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Windsurfen

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Windsurfer im Gegenlicht
Technik
Ein guter Tag
So etwas bekommt man beim FreeStyle zu sehen

Windsurfen ist eine Wassersportart bei der der Ausübende auf einem Surfbrett stehend mittels eines - freibeweglich mit dem Brett verbundenen - Segels den Wind zur Fortbewegung nutzt.

Technik

Das Sportgerät besteht aus einem stromlinienförmigen Schwimmkörper, dem Surfbrett, dessen Auftriebsvolumen sich nach dem Können und Gewicht des Sportlers richtet. Das Auftriebsvolumen liegt ca. zwischen 50 und mehreren 100 Litern, die Brettlänge liegt dabei zwischen 2,0 und 3,5 Metern, bei einer Breite von 50 bis 100 cm. Die Variationen der Brettformen ist seit den Anfängen um 1975 stark angestiegen.

Auf dem Surfbrett ist über eine freibewegliche Verbindung (Powerjoint) das Segel (Rigg) befestigt ist. Das Rigg besteht aus einen biegefähigen Mast, einem Gabelbaum zum Festhalten und dem Segeltuch. Die Segelfläche liegt zwischen 1,5 (für Kinder) und über 12,5 für erfahrene Surfer, und richtet sich nach dem Körpergewicht, dem Können und maßgeblich der Windstärke.

Das Surfbrett für ungeübte Sportler sollte möglichst viel Auftrieb haben um besonders kippstabil zu sein. Die erfahreren Windsurfer wählen dagegen ein möglichst kleines Surfbrett mit weniger Auftrieb, da diese eine höhere Drehfreudigkeit haben. Dabei kann der Auftrieb geringer als das Gewicht des Sportlers sein, so dass das Brett erst beim Fahren durch den dynamischen Auftrieb an die Wasseroberfläche gehoben wird, genau wie beim Wasserski. Solche kleinen Bretter werden auch als "Sinker" bezeichnet.

Der Trick beim Windsurfen besteht hauptsächlich aus der Fähigkeit, das Gleichgewicht des eigenen Körpers mit der Segelstellung zum Wind zu kontrollieren. Bei höheren Geschwindigkeiten wird die Fahrrichtung fast nur noch über das Ankippen des Brettes mit den Füssen gesteuert. Surfer verringern die Beanspruchung der Arme beim Halten des Segels durch ein Trapez. Dabei wird in den 'unten offenen' Trapezhaken ein kurzes Seil (Trapeztampen) geschwungen, das am Gabelbaum befestigt ist und den größten Teil der Zugkraft aufnimmt. Zum Aushaken des Trapeztampens wird der Gabelbaum zum Körper gezogen, so dass der Tampen aus dem Haken herausfällt.

Die grundlegenden Techniken des Windsurfen werden in Surfschulen bereits in drei Tagen vermittelt, so dass das Surfbrett sicher bei leichtem Wind gesteuert werden kann. Um die Manöver der Fortgeschritten oder Profis zu erlernen, ist entweder reichlich Übung oder eine gewisse Begabung, bzw. beides notwendig.

Segel

Ein modernes Windsurf Segel besteht aus Monofilm (durchsichtige PVC Folie), Dacron (gewebtes Polyester) und Mylar. Sensible Teile werden mit Kevlar Gewebe verstärkt.

Aktuell unterscheidet man 2 Ausführungen:

  • Camber Segel (englisch für Kammer). Diese Segel haben 1 bis 5 Kammern, das sind Kunststoff Teile an den Enden der Segellatten, die sich an den Mast anschmiegen. Sie sorgen für ein starres Tragflächenprofil des Segels, was für Geschwindigkeit und Stabilität sorgt, das geht aber zu Lasten der Manövrierbarkeit und wie leicht und einfach sich das Segel anfühlt. Aktuell werden Camber Segel nur noch in grösseren Race Segeln eingesetzt. Die Starrheit des Segels wird ausserdem durch die Anzahl an Segellatten bestimmt.
  • RAF (Rotating Asymmetric Foil) Segel haben Segellatten die über die Rückseite des Mastes hinaus ragen. Sie müssen bei Wende oder Halse auf die andere Seite des Mastes schnippen, daher das Rotating (engl. für drehen) im Namen. RAF Segel erhalten durch den Druck des Windes ein Tragflächenprofil auf der Lee Seite. Sie können ohne Wind oder abgeriggt absolut flach sein. Diese Eigenschaft wird beim Freestyle und Wave Riding sehr geschätzt.

Im Vergleich zu Camber Segel liefern RAF Designs weniger Vortrieb und Stabilität, dafür sind sie im Manöver einfacher zu handhaben. Ausserdem sind RAF Segel einfacher zu riggen.


