Hispaniola
Hispaniola (span. "La Española", d.h. die spanische [Insel]) ist mit einer Fläche von etwa 74.700 km² die zweitgrößte Insel der Antillen. Sie liegt östlich von Kuba.
Geschichte
Vorbemerkung: Ursprung der Namen
Die Indianer nannten die Insel Aytí, woraus der heutige Name Haiti entstand. Haiti bezeichnet also ursprünglich die gesamte Insel.
Kolumbus nannte die Insel La Isla Española (zu dt. etwa die kleine spanische Insel oder kurz Kleinspanien). Die Engländer verballhornten den Namen zu Hispaniola.
Die Insel Hispaniola wurde in der Kolonialzeit politisch in einen spanisch geprägten Ostteil, Santo Domingo (oder San Domingo) genannt (nach der gleichnamigen Stadt), und einen französisch geprägten Westteil, Saint Domingue (oder Saint-Domingue), getrennt. Aus dem Ostteil wurde die Dominkanische Republik, aus dem Westteil Haiti, das zeitweise in einen nördlichen (Nord-Haiti) und südlichen (Mulattenrepublik) geteilt war.
In diesem Artikel ist, wenn nicht ausdrücklich von der Stadt gesprochen wird, mit Santo Domingo immer der Ostteil Hispaniolas gemeint. Auch ist mit Haiti, der Klarheit willen, immer der Staat im Westteil der Insel gemeint.
Präkolumbianische Zeit
Bis 1492 lebten auf Hispaniola hauptsächlich die indianischen Völker der Arawak (auch Taino, evtl. auch Aruak genannt), Siboney, Quisqueya und der Kariben. Man schätzt die Einwohnerzahl bei der Ankunft von Kolumbus auf 400.000 bis zu 1 Million.
Vielleicht der Höhepunkt der vorkolonialen Kulturgeschichte war die Kultur der Arawak, die von Venezuela stammen und seit dem 7. Jh. v. Chr. über die Kleinen Antillen eingewandert sind. Um 1600 starben die Arawak aus.
Spanische Herrschaft
Am 5. Dezember 1492 entdeckte Christoph Kolumbus Hispaniola. Nach Goldlagerstätten forschend, entdeckte Kolumbus die Häfen von Valparaiso (jetzt Port-de-Paix), Thomas (jetzt Baid'Acal), Punta Santa (jetzt Point Picolet) und errichtete vor seiner Rückkehr nach Europa in der Nähe des letzteren mit Hilfe der Eingeborenen (Arawak) aus den Trümmern des gestrandeten Schiffs Santa Maria ein kleines Fort, La Navidad, worin er eine Besatzung von 40 Mann zurückließ. La Navidad war die erste Kolonie Spaniens in Amerika.
Bei seinem Wiedererscheinen auf Hispaniola am 28. November 1493, fand er das Fort in Trümmern; der Kazike Caonabo hatte, gereizt durch die Gewalttaten und Plünderungszüge der Spanier, das Fort zerstört und die Besatzung niedergemacht. Kolumbus ließ daraufhin in einem Feldzug gegen die Arawak viele von ihnen versklaven und nach Spanien schicken, was nicht auf Zustimmung des spanischen Königspaars stieß. Die Spanier legten im Osten des Kap Monte Cristo im Januar 1494 die Stadt La Isabela an, von wo aus sie sich in den Besitz der reichen Goldminen von Cibao setzten und zur Sicherung derselben das Fort St. Thomas errichteten.
Als Kolumbus 1496 die Heimreise antritt gründet sein Bruder Bartolomeo (dt.: Bartholomäus) im Süden, an der Mündung des Flusses Ozama, eine neue Stadt, Santo Domingo, welche die Hauptstadt der Insel wurde und ihr (bzw. dem Ostteil) später deren Namen gab. La Isabela wurde aufgegeben.
Am 31. August 1498 erreicht Kolumbus erneut Hispaniola bei Santo Domingo. Er versucht, Streitigkeiten der Siedler mit seinem Bruder zu schlichten, und verstärkt die Christianisierung und die Suche nach Gold.
