Zum Inhalt springen

Schrein

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. Mai 2010 um 15:14 Uhr durch 87.166.61.226 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Karlsschrein im Aachener Dom
Der Dreikönigenschrein im Kölner Dom
Der geöffnete Liboriusschrein für die Gebeine des Hl. Liborius im Erzbischöflichen Diözesanmuseum Paderborn. Der Schrein wurde im Jahre 2009 geöffnet um ihn zu restaurieren. Deshalb fehlt auf dem Foto der Deckel.

Ein Schrein bezeichnet in der abendländischen Kunstgeschichte ein Reliquiar in der Grundform eines Kastens, auf den Sarkophag zurückgehend, der das Mittelstück eines Schnitzretabels bildet.
Der Schrein im allgemeinen Sinne, als Möbelstück oder Bauwerk zur Aufbewahrung kultischer und heiliger Gegenstände oder Aufenthaltsort göttlicher Wesen, ist neben dem (vom Tisch abgeleiteten) Altar die zweite wichtige Form des kultischen Herzstücks eines Sakralbaus, und kommt auch in überschneidender oder kombinierter Form mit beiden vor.

Wortherkunft

Das Wort Schrein ist ein frühes Lehnwort, lateinisch scrinium findet sich schon althochdeutsch scrîni im sächlichen Geschlecht, und mittelhochdeutsch schrîn, m. und n. (‚der‘ oder ‚das Schrein‘), wobei ersteres zweiteres verdrängt.[1]

Grundbedeutung ist ‚Kasten, Kiste‘, ein verschließbares Möbelstück, sowohl groß und stehend als Schrank oder Truhe, wie auch im besonderen hängend als Wandkästchen, und synonym dem ursprünglichen Begriff der Lade[2] – daher auch der Name ‚Schreiner‘ für Tischler.[3] Noch bis in das 19. Jahrhundert ist die Bedeutung im normalen Sprachgebrauch gleichermaßen profan[2][4] wie sakral belegt, Grimms Deutsches Wörterbuch (ab 1854) gibt „behältnisse zur aufbewahrung von gegenständen des cultus, besonders von reliquien, gewöhnlich reich verziert“[5] ebenso wie „in allgemeiner anwendung verschlieszbares behältnis zur aufbewahrung von kleinodien, schmuck, geld, kleidern u. s. w. in der entwickelten neuhochd. schriftsprache nur in gewählter ausdrucksweise gleichbedeutend mit schrank, also als aufrecht stehendes oder an der wand hängendes behältnis (im sinne von kiste, lade ist es nicht mehr gebräuchlich)“,[6] sowie als spezielle Bedeutung Sarg ‚Totenkiste‘ („übergehend in die bedeutung von sarg, zunächst von solchen, die heilige oder verehrungswürdige gebeine aufnehmen, dann im allgemeineren gebrauche“.[7]

Der religionswissenschaftliche Aspekt wird erst in moderner Zeit vorherrschen, und entwickelt sich über ‚ehrwürdig‘ – Grimm sagt: „sonst in engerer bedeutung von einem durch material, kunstvolle arbeit oder inhalt kostbaren hangenden behältnis, besonders auch von einem aus alter zeit stammenden.“[6] – hin zum Gegenstand des Kultischen, und dient in diesem Sinne dazu, auch die Bauformen des Ritus außerchristlicher Religionen zu beschreiben.

Der Schrein im Alten Ägypten

Der Schrein, auch als Naos bezeichnet, verweist im Alten Ägypten auf eine lange Tradition, die bis in die frühdynastische Zeit zurückreicht, wo er als Reput zur Beherbung von Gottesbildern diente. Der Schrein galt in der altägyptischen Mythologie auch als das „Innere des Himmels“, also der Wohnort der Götter. In ihm wurden neben Gottes- auch Königsbilder verwahrt, um das tägliche Tempelritual der Priesterschaft und andere Verehrungen im privaten Bereich allen Bürgern zu ermöglichen.[8]

Der Schrein im christlichen Kontext

Das Charakteristische des Schreins bestand darin, dass er geschlossen werden konnte, weshalb man die mittelalterlichen Schnitzaltäre, deren Flügel zugleich als Türen zum Schutz des Inneren diente, Altarschreine nannte. Die Särge der Heiligen und ihrer Reliquienbehälter hießen Heiligen- oder Reliquienschreine. Danach nannte man die Särge im allgemeinen Totenschreine.

Schreine sind die Hauptwerke der mittelalterlichen Goldschmiedekunst.[9]

Sonstige Kontexte

Siehe auch

Commons: Shrines – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. SCHREIN, m. behälter, schrank. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Hirzel, Leipzig 1854–1961 (woerterbuchnetz.de, Universität Trier).
  2. a b Adelung 1798 gibt den profanen Bezug noch vorrangig Eintrag: Der Schrein. In: Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart . 4. Auflage. Leipzig 1798, S. 1654–1655 (zeno.org).
  3. Schrein. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 14, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 628.
  4. vergl. auch Eintrag Schrein. In: Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Band 4.. Leipzig 1876, Sp. 342 (zeno.org).
  5. SCHREIN 1). In: Grimm: Deutsches Wörterbuch. Hirzel, Leipzig 1854–1961 (woerterbuchnetz.de, Universität Trier).
  6. a b SCHREIN 3). In: Grimm: Deutsches Wörterbuch. Hirzel, Leipzig 1854–1961 (woerterbuchnetz.de, Universität Trier).
  7. SCHREIN 2). In: Grimm: Deutsches Wörterbuch. Hirzel, Leipzig 1854–1961 (woerterbuchnetz.de, Universität Trier).
  8. Stefan Pfeifer: Herrscher- und Dynastiekulte im Ptolemäerreich: Systematik und Einordnung der Kultformen. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-56933-3, S. 109.
  9. Ulrich Bock: Art. Schrein. In: H.D. Betz, Don S. Browning, B. Janowski, E. Jüngel (Hrsg.): Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG4) Bd. 7, R-S. Tübingen 2004. Sp. 1002.