Idole - Rekorde

Offizielle Windsurfwettkämpfe verlangen eine Windgeschwindigkeit von 10 Knoten (18,5 km/h). Das entspricht der Windstärke 4, oder der Meldung "mäßiger Wind" im Wetterbericht. Bei dieser Windstärke beginnen die Surfbretter auf dem Wasser zu gleiten und werden dabei deutlich schneller als 20 km/h. Gewöhnlich gleiten die Surfbretter mit 30 bis 45 km/h über das Wasser. Die Rekordgeschwindigkeiten über 80 km/h werden nur bei Sturmstärken auf sehr glattem Wasser mit speziellen ca. 25 cm breiten Surfbrettern erreicht. Am 10. April 2005 wurde Finian Maynard mit 48,7 kn (90,2 km/h) gemessen und stellt dabei einen neuen Weltrekord für segelgetriebene Wasserfahrzeuge auf. Die Ratifizierung durch den World Sailing Speed Record Council erfolgte am 11. April 2005. Windsurfer sind seit November 2004 die schnellsten segelgetriebenen Wasserfahrzeuge.

Erster erfolgreicher deutscher Surfer war Mitte der 70er Jahre der Sylter Rettungsschwimmer Jürgen Hönscheid. Lebende Legenden dieses Sportes sind der Hawaiianer Robby Naish und der zwölfmalige Weltmeister Bjorn Dunkerbeck.

Wettkämpfe

Das Windsurfen wurde für Männer 1984 in Los Angeles Olympische Disziplin, die Frauen folgten 1992 in Barcelona:

  • olympische Klasse

Jährlich wird durch die PWA die Surf-Weltmeisterschaft mit folgenden Disziplinen ausgetragen:

  • Wave
  • Freestyle
  • Speed Racing
  • Formula Klasse
  • Slalom
  • Super X
  • Indoor
  • Long Distance

Daneben gibt es die Europameisterschaften im Freestyle, ausgetragen durch die EFPT.

Freestyle und Wave sind durch Kampfrichter bewertete Bewerbe, der Surfer mit der besten Technik und höchsten Vielfalt gewinnt. Olympische Klasse, Formula Klasse, Slalom und Super X sind Rennen bei denen viele Teilnehmer einen Kurs absolvieren. Und Speed ist ein Rennen bei dem die Teilnehmer nach einander einen geraden 500 m Kurs befahren. Indoor sind Hallenbewerbe meist für Freestyle (z.B. in Paris) und Long Distance sind Langstecken Wettfahrten.

Entwicklung des Windsurfens

Jim Drake startete auf der Jamaica Bay am 21.Mai 1967 zum ersten mal seinen Windsurfer "Old Yeller". Vor ihm hatten bereits Hoyle und Diane Schweitzer sowie die Engländer Peter Chilvers und Newman Darby mit der Idee gespielt ein Surfbrett mit einem Segel zu verbinden. Jedoch hatte Jim Drake schließlich die entscheidende Idee, Brett und Segel mit einem Kardangelenk zu verbinden und moderne Materialien für Brett, Mast und Segel einzusetzen. Hoyle hat als erster die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Windsurfens erkannt und die Entwicklung weiter vorangetrieben. Die zunächst befreundeten Urväter Hoyle und Drake haben sich dann rasch wegen Lizenzgebühren und Rechte verstritten.

In den folgenden Jahren setzte parallel zu neue Materialen und Innovationen (Trapez, Fußschlaufen, kurze Waveboards, kürzerer Gabelbäume, durchgelattete Segel) eine starke Verbreitung der neuen Sportart ein. Mit den modernen Boards und Segel konnten sich neue Fahrtechniken wie Wasserstart, Gleiten, Sprünge, Powerhalse, Bottom Turns, Cut Backs und sogar Loopings entwickeln. Nach den missglückten Versuchen des dreifachen Vorwärtssaltos hat sich ab 2003 der Trend zu Flachwasser-Manövern verstärkt. Zudem wurde bei Windsurf-Regatten die Super X Disziplin eingeführt, bei dem u.a. Hindernisse auf dem Wasser zu überspringen sind.

Aus dem Windsurfen ist das Kitesurfen entstanden (seit ca. 2001 in Mitteleuropa verbreitet), bei dem das Segel durch einen großen Lenkdrachen ersetzt worden ist. Die Surfbretter zum Kiten bzw. Kiteboards sind viel kleiner und haben kaum Auftrieb. Sie gleichen am ehesten den Wakeboards beim Wasserskilaufen.

Siehe auch: Kitesurfen, Wellenreiten, Segeln, Surfspot, Flußsurfen