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G-Strophanthin

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Strophanthin (von griechisch στροφή, strofí - die Strophe, hier im Sinne von die Wendung, Schlängelung bezogen auf die Strophanthin enthaltenden Pflanzen; auch unter verbreiteter Falschschreibung ohne das zweite th als Strophantin) ist eine Substanz, die zur Behandlung von Herzkrankheiten eingesetzt wird. Sie kommt in verschiedenen afrikanischen Pflanzen der Gattung Strophanthus aus der Familie der Hundsgiftgewächse vor.

Nomenklatur

Die Bezeichnung g-Strophanthin leitet sich von der Strophanthus-Art Strophanthus gratus ab, k-Strophanthin von der Strophanthus-Art Strophanthus kombé. Ouabain, die angelsächsische Bezeichnung für g-Strophanthin, hat seinen Namen vom afrikanischen Ouabaio-Baum, dessen Rinde das g-Strophanthin enthält.

Hamlyn et al. isolierten erstmals 1991 auch aus menschlichem Blutplasma eine für g-Strophanthin (Quabain) gehaltene (stereoisomere) Substanz, die ihrer Ansicht nach eine Rolle als blutdrucksteuerndes Hormon spielt und aus der Nebenniere stammt, wobei es auch Hinweise für eine Bildung im Gehirn (Hypophyse) gibt. 2000 wies Schoner (Giessen) am Menschen nach, dass g-Strophanthin ein körpereigenes (endogenes) Kreislaufhormon ist, das bei körperlicher Belastung bedarfsgerecht in therapeutischer Dosierung bereit gestellt wird. D´Urso et al. 2004 berichten, daß das Herz der Ratte während einer experimentellen Ischämie g-Strophanthin produziert. Mehr zum Thema Hormon siehe ganz unten.

Entwicklung

Die Eingeborenen Afrikas verwendeten den Milchsaft der als Lianen auftretenden Strophanthus-Arten in erster Linie als Pfeilgift.

Nachdem Afrika-Expeditionen über die Herzwirksamkeit von Strophanthus-Samen berichtet hatten, gelang es 1862 dem schottischen Arzt Thomas Fraser, aus dem Samen des Strophanthus kombé die Tinctura Strophanthus herzustellen. 1885 wurde sie in die Herztherapie eingeführt und 1893 ins deutsche Arzneibuch aufgenommen.

Die therapeutische Weiterentwicklung und der Nachweis der schnellen und starken Wirkung bei intravenös verabreichtem k-Strophanthin geht auf den deutschen Arzt Albert Fraenkel zurück, der sie 1906 bei schweren pectanginösen Zuständen anwandte.

Der Stuttgarter Internist Berthold Kern führte 1947 orales g-Strophanthin als Herzmittel zur Vorbeugung und Behandlung von Angina pectoris und des als Krankheit zunehmend aufkommenden Myokardinfarkts ein, was sich bis heute in der Therapie bewährt hat.

Wirkprinzip

In höheren (möglicherweise nur in toxischen) Konzentrationen (ca. > 50 nanomol / l), die klinisch nur durch intravenöses Strophanthin zu erreichen sind, hemmt g-Strophanthin die in Zellwänden lokalisierte Natrium-Kalium-Pumpe (Rezeptor für Herzglykoside). Diese Na-K-Pumpe (synonym: Na-K-ATPase), die besonders zahlreich (millionenfach) in Nerven- und Herzmuskelzellen vorkommt, pumpt Natriumionen aus der Zelle hinaus und Kaliumionen hinein, was für viele fundamentale Zell-Funktionen wichtig ist. Diese Hemmung der Na-K-Pumpe wird vom Lehrbuch als die klassische Wirkung der Herzglykoside gesehen, die über den erhöhten zellulären Gehalt an Natrium und somit auch Calcium (via Natrium-Calcium-Austauscher) zu einer Steigerung der Kontraktionskraft der Herzmuskelzelle führt (sog. positiv inotroper Effekt), ein wichtiger Effekt bei Herzinsuffizienz, der klassischen Indikation der Herzglykoside.

