Anlehnung an die Marianische Männer-Congregation Regensburg initiierten Gebetsgruppe Marianische Frauencongregation „Mariä Verkündigung“ Regensburg (MFC).[10][11] Von Thurn und Taxis ist Mitglied des Stiftungsrat der Stiftung „Ja zum Leben“[12] und engagiert sich bei der Bayerischen Stiftung Hospiz[13].
Medienpräsenz
Ihre wohl bekannteste Äußerung stammt aus der Talkshow Friedman vom 9. Mai 2001: „Afrika hat Probleme nicht wegen fehlender Verhütung. Da sterben die Leute an AIDS, weil sie zu viel schnackseln. Der Schwarze schnackselt gerne.“ Im September 2008 äußerte sie in einem Interview mit der Bild am Sonntag: „Die Afrikaner sind mitnichten anders drauf als wir. Dass die mehr schnackseln, hat mit den klimatischen Bedingungen da unten zu tun“, da diese wegen des warmen Klimas weniger Kleidung tragen.[14] Dies und die größere Bevölkerung sind ihrer Meinung nach die hauptsächlichen Gründe warum es in Afrika wesentlich mehr Aids-Kranke gibt. Die Erfolge in der Aids-Prävention in Uganda basieren auf einer konzertierten Aktion aller nichtstaatlichen und staatlichen Stellen mit tatkräftiger Unterstützung des Präsidenten und der Vermittlung der ABC-Regel (Enthaltsamkeit, (AIDS-Test), Treue, Kondome), wobei die Kirchen nach Bartholomäus Grill nur als Teil der Gesamtaktion beteiligt waren und glücklicherweise trotz Propagierung von Kondomen mitgemacht haben. Von Thurn und Taxis verbucht die Erfolge vor allem für die Kirche, die zusammen mit dem Staat eine Treuekampagne gestartet habe und den Menschen wieder den Wert der Familie beigebracht hätten. Nur dieses schütze gegen Aids, Kondome dagegen nicht.[15]
Ihre Medienpräsenz ging nach diesem Vorfall zunächst zurück. In der Sendereihe Durch die Nacht mit … auf dem Sender ARTE wurde sie in einer Reportage von dem Galeristen Leo König auf einer Fahrt durch New York begleitet. Kurze Zeit später ließ sie die eingekaufte Sammlung bei Phillips de Pury wieder versteigern.[16][17]
In jüngerer Zeit tritt sie verstärkt wieder in der Öffentlichkeit auf: Anlässlich der Thurn-&-Taxis-Festspiele im Jahre 2004 wirkte sie in einer Inszenierung von Hofmannsthals Jedermann mit. Am 4. April 2005 bezeichnete sie Papst Johannes Paul II. in der Talkshow Beckmann in der ARD als einen „Vorreiter für die Frauenrechte“. Sie bekräftigte diese Aussage in einem späteren Interview und begründete dies mit der von Johannes Paul II. entwickelten „Theologie des Leibes“. Nach dieser müsse „der Mann die Frau ehren und lieben“, weil sie „die Trägerin des Lebens“ sei.[18]
Nach ihrem eigenen Bekunden wurden mit der Papstwahl Benedikts XVI. ihre jahrelangen Gebete erhört. Im Vorfeld des Papstbesuches in Bayern 2006 erklärte sie, dass ihr die Worte Benedikts XVI. „helfen, das Leben mit seinen Höhen und Tiefen zu bewältigen“.[18]
Namensform
Die von der Familie selbst und zum Teil auch in den Medien verwendete Form Fürstin Gloria von Thurn und Taxis ist eine Weiterführung der ehemaligen Adelstitel und namensrechtlich nicht relevant. Durch die Weimarer Verfassung von 1919 wurden die bisherigen Adelstitel in Deutschland zu Bestandteilen des Familiennamens. Der amtlich korrekte Name ist daher Gloria Prinzessin von Thurn und Taxis.
Ehrungen und Auszeichnungen
- 2001 wurde ihr der Preis der beleidigten Zuschauer verliehen für Kommentare wie: Afrika hat die Probleme nicht wegen der Verhütung. Der Schwarze schnackselt gern.
- Am 7. September 2006 erhielt sie das Verdienstkreuz I. Klasse der Bundesrepublik Deutschland.
- Am 19. Januar 2008 wurde ihr in Aachen der Orden wider den tierischen Ernst verliehen.
- Am 30. Januar 2008 wurde ihr im Schloss St. Emmeram in Regensburg der „Orden vom Goldenen Durchblick“ der Karnevalsgesellschaft Narragonia 1848 e. V. verliehen.
