Live 8
Vorlage:Live 8 Live 8 (kurz L8) war ein Megakonzert, das am 2. Juli 2005 im Hyde Park in London sowie an 9 weiteren Orten der 8 Mitgliedstaaten der G8 und Südafrika stattfand: Paris, Berlin, Rom, Philadelphia, Tokio, Moskau, Barrie, Bodelva (Cornwall) und Johannesburg. Das Konzert ist 20 Jahre nach dem legendären, Live-Aid-Konzert von 1985 das bis dato weltgrößte Musikereignis. Geschätzte 2 Millionen Menschen waren an den einzelnen Orten live dabei. Mehr als 24 Millionen Petitionen an die G8-Führer wurden abgegeben. Am 6. Juli 2005 wird ein weiteres Konzert in Edinburgh stattfinden, bei dem 1 Millionen Zuschauer erwartet werden. Angekündigt haben sich folgende Musiker: Bob Geldof, The Proclaimers, Annie Lennox, Youssou N’Dour, Sugababes, Ronan Keating, Bono, Midge Ure, Texas, McFly, Jamie Cullum, Natasha Bedingfield, Beverley Knight, Jamelia, The Corrs und Travis.
Hintergrund

Am 31. Mai 2005 gab Organisator Bob Geldof erste Einzelheiten bekannt. Der Nachfolger des Live-Aid-Konzertes aus dem Jahr 1985 ist laut Geldof bewusst keine Neuauflage von Live Aid, sondern vielmehr eine konsequente Fortsetzung der Bemühungen um eine bessere Welt. Bei Live 8 soll im Gegensatz zum Vorläufer nicht Geld gesammelt werden, sondern Ziel soll es vielmehr sein, den Druck auf die führenden Politiker der reichen Nationen zu verstärken, um sich auf einen Schuldenerlass für die Dritte-Welt-Länder zu verständigen, sagte Geldof in der Pressekonferenz. Die Teilnehmer des kommenden G8-Gipfels vom 6. - 8. Juli 2005 in Schottland hätten die Macht, den Lauf der Geschichte zu ändern. Doch hätten sie nur dann auch den Willen dazu, wenn Millionen von Menschen ihnen deutlich machten, dass dieses gewünscht werde.
Nachdem die G8 beschlossen hat, 18 hochverschuldeten Ländern die Schulden bei drei multilateralen Organisationen zu erlassen, nannte Geldof als neues Ziel von Live 8: Die Verdopplung der Entwicklungshilfe für die ärmsten Länder der Welt.
Am 7. Juni 2005 gab Bob Geldof in einer Pressekonferenz in Berlin weitere Einzelheiten bekannt. So wurden für das Konzert in Berlin als weitere Künstler Green Day und Wir sind Helden genannt. Ferner bestätigte er, dass mit vielen Künstlern noch verhandelt wird, unter anderem mit Herbert Grönemeyer oder Anastacia. Weiterhin bestätigte er zwei weitere Konzerte in Tokio und Ottawa, ohne Künstler zu nennen.
Nach den Wünschen von Bob Geldof sollten Konzerte in allen G8-Staaten stattfinden. Nach der Bekanntgabe des Konzertes auf dem Roten Platz in Moskau hat Geldof dieses selbstgesetzte Ziel erreicht.
Obwohl der Eintritt zu allen Konzerten kostenlos sein sollte (Zitat: "Wir wollen nicht Euer Geld, wir wollen Euren Namen!"), wurden für einige Austragungsorte Eintrittskarten vergeben, um die erwarteten Besuchermengen zu koordinieren. Für das Konzert in London konnte man per SMS an einer Verlosung der Karten für den vorderen Bereich teilnehmen. Da das Interesse natürlich sehr groß war, tauchten einige Stunden nach der Vergabe die ersten Karten bei eBay auf. Auf den Protest von Bob Geldof reagierte eBay entgegen der sonstigen Praxis sehr schnell und löschte umgehend alle entsprechenden Auktionen.
Als ergänzende Aktion plante Geldof mit Sail 8 am 3. Juli 2005 einen Massentransport von Demonstranten mit privaten Booten von Frankreich nach Edinburgh. Diese Aktion wurde allerdings aus Mangel an Teilnehmern ein Flop.
Konzerte - Interpreten - Songs

Die Konzerte fanden in folgenden Orten statt:
- Museum of Art, Philadelphia (1.000.000 Besucher (Veranstalterangaben))
- Hyde Park, London (200.000 Besucher)
- Circus Maximus, Rom (200.000 Besucher)
- Roter Platz , Moskau (200.000 Besucher)
- Siegessäule, Berlin (200.000 Besucher)
- Schloß Versailles, bei Paris (100.000 Besucher)
- Mary Fitzgerald Square, Johannesburg (40.000 Besucher)
- Park Place, Barrie (Kanada) (35.000 Besucher)
- Makuhari Messe, Tokyo (10.000 Besucher)
- "Africa Calling", Eden Project (4.000 Besucher)
- "Edinburgh 50,000: The Final Push" (noch keine Zuschauerzahlen)
Einige der beteiligten Künstler sind im Laufe der Konzerte in verschiedenen Städten aufgetreten. Beispielsweise hat Youssou N'Dour am Nachmittag mit Dido in London auf der Bühne gestanden und am späten Abend dann auch in Paris (ebenfalls mit Dido).