In geringen Konzentrationen von ca. 0,1 piko-mol / l bis zu 10 nano-mol / l wirkt Strophanthin hingegen stimulierend auf die Na-K-ATPase (z.B. Gao et al. 2002, Saunders u. Scheiner-Bobis 2004). Dies führt in den Zellen nicht nur zu einer Senkung des Natrium-, sondern auch des Calciumgehalts. Diese physiologische Funktion ist in über 50 unwiderlegte Studien beobachtet worden und beginnt, von immer mehr Forschern endlich anerkannt zu werden, z. B. Prof Schoner (Giessen) in seiner Abschiedsvorlesung. Eine Frage der Zeit, wann der eigentliche Wirkmechanismus des Strophanthins auch im Lehrbuch zu finden sein wird, welches bislang nur von der Hemmung der Na-K-Pumpe berichtet.

In diesen niedrigen Konzentrationsbereich fallen die endogen gebildeten Mengen an g-Strophanthin und auch die nach oraler Einnahme des Mittels (6 mg) im Plasma des Menschen gemessenen Konzentrationen – bis zu 0,8 ng / ml = 1,4 nano-mol mit Antikörper-Assay (Greeff et al. 1974) und bis zu 4,7 ng / ml = 8 nano-mol mit radioaktiver Markierung des g-Strophanthin-Moleküls (Erdle 1979, Marchetti et al. 1971). g-Strophanthin zeigte selbst in der äußerst geringen Konzentration von 0,001 piko-mol = 1 femto-mol / l) eine Wirkung bei der Steigerung der Fettsäure-Oxidation von Herzmuskelzellen (Riehle et al. 1991, Riehle u. Bereiter-Hahn 1994), eine Konzentration, die man längst nicht mehr messen kann (wohl aber durch Verdünnen herstellen). Die nach Einnahme von homöopathischem g-Strophanthin (D4) zu erwartenden Blutspiegel liegen um ca. fünf Größenordnungen höher (0,1 nano-mol / l) als diese noch wirksame Konzentration.

Niedrige Konzentrationen an g-Strophanthin können aber dennoch einen positiv inotropen Effekt hervorrufen, also die Kontraktilität des Herzmuskels steigern (Piscitello u. Maggi 1973, Dohrmann u. Schlief-Pflug 1986, Horackova u. Mullen 1988, Aceto u. Vassalle 1991, siehe auch Su et al. 2003), weil ein überhöhter Calciumgehalt, der bei Herzerkrankungen häufig ist, negativ inotrop wirkt (Aceto u. Vassalle 1991). Zwei Drittel der Patienten mit schwerer Angina pectoris in der Studie von Dohrmann u. Schlief-Pflug 1986 zeigten einen positiv inotropen Effekt und die anderen einen negatv inotropen Effekt nach oraler Einnahme von 12 mg oralem g-Strophanthin.

Digitalis vermag die Na-K-Pumpe nicht zu stimulieren (Saunders u. Scheiner-Bobis 2004), woraus sich die unterschiedliche klinische Wirkung herleitet (Digitalis wirkt meist negativ bei Herzinfarkt und Angina pectoris).

Da jede Körperzelle Natrium-Kalium-Pumpen aufweist, kann g-Strophanthin auf mehrere beteiligte Komponenten positiv einwirken und zeigt Qualitäten im Wirkkreis einer ganzen Reihe von Einzel- Medikamenten.