- Papst Benedikt XVI. ernannte sie am 20. Oktober 2008 zur Komturdame mit Stern des Gregoriusordens.[19]
- Im Juni 2009 wurde von Thurn und Taxis gemeinsam mit ihren Töchtern in den Malteser Ritterorden aufgenommen.[20]
Vorfahren
Ahnentafel Gloria Gräfin von Schönburg-Glauchau | ||||||||
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Ururgroßeltern |
Graf |
Graf |
Graf |
Graf |
Graf |
Gregoriu Christopoulos |
Prinz |
Prinz |
Urgroßeltern |
Graf Joachim von Schönburg-Glauchau (1873–1943) |
Graf Rudolf Baworow-Baworowski (1865–1931) |
Graf Edmund Széchényi von Sárvár-Felsövidék (1839–1922) |
Prinz Paul Gallitzin (1856–1916) | ||||
Großeltern |
Graf Karl von Schönburg-Glauchau (1899–1945) |
Graf Valentin Széchényi von Sárvár-Felsövidék (1893–1954) | ||||||
Eltern |
Joachim Graf von Schönburg-Glauchau (* 4. Februar 1929; † 29. September 1998) | |||||||
Gloria Gräfin von Schönburg-Glauchau (* 23. Februar 1960) |
Werke
- Unsere Umgangsformen. Die Welt der guten Sitten von A–Z. (Koautorin: Alessandra Borghese) Goldmann, München 2004. ISBN 3-442-16669-1
- Gloria. Die Fürstin. Im Gespräch mit Peter Seewald. (Koautor: Peter Seewald) Verlag Heyne, München 2004. ISBN 3-453-87890-6 – Diana-Verlag, München 2005. ISBN 3-453-38000-2 (Interview über ihre Jugend, ihre Ehe und ihre christlichen Wertvorstellungen)
- Die Fürstin und der Kardinal – Ein Gespräch über Glauben und Tradition. (Koautor: Joachim Kardinal Meisner) Herder, Freiburg 2008. ISBN 3-451-29871-6
Literatur
- Marita A. Panzer: Fürstinnen von Thurn und Taxis. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2008. ISBN 978-3-7917-2133-0
Weblinks
- Literatur von und über Gloria von Thurn und Taxis im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Interview mit Brigitte Haertel – in: Theo. Katholisches Magazin
- Schloss Thurn und Taxis Regensburg
- Marianische Frauencongregation
Einzelnachweise und Quellen
- ↑ Artikel Gloria von Thurn und Taxis in Who’s Who
- ↑ Rolf Seelmann-Eggebert u. a.: Deutsche Fürstenhäuser. Neuer Glanz auf alten Kronen. Seite 52, Econ, 2000, ISBN 3-430-18276-X
- ↑ Miroslav Marek: Schönburg family, Genealogy.eu, Stand: August 2004
- ↑ Artikel Gloria Fürstin von Thurn und Taxis im Munzinger-Archiv
- ↑ Ralf Benner: Gala, Glanz und Gloria bereiten Freude, Westfalen-Blatt, 27. Oktober 2008
- ↑ Eigene Aussage Gloria von Thurn und Taxis in Menschen bei Maischberger, ARD, 9. September 2008, ca. 23:00
- ↑ tagesspiegel.de: Päpstlicher Orden für Gloria von Thurn und Taxis, vom 17. Oktober 2008
- ↑ Website des Bistums Würzburg
- ↑ Thomas Jansen: Gloria von Thurn und Taxis - Der Schwarze kraxelt halt gern!, FAZ, 20. Januar 2008
- ↑ 140 Frauen wollen Marianische Frauen-Congregation gründen, Pressestelle Bistum Regensburg
- ↑ Fürstin Gloria von Thurn und Taxis erhält päpstlichen St.-Gregorius-Orden, Pressemitteilung des Bistums Regensburg vom 17. Oktober 2008.
- ↑ Stiftung „Ja zum Leben“
- ↑ http://www.thurnundtaxis.de/familie/die-fuerstliche-familie-thurn-und-taxis/fuerstin-mariae-gloria.html
- ↑ Anna von Bayern, Stefan Hauck: BILD-Interview – Im Bett mit Gloria - Fortsetzung des Interviews, bild.de, 14. September 2008
- ↑ Beckmann (Fernsehsendung) am 24. November 2008 auf Das Erste im Abschnitt mit Bartholomäus Grill
- ↑ Ingeborg Wiensowski: Kunstmesse Frieze – Sammler, Künstler, Schaumschläger, spiegel.de vom 14. Oktober 2008
- ↑ Lisa Zeitz: Gloria von Thurn und Taxis – Von Knödeln, Klatsch und Kunst: Gloria bei Phillips in New York, faz.de vom 12. November 2005
- ↑ a b ZENIT: Interview – Gloria von Thurn und Taxis: Die Worte des Papstes sind echtes Lebenselixier, 31. August 2006
- ↑ Fürstin Gloria von Thurn und Taxis erhält päpstlichen St.-Gregorius-Orden, Bistum Regensburg.
- ↑ pnp.de: MAMA GLORIA: Vom Punk zum Papst-Fan, 12. Oktober 2009.
- ↑ Online Gotha der Familie Széchényi
Personendaten | |
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NAME | Thurn und Taxis, Gloria von |
ALTERNATIVNAMEN | Prinzessin von Thurn und Taxis, Gloria; Gräfin und Herrin zu Schönburg-Glauchau (Geburtsname); Fürstin von Thurn und Taxis; Thurn und Taxis, Mariae Gloria Ferdinanda Joachima Josefine Wilhelmine Huberta Prinzessin von |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Unternehmerin |
GEBURTSDATUM | 23. Februar 1960 |
GEBURTSORT | Stuttgart-Degerloch |