Sächsische Wollgarnfabrik







Die ehemalige Kammgarnspinnerei in Leipzig ist mit über 100.000 Quadratmetern Geschossfläche Deutschlands größtes Industriedenkmal und Europas größter Gebäudekomplex der Gründerzeit. Die Größe des gesamten Areals beläuft sich auf 50.000 Quadratmeter.
Geschichte
Baubeginn des ersten Bauabschnitts Hochbau West (heute Elsterlofts) war 1888, beginn des zweiten Bauabschnitts war 1897. In diesem Gebäudekomplex befand sich die Kammgarnspinnerei.
Das Besondere an den Buntgarnwerken ist, dass es sich nicht um einen rein funktionalen Zweckbau handelt, da die Architekten Pfeiffer & Händel (ab 1893 Händel & Franke) bekannt für ihre prestigeträchtigen Industriebauten den Auftrag erhielten, eine aufwändige Architektur zu schaffen, die an Prächtigkeit weit über das Übliche hinaus ging.
1906 wurden große Aktienteile der Sächsischen Wollgarnfabrik von der Kammgarnspinnerei Bremen aufgekauft und der sogenannte Nordwollkonzern wurde gegründet.
1931 ging der Nordwollkonzern in Konkurs und die Wollgarnfabrik schloss sich mit der Sternwollspinnerei Bahrenfeld zusammen. Unter den Marken Schwan, Stern und Taube erreichten die Erzeugnisse auf Basis von Zephir-, Kaschmir- und Mohairwolle einen weltweit guten Ruf. Während des Zweiten Weltkrieges wurden hier Kurzbastfaserkammgarne produziert. Nach 1945 wurde die Wollgarnproduktion wieder aufgenommen.
Im Jahr 1951 übernahm der Rat der Stadt Leipzig die Firma als Treuhandbetrieb, und ein Jahr später erfolgt die Überführung in Volkseigentum unter dem Namen VEB Leipziger Wollgarnfabrik, im Jahr 1969 nach dem Zusammenschluss mit dem VEB Sächsische Kammgarnspinnerei Coßmannsdorf unter der endgültigen Bezeichnung VEB Buntgarnwerke Leipzig. 1978, 1980, 1982 und 1984 gewannen die Buntgarnwerke die Goldmedaille der Leipziger Messe. 1990 wurde der Betrieb eingestellt.
Elsterlofts
Elsterlofts ist die heutige Bezeichnung für den Hochbau West an der Nonnenstraße, einen Teil der ehemaligen sächsischen Wollgarnfabrik AG (bis 1887 Titel & Krüger). Heute werden die Elsterlofts als Wohngebäude mit 180 Lofteinheiten sowie zwei Brückenlofts genutzt.
Bei dem Baukonstruktiv handelt es sich architektonisch um ein Verbundmauerwerk unterstützt durch gusseiserne Stahlträger und Stützen. Die Elsterlofts befinden sich im Leipziger Viertel Plagwitz.
Die BUGA-Partners-Verwaltungs GmbH verkaufte den Hochbau West 1999 an die JUS AG, die das Objekt zu Loftwohnungen umbaute und dafür im gleichen Jahr von der Deutsche Bank Bauspar AG bei einem Wettbewerb auf dem Gebiet Umbau und Umnutzung von industriellem, historischen Baubestand zu Wohnen, Arbeit und Freizeit mit dem zweiten Preis ausgezeichnet wurde. 2006 gewannen die Elsterlofts als Teil des „Quartier an der Weißen Elster/am Karl-Heine-Kanal in Leipzig“ den dritten Preis des DIFA-Award 2006.
Literatur
- Helga Jentzsch; Thomas Steinert: Plagwitz. Eine historische und städtebauliche Studie. Pro Leipzig e. V., Leipzig 2008
- Offenes Geflecht. Umnutzung der Buntgarnwerke in Leipzig zu Loftwohnungen. In: Bauhandwerk 27 (2005) H. 11, S. 8–10
- Exkursion „Stadterneuerung in Plagwitz“. Stadt Leipzig, Amt für Stadtsanierung und Wohnungsbauförderung, Leipzig 2004
- Julia Susann Buhl: Studie zur Industriearchitektur in Leipzig Plagwitz 1870–1914 am Beispiel ausgewählter Bauten. Dissertation. Technische Universität Berlin 2003 (Elektronische Ressource auf dem Archivserver der Deutschen Nationalbibliothek)
- Neu genutzt! Wohnungen in den Buntgarnwerken. Architektur + Wettbewerbe, Teil 195, Karl H. Krämer, Stuttgart 2003, ISBN 978-3-7828-3195-6
- Ursula Seibold-Bultmann: Kontrast als Antrieb. Leipzigs Industriedenkmäler als Herausforderung. In: Neue Zürcher Zeitung vom 17. März 2003
- Peter Fibich: Das Atrium der Buntgarnwerke oder Wohnen an der Weißen Elster. In: Leipziger Blätter (2001) 38, S. 72–75
- Stefanie Sauerland: Vom Fabrikschloß bis zum Wohnrefugium. Die Buntgarnwerke. In: Leipziger Blätter, Sonderheft EXPO (2000), S. 38
- Frank Dietze: Plagwitz. Ein Leipziger Stadtteil im Wandel. Pro Leipzig e. V., Leipzig 1999, ISBN 3-9806474-5-5
Weblinks
- Geschichte der Leipziger Buntgarnwerke bei buntgarnwerke.de
- Staatsarchiv Leipzig: 20937 – VEB Buntgarnwerke Leipzig
- Staatsarchiv Leipzig: 20929 – Sächsische Wollgarnfabrik AG, vormals Tittel und Krüger, Leipzig
- Einzigartige Industriearchitektur erlebt im Stadtteil Plagwitz neue Blütezeit bei city-tourist.de
Koordinaten: 51° 19′ 39,9″ N, 12° 20′ 32,3″ O