Strophanthin wirkt

auf die von einer Minderdurchblutung betroffenen Herzmuskelzellen, die diese Situation mit Strophanthin besser überstehen können (Effekt wie ein Calcium-Antagonist). Da bei einer Minderdurchblutung die Natrium-Kalium-Pumpe in ihrer Aktivität vermindert ist (u.a. durch Freie Radikale und niedrigen pH-Wert), und zur Akkumulation von Natrium und Calcium führt, welches bei Überschreitung eines gewissen Schwellenwertes den Zelltod auslöst (calcium overload), ist die Stabilisierung der Na-K-Pumpe durch g-Strophanthin von zentraler Bedeutung (Ko et al 1995). Zumindest könnte man so die Randbereiche vor der Nekrose schützen und das Infarkt-Areal minimieren.


auf die Nervenzellen im Herzmuskelgewebe (Sharma et al. 1980) und die Nebennieren (Gutman u. Boonyaviroj 1977), die mit geringen Konzentrationen Strophanthin weniger Streßhormone ausschütten (Endeffekt wie ein Beta-Blocker),


auf den Bluthochdruck, der durch Strophanthin gesenkt wird, und zwar durch k-Strophanthin i.v.(Qi et al. 2001, Agostoni et al. 1994) und orales g-Strophanthin (Salz u. Schneider 1985, Kracke 1954; Kern 1969, S. 122 ff)


auf die Durchblutung des Herzmuskels, die mit Strophanthin verbessert wird (v.Ardenne et al. 1991, Vatner u. Baig 1978) – durch Wirkung auf die Arterien (Branco u. Osswald 1986, Broekart u.Godfraind 1973) - auch indirekt über das Zentralnervensystem, Lopez et al. 1988) - und die roten Blutkörperchen, deren Verformbarkeit auch im sauren Milieu gesteigert wird (Ernst u. Saradeth 1991), ein ASS-ähnlicher Effekt. Diese Fähigkeit der Erythrozyten ist besonders wichtig, da ihr Durchmesser (8 Mikrometer) größer ist als der der Kapillaren (3 Mikrometer), durch die sie – langgestreckt in U-Boot-Form – hindurchschlüpfen müssen. Sie können dies jedoch nicht so gut, wenn sie in der Situation einer Ischämie (Minderdurchblutung) oder eines durch Streß-Hormone hochgepeitschten Stoffwechsel mit resultierender Säure-Entwicklung und Hemmung der Na-K-Pumpe voll Natrium und Wasser sind und prall werden, vergleichbar mit einem voll aufgepumpten und starren Ball (Schmid-Schönbein 1982). Dies schränkt den Blutfluß und den Abtransport der Säuren (weiter) ein, d.h. der Säuregehalt des Gewebes steigt und hemmt die Natrium-Kalium-Pumpen aller Zellen noch mehr – ein Teufelskreis, der sich bis zum Absterben von Herzmuskelgewebe hochschaukeln könnte, auch ohne eine Thrombose. Es gibt nämlich etliche Studien, die die (relativ) geringe Häufigkeit von koronaren Thrombosen belegen, z. B. 20 % von Prof. Doerr 1974, dem ehemaligen Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Pathologie, und 49 % von Murakami et al. im American Journal of Cardiology 1988. Es handelt sich um einen unbeachteten Mechanismus, wie ein Herzinfarkt entstehen oder zumindest vergrößert werden könnte.

Strophanthin hat eine Sympathikus-hemmende (Agostoni et al. 1994, Sharma et al. 1980, Gutman u. Boonyaviroj 1977) und Parasympathikus-stärkende Wirkung (Joubert 1981, Lopez et al. 1988, Branco u. Osswald 1988). Hierdurch könnte Strophanthin z. B. die Arteriolen im Myokard erweitern, bei denen beobachtet wurde, dass sie bei Ischämie nicht etwa weiter werden, sondern in einer Sympathikus-vermittelten, paradoxen Reaktion kontrahieren (L´Abbate A 1999, Heusch et al. 1985). Ebenso könnte Strophanthin durch seine vegetative Wirkung Koronarspasmen reduzieren, die das Aufbrechen von sog. instabilen Plaques auslösen können. Darüber hinaus könnte Strophanthin aufgrund eines entzündungshemmenden Effekts (Matsumori et al. 1997) auch zu einer direkten Reduktion dieser instabilen Plaques führen.

