Corvey

Corvey ist eine ehemalige Benediktinerabtei und eine ehemalige Diözese der katholischen Kirche in Höxter im heutigen Nordrhein-Westfalen. Corvey war eines der bedeutendsten karolingischen Klöster, es verfügte über eine der wertvollsten Bibliotheken des Landes und zahlreiche Bischöfe gingen aus der Abtei hervor.
Kaiser Ludwig der Fromme begründete im Jahre 815 auf Veranlassung seines Vaters Karls des Großen ein Kloster in Hethis, unweit von Corvey, das von Benediktinermönchen aus Corbie an der Somme bezogen wurde, und nannte es Corbeia nova, neues Corbie. Diese verlegten den Sitz im Jahre 822 an die Stelle des heutigen Corvey, wo es sich im 9. und 10. Jahrhundert zu einem der bedeutendsten Kulturzentren Nordeuropas entwickelte. Die dreischiffige Basilika wurde 830 begonnen und 844 geweiht. Die erhaltenen Fresken aus dem 9. Jahrhundert zeigen antike Motive der Odyssee.
Unter Abt Wibald von Stablo (1146 – 1158) wurde das Westwerk in seiner heutigen Form errichtet und das Kloster erlangte seine Reichsfreiheit. Es gelang ihm auch ein kleines Territorium von 5 km² zu bilden, welches unmittelbar an das des Fürstbischofs von Paderborn angrenzte, in dessen Diözese es auch lag. 1500 kommt Corvey zum Niederheinisch-Westfälischen Reichskreis.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Kloster zerstört und danach barock in seiner heutigen Form wieder aufgebaut. Das etwa 12.000 Einwohner starke Hochstift, das im Jahr über etwa 100.000 Taler Einnahmen verfügte, versuchte sich stets aus der Abhängigkeit des Bischofs von Paderborn zu lösen. Einen enormen Motivationsantrieb erhielt es durch die Bedrohung seines Aussterbens, zählte es doch 1786 lediglich noch 13 Mitglieder. Da es nur adlige Kandidaten Aufnahme gewährte und es von diesen kaum noch Bewerber gab, so versuchte man dem Untergang durch die Erhebung in ein Bistum zu entgehen.
Nach verschiedenen Vergleichen mit den umliegenden Machthabern und dem Bischof von Paderborn erlangte die Abtei 1779 die Erhebung in den Rang einer exemten Territorialabtei. In Gegenwart des Abtes beschloss der Konvent, dass der Gottesdienst, der stets sein benediktinisches Gepräge behalten hatte, auch nach einer Säkularisation der Abtei nicht verringert werden sollte, was für einen noch immer strengen klösterlichen Tagesablauf sprach. Für die Abhaltung der Gottesdienste wurden die Alumnen des 1786 eröffneten Priesterseminares herangezogen, da die meisten Mönche zu alt waren, um den ganzen Gottesdienst abhalten zu können. Zugleich wurde die Zahl der künftigen Domherren auf zwölf und deren Gehalt auf 500 Taler festgelegt. Auch wurde die Vita communis weitestgehend reformiert und die Klausur aufgehoben.
1788 richtete die Abtei ihren Säkularisierungsantrag an den Papst. Dieser hob das Kloster 1792 auf und erhob es zum Bistum. Die Mönche aber wurden nun zu Domherren erhoben, denen sich noch weitere Domizellare zugesellen sollten. Gleichzeitig erhielt die neue Kathedrale sechs Domvikare. Der Abt wurde nun Bischof und der Prior Domdechant. Die Kleidung und die Rechte wurden den übrigen deutschen Domkapiteln angeglichen. Im Jahr 1794 wurde die Urkunde ausgestellt und das neue Bistum, das lediglich das Gebiet des Hochstiftes umfasste, der Kirchenprovinz Mainz unterstellt. Doch schon bald sollte das Bistum, das nur elf Pfarreien zählte, in Ferdinand von Lüninck (1755 – 1825) – nach Theodor von Brabeck – seinen zweiten und letzten Bischof erhalten, denn es wurde 1803 säkularisiert.
Im Kloster Corvey befindet sich das Grab des Dichters Hoffmann von Fallersleben, der als Bibliothekar die Fürstliche Bibliothek mit etwa 74.000 Bänden aufbaute. Hier wurden auch Tacitus Annalen aufgefunden.
Beim Kloster befinden sich Reste der Stadt Corvey, die in den Religionskriegen der frühen Neuzeit zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde.
Siehe auch
- Liste der Äbte von Corvey
- Liste der ehemaligen katholischen Bistümer
- Liste der katholischen Bistümer