Aufgrund negativer Berichte ersetzt der spanische Hof Kolumbus als Gouverneur durch Francisco de Bobadilla, der am 23. August 1500 Hispaniola erreicht. Er nimmt Christoph und Bartolomeo Kolumbus gefangen und schickt sie in Ketten nach Spanien. Hier wurden die beiden Männer durch das Königspaar begnadigt, jedoch nicht wieder in ihre ehemaligen Ämter eingesetzt.
Das 1503 eingeführte "Encomienda"-System, das die Indios zur Zwangsarbeit verpflichtete, führte praktisch zu einem Genozid an den Eingeborenen, von denen 1507 nur noch 60.000 lebten. Eine der Stätten dieses raschen Sterbens waren die von Francisco de Bobadilla aufgefundenen und von ihm sowie seinem Nachfolger Ovando ausgebeuteten Goldminen von San Cristoforo, die reiche Ausbeute lieferten.
Um diese Zeit brachte Pedro d'Atenza das Zuckerrohr von den Kanarischen Inseln nach Haiti, und Gonzalez gab den Impuls zum Plantagenbau. Zur deren Betreibung holte Ovando, da die einheimischen Indios bereits stark dezimiert war, 40.000 Kariben der Bahamas. Aber auch diese gingen infolge der anstrengenden Arbeiten bald zu Grunde, worauf (ab 1503 oder 1505) schwarze Sklaven aus Afrika eingeführt wurden.
1509 wurde Diego Colón, der Sohn von Christoph Kolumbus, Gouverneur, später auch Vizekönig Hispaniolas. 1512 fand die Einweihung der Universität von Santo Domingo, der ersten Universität in der Neuen Welt, statt.
In der Zeit zwischen 1519 und 1533 erhoben sich die überlebenden Indios (etwa 4.000) unter ihrem Führer (Kaziken) Enriquillo (oder Enrico) gegen die Spanier, was jedoch ziemlich erfolglos war. Ihr Volk wurde in den folgenden Jahren und Jahrzehnten fast vollständig ausgerottet. Nur ein kleines besonderes Gebiet bei Boya, 67 Meilen nordöstlich von Santo Domingo, konnten sie seit dem bewahren, wo ihre wenig zahlreichen Nachkommen sich noch heute unter eigenen Kaziken erhalten haben.
Von 1537 bis 1548 kam es zudem zu Aufständen geflohener schwarzer Sklaven ("Cimarrones" genannt).
1542 lebten auf der Insel 200 Indios, 5.000 Spanier und 30.000 schwarze Sklaven.
1586 eroberte und plünderte der englische Freibeuter Sir Francis Drake die Stadt Santo Domingo. Ein weiterer englischer Angriff auf die Stadt Santo Domingo fand 1655 statt.
Ab 1625 setzten sich französische und englische Seeräuber (Bukanier oder Filibustier genannt) auf dem nahen, nördlich gelegenen Eiland Tortuga (engl. Isle of Tortuga, frz. Île de la Tortue, dt. Schildkröteninsel) fest. Sie wurden zwar später vertrieben, aber ein vorwiegend aus Franzosen bestehender Überrest von ihnen siedelte sich als Pflanzer auf der menschenleeren Nordküste Hispaniolas an und bat Frankreich, sie gegen die Spanier zu unterstützen. Frankreich sandte folglich 1661 Dogeron als Gouverneur nach Hispaniola und gründete im westlichen Teil der Insel 1665 eine französische Kolonie, welche indes 1686 von den Spaniern zerstört wurde. Schon 1691 aber wurde eine neue französische Kolonie durch Ducasse gegründet. Im Frieden von Rijswijk verzichtete Spanien 1697 zugunsten Frankreichs auf den westlichen Teil (Saint Domingue) der Insel.
Spanische und französische Herrschaft bis zur Unabhängigkeit Haitis
Der französische und der verbleibende spanische Teil Hispaniolas entwickelten sich sehr unterschiedlich.
1776 wurde die Grenze zwischen beiden Landesteilen reguliert (und damit in etwa auf den heutigen Stand gebracht).