Die Gesamt-Wirkung ähnelt der eines Nitro-Präparates, das üblicherweise bei Angina pectoris gegeben wird - nur daß erfahrungsgemäß bei g-Strophanthin die Gefahr des Blutdruck-Abfalls und der Gewöhnung vermieden wird. Diese Wirkung wurde von Belz et al. 1984 in einer Crossover-Doppelblind-Studie festgehalten und von Dohrmann und Schlief-Pflug 1986 bestätigt.

Außerdem wird beobachtet, daß bei Schafen die Infusion einer geringen Menge an g-Strophanthin nach einer Woche zu einer Senkung des Angiotensin II-Spiegels führt (Pidgeon et al. 1996), ebenso die intravenöse Gabe von 0,5 mg g-Strophanthin bei gesunden Versuchspersonen (Pidgeon et al 1994), ein Effekt, der beim Menschen durch ACE-Hemmer erreicht wird. Studienergebnisse an Patienten wären interessant.

Alternativmedizin

Schon von 1977 bis 1987 gab es eine Reihe von Publikationen über die weltweit besten Herzinfarkt-Überlebensraten, die ein öffentliches Krankenhaus in Berlin-West sowohl mit oralem g- als auch mit intravenösem k-Strophanthin erzielte, obwohl vorher die Werte durch den hohen Anteil an alten Menschen besonders schlecht waren (Dohrmann et al. 1977 a, Dohrmann u. Heller 1987) – nur übertroffen von einer Klinik in Sao Paolo, die mit g-Strophanthin i.v. arbeiteten (deMesquita 1979). Zum Zeitpunkt der Pensionierung des ärztlichen Leiters Prof. Rolf Dohrmann lagen Erfahrungen an über 1000 Patienten mit dieser Therapie vor (Dohrmann u. Heller 1987), die danach nicht aus medizinischen Gründen leider nicht weitergeführt wurde. Heute werden allgemein mittlerweile auch gute Ergebnisse erzielt, die aber mit zusätzlichem g-Strophanthin sehr wahrscheinlich noch zu steigern wären.

Die Studie zu oralem g-Strophanthin bei instabiler Angina pectoris in dieser Klinik (Dohrmann u. Dohrmann 1984) ergab bei vorbeugender Einnahme (magensaftresistente Kapseln) eine komplette Beschwerdefreiheit bei 122 von 146 Patienten nach einer Woche und bei 146 von 148 Patienten nach zwei Wochen (98,6 %), wobei alle anderen vorigen Medikamente mitsamt Nebenwirkungen weggelassen wurden (ß- Blocker, Calcium-Antagonisten, Nitrate usw. - bei einem Teil der Patienten wurde zusätzlich Pentoxyfyllin sowie Rauwolfia gegeben). Bei akut eingelieferten Patienten, die das Strophanthin ja zum erstenmal bekamen, zeigte sich immerhin eine Wirkung bei 85 % von ihnen innerhalb von 5-10 Minuten (Zerbeißkapsel mit perlingualer Resorption) (Dohrmann et al. 1977 b). Patienten könnten mit oralem g-Strophanthin noch vor Eintreffen des Notarztes sich selbst entscheidend helfen, wie folgende Erfahrungen unterstreichen: Ein deutsches Bergwerk hatte mit oraler g-Strophanthin-Therapie unter Tage in 10 Jahren keinen einzigen Herzinfarkt-Toten mehr, obwohl es vorher jährlich durchschnittlich drei waren. Die Ausfahrten aus dem Schacht wegen Angina pectoris und Herzinfarkten sanken um 80 Prozent. Strophanthin wurde hier nicht vorbeugend, sondern nur beim akuten Anfall gegeben (Brembach 1984).

Eine streng nach den gültigen Kriterien erstellte placebo-kontrollierte Doppelblindstudie, Salz und Schneider 1985, an 30 Patienten in sieben Praxen ergibt nach 14 Tagen eine beträchtliche und hochsignifikante positive Wirkung des oralen g-Strophanthins auf das Belastungs-EKG und die Angina pectoris-Anfälle. Kein einziger Patient profitierte nicht von dieser Therapie.Unter Gabe des Placebos kommt es bezüglich der Kriterien bei fast allen Patienten zu einer Verschlechterung.