Kritik
Afrikanische Gruppen kritisierten, dass bei den geplanten Konzerten nur ein geringer Anteil an afrikanischen und afro-amerikanischen Künstlern auftritt. Aus diesem Grunde fanden nun unter Beteiligung von afrikanischen Künstlern weitere Konzerte in Johannesburg und in Cornwall (England) statt. Das Konzert in Cornwall, bei dem viele afrikanische Künstler auftraten, wurde von Peter Gabriel organisiert, der ebenfalls diese Kritik geäußert hatte.
In Deutschland hingegen äußerte der für das Konzert in Berlin zuständige Konzertveranstalter Marek Lieberberg Kritik an der deutschen Regierung und dem Senat der Stadt Berlin. Er warf beiden mangelnde Unterstützung vor, so durfte die Veranstaltung nicht vor dem Reichstag wegen der Rasensprengung stattfinden. Weiterhin beklagte er das geringe Interesse möglicher Sponsoren zur Finanzierung dieses Konzertes. Zudem gab es - anders als in England - kaum Bereitschaft der Printmedien, Anzeigen zu finanzieren und zu veröffentlichen. Kritisiert wurde auch die spärliche Berichterstattung im Fernsehen und in den Printmedien.
Auch einige Künstler - besonders in Deutschland - wiesen auf die mangelnde Unterstützung der Medien und seitens der Politik hin. Campino von der Gruppe "Die Toten Hosen" äußerte es ziemlich deutlich, in dem er Berlins regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) als einen "Idioten" beschimpfte.
Aber auch andere Kritiken gab es, so meldete der für die Übertragung in England verantwortliche Sender BBC rund 400 Beschwerden wegen obzöner Aussprüche beispielsweise von Madonna ("Are you f*** ready London?") oder Snoop Dogg. Ein Sprecher der BBC ließ schon im Vorfeld wissen, dass man sich "dafür entschuldigt, wenn sich jemand verletzt fühlen würde".
Kritische Weblinks
- Caipi trinken für Afrika (Spiegel)
- Das weiße Band der Idiotie (Spiegel)
- Cui bono außer Bono? (taz)
- Stimmen gegen die Armut (Telepolis)
- Das weiße Band der Idiotie (Glosse von Henryk M. Broder)
Auswirkungen
Viele der bei Live 8 aufgetretenen Künstler konnten wenige Tage nach dem Konzert einen erhöhten Absatz ihrer Alben beobachten. Wie die britische Zeitung "Daily Mirror" berichtet lag der Absatz des Best-Of-Albums "Echoes" von Pink Floyd am Montag nach Live 8 mehr als 1000 Prozent über den durchschnittlichen Verkaufszahlen der Vorwoche. Die Nachfrage nach dem Album "Then And Now" der Band The Who sei allein in Großbritannien um mehr als 800 % gestiegen. Auch auf nicht unmittelbar beteiligte Künstler hat sich dieses ausgewirkt: Die Nachfrage nach dem Greatest Hits-Album der Eurythmics ist dank des Auftritts von Annie Lennox ebenfalls rund 500 % gestiegen. Vor diesem Hintergrund hat der Pink-Floyd-Gitarrist David Gilmore seine Kollegen dazu aufgefordert, die unerwarteten Mehreinnahmen zu spenden.
Zitate
- „Wir wollen nicht Euer Geld, wir wollen Euren Namen!“ (Bob Geldof)
- „Ich sage allen Führern: Schauen Sie nicht weg, zögern Sie nicht.“ (Nelson Mandela)
- „Die Geschichte und die kommenden Generationen werden unsere Führer nach den Entscheidungen beurteilen, die in den kommenden Wochen getroffen werden.“ (Nelson Mandela)
- „Ich glaube, dass Ereignisse wie diese wirklich dazu beitragen können, die Welt zu verändern.“ (Kofi Annan)
- „Dies ist vielleicht unsere letzte Chance.“ (Alicia Keys)
- „Seid ihr bereit, eine Revolution anzufangen?“ (Madonna)
- „Das ist das Beste, was die Menschheit je getan hat.“ (Bill Gates)
- „Wir wollen kein Mitleid, wir wollen Gerechtigkeit. Wir können nicht alle Probleme lösen, aber wenn wir sie lösen können, müssen wir das tun.“ (Bono (U2))
- „Es ist kein Rockkonzert. Es ist eine Demonstration.“ (Campino (Die Toten Hosen))
- „Lasst euch nicht erzählen, dass das, was wir hier machen, keinen Sinn hat.“ (Bob Geldof)
- „Wenn hier eine Trachtenkapelle aus Bayern spielen würde, wären wohl nicht so viele da.“ (BBC-Korrespondent Andrew Marr)
Song-Download
Verschiedene Anbieter von kostenpflichtigen Musik-Downloads bieten den Eröffnungssong "Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band" von U2 und Paul McCartney aus London als kostenpflichtigen Download zur Verfügung. Die Einnahmen gehen zu 100% an die Live 8-Organisation. Unter anderem wird der Download bei AOL, MTV, MSN oder Musicload angeboten. Weiterhin findet sich auch der Song "The Long and Winding Road" im Angebot. Eine Liste sämtlicher Downloadmöglichkeiten gibt es unter www.live8-download.de.
Siehe auch
Weblinks
- Offizielle Homepage zu Live 8 (engl.)
- Offizielle Homepage zu Live 8 in Japan
- Afrika Calling - Live 8 at the Eden Project
- deutsche Fan-Homepage zu Live 8