Santo Domingo
In Santo Domingo lahmte die Entwicklung. Die Goldfunde, die viele Spanier in die Kolonie gezogen hat, gingen zur Neige. Viele Spanier zogen weg und diejenigen, die blieben verarmten oft und ließen ihre Sklaven häufig frei. Von den 125.000 Einwohnern, die 1790 gezählt wurden, waren nur 15.000 Sklaven.
Am 22. Juli 1795 wurde zwischen Spanien und Frankreich der Friede von Basel beschlossen, in dem Spanien Santo Domingo Frankreich überlassen mußte. Das Land wurde an das französische Saint Domingue angeschlossen, das die Oberhoheit über Santo Domingo jedoch nur theoretisch ausübte.
Am 26. Januar 1801 besetzte Toussaint L'Ouverture (auch mit Hilfe von Weißen) das (praktisch noch) spanische Santo Domingo. Die Sklaverei wurde abgeschafft.
Saint Domingue
In Saint Domingue wurden enorm viele Sklaven importiert, die entsprechend dem 1685 erlassenen Code noir gehalten wurden. Der Plantagenbau wuchs ungemein. Die Wirtschaft florierte und die Kolonie gelangte nach dem spanischen Erbfolgekrieg (bis 1714) zur höchsten kolonialen Blüte. Saint Domingue war zeitweise die reichste Kolonie Frankreichs. Bei einer Zählung 1788 lebten dort 455.089 Menschen, davon 27.717 Weiße (Oberschicht), 21.808 Mulatten (Mischlinge, meist frei, aber den Weißen gesellschaftlich nicht ebenbürtig), der Rest, knapp 90%, Neger und zugleich Sklaven und die unterste Schicht.
Am 26. November 1749 wird Port-au-Prince gegründet und zur Hauptstadt gemacht.
Die Behandlung der Sklaven war offenbar sehr schlecht, jedenfalls gab es wiederholt Aufstände. Beispielsweise wurde im März 1758 der vor 18 Jahren geflohene Sklave Mackandal, der zahlreiche Aufstände anführte, zur Strafe lebendig verbrannt.
Am 19. Februar 1788 wurde die "Société des Amis des Noirs" (dt.: Gesellschaft der Freunde der Schwarzen) in Paris gegründet. Ihr Ziel ist die Abschaffung des Sklavenhandels und eine schrittweise Abschaffung der Sklaverei. Sie sollte ideologisch großen Einfluß auf die Geschichte Saint Domingues gewinnen.
Angeregt durch die französische Revolution forderten die Weißen der Kolonie mehr Autonomie von Frankreich, die Mulatten ihre Gleichstellung mit den Weißen und die Sklaven ihre Freiheit.
Die zahlenmäßig geringe weiße Bevölkerung Haitis (ca. 6%) war durch die französische Revolution gespalten in große und kleine Weiße (Grundbesitzer und Gewerbsleute), Konstitutionelle und Monarchisten, sowie in Anhänger und Gegner der Kolonialregierung.
Am 8. März 1790 erging der Beschluss über die Bildung von "Kolonialversammlungen" (in denen nur Kolonisten, also Weiße, vertreten sind), die den Kolonien eine Art Autonomie ermöglicht. Mit Mulatten oder gar Schwarzen wollten die Weißen ihre Macht nicht teilen (man sprach von einer "entarteten Menschenrasse").
Der Versuch der Mulatten unter der Führung von Vincent Ogé und Chavannes, ihre Forderungen durchzusetzen, enden mit der Niederschlagung des Aufstandes im Oktober 1790 und der Folterung und Hinrichtung der beiden in Cap Français (heute Cap Haitien) im Februar 1791.
Der 14. August 1791, als sich im Bois-Caïman, dem „Krokodilwald“ in der Nordebene des heutigen Haiti, mehrere Sklaven zu einer Voodoo-Zeremonie trafen, gilt als der Beginn des Aufstandes der Sklaven, der letztlich zur Unabhängigkeit Haitis führte. Der Aufstand brach am 22. oder 23. des Monats los und wird angeführt von Boukman, Biassou und Jean-François. Er begann in der Umgebung von Cap Francois und verbreitete sich unter den schlimmen Verwüstungen und furchtbar blutigen Metzeleien nach der Einnahme von Cap Francois durch die Schwarzen (21-23. Juni 1793) über die ganze Kolonie. Die von Frankreich zur Ordnung der Angelegenheiten der Kolonie entsandten Bevollmächtigten Polverél, Santhonax (die Schreibweise Sonthonax kommt auch vor) und Ailhaud, die im September 1792 ankamen, konnten noch wollten dagegen einschreiten. Vielmehr erlassen sie im August bzw. September 1793 die Abschaffung der Sklaverei.