Dosierung

Die Dosierung kann vom Patienten individuell nach Bedarf und Erfolg vorgenommen werden. In der Regel werden 1–4-mal täglich 3–6 mg oral verabreicht. Es besteht keine ernste Gefahr der Überdosierung: Suizidversuche mit bis zu 900 mg sind gescheitert, ohne dass bleibende Schäden zurückblieben.

Nebenwirkungen

Bei ca. 2 % der Patienten kommt es zu reversiblen Schleimhautreizungen (Entzündungen der Zungenschleimhaut / Durchfall). In der Roten Liste werden Nebenwirkungen und Gegenanzeigen aufgeführt, die sich aus der Einordnung als Herzglykosid ergeben. Sie wurden bislang bei oral verabreichtem Strophanthin nicht beobachtet.

Gegenanzeige ist eine ausgeprägte Sinus-Bradykardie (Rothmund 1974).

Wechselwirkungen: Gute Verträglichkeit mit allen Medikamenten.


Die Doppelblindstudie von Kubicek und Reisner berichtet bei 19 von 22 Patienten mit Koronarer Herzkrankheit im Belastungsversuch von einer EKG-Verbesserung (ST- Strecke) durch orales g-Strophanthin – in 7 Fällen sogar von einer völligen Normalisierung. Im Kontrollversuch hatten nur 4 von 22 Patienten keine Schmerzen, Schwindel oder Atemnot, mit g-Strophanthin waren es jedoch nur 4 von 22 Patienten, die eine solche Mißempfindung aufwiesen. Das Placebo zeigte keine Wirkung, Digitalis eine Verschlechterung, die z.T. zum vorzeitigen Abbruch des Versuchs führte.

Es gibt viele weitere Beispiele. Aufschlußreich sind die in den 1980er und 1990er Jahren dokumentierten praktischen Erfahrungen von über 4000 Ärzten, die orales g-Strophanthin meist überaus positiv beurteilen. Allein die Lektüre der Aussagen von über 300 ausgewählten und mit voller Adresse genannten Ärzten mit ihren fast schon unübertreffbar positiven Stellungnahmen (Apotheker A.Herbert GmbH 1984) ist so beeindruckend, daß man an der Wirkung des oralen g-Strophanthins auch bei größtmöglicher Skepsis, da es sich hier um eine Veröffentlichung der Herstellerfirma handelt, keinen Zweifel haben kann. Ein Placebo-Effekt von solcher Stärke und in solcher Verbreitung erscheint ausgeschlossen; eine manipulative „Bestechung“ von einem solchen Ausmaß ist bei dem begrenzten Etat der (damaligen) kleinen Herstellerfirma ebenso undenkbar, ebenso eine reine Erfindung der Ärzte-Adressen, die der Autor Rolf-Jürgen Petry stichprobenmäßig überprüfte. Ca. 2000 -3000 Ärzte therapieren heute in Deutschland sehr erfolgreich mit oralem g-Strophanthin.

Auch eine homöopathische g-Strophanthin-Zubereitung in niedriger Potenz zeigt bei Angina pectoris positive Wirkung. Die plazebo-kontrollierte Anwendungsstudie von Hupe und Balint 1988 an 40 Patienten mit Angina pectoris berichtet, daß homöopathisches g-Strophanthin (D4, Strophactiv®) zu objektiven EKG-Verbesserungen bei 60 % der Patienten in der Verum-Gruppe im Vergleich zu 15 % in der Plazebo-Gruppe führt. Da g-Strophanthin noch in Konzentrationen von 0,0001 und sogar bis 0,000001 nano-Mol wirksam ist, und nach Einnahme einer Dosis von Strophactiv® Blutspiegel von über 0,1 nano-Mol zu erwarten sind, einer Konzentration, die in etlichen neueren Laborversuchen wirksam verwendet wird, hat Strophactiv® sehr wahrscheinlich nicht nur eine homöopatische, sondern durchaus auch eine allopathische Wirkung.

