Traktor


Ein Traktor (Mehrzahl Traktoren, von lateinisch trahere, „ziehen“) ist eine Zugmaschine, die in erster Linie in der Landwirtschaft benutzt wird. Weitere Einsatzgebiete von Traktoren sind die Forstwirtschaft, Kommunalbetriebe, Flughäfen und das Bauwesen (Straßenbau, Erdbewegung, Garten- und Landschaftsbau). In Nord- und Mitteldeutschland wird neben Traktor auch der Begriff Trecker verwendet. Letzterer stammt aus der plattdeutschen Sprache und ist von trecken („ziehen“) abgeleitet. Im süddeutschen Raum werden auch die Begriffe Schlepper und zuweilen Bulldog verwendet. In Österreich und Deutschland lautet der amtliche verkehrsrechtliche Begriff für Traktor Zugmaschine.
Geschichte


Die ersten Traktoren wurden durch Dampfmaschinen angetrieben (Lokomobile). Später setzte sich in Europa der Dieselmotor als Antriebsquelle durch, während in Amerika noch einige Zeit auch Benzinmotoren zum Einsatz kamen. Bis in die 1960er Jahre hatten Traktoren eher geringe Motorleistungen, dafür jedoch hohe Drehmomente und stark untersetzte Getriebe. Moderne Traktoren weisen vielfach über 100 kW Leistung auf und können manchmal bis zu 80 km/h Geschwindigkeit erreichen.
Eine sehr bekannte Konstruktion stellt der Lanz Bulldog von 1921 dar, der auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch als Vorbild für viele Nachbauten weltweit diente und heute Liebhaberpreise erzielt. Er gehört bei jedem Treffen historischer Traktoren dazu; in verschiedenen Gegenden Deutschlands entwickelte sich der Name Bulldog umgangssprachlich gar zum Synonym für den Begriff Traktor. Das Lanz-Werk in Mannheim wurde 1956 von John Deere übernommen und ist heute die größte Traktorenfabrik Europas. Wegweisend in der Treckerentwicklung waren auch die Erfindungen der hinteren Dreipunktaufhängung mit Hydraulik (Dreipunkthydraulik) durch Harry Ferguson und der Zapfwelle, die sich ab ca. 1960 allgemein durchsetzten. Somit wurde aus der landwirtschaftlichen Zugmaschine ein sehr vielseitig nutzbarer Geräteträger.
Konstruktive Besonderheiten und Entwicklungsrichtungen


Erscheinungsbild
Bei Landmaschinenherstellern ist eine Lackierung in den Herstellerfarben üblich. So wählt der Traktorenhersteller Fendt grüne Motorhauben bei roten Felgen, John Deere grüne Motorhauben bei gelben Felgen, Case-NewHolland blau mit grauen Felgen usw.
Kabinenausstattung und Bedienelemente
- Kabinentüren sind meist rahmenlos ausgeführt und am B-Holm (dem zweiten von vorne an gezählt) nach vorne öffnend befestigt. Die Firma Schlüter verbaute Schiebetüren.
- Klimaanlagen gehören bei den aktuellen, größeren Modellen zur Standardausrüstung. Diese ermöglicht dem Fahrer in einer staubfreien, lärm- und schwingungsgedämmten Kabine zu arbeiten.
- Die häufigsten Unfälle mit Traktoren geschehen durch Umkippen. In Österreich müssen sie deshalb seit 1960, in Deutschland seit Anfang der 1970er Jahre, mit einem Überrollbügel ausgestattet werden. Im Zuge dessen wurden vermehrt überrollsichere Kabinen aufgebaut.
- Die Fahrersitze sind standardmäßig gefedert. Bei einfachen, meist kleineren Modellen bis 70 PS Leistung erfolgt dies mechanisch, darüber hinaus über eine Luftfeder samt Dämpfer. Relativ neu sind Luftfederkonzepte, welche der Schwingung aktiv entgegen wirken und somit die Bandscheibenbelastung des Fahrers im Gelände stark reduzieren helfen.
- Standardmäßig ist ein zweiteiliges Bremspedal verbaut. Für die Straßenfahrt sind i.d.R. beide Pedale mechanisch gekoppelt, bei langsameren Geschwindigkeiten kann über einseitige Bremsung die Lenkung unterstützt werden. Eine Ausnahme hiervon bildet die ABS Entwicklung des Herstellers Case-New Holland, bei dem die Bremspedale elektronisch in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit gekoppelt werden.
