Hamburger Mattenfilter
Das Aquarienwasser wird durch mehrere Faktoren belastet. Einerseits durch die Tiere und deren Ausscheidungen, andererseits durch Pflanzenreste, Dekoration und vieles mehr. Die häufigsten Belastungen im Aquarienwasser sind immer Eiweiße, Kohlenhydrate und Fette. In biologischen Filtern erfolgt die Umwandlung dieser Stoffe mit Hilfe von Mikroorganismen.
Der Ablauf sieht folgendermaßen aus:
Wie jedes Lebewesen, müssen auch die Tiere im Aquarium Nahrung zu sich nehmen. Diese Nahrung kann jedoch nur zum Teil verwertet werden, die nichtverwertbaren Anteile der Nahrung werden wieder ausgeschieden.
Bei in Wasser lebenden Tieren ist dies in ersten Linie Ammonium(NH4)
Ammonium selbst ist ungiftig, aber je nach Säuregehalt (pH-Wert) des Wassers entsteht aus dem Ammonium zum Teil hochgiftiges Ammoniak(NH3). Dies geschieht jedoch nur bei pH-Werten über 7.
In der Natur kommen deshalb auch Bakterien vor, die in der Lage sind Ammonium und Ammoniak in ein weiteres Produkt mit dem Namen Nitrit(NO2) umzuwandeln. Diese Bakterien heißen Nitrosomonas.
Dieses Nitrit ist aber fast ebenso giftig wie Ammoniak, und deshalb wird ein weiteres Bakterium mit dem Namen Nitrobacter benötigt, um Nitrit in eine weitere Form zu wandeln, in Nitrat(NO3).
Dieses Nitrat ist für Lebewesen relativ harmlos. Erst ab hohen Konzentrationen wird Nitrat schädlich.
Ammonium, Nitrit und Nitrat sind alles Stoffe, die auch für Pflanzen verwertbar sind. Die Pflanzen bauen daraus wieder Eiweißstoffe. Ein Teil der Belastung kann also durch gut bepflanzte Aquarien beseitigt werden.
Zusammengefasst sieht es folgendermaßen aus:
- Eiweiß/Aminosäuren » Ammonium/Ammoniak » Nitrit » Nitrat
Die gesamte Umwandlung benötigt zum funktionieren Sauerstoff (O²) in ausreichender Menge. Deshalb sollte, wie bei jedem Filter, auf eine genügende Sauerstoffzufuhr geachtet werden. Vor allem in der Nacht, wenn auch die Pflanzen keinen Sauerstoff mehr produzieren, kann es schon einmal zu Engpässen kommen.
Was hat das alles mit dem Mattenfilter zu tun werden sie sich vielleicht fragen? Sehr viel, den der Mattenfilter bietet genau diesen Bakterien eine optimale Grundlage, um ihre Arbeit zu verrichten.
Das Nitrat kann mit einem Nachgeschalteten Nitratfilter auch aus dem Kreislauf entfernt werden, diese Filter arbeiten aber im Gegensatz zum Mattenfilter nicht auf der Basis Sauerstoff. Nitratfilter brauchen zum funktionieren sauerstofffreies Wasser. Es kann deshalb auch beim Mattenfilter auf regelmäßige Wasserwechsel nicht verzichtet werden. Wie oft, und wie viel Wasser sie wechseln müssen, hängt ausschließlich von der tatsächlichen Belastung des Aquariums ab.
Eigenschaften Mattenfilter
Der wohl größte Vorteil des Mattenfilters liegt in seiner Konstruktionsbedingten Bauart als Innenfilter. Es gibt auch die Variante des Matten- Außenfilters, der aber einen großen Nachteil mit sich bringt. Es gibt wieder einen Zulauf der verstopfen kann, und Schläuche, die sich lösen können. Ansonst ist ein Matten- Außenfilter aber in seiner Funktionsweise dem Innenfilter identisch.
Was macht aber nun die Wirkungsweise des Mattenfilters so einzigartig. Ganz einfach, die vollflächige Mattendurchströmung. Da der Wasserdruck an der Matte überall der gleiche ist, wird die Matte auf ihrer ganzen Fläche gleichmäßig von dem Aquarienwasser durchströmt.
Dieser Eigenschaft ist in herkömmlichen Außen- oder Innenfiltern nicht gegeben. Hier ist der Weg des Wassers Bauart bedingt vorgeschrieben, und da sich Wasser immer den leichtesten Widerstand sucht, entstehen Wasserkanäle, besonderst bei Filterwatte, in den die Fliesgeschwindigkeit sehr viel höher ist, als das die Bakterien ausreichend und gleichmäßig mit Nahrung versorgt werden können.
Ein Trugschluss ist auch die Annahme, man könnte eine große Matte in mehrere kleine aufteilen, und diese nacheinander anordnen.. Wie in Grundlagen beschrieben, ist die Anströmgeschwindigkeit ein sehr wichtiges Kriterium zum funktionieren des Mattenfilters. Wenn nun eine 50 x 50 cm große Matte in vier 25 x 25 cm Matten geteilt wird, und diese Matten in Reihe gesetzt werden, dann stimmt die Durchflussgeschwindigkeit nicht mehr. Sie ist 4 mal so hoch. Ein weiterer Faktor ist, dass "nur" in den ersten 1 - 2 cm der Matte eine biologische Besiedelung mit Mikroorganismen stattfindet. Das heißt, außer der ersten Matte, werden die nachfolgenden nur noch gering oder gar nicht biologisch aktiv sein. Ein weiteres Problem ist, wenn die Flussgeschwindigkeit so hoch wird, dass die Bakterien keinen halt mehr in der Matte finden, werden diese ausgespült, und versuchen nun sich irgendwo anders anzusiedeln, sofern das möglich ist.
Eine weitere Eigenschaft des Mattenfilters ist es, den Mulm, der sich im Aquarium ansammelt, hinter die Matte zu verfrachten. Leider ist Mulm in den Augen der meisten Aquarianer Schmutz, und muss raus aus dem Becken. Da ist absolut verkehrt, da dieser "Schmutz" biologisch hoch aktiv ist, und einen Großteil der Reinigung des Aquariums übernimmt. Mulm im Aquarium, z.B. auf dem Bodengrund und den Pflanzen, da gebe ich ihnen Recht, ist nicht sehr schön anzuschauen, aber hinter der Matte stört dieser Mulm überhaupt nicht, und kann dort in Ruhe seine wichtige Aufgabe erfüllen.
Für Züchter ist wohl noch ein Aspekt sehr wichtig, die Matten sind keine "Larven und Eierfresser", wie andere Filter. Im Gegenteil, eine dicht bewachsene und eingefahrene Matte bietet Jungfischen optimale Bedingungen für den Aufwuchs. Die Larven finden auf der Matte sogar die erste Nahrung.
Die laufende Pflege eines Mattenfilters ist einer der besten Gründe, sich für ein solches System zu entscheiden, da im eigentlichen Sinne keinerlei Wartung anfällt. Eventuell kann es nach einer gewissen Laufzeit passieren, dass die Matte an Durchlässigkeit einbüßt. Dann genügt es meistens, beim Wasserwechsel mit dem Schlauch die Matte etwas mit abzusaugen.