Auch gibt es eine ganze Reihe von weiteren pharmakodynamischen Studien (z.T.doppelblind) am Menschen mit wesentlichen Verbesserungen der Schmerz-Symptomatik (Sharma et al. 1972)und des Leistungsvermögens, des EKGs (Sarre 1952, Sarre 1943), des Bluthochdrucks (s.o.), der Herzarbeit (u.a. s.o.), des Fließverhaltens des Blutes (s.o.)und der Durchblutung des Herzmuskels (s.o.) durch orales g-Strophanthin sowie etliche Studien an Tieren und Zellkulturen zu diesen und anderen Meßgrößen, z.B. können Meerschweinchen nach oraler g- Strophanthin-Gabe mehr als dreimal so lange schwimmen (!) (Moskopf und Dietz 1955), wobei g-Strophanthin die unter Kontrollbedingungen bei Überanstrengung beobachtete Hypertrophie der Nebenniere (Moskopf u. Dietz 1955) und des Herzens (Kuschinsky 1947) und die des Herzens bei Hypertonie (Yuan et al. 1993) verhinderte. Bei Mäusen mit Sepsis führt g- Strophanthin zur Vervierfachung der Überlebensrate durch Reduzierung der Bildung von TNFalpha und anderer Interleukine (Matsumori et al. 1997).

Bei akuter Herzinsuffizienz wurde Strophanthin i.v. als das am schnellsten wirksame Glykosid noch bis 1994 vom Lehrbuch (DeGruyter, siehe Luckhaupt-Koch) empfohlen, heute eher Digoxin (ohne pharmakologischen Grund), wenn überhaupt, da letzteres als zu langsam abgelehnt wird. Trotzdem halten im Jahr 2001 35 % der Notärzte Digoxin für unverzichtbar und 15 % für wertvoll (Bastigkeit 2001). Strophanthin sei ihnen dringend wieder empfohlen.

Darüber hinaus liegen positive Studienergebnisse für leichte bis mittlere Herzinsuffizienz (Apotheker A.Herbert GmbH 1984, Görlich 2000), Asthma bronchiale (Agrawal et al. 1986), Durchblutungsstörungen des Gehirns (Heiss et al. 1976, Birkmayer et al. 1961) und endogene Depression (Michalik et al. 1979) vor. Positive Wirkungen bei bis zu 30 weiteren Erkrankungen, bei denen die Aktivität der Natrium-Kalium-Pumpe im betroffenen Gewebe und/oder der leicht zugänglichen roten oder weißen Blutkörperchen vermindert ist, werden spekulativ nicht ausgeschlossen (Petry 2003).


Resorption

g-Strophanthin soll laut Lehrbuch oral nur eine sehr geringe Resorptionsrate haben (Ausscheidung von 1–4 % der verabreichten Dosis im Urin des Menschen). Dies stützt sich hauptsächlich auf zwei ältere kleine Studien mit einem Antikörper-Assay (Greeff et al. 1974, Rojsathaporn 1982) und könnte möglicherweise durch Speicherung dieser enogenen Substanz im Körper spekulativ erklärt werden. In zwei Studien, die mit radioaktiver Markierung des g-Strophanthin-Moleküls arbeiteten (Erdle 1979, Marchetti et al. 1971), wurden dagegen hohe Blutspiegel gemessen, die den von Greeff et al. (1974) vermuteten therapeutischen Schwellenwert (für Herzinsuffizienz) von 0,5 ng / ml um ein Vielfaches übersteigen. Eine gute Resorbierbarkeit von g-Strophanthin zeigte sich auch in einem Dutzend tierexperimenteller Studien mit radioaktiv markiertem Strophanthin, so z. B. waren bei Katzen nach 1 h 11 % nachweisbar (intraduodenal appliziert; Forth et al. 1969 a), bei Ratten nach 1 h 24 % (intraduodenal, Forth et al. 1969 b), bei Meerschweinchen nach 5 h 36 % (intraduodenal, Marzo et al. 1974), bei Meerschweinchen nach 6 h 45 % (oral, Leuschner u. Winkler 2001), bei Ratten nach 12 Stunden 20 % (oral, Buchtela 1970), bei Meerschweinchen nach 7 Tagen 67 % (oral, Garbe und Nowak 1968). In einer Arbeit mit dem g-Strophanthinpräparat Purostrophan®, das den Resorptionsbeschleuniger Natriumlaurylsulfat enthielt (Krause 1955) wurden Resorptionsschwankungen festgestellt (Verspohl 1973). Die Methodik dieser Studie ist aber als fragwürdig einzustufen, da die Messwerte vor oder nach Nahrungsaufnahme zusammengeworfen wurden. Ein anderes Präparat (Strodival®) wies diese Schwankungen hingegen nicht auf (Greeff et al. 1974).