In den folgenden Jahren der europäischen Koalitionskriege (auch Revolutionskriege genannt), insbesondere zwischen Frankreich und Großbritannien, schaffte es François-Dominique Toussaint L'Ouverture (auch Louverture geschrieben), ein freigelassener Sklave und heutiger Nationalheld Haitis, der wenige Wochen nach Beginn des Aufstandes hinzu stieß, in wechselnden Allianzen eine weitgehende Selbstständigkeit der Kolonie zu erkämpfen.
Als 1793 die Spanier und Engländer mehrere Plätze der Kolonie besetzten, verband sich das Heer der Schwarzen mit dem der französischen Truppen, die unter General Lavaux zur Behauptung der Insel gelandet sind.
Die weißen Kolonisten wurden von den Insurgentengeneralen Rigaud und Toussaint schließlich (1797) gezwungen, die Insel ganz zu verlassen, worauf das französische Direktorium am 4. Februar 1798 den Schwarzen in den französischen Kolonien völlige Freiheit und gleiche Rechte mit den Weißen bewilligte. Gleichzeitig wurde Toussaint zum Obergeneral aller Truppen auf Haiti ernannt. 1799 wurde er Gouverneur der Kolonie.
Von 1799 bis 1800 tobte ein Bürgerkrieg zwischen Schwarzen und Mulatten, in dem letztere unterlagen.
Toussaint besetzte nicht nur Santo Domingo sondern besiegte auch die englischen Freibeuter. Er strebte nach Unabhängigkeit von Frankreich und gab der Insel am 9. Mai 1801 (eine Quelle nennt Juli 1801) eine eigene Verfassung. Toussaint wird dabei Gouverneur und Alleinherrscher auf Lebenszeit. Die Plantagen werden wieder in Betrieb genommen und von ehemaligen Sklaven in Zwangsarbeit bewirtschaftet. Eine andere Quelle würdigt die wirtschaftlichen Maßnahmen Toussaints als Landreform.
Napoléon Bonaparte schickte 1801 General Leclerc als Generalkapitän mit 25.000 Mann nach Haiti, das er im Februar 1802 erreicht. Toussaint widersetzte sich anfangs seiner Landung bei Cap François, musste sich jedoch bald ins Innere zurückziehen. Am 25. Februar 1802 wurde Santo Domingo besetzt und die Sklaverei wiederhergestellt (obschon Bonaparte erst am 20. Mai 1802 die Wiedereinführung der Sklaverei in den französischen Kolonien erläßt). Toussaint wurde am 6. oder 7. Juni 1802 gefangen genommen und nach Frankreich deportiert, wo er am 7. April 1803 in der Haft starb.
Geschickte militärische Operationen, eine britische Seeblockade und eine Gelbfieber-Epidemie machten den Interventionstruppen Bonapartes jedoch schwer zu schaffen. Lerlerc starb auch daran. Sein Nachfolger wurde Rochambeau. Da die noch übrigen weißen Pflanzer die Sklaverei durchzusetzen suchten, kam es erneut zum Aufstand unter dem schwarzen General Dessalines. Er besiegte am 18. November 1803 die Franzosen unter Rochambeau (die erste Niederlage Bonapartes). Die Franzosen und Weißen mußten die Insel räumen.
Haiti bis zur Unabhängigkeit der Dominikanischen Republik
Am 1. Januar 1804 proklamierte Jean-Jacques Dessalines die Unabhängigkeit von Saint Domingue (eine Quelle sieht den Tag der Verfassungsgebung, den 9. Mai 1801 als Beginn der Unabhängigkeit). Am selben Tag besetzten französische Truppen Santo Domingo, wo die Sklaverei wieder eingeführt wurde. Praktisch wurde damit nur der Westteil Hispaniolas unabhängig. Das Land erhielt den Namen Haiti, die Selbstbezeichnung lautete damals "Erster Freier Negerstaat". Aus dem vielleicht einzigen erfolgreichen Sklavenaufstand der Weltgeschichte ging damit die erste selbstständige (aber instabile) Nation Lateinamerikas hervor. Dessalines ist einer der Nationalhelden Haitis.
