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Rauf Ceylan

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Rauf Ceylan (* 19. Juni 1976 in Duisburg/Deutschland) ist ein deutsch-kurdischer Religionswissenschaftler und Buchautor. Seit 2009 ist er Professor für Religionswissenschaften an der Universität Osnabrück. [1]

Wissenschaftlicher Werdegang

Von 1996 bis 2001 studierte Ceylan an der Fachhochschule Dortmund am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften. Von 2001 bis 2006 war er dort zudem als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Parallel arbeitete er von 2001 bis 2002 am Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung und studierte an der Ruhr-Universität Bochum. 2006 promovierte er mit magna cum laude zum Thema Ethnische Kolonien, wo er sich in einer empirischen Arbeit u.a. mit türkischen Moscheen auseinandersetzte. Zwischen 2007 und 2009 war Ceylan als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Dezernat des Oberbürgermeisters der Stadt Duisburg angestellt. Dort übernahm er die wissenschaftliche Begleitung zu den Themen Islam, islamische Organisationen sowie Migration und Integrationsfragen. Seit September 2009 lehrt er an der Universität Osnabrück Religionswissenschaften mit dem Schwerpunkt "Gegenwartsbezogene Islamforschung". Zudem schult er seit 2008 im Auftrag der Konrad-Adenauer Stiftung türkische Imame in der Türkei in Landeskunde und Integrationsfragen.

Rezeption seiner Arbeiten

Ceylan hat verschiedene Schriften zur gegenwartsbezogenen Migrations- und Islamforschung verfasst. In seinem Buch über Ethnische Kolonien beschreibt er, welche Rolle türkische Moscheen und Männer-Cafés für den Integrationsprozess von türkeistämmigen Migranten in Deutschland spielen.

  • "Es gelingt Ceylan, dem mangelhaften empirischen Erkenntnisstand über das Innenleben türkischer Muslime in Deutschland mit dieser Studie entgegenzuwirken und damit eine Forschungslücke zu schließen. Als türkischsprachiger Wissenschaftler hat er Zugang zur untersuchten Gruppe, der häufig anderen fehlt, und er hat ihn gut und sinnvoll genutzt. Ceylan verbindet seine empirischen Beobachtungen und zahlreichen Zitate aus den Interviews, die er in den Moscheen und Cafés durchgeführt hat, zum Teil mit weiteren Erkenntnissen aus der Fachliteratur und theoretischen Interpretationen."[2]
  • Was bei der Arbeit von Ceylan mitunter besonders hervorzuheben ist, ist das hohe Differenzierungsniveau der Analyse. Beispielsweise zeigt er außerordentlich deutlich auf, dass Einrichtungen für Migranten aus West-Thrakien ein "Ghetto in einem Ghetto" bilden oder "Türke" nicht "Türke" ist. Ebenso wird erkennbar, wie eine ethnische Kolonie von politischen und konfessionellen, aber auch von regionalen Konfliktlinien durchzogen ist und dass man auch nicht mehr pauschal von "dem" Islam oder "den" Muslimen sprechen kann angesichts der Beschreibungen der hier analysierten fünf konkurrierenden Moscheen.[3]
  • Seine aktuelle Publikation behandelt Imame in Deutschland und geht dem Alltagsleben der muslimischen Geistlichen auf den Grund.[4]. In dieser empirischen Studie zeigt Ceylan, dass Imame wichtige Schlüsselpersonen in der muslimischen Community sind. Ihre politische und religiöse Orientierung, ihre Machtposition in der Gemeinde würden in Zukunft die erfolgreiche Eingliederung der Muslime in die deutsche Gesellschaft wesentlich mit bestimmen. Ein zentrales Ergebnis seiner Arbeit ist es, dass der Extremismus sich außerhalb des organisierten Islams formiert. Zwar stellten die extremistischen Imame eine Minderheit unter den über 2000 Imamen in Deutschland dar, allerdings verfügten sie über Mobiliserungspotenzial. Ceylan weist in diesem Kontext auf die Koffer-Bomber, die Sauerland-Gruppe sowie auf die Al-Qaida Video-Botschaften von jungen, deutschlandstämmigen Muslimen hin. [5]

Forschungsschwerpunkte

Zu Ceylans wissenschaftlichen Schwerpunkten zählt die gegenwartsbezogene Islam- und Migrationsforschung, wobei die Aspekte Moscheen im sozialräumlichen Kontext, die Rolle und Funktion von Imamen, die Islamischen Religionspädagogik in Moscheen und Schulen, Religion und Migration/Stadtentwicklung sowie Islamismus/Extremismus eine besondere Rolle spielen. In seinen zahlreichen Publikationen setzt er sich mit den genannten Themen auseinander.

Einzelnachweise

  1. Universität Osnabrück: Prof. Dr. Rauf Ceylan - Islamische Religionspädagogik.
  2. HSozuKult: Ceylan: Ethnische Kolonien. Rezension
  3. socialnet.de: Rauf Ceylan: Ethnische Kolonien. Entstehung, Funktion und Wandel am Beispiel türkischer Moscheen und Cafés.
  4. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-69744010.html ]
  5. Herder.de: Autoren A-Z: Rauf Ceylan.