Strophanthin (Ouabain) als Hormon

Nach jahrzehntelanger Suche nach einem digitalisartigen Hormon wurde zunächst 1991 die Identität des Gesuchten mit g-Strophanthin festgestellt (Hamlyn et al. 1991). In menschlichem Plasma wurden Ouabain-Konzentrationen von 9–190 piko-mol / l gemessen. Zur Bildung in den Nebenieren und / oder im Gehirn von Mensch und Tier gibt es sehr kontroverse Beobachtungen (Petry 2003).

Ursprünglich wurde für Ouabain eine Wirkung als natriuretisches Hormon postuliert, das über die Hemmung der Na-K-ATPase in der Niere wirken sollte. Die gleichzeitige Hemmung der Na-K-ATPase in den Arterien sollte als Nebeneffekt zu Bluthochdruck führen. Seither konnte aber gezeigt werden, dass Ouabain nicht natriuretisch wirksam ist, sondern im Gegenteil bei Salzentzug.vermehrt im Blut gefunden wird (Manunta et al. 2001). Marinobufagenin hingegen erfüllt beide genannten Kriterien (Fedorova et al. 2002).

Der Verdacht einer blutdrucksteigernden Wirkung gründete sich auch auf beobachtete widersprüchliche In-vitro-Studien, Untersuchungen an Ratten und statistische Zusammenhänge (vgl. in Petry 2003). So beobachtet man z. B. eine vermehrte Produktion von kontraktionsförderndem Endothelin in Arterienzellen des Menschen durch physiologische g-Strophanthin-Konzentrationen (Saunders u. Scheiner-Bobis 2004), andererseits führen solche Konzentrationen aber auch zur Steigerung der Reaktion von menschlichen Arterien auf das gefäßerweiternde Stickstoffmonoxid (NO; Woolfson u. Poston 1991) und zur Produktion von NO in Arterienzellen der Ratte (Dong et al. 2004). Die meisten Studien mit Ratten berichten von einer durch Ouabain hervorgerufenen Hypertonie, eine Reihe methodisch z. T. sehr ähnlicher Studien bestätigt dies jedoch nicht. Studien an anderen Tierarten als der Ratte zeigen keine Blutdrucksteigerung oder sogar eine Blutdrucksenkung (z. B. Pidgeon 1996). Die bislang größten statistischen Untersuchungen beim Menschen berichten, daß sowohl Gesunde (Wang et al. 2003) als auch Patienten mit Hypertonie (Lanzani et al. 2005) mit einer Mutation des alpha-Adducin-Gens einen höheren Blutdruck und niedrigere Ouabain-Spiegel aufwiesen und umgekehrt die Menschen ohne eine Mutation dieses Gens einen niedrigeren Blutdruck und höhere Ouabain-Spiegel hätten. Klinische Studien am Menschen zeigen keine Blutdrucksteigerung, vielmehr beobachtet man bei Patienten mit Hypertonie eine blutdrucksenkende Wirkung des intravenösen oder oralen g- oder k-Strophanthins (Qi et al. 2001, Agostoni et al. 1994, Salz u. Schneider 1985, Kracke 1954, Kern 1969, S. 122 ff.; siehe auch Ernst u. Saradeth 1991, Pidgeon et al.: 1994).