- Die vielfältigen Einstellmöglichkeiten der Motor-Getriebe-Kopplung, das Beleuchtungsmanagement sowie die umfangreichen Hydraulikeinstellungen führen dazu, dass sich in der Kabine Monitore zur Einstellung anstelle von Drehknöpfen durchsetzen.
- Traktoren besitzen in aller Regel ein Handgas, mit denen es möglich ist eine bestimmte Motordrehzahl einzustellen.
- Speziell für den Hopfenanbau werden Hopfenkabinen angeboten, die trapezförmig nach oben hin schmaler werden, um ohne Schaden durch die Bestände zu fahren. Zudem sind Niedrigkabinen im Angebot um auch niedrige Gebäude zu befahren.
- Die Frontscheibe kann optional geöffnet werden, damit man im Winter trotz beschlagender Scheibe in Stallgebäuden wieder freie Sicht hat. Die Heckscheibe kann serienmäßig geöffnet werden.
Getriebe, Achsen und Nebenantriebe
Traktoren besitzen deutlich mehr Gänge als PKW oder LKW. Die am Markt befindlichen Extreme bewegen sich von 8 Vorwärts und 4 Rückwärtsgängen bis zu 72 Vor- und Rückwärtsgänge je nach Typ. Dies wird meist durch mehrere Schalthebel erreicht, auf denen sich Elektroschalter für unter Last schaltbare Gänge befinden (Lastschaltgetriebe). Seit einigen Jahren finden sich hydro-mechanische Getriebe, welche stufenlose Geschwindigkeiten ohne Kraftflussunterbrechung von 20 Metern pro Stunde bis 60 km/h ermöglichen.
Bei den Arbeitseinsätzen von Traktoren werden diese Geschwindigkeiten vielfach benötigt:
- 20-300 Meter je Stunde im Einsatz mit Straßenbaufräsen und in Gemüse- und Erdbeerfeldern
- 3-10 km/h für typische landwirtschaftliche Arbeiten wie Bodenbearbeitung, Dünge- und Pflanzenschutzeinsätze.
- 11-20 km/h für Strohbergung und Striegelarbeiten auf Stoppelfeldern.
Zudem sind viele Gangabstufungen für Transportarbeiten günstig, da Traktoren im Vergleich zu LKW oft sehr geringe Leistungen im Verhältnis zum Gesamtgewicht des Zuges haben.
- stufenlose Getriebe ergeben die Möglichkeit einer komplexen Motor-Getriebesteuerung, die den Betrieb des Motors im Verbrauchs- bzw. Leistungsoptimum ermöglicht.
- Durch die steigenden Fahrgeschwindigkeiten von Traktoren (bis zu 80 km/h beim JCB Fastrac) und durch die geringe Dämpfung der großvolumigen Traktorreifen besitzt ein Großteil der heutigen Traktoren eine Vorderachsfederung. Die Vorderachse wird meistens durch ein hydraulisches oder ein pneumatisches System gefedert. Traktoren mit Vollfederung sind bisher nur wenig verbreitet, obwohl sie Vorteile für den Fahrkomfort, die Fahrsicherheit und den Bodenschutz mit sich bringen.
- Differentialsperren sind serienmäßig verbaut. Sie ermöglichen, dass beide Räder einer Achse kraftschlüssig sind. Bei Nichtgebrauch der Differentialsperre bei Bodenbearbeitung würde sonst ein Rad durchdrehen, das andere jedoch stillstehen. Es gibt Differentialsperren in unterschiedlichsten Ausführungen: teils automatisch tätig Selbstsperrdifferential, teils manuell aktiviert durch Schalter oder Fußpedal. Zudem haben Differentialsperren unterschiedliche Toleranzgrenzen: manche verbinden beide Räder starr, sodass es zu einer Sperrwirkung von 100 % kommt. Andere Bauarten erlauben einen gewissen Schlupf eines Rades.
- Wegzapfwellen sind eine Sonderbauform der Zapfwelle. Mit ihnen ist der Antrieb der Achsen spezieller Anhänger möglich. Die Drehzahl der Wegzapfwelle ist abhängig vom gewählten Gang und der Fahrgeschwindigkeit/Motordrehzahl. Ein Betrieb im Stand ist folglich nicht möglich aber auch nicht sinnvoll.