Dessalines entwarf eine Flagge, indem er einfach das Weiß der französischen Flagge entfernte. Er ernannte sich selbst am 8. Oktober (Dezember?) zum Kaiser (Jacques I., dt.: Jakob I.) und erließ am 20. Mai 1805 eine neue Verfassung. Die meisten der im Lande verbliebenen Franzosen wurden ermordet. Die Plantagen wurden enteignet und aufgeteilt, besetzt oder verlassen. Die auf dem Export der Landwirtschaft beruhende wirtschaftliche Stärke Saint Domingues schwand. Das Ziel einer egalitären Gesellschaft, die ja Triebfeder der französischen Revolution und auch des haitianischen Freiheitskampfes war, wurde verfehlt. Die Mulatten wurden die neue Elite, die Farbigen blieben weitgehend eine ungebildete und rechtlose Landbevölkerung.
1805 eroberte Haiti das seit einem Jahr unter französischer Herrschaft stehende Santo Domingo.
Dessalines Grausamkeit rief schon im folgenden Jahr eine Verschwörung unter dem Schwarzen Henri Christophe und dem Mulatten Alexandre Pétion hervor, durch welche er am 17. Oktober 1806 ermordet wurde. Mit seinem Tod endete auch das Kaisertum; Haiti wurde wieder Republik.
Als Führer des Freiheitskampfes (der Schwarzen) wurde auch Henri Christophe ein Nationalheld Haitis.
Alsbald brach auch die seither durch den gemeinsamen Hass gegen die Weißen in den Hintergrund gedrängte Rivalität zwischen Mulatten und Schwarzen offen aus und blieb fortan das Motiv aller inneren Kämpfe des neuen Staats. Pétion, als Haupt der Mulatten, und Christophe, als Haupt der Schwarzen, kämpften miteinander um die Oberherrschaft.
Das Land spaltete sich in eine südliche Mulatten-Republik mit Pétion als Präsident an der Spitze und in einen nördlichen Staat (Nord-Haiti), dem Henri Christophe als ernannter Präsident vorstand.
Beide Staaten trennte ein breiter Landstrich, den man absichtlich unbebaut ließ, und der bald, von Lianen und Dorngesträuch überdeckt, eine natürliche Scheidemauer bildete.
Einer Ansicht nach eroberten 1808 die Spanier Santo Domingo zurück; einer anderen Ansicht nach konnten die spanischen Kreolen (Einheimische Nachfahren von Spanier) von Santo Domingo, mit britischer Unterstützung, die Haitianer vertreiben, legten dann aber ihr Land wieder in spanische Hände.
Am 26. März 1811 verwandelte Christophe Nord-Haiti in eine erbliche Monarchie und ließ sich unter dem Namen Henri I. zum König krönen. Er ahmte auf lächerliche Weise den französischen Hofstaat nach und vergab inflationär komische Titel, Hof- und Staatsämter. Schließlich gab es vier Prinzen, acht Herzöge, zweiundzwanzig Grafen und eine große Anzahl von Angehörigen des niederen Adels.
Auf dem 945 Meter hohen Pic La Fernere ließ er von über 200.000 Zwangsarbeitern die mächtigste Festung außerhalb Europas errichten. Zugleich erschien ein neues Staatsgesetzbuch (Code Henri).
