Zum Inhalt springen

Unfehlbarkeit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. Januar 2004 um 13:59 Uhr durch Wolfgang Nuss (Diskussion | Beiträge) (Unfehlbarkeit des ordentlichen Lehramts). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Katholische Kirche

Nach katholischer Lehre ist der Papst als Stellvertreter Christi auf Erden unfehlbar. Dieses Dogma steht in engem Zusammenhang mit der Unfehlbarkeit der Kirche selbst. Katechismus Paragraph 889:

"Um die Kirche in der Reinheit des von den Aposteln überlieferten Glaubens zu erhalten, wollte Christus, der ja die Wahrheit ist, seine Kirche an seiner eigenen Unfehlbarkeit teilhaben lassen."

Die Unfehlbarkeit des Papstes bezieht sich aber nur auf Glaubens- und Sittenfragen und wurde von Papst Pius IX. auf dem 1. Vatikanischen Konzil 1870 als (unfehlbarer) Glaubenssatz verkündet. Die Definition lautet:

Zur Ehre Gottes, unseres Heilandes, zur Erhöhung der katholischen Religion, zum Heil der christlichen Völker lehren und erklären wir endgültig als von Gott geoffenbarten Glaubenssatz, in treuem Anschluss an die vom Anfang des christlichen Glaubens her erhaltene Überlieferung, unter Zustimmung des heiligen Konzils:
Wenn der Römische Papst in höchster Lehrgewalt (= ex cathedra) spricht, das heißt: wenn er seines Amtes als Hirt und Lehrer aller Christen waltend in höchster apostolischer Amtsgewalt endgültig entscheidet, eine Lehre über Glauben oder Sitten sei von der ganzen Kirche festzuhalten, so besitzt er auf Grund des göttlichen Beistandes, der ihm im heiligen Petrus verheißen ist, jene Unfehlbarkeit, mit der der göttliche Erlöser seine Kirche bei endgültigen Entscheidungen in Glaubens- und Sittenlehren ausgerüstet haben wollte. Diese endgültigen Entscheidungen des Römischen Papstes sind daher aus sich und nicht aufgrund der Zustimmung der Kirche unabänderlich.

Nur wenn in aller Form ("Ex cathedra") eine Glaubensüberzeugung zum Dogma erklärt wird, gilt diese als verbindlich und irrtumsfrei. Es dürfen jedoch nur solche Glaubensüberzeugungen zum Dogma erklärt werden, die nicht im Widerspruch zur Hl. Schrift und zur apostolischen Tradition stehen, die in der ganzen katholischen Kirche geglaubt und von der Mehrheit der Bischöfe akzeptiert werden. Die Rolle der päpstlichen Unfehlbarkeit ist also lediglich, dass der Papst bei einem Streit innerhalb der Kirche das "letzte Wort" hat. Willkürliche Erfindungen sind ausgeschlossen.

Ein Konzil kann gemäß katholischer Lehre an der Unfehlbarkeit teilhaben, wenn die Körperschaft der Bischöfe das oberste Lehramt zusammen mit dem Papst ausübt (Kirchenkonstitution Lumen Gentium).

Neben der Unfehlbarkeit des außerordentlichen Lehramts, wenn der Papst "ex cathedra" spricht oder ein ökumenisches Konzil definiert, kennt die kath. Kirche allerdings auch noch die Unfehlbarkeit des ordentlichen Lehramts, wenn der Papst und die Bischöfe "in der Welt räumlich getrennt, [...] authentisch in Glaubens- und Sittensachen lehren und eine bestimmte Lehre übereinstimmend als endgültig verpflichtend vortragen" (Lumen gentium Nr. 25). Auf diese Art der Unfehlbarkeit berief sich die Glaubenskongregation 1995, als sie die Unmöglichkeit der Priesterweihe für Frauen als unfehlbare Lehre der Kirche bezeichnete ("Responsum ad Dubium", vgl. [1], [2]). Viele Theologen und Gläubige sehen in dieser Lehräußerung einen Amtsmissbrauch der römischen Kurie.

Wichtig ist auch, dass bei Glaubensentscheidungen grundsätzlich der Primat des Gewissens gilt. Über eine bloß äußere Zustimmung hinaus soll sich der Gläubige in der Gemeinschaft der Kirche um eine innere Aneignung des Dogmas in dessen eigentlichem Sinn bemühen.

Alle übrigen Äußerungen des Papstes einschließlich der Enzykliken sind durchaus fehlbar. Auch ist der Papst nicht sündenfrei, weshalb er wie andere Gläubige die Beichte ablegt.

Vom Papst in der Neuzeit verkündete unfehlbare Glaubenswahrheiten

Orthodoxe Kirchen

Die Orthodoxen Kirchen kennen nur die Unfehlbarkeit der Kirche. Dieser Glaube besagt, der Heilige Geist werde nicht zulassen, dass die gesamte Kirche sich in Irrlehren verliert, sondern werde einen Weg schaffen, dies zu verhindern. Jedoch ist keine einzelne Person oder Institution unfehlbar - auch nicht ein Ökumenisches Konzil, ein Kirchenlehrer oder der Patriarch von Konstantinopel.

Altkatholische Kirche

Die altkatholische Kirche entstand aus einer innerkatholischen Bewegung, die das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes nicht akzeptierte.

Evangelische Kirchen

Die Evangelischen Kirchen lehnen die Lehre von der wie auch immer gearteten Unfehlbarkeit vergangener oder heute lebender Personen ab. Manche Evangelischen Kirchen, insbesondere in der evangelikalen oder Pfingstbewegung betrachten die Bibel als unfehlbar, wobei diese Unfehlbarkeit unterschiedlich definiert wird.

Baha'i

Bei den Baha'i gelten die Beschlüsse des Universalen Hauses der Gerechtigkeit für unfehlbar.