- Heutige Traktoren sind in der Regel mit zuschaltbarem Allradantrieb ausgestattet. Rein hinterradgetriebene Maschinen sind die Ausnahme geworden. Der Allradantrieb besitzt - bis auf eine Ausnahme im Weinbaubereich - Voreilung: dabei erreichen die Vorderräder eine etwa 2 % höhere Fahrgeschwindigkeit als die Heckräder und beugen somit Verspannungen im Getriebe vor. Der zwangsweise entstehende Schlupf ist tolerierbar, solange keine Straßenfahrt bzw. Arbeiten mit Geschwindigkeiten über 15 km/h stattfinden.
Gesetze und Auflagen
Landwirtschaftlich genutzte Traktoren benötigen in der Regel keinen Tachographen, der die Lenk- und Ruhezeiten wie in LKW aufzeichnet. In der Diskussion waren Tachographen bei Transporten für gewerbliche geführte Biogasanlagen. Bei den teils LKW-nahen Motorleistungen, den Abmaßen sowie Zug-Gesamtgewichten von 40 Tonnen bleibt eine Tachographenpflicht jedoch weiter in der Diskussion.
Motor
- Standard sind Dieselmotoren mit 4 oder 6 Zylindern, die über die Faktoren Hubraum, Ladeluftkühlung, Abgasturbolader oder auch verstellbare Einspritzpumpen Boost auf verschiedene Leistungen eingestellt werden.
- Bislang wurden Motorelemente sowie dessen direkten Anbauteile wie Druckluftbeschaffungsanlagen bedarfsunabhängig angetrieben. Entwickler haben erste Lösungen vorgestellt, bei denen Kühlerflügel, Druckluftbeschaffung oder auch Hydraulikpumpen dank elektrischer Antriebe nur im Bedarfsfall Motorleistung verbrauchen.
- alternative Antriebssysteme wie Wasserstoffantrieb oder Biogasantrieb sind in wenigen Jahren serienreif. Im Gegensatz zu PKW oder LKW braucht weder auf die verbleibende Nutzlast noch auf den benötigten Bauraum geachtet zu werden, da beides bei Traktoren leicht erweiterbar ist. Einzige Konstruktionshürde im Vergleich zu PKW und LKW sind die massiven Erschütterungen bei Geländeeinsätzen.
- Ebenfalls angedacht wurden dieselelektrische Antriebe des Traktors. Insbesondere ist hier der Eltrac auf Basis eines New Holland der Serie M zu nennen. Zu einem Marktdurchbruch kam es bislang bei keiner der alternativen Antriebsformen.
Bereifung




Standardtraktoren besitzen 4 Reifen, wobei die Bereifung der Vorderachse einen kleineren Durchmesser als die der Hinterreifen hat. Dies dient vor allem einem geringeren Wendekreis, sowie einer besseren Sicht auf Frontarbeitsgeräte. Standardreifen haben ein grobes Stollenprofil, um eine kraftschlüssige Verbindung mit dem Ackerboden sicherzustellen. Der Fendt Trisix besitzt als Sonderbauform 6 gleichgroße Reifen und der Deutz-Fahr Agro XXL 8 gleichgroße Reifen.
Der Trend zu immer stärkeren und schwereren Maschinen (höhere Zugkraft) hat als Folge auch eine höhere Bodenverdichtung und damit geringere Bodenerträge.
- Terrareifen sind ballonartigen Niederdruckreifen die das Fahrzeuggewicht besser verteilen und durch den niedrigen Reifeninnendruck auch weniger Bodendruck verursachen,
- für Arbeiten während des Wachstums der Kulturpflanzen wurden in den vergangen Jahren oft sogenannte Pflegereifen genutzt. Sie hatten eine Breite von nur 9-14 Zoll. Vorteil war der geringe Flächenverlust durch Niederfahren, Nachteil die geringe Tragkraft vor allem bei Nässe, die dann auch zu Bodenverdichtungen führte. Durch größere Arbeitsbreiten von Düngerstreuern und Feldspritzen fällt der Anteil geringer aus, somit werden vermehrt breitere Fahrgassenspuren unbestellt gelassen. Ausserdem entfällt so das arbeitsintensive und gefährliche Wechseln der bis zu 2 Meter hohen Reifen samt Felge.
