Freidorf (Timișoara)

Freidorf (rumänisch und deutsch; ungarisch Szabadfalu oder Szabadfalva) ist der siebte von zehn Stadtbezirken von Timişoara (deutsch Temeswar) in Rumänien. Der Stadtbezirk war ursprünglich ein selbständiges und mehrheitlich von Deutschen bewohntes Dorf im Banat. Er hat circa 1500 Einwohner und wurde 1950 nach Timişoara eingemeindet.
Geografie
Freidorf liegt in einer niedrigen Ebene mit einem sehr hohen Grundwasserspiegel. Zur Entwässerung wird überschüssiges Wasser durch eine Pumpstation in die Bega geleitet. Der Ort hat mit dem Gara Timişoara Vest (deutsch Bahnhof Temeswar West) Anschluss an das Eisenbahnnetz.
Geschichte

1984 wurden bei Bauarbeiten in den Fundamenten einer Fabrik menschliche Knochen gefunden. Archäologen fanden Überreste einer Dako-romanischen Siedlung aus dem 3./4. Jahrhundert, die von einer Nekropole aus dem 5. Jahrhundert überlagert ist. Die systematische Erforschung dauert bis heute an.
Die ersten Siedler aus den Schwabenzügen benannten den Ort nach dem Dorf ihrer Herkunft, Freidorf im Elsass. Erstmals erwähnt wurde der Ort im Mai 1719 in einem Gesuch an Kaiser Karl VI. Im Jahre 1720 wurde Freidorf zum ersten Mal auf einer Landkarte verzeichnet, damals mit acht Häusern. Der Gründer der Gemeinde, Franz Paul von Wallis, ließ auf einem Teil des Ortes einen Gemüsegarten für die Generalsküche anlegen. Damit entstand ein Dorf, dessen Einwohner sich hauptsächlich dem gewerblichen Gartenbau nachgingen. Die Siedler bauten eine katholische Kirche, eine Schule und eine Windmühle.
Im Jahr 1836 wurde die Bevölkerung von einer Cholera-Epidemie heimgesucht. 1850 siedelten sich auch ungarische und rumänische Familien an. Neben landwirtschaftlichen Erzeugnissen produzierten sie Ziegel für die wachsende Stadt Temeswar.
Temeswar wurde während der ungarischen Revolution von 1848/49 von ungarischen Truppen belagert, aber das Militär der Stadt blieb dem österreichischen Kaisers treu. Der ungarische Heerführer General Józef Bem richtete in Freidorf ein Militärlager ein.
Während dieser Zeit wohnte Bem im Freodorfer Pfarrhaus. Unter seinen Soldaten befand sich der ungarische Dichter und Volksheld Major Sándor Petőfi, für den 1889 in Freidorf ein Denkmal enthüllt wurde. Noch heute versammeln sich am 15. März Hunderte von Ungarn im Petőfi-Park zur Niederlegung von Kränzen an seinem Denkmal. Nach der Integration des Banats in das Königreich Ungarn hieß Freidorf zwischen 1894 und 1918 Szabadfalu bzw. Szabadfalva.
Am 3. Oktober 1998 wurde auf dem Friedhof von Freidorf ein Denkmal für die gefallenen deutschen Soldaten im Ersten Weltkrieg eingeweiht.
Wirtschaft
1967 wurde in Freidorf die COMTIM, die größte Schweinezucht in Rumänien, aufgebaut. Nach der Rumänischen Revolution wurde der Betrieb in den frühen 1990er Jahren geschlossen. Die Produktionsstätten wurden 2004 von Smithfield Foods, dem weltgrößten Schweinezucht- und Schweinefleischverarbeitungskonzern, übernommen und am 2. April 2009 wiedereröffnet.
Der Industriepark Freidorf, im Südwesten des Ortes gelegen, hat eine Gesamtfläche von 47,9 ha. Dort haben sich unter anderem folgende Firmen angesiedelt:[1]
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In Freidorf befindet sich auch die COMTIM-Kläranlage, welche das Abwasser Timişoaras behandelt.
Persönlichkeiten
In Freidorf wurde 1904 der mehrmalige Schwimm-Olympiasieger und Tarzan-Darsteller Johnny Weissmüller geboren. Ein weiterer Sohn des Ortes ist der Herausgeber musikwissenschaftlicher Bibliographien Janos Frecot, ebenso wie der deutsche Schriftsteller und Journalist Nikolaus Berwanger.
Literatur
- Florin Medeleţ, Dan Buruleanu: Timişoara, Povestea oraşelor sale
- Marlen Negrescu, Dan Pura: Navigaţia pe Bega - Secvenţe istorice, Editura Brumar, Timişoara, 2006
- Timiş - Monografie, Editura Sport - Turism, 1981
Bilder
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Römisch-Katholische Kirche in Freidorf
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Gara Timisoara Vest, Bahnhof West in Freidorf
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Wohnblock in Freidorf, Zona Ioan Slavici
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Blick von der Podul Modos auf den Bega-Kanal bei Freidorf
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Kommunalhaus Casa Freidorf
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Pumpstation in Freidorf
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ primariatm.ro, Noi investitori străini în Parcul Industrial Freidorf Nr. 36, November 2005
- ↑ foodnavigator.com, Nestle Romania invests in wafers, 16. Juni 2004
Koordinaten: 45° 44′ N, 21° 11′ O