Die Sklaverei blieb im Grunde die alte, nur trat an die Stelle der Peitsche der Säbel. Zwischen beiden Staaten (des Westteils) herrschte unversöhnliche Feindschaft, und nur in der Zurückweisung der nach dem Wiener Kongress erneuerten Ansprüche Frankreichs waren sie einig. Pétion gab am 2. Juni 1816 seiner Republik eine Verfassung, welche Abschaffung aller Sklaverei, Pressfreiheit etc. festsetzte. Nach Pétions Tod am 27. März 1818 versuchte Henri I. die Mulatten-Republik mit seinem Königtum zu vereinigen; allein der Mulatte General Jean-Pierre Boyer, der als Präsident Nachfolger Pétions geworden war, wusste diesen Versuch zu vereiteln. Henri I. selbst, welchen ein Aufruhr republikanisch gesinnter Mulatten in seinem Reich zu Grausamkeiten gereizt hatte, wurde immer verhasster, und im September 1820 brach ein Ausstand gegen ihn aus, der bald allgemein wurde und selbst den Abfall der Truppen zur Folge hatte, worauf der König Henri I. sich am 8. Oktober 1820 erschoss. Hierauf fand, da sich das Heer dem Präsidenten Boyer unterwarf, am 26. November 1820 die Vereinigung beider Teile Haitis zu einer einzigen Republik statt.
Wie es 1822 zum erneuten Anschluß Santo Domingos an Saint Domingue kam, gibt es zwei Ansichten. Erste Ansicht: Am 1. Dezember 1821 proklamierte José Núñez de Cáceres die Unabhängigkeit von Santo Domingo ("Estado Independiente de Haití Español"). Sein Plan, das Land der Großkolumbischen Föderation unter Simón Bolívar anzuschließen, scheiterte jedoch, weil die Mehrzahl der Schwarzen und Mulatten eine Union mit Haiti vorzog, wo die Sklaverei bereits abgeschafft war. Dieser Anschluß an Haiti (und Abschaffung der Sklaverei) erfolgte 1822. Zweite Ansicht: Boyer's Haiti unterwarf und bestzte Santo Domingo 1822 und annektierte es am 8. Februar 1822.
Die Republik wurde in der Folge von den meisten Staaten anerkannt. Nach mehreren vergeblichen Wiedereroberungsversuchen erkannte sie 1825 selbst Frankreich an, allerdings gegen eine an die ehemaligen Plantagenbesitzer zu zahlende Entschädigung von 150 Mill. Franc, die zwar 1838 bei Gelegenheit des Abschlusses eines Handelsvertrags zwischen Frankreich und Haiti auf 60 Mill., in 30 Terminen bis 1867 zahlbar, herabgesetzt wurde. Dennoch ruinierte dieser horrende Betrag die haitianische Wirtschaft. Boyer finanzierte sie durch Anleihen bei französischen Banken. Er mußte zur Bezahlung der Schulden Steuern einführen, die langanhaltende Unzufriedenheit, besonders im spanisch geprägten Ostteil, verursachte. Und dennoch blieb die chronische Auslandsverschuldung bestehen.
Seit 1822 regierte Boyer als lebenslänglicher Präsident nach der Verfassung vom 2. Juni 1816, doch unter beständigem Zerwürfnis mit dem Repräsentantenhaus.
Im Frühjahr 1842 wurde Haiti von einem furchtbaren Erdbeben heimgesucht, das einige Städte fast vernichtete; besonders hart wurde die Stadt Le Cap Haiti betroffen. Boyer wurde 1843 durch eine von den Mulatten Dumesle und Herard Rivière geleitete Verschwörung gestürzt, schiffte sich nach Europa ein und starb 1850 in Paris.
Die siegreichen Parteihäupter teilten darauf die Stellen unter sich auf. Widerstand zeigte sich nur in dem spanisch geprägten Ostteil (Santo Domingo), weshalb Rivière eilig mit Truppen dahin zog, die vornehmsten Einwohner von Santo Domingo gefangennahm und eine Besatzung unter seinem Bruder, dem Obersten Leo Herard, zurückließ. Aber kaum wurde eine neue Verfassung eingeführt und hatte Rivière als Präsident die Macht übernommen, als im August 1843 im Ostteil wieder ein offener Aufstand ausbrach.
Am 27. Februar 1844 erkämpfte sich und proklamierte Santo Domingo als Dominikanische Republik (República Dominicana) seine Unabhängigkeit vom westlichen Landesteil (Haiti).
Weblinks
Siehe auch: Die Schatzinsel ("Hispaniola" - Name des Expeditionsschiffes im Roman)