- für Arbeiten bei wenig tragfähigem Boden werden Zwillingsreifen aufgezogen. Dabei wird ein zweites , vollständiges Rad am eigentlichen Rad des Schleppers montiert. Kommt zu den Zwillingsreifen noch eines hinzu spricht man von Drillingsbereifung. Die Kontaktfläche erhöht sich erheblich. Die Fahrzeugbreite liegt aber oft nicht mehr im straßentauglichen Bereich.
- Reifendruckregelanlagen sind optional erhältlich. Sie können ohne Absteigen des Fahrers den Luftdruck der Reifen auf 0,7 bar absenken, sowie auf bis zu 2 bar hochpumpen. Vorteil hohen Luftdrucks ist die höhere Tragkraft und geringer Verschleiss bei Straßentransporten. Bei niedrigen Innendrücken platten die Reifen ab (Walking-Effekt) , so dass sich die Aufstandsfläche vergrößert. So werden bessere Bodenschonung und weniger Schlupf erreicht.
- Raupenbänder aus Gummi mit Aufstandslängen von 2 Metern sind vor allem bei Großtraktoren ab 300 PS Leistung zu finden.
- Stahlräder haben ihre Bedeutung verloren. Einzig im Reisanbau sind noch Stahlversionen im Einsatz.
Verbindungsstellen zu Landmaschinen und Anhängern


Verbindung von Traktor und Gerät
- Anhängerkupplung ( vorn und hinten über 40 mm Bolzen)
- Zugpendel
- Hitch
- Piton-Fix
- Kugelkopfkupplung K 80 spielfreie Kupplungskugel ähnlich der PKW Anhängung in verstärkter Version
- Dreipunkthydraulik hinten und vorn (optional), mit selbstarretierenden Schnellkupplungen, auch Fanghaken genannt ( optional )
- Ackerschiene
- Schnellkuppeldreieck
- Frontlader (optional)
- Kommunalanbauplatte
- Sattelkupplung bei Großtraktoren
- Zwischenachsanbau historische Bedeutung für Mähwerksanbauten
Energieübertragungsverfahren
- Zapfwelle hinten (optional vorn): Die vom Motor erzeugte Bewegungsenergie (Rotation) wird über Kurbelwelle und Zapfwellengetriebe auf die angehängten/angebauten Geräte übertragen. Bei der serienmäßigen (Motor-)Zapfwelle wird über ein Zwischengetriebe bei Bedarf eine Drehzahl von 540 oder 1000 Umdrehungen pro Minute geschaltet. Diese liegt standardmäßig im Leistungsoptimum des Motors bei rund 2000 Motorumdrehungen. Ebenfalls erhältlich sind sogenannte Spar- oder ECO-Zapfwellendrehzahlen. Sie erreichen die 540-er oder 1000-er Normdrehzahl bereits bei kraftstoffsparenden 1600 Motorumdrehungen und eignen sich für leichtere Antriebsarbeiten wie z.B. für Heuwender. Ein Sonderfall ist die 430-er Normdrehzahl, welche bei 2000 Motorumdrehungen erreicht wird. Diese Drehzahl, die vor allem in Bergregionen angeboten wird, erlaubt den langsamen Antrieb eines Ladewagens im Heck bei gleichzeitigem Erreichen der vollen 1000-er Drehzahl der Frontzapfwelle. Dort erhält ein Frontmähwerk seine volle benötigte Drehzahl, während der Ladewagen im Heck mit seinem Förderaggregat (Pick-Up genannt) grasnarbenschonend langsam arbeitet.
- Stromanschluß 12 Volt für geringverbrauchende Motoren und Stellglieder sowie für Fahrbeleuchtung der Feldgeräte und Anhänger
- Stromanschluss mit 400 Volt Stecker zum Antrieb von geringverbrauchenden Geräten wie Düngerstreuern. Bislang ist dieses Projekt des Herstellers John Deere noch nicht serienreif bzw. von Berufsgenossenschaften für den breiten Einsatz zugelassen.
