Klonen
Der Begriff 'Klonen (vom griechischen [klon]: Zweig, Schössling) - im weiteren Sinne - bezeichnet die künstliche Erzeugung zweier (oder auch mehrerer) genetisch identischer totipotenter Zellen (oder Organismen). Die Entnahme von Zellen vor dem 8-Zell-Stadium des menschlichen Embryos ist eine der Möglichkeiten Klone herzustellen. Das natürliche Pendant zum künstlichen Klonen ist die Entstehung eineiiger Zwillinge durch Teilung der befruchteten Eizelle. Theoretisch ist die Herstellung von acht genetisch identen Organismen (Klone) durch diese Methode möglich. Viele (niedere) Tiere, alle Bakterien und alle Pflanzen besitzen die Möglichkeit des Klonens von Natur aus - Klonen stellt (teilweise) einen bedeutenden Beitrag in der Fortpflanzung dieser Lebewesen dar. Erst mit dem Aufkommen der sexuellen Fortpflanzung wurde die Fähigkeit des natürlichen Klonens der Organismen immer mehr zurückgedrängt. Es gibt aber viele Organismen, die beides zu verschiedenen Zeitpunkten und mit verschieden großer Bedeutung für ihre Fortpflanzung durchführen.
Im engeren Sinne spricht man von Klonen bei der Entwicklung eines kompletten Organismus oder wesentlicher Teile davon, ausgehend von genetischen Informationen (DNA), die einem bereits existierenden Organismus entnommen wurden. Auf diese Weise kann eine körperliche Entwicklung vollzogen werden, die zu einer genetisch identischen Kopie des Organismus führt. Diese wird als Klon bezeichnet. Die normalerweise nötigen Vorgänge der Befruchtung, bei der zwei "halbe" Genome zweier Individuen zu einem neuen Individuum vermischt werden (sexuelle Fortpflanzung), wird umgangen.
Technische Realisierung
Bei einer der heute verwendeten Methoden des Klonens, dem Nukleustransfer, wird nicht der Ausgangsorganismus als Ganzes kopiert. Es gibt bisher kein Verfahren, mit dem man zum Beispiel aus einem ausgewachsenen Tier ein neues, identisches, ausgewachsenes Tier herstellen könnte. Für einen Nukleustransfer sind folgende Schritte notwendig:
- Einem Organismus wird eine Zelle entnommen.
- Der Eizelle eines weiblichen Tieres wird der Zellkern entnommen.
- Dieser Eizelle wird der Zellkern aus der Zelle des Spenderorganismus eingesetzt.
- Zur Anregung des natürlichen Programmes der weiteren Entwicklung wird die Eizelle entweder einem Stromstoß oder chemischen Stimulus ausgesetzt.
- Die Eizelle, die jetzt die komplette Erbinformation des Spenderorganismus trägt, wird einem weiblichen Organismus in die Gebärmutter eingesetzt.
- Diese Leihmutter trägt den Klon aus und bringt ihn zur Welt.
Auch bei diesem Verfahren wird keine genetisch komplett identische Kopie erzeugt: Die Mitochondrien in der Zelle verfügen über eigene Erbinformationen. Diese werden bei diesem Verfahren nicht durch Informationen aus dem Spenderorganismus ersetzt. Der Klon trägt also im Zellkern die Erbinformation aus dem Spenderorganismus, in den Mitochondrien aber die (Mitochondrien-)Erbinformation des Organismus, von dem die verwendete Eizelle stammt. Theoretisch komplett identische Kopien kann man also nur von weiblichen Organismen erhalten, die gleichzeitig Eizelle und Spenderzelle liefern.
Die Methode des Nukleustransfers ist bis heute bei vielen Säugetieren gelungen (Maus, Schaf (Schaf Dolly, das erste Klonsäugetier), Ziege, Rind, Katze, ...), aber die Ausbeute ist jedesmal sehr gering. Nur wenige Promille bis Prozent der so erzeugten Eizellen werden gesund geboren. Als Grund für die hohe Fehlerquote werden epigenetische Phänomene angenommen (Imprinting). Alle behaupteten Klonversuche beim Menschen (nur über Medien) sind nicht glaubwürdig und aus Sicht der hohen Fehlerquote auch ethisch nicht vertretbar (Bioethik).
Die seit den 90er Jahren vom Menschen beherrschte Technik des Klonens ermöglicht insbesondere die gleichförmige Vervielfachung von als nützlich erachteten kultivierten Pflanzen und Tieren, ohne die bei allen bisherigen Verfahren der Züchtung folgende Variation hinzunehmen.
Unterschied zwischen dem Klonen zu reproduktiven und dem Klonen zu therapeutischem Zwecken
Diese Unterscheidung bezieht sich besonders auf Klonversuche beim Menschen. Wie weit sie wissenschaftlich und moralisch gerechtfertigt ist, steht in Frage. Die verwendete Technik ist nämlich jedesmal die gleiche, nur die Zielsetzung ist eine andere.

Klonen zu reproduktiven Zwecken (siehe auch dort)
Diese Art des Klonens dient einzig und allein der Herstellung von mit dem Original identischen Kopien (Klone). Mit Hilfe des reproduktiven Klonens soll z.B. erreicht werden, Tiere vom Aussterben bedrohter Arten zu kopieren um den Fortbestand dieser Tierart dadurch sicherzustellen. Allerdings sieht sich die Klonierung speziell höherer Lebewesen schwerwiegenden Problemen gegenübergestellt. Das Klonschaf Dolly erkrankte an Arthritis.
Klonen zu therapeutischen Zwecken (siehe auch dort)
Die Hoffnung ist, beim therapeutischen Klonen mittels Klontechnik genetisch identische Kopien einzelner Organe für einen Patienten zu züchten. Dabei wird die Eizelle nicht in eine Gebärmutter eingesetzt, sondern in einem Brutschrank zu Stammzellen weiterentwickelt. Aus diesen könnten dann, so die Hoffnung, Organe entwickelt werden, die einem Patienten implantiert werden können, ohne dass es zur Abstoßung durch das Immunsystem kommt.
Siehe auch
- Biotechnologie, Gen, Genetik
- Schaf Dolly, Pferd Prometea, Katze CC, Giebel (Fisch)
- Deutscher Ethikrat
- Forschungsfreiheit
Weblinks
- Deutschsprachige Website zum Thema Klonen
- Klonen des Menschen? - Erklärung der technischen Möglichkeiten und deren Anwendbarkeit auf den Menschen
- Umfangreiche Dokumenten- und Textsammlung der InteressenGemeinschaft Kritische Bioethik Deutschland zum Thema reproduktives und "therapeutisches" Klonen
- The Reproductive Cloning Network (engl.)
- Telepolis Klonen
- Dolly-Forscher beantragen, menschliche Embryonen zu klonen (21.04.2004)
- Stellungnahme des Nationalen Ethikrates zum Thema Klonen (PDF)