- Hydraulikanschlüsse hinten (optional vorn oder am Aufstieg), zum Antrieb und Ansteuerung von Motoren und Ventilen an Feldgeräten, Frontladern und Anhängern: Die Hydraulikpumpe des Traktors erzeugt einen Ölstrom, der die vom Traktormotor erzeugte Bewegungsenergie über Leitungen an fahrzeugeigene oder an den Feldgeräten angebaute Kraftwandler (einfach und doppelt wirkende Hubzylinder bzw. Hydraulikmotoren) überträgt. Neben herkömmlichen Zahnradpumpen finden immer mehr Axialkolbenpumpen Verbreitung, die nur bei Ansteuerung größere Antriebskräfte vom Motor verlangen.
- Hydraulikanschluss hinten zur Ansteuerung der Anhängerbremsen. Dieses Verfahren ist in anderen EU-Ländern als Deutschland gängig und zulässig für Anhänger bis 8 t zulässigem Gesamtgewicht.
- Druckluftanschluß für Bremsen der Anhänger (optional) Heute besteht dieser Anschluss aus gelber Bremsleitung und roter Vorratsleitung und ist somit kompatibel zu LKW-Anhängern. Bis in die 1980er Jahre war eine Einkreisdruckluftanlage üblich, bei der ein schwarzer Bremsschlauch mit größerem Querschnitt alle Funktionen übernehmen musste. Mittlerweile hat diese Einkreisbremsanlage nur noch Bestandsschutz in der Landwirtschaft, darf aber aus Sicherheitsaspekten nicht mehr an neuen Anhängern verbaut werden.
- Riemenscheibe zum Antrieb von Dreschmaschinen und ähnlichem per Lederriemen. Diese Energieübertragung war bei Traktoren bis etwa Baujahr 1950 zu finden.
Verwendung und spezielle Bauformen


Die Fahrzeuglenkung erfolgt mit (elektro-)hydraulischer Unterstützung. Heutige Traktoren gibt es für viele Verwendungszwecke in allen Formen, wie ganz kleine, die vor allem im Gebirge in der Forstwirtschaft oder Almwirtschaft eingesetzt werden können, sehr schmale für den Weinbau bzw. Hopfenanbau, oder große für den Ackerbau im Flachland. Als häufig genutzte Zusatzausrüstung an Traktoren ist ein Frontlader, manchmal auch ein Hecklader angebracht.
Sonderformen stellen der Unimog, der Geräteträger und der so genannte Muli dar, die meist mit einem etwas längeren Radstand als andere Traktoren konstruiert sind. Der Geräteträger verfügt vorn vor oder über dem Unterflurmotor über einen weiteren Anbauplatz für zusätzliche Arbeitsmaschinen (alternativ eine Ladepritsche), während der Unimog und der Muli hinter der Fahrerkabine noch eine Transportfläche aufweisen und sehr geländegängig sind. Der Muli wird vor allem in Westösterreich, der Schweiz und Südtirol eingesetzt. Auch die sog. Trac-Schlepper (MB-Trac, Deutz INTRAC, JCB Fastrac, Claas XERION (veränderbare Kabinenposition), bei denen der Arbeitsplatz des Fahrers weiter vorn oder mittig zwischen den Achsen positioniert ist, weichen von der herkömmlichen Standard-Bauweise ab. Traktoren ab 300 PS Motorleistung verfügen meist über eine Knicklenkung. Eine andere vereinfachte kleine Schlepperform ist der handgeführte Einachsschlepper.
Anbaugeräte


Neben seiner Grundfunktion als Zugmaschine kann ein Traktor eine Vielzahl von Maschinen über seinen Nebenantrieb, die eingebaute Hydraulikanlage oder elektrischen Strom antreiben.
In der einfachsten Form dient der Traktor nur als Zugfahrzeug |
Das Gerät wird gleichzeitig gezogen oder vom Traktor getragen und über die Zapfwelle oder hydraulisch angetrieben |
Das Gerät wird über die Zapfwelle oder die Hydraulik angetrieben, während der Traktor steht |
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Hinsichtlich der Anbringung am Traktor wird bei diesen Geräten unterschieden zwischen
- Anbaugeräten, die (flexibel) in die Dreipunkthydraulik eingehängt werden und
- Aufbaugeräten, die (extrem belastbar) fest mit den Rahmen verbunden sind.
Aufbaugeräte finden sich zum Beispiel bei Schleppern mit Forstausrüstung (schwere Doppeltrommel-Seilwinde mit Funkausrüstung, Polterschild, „Frontpolterteil“, Sicherheitskabine, Fensterschutzgitter, schwingungsgedämpftem Fahrersitz, Astabweisern, Schutzabdeckungen – u. a. Reifenventile, Unterboden – sowie verstärkten Reifen). Solche Traktoren stellen einen Übergang zu Spezialmaschinen dar (z. B. Forstspezialmaschinen mit Knicklenkung).
Gerade in der Landwirtschaft werden diese Geräte oft regional sehr unterschiedlich bezeichnet. Viele Geräte, die früher von einem Traktor angetrieben wurden, sind heute selbst so groß und speziell, dass sie eigenständige Maschinen sind, wie z. B. Mähdrescher, Häcksler , Roder oder Forstspezialmaschinen.
Neuere Entwicklungen sehen vor, dass Anbaugeräte über das Bussystem ISOBUS an den Traktor angeschlossen werden. Die Steuerung der Geräte erfolgt dabei einheitlich über ein in den Traktor integriertes Bus-Terminal. Das Nachrüsten von älteren Traktor-Modellen mit Bus-Terminals ist ebenfalls möglich.
Fahrerlaubnis
Die Führerscheinklassen zum Betrieb landwirtschaftlichen Gerätes sind in Europa national geregelt. Sie gelten nicht international.
Deutschland
In Deutschland ist zum Führen eines Traktors eine Fahrerlaubnis der Klasse L (mit 16 Jahren oder mit Sonderantrag mit 15) (früher Klasse 5) erforderlich. Ohne Anhänger darf man Maschinen mit einer durch die Bauart bestimmten Höchstgeschwindigkeit bis 32 km/h fahren. Die Mitführung eines zulassungsfreien Anhänger (25 km/h; grünes Wiederholkennzeichen) ist erlaubt. Zum Führen eines schnelleren Traktors ist Klasse T (wenn nicht vorhanden, dann in Abhängigkeit vom zGG entweder B, C1 oder C, bei Anhängerbetrieb mit "E"), erforderlich. Ab 16 Jahren bis 18 Jahren ist maximal 40 km/h erlaubt. Ab 18 Jahren kann der Landwirt dann Traktoren bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h fahren. Fährt der Traktor schneller als 32 km/h und wird er zu einem nicht landwirtschaftlichen Zweck benutzt, so ist ein Führerschein der Klasse C (bei Betrieb ohne Anhänger) bzw. CE (mit Anhänger) erforderlich.
Österreich
Notwendig ist eine Lenkberechtigung bzw. Führerschein der Klasse F. Hat die Zugmaschine eine Bauartgeschwindigkeit von nicht mehr als 10 km/h (und damit kein Kennzeichen), so gilt die Zugmaschine als Fuhrwerk und es ist keine Lenkberechtigung notwendig. Mit der Lenkberechtigung der Klasse F dürfen alle Zugmaschinen gelenkt werden, deren Bauartgeschwindigkeit 50 km/h nicht übersteigt. Außerdem dürfen auch Anhänger über 750 kg Gesamtgewicht gezogen werden, ohne dass eine zusätzliche Lenkberechtigung benötigt wird.
Für Zugmaschinen mit höherer Bauartgeschwindigkeit als 50 km/h benötigt man entweder einen Führerschein der Klasse B (bei Zugmaschinen bis 3500 kg höchster zulässiger Gesamtmasse) oder Klasse C.
Die Lenkberechtigung der Klasse F gilt nur im Inland.
Traktoren als Hobby

Oldtimerfreunde
Etwa seit den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts finden sich in Deutschland und Österreich verstärkt Traktorliebhaber, die alte Traktoren und die dazugehörigen Anbaugeräte restaurieren und wieder fahrfähig machen. Die Traktorliebhaber finden sich oft in Interessengemeinschaften oder eingetragenen Vereinen zusammen, die Traktortreffen mit diversen Vorführungen und Ausfahrten in den jeweiligen Regionen organisieren. Die Vereine nennen sich meist Traktorfreunde, Bulldogfreunde, Freunde alter Landmaschinen usw. und sind teils markenbezogen (Lanz, Eicher, Hanomag, Deutz, FAHR, Fendt, Güldner, Porsche, McCormick, Unimog, Schlüter usw.) In Österreich gibt es Traditionsvereine, die speziell eines der ersten Modelle von Steyr den so genannten 15-er, der erstmals Ende der 1940er Jahre bis in die 1960er gebaut wurde, sammeln und pflegen.
Traktorpulling
Besonders hohe Leistungen weisen sogenannte Sporttraktoren auf, die für das Tractor-Pulling eingesetzt werden, eine Motorsportart, die im 20. Jahrhundert in USA aufkam und sich Anfang der 80er Jahre auch über Europa ausbreitete. Beim Tractor Pulling geht es darum, einen Bremswagen, der seinen Zugwiderstand streckenabhängig erhöht, auf einer 100 m Piste möglichst weit zu ziehen. In der Freien Klasse liegen die Leistungen der Traktoren bei bis zu 10.000 PS.
Fachpresse
Die zunehmende Sammelleidenschaft für historische Landmaschinen in der Bevölkerung zog auch die Gründung diverser Fachzeitschriften nach sich, die nach langer Dominanz klassischer Vereinsnachrichten den Markt um professionelle journalistische Produkte bereicherten. Diese Publikationen sind meist im Bahnhofsbuchhandel erhältlich. Sie informieren im Zeitschriften-Format und in Farbe über interessante Restaurierungs-Projekte, Vereinsaktivitäten, Schleppertreffen und vieles mehr.
Führende Zeitschriften:
- Schlepperpost (Verlag Klaus Rabe)
- Oldtimer Traktor (VF Verlagsgesellschaft mbH) - vereinigt mit "AgroClassic"
Diese Zeitschriften machen ihre Inhalte allerdings kaum im Internet verfügbar. In diese Bresche springen (vor allem im englischsprachigen Raum) unabhängige Journalisten die ihre Reportagen z. B. in Form von Blogs zugänglich machen.
Für aktuelle Landtechnik sind die führenden Zeitschriften:
- profi (Landwirtschaftverlage Münster)
- top agrar (Landwirtschaftsverlag Münster)
- DLZ
- sowie die landwirtschaftlichen Wochenblätter wie die LZ Rheinland
- boerderij.nl
- farmers weekly
- mechanisatie.nl
Film
- Oliver Schmid, Marcus Hansmann: Legenden der Landwirtschaft – Deutsche Traktor-Legenden. Bulldog, Stier und Dieselross: Hinter diesen Namen verbergen sich Traktorlegenden, deren Faszination noch immer ungebrochen ist. Dokumentarfilm, D, 2008. (auch als DVD, ASIN B001M8U02M)
Siehe auch
Traktormarken
Sonstiges
- Landwirtschaftsreifen
- Forstwirtschaft
- Landwirtschaft
- Landmaschine
- Allradantrieb
- Trecker Treck
- Schienentraktor
- Zweiwegefahrzeug
- Liste landwirtschaftlicher Geräte und Maschinen
- Vulkan-Trophy (24-h-Oldtimertraktorenrennen)
Literatur
- Nick Baldwin: Klassische Traktoren aus aller Welt. Das Bild-Lexikon der Marken und Modelle aus aller Welt. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-613-02572-8
- Georg Bauer: Faszination Traktoren und Ernte. DLG-Verlag, Frankfurt/M. 2007, ISBN 978-3-7690-0691-9
- Dr. Klaus Krombholz, Dr. Hasso Bertram und Hermann Wandel: 100 Jahre Landtechnik - von Handarbeit zu High-Tech in Deutschland. DLG-Verlag, 2009, 320 Seiten S.;ISBN 978-3-7690-0737-4
- Wolfgang H. Gebhardt: Deutsche Traktoren seit 1907. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-613-02620-1
- E. L. Barger: Tractors and their power units. John Wiley & Sons, New York ca. 1952 (Digitalisat)
- Harold E. Gulvin: Farm engines and tractors. McGraw-Hill, New York 1953 (Digitalisat)
- H. J. Hine: Tractors on the farm. Use and maintenance. Farmer & Stock-Breeder, London 1947 (Digitalisat)
- Albert Mößmer: Das große Buch der Traktoren. Typen - Technik - Einsatz. GeraMond Verlag GmbH, München 2006, ISBN 978-3-7654-7788-1