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Monsterwelle

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Das Wort Kaventsmann kommt von Konventsmann für Mönch und bedeutet "dickleibiger Mann", weil man sich so Mönche vorstellte. Belegt ist es seit dem 19. Jahrhundert. Umgangssprachlich wird "Kaventsmann" für große, schwere Gegenstände oder Tiere verwendet.

In der Schifffahrt bezeichnet Kaventsmann eine einzelne, hohe Welle von über 10 m, die plötzlich auftritt und zu schweren Verwüstungen oder zum Untergang eines Schiffes führen kann. Früher galten Kaventsmänner als Seemannsgarn, werden aber heute intensiv erforscht, da sie besonders für Ölbohrplattformen und Schiffe äußerst gefährlich sind.

Kaventsmänner treten auf, wenn sich zwei oder mehr hohe Wellen aus verschiedenen Richtungen oder mit verschiedenen Wellenlängen an einem Punkt mit ihren Maxima treffen und überlagern. Die dabei plötzlich auftretende "Monsterwelle" ("freak wave") kann eine Höhe von 30 m und mehr erreichen. Eine Folge dreier solcher Wellen wird in der Seemannssprache "Drei Schwestern" genannt.

Eine weitere Form von Monsterwelle ist die "weiße Wand", eine sehr steile, sehr hohe und im Unterschied zu den anderen Monsterwellen kilometerlange Wellenfront, an deren Kamm die Gischt herabsprüht. Daher ihr Name.

Monsterwellen konzentrieren sich vielfach in Gegenden mit Meeresströmungen. Eine Dünung kann gegen eine Meeresströmung laufen. Dabei werden die Wellen kürzer, aber steiler und höher. Kommen dann noch Überlagerungen hinzu, entstehen große Wellen.

Monsterwellen und Tsunamis

Monsterwellen können im offenen Meer bis zu 30 m Höhe erreichen. Dazu kommt, daß sie eine vergleichsweise kurze Wellenlänge haben, wodurch ein besonders massiver Aufprall erfolgt, dem selbst Schiffe heutiger Bauart nicht gewachsen sind. Sie haben verglichen mit Tsunamis eine geringe Fortpflanzungsgeschwindigkeit. An der Welle sind nur oberflächennahe Wasserschichten beteiligt, das Tiefenwasser nimmt an der Wellenerscheinung nicht teil. Über die Entstehung der Freakwellen gibt es verschiedene Theorien. Bisher nahm man an, daß ein bestimmtes Aufeinandertreffen von Wind- und Strömungsbedingungen Freakwellen auslösen kann. Auch zeigen Auswertungen von speziellen Satellitenbildern, daß sie offenbar weit häufiger vorkommen als bisher angenommen.

Der Tsunami dagegen entsteht durch plötzliche Bewegungen des Meeresbodens (Seebeben, Vulkanausbruch, Hangrutsch). Es ist also Oberflächenwasser und Tiefenwasser beteiligt, möglicherweise bis mehrere tausend Meter Tiefe. Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Tsunami ist abhängig von der jeweiligen Wassertiefe und ist im tiefen Meer sehr hoch, ungefähr 700 km/h. Da die Wellenhöhe niedrig ist, nur bis zu einem Meter, und die Wellenlänge lang, läuft der Tsunami unter einem Schiff so sanft durch, dass die Welle von Leuten auf dem Schiff nicht bemerkt wird. Gefährlich wird der Tsunami, wenn er in Küstennähe in flaches Wasser einläuft. Die Vorderfront der Welle verlangsamt sich mit zunehmend flacherem Wasser und die Höhe der Welle nimmt stark zu.

Geschichte

Bis 1995 galten Monsterwellen, Kaventsmänner, freak waves usw. als reines Seemannsgarn. Verluste von Schiffen wurden schlechter Wartung oder mangelnder Seemannschaft angekreidet, auch wenn es Fälle gab, bei denen diese Begründung nicht ausreichte oder nicht zutraf.

1978 verschwand der deutsche Frachter München samt Mannschaft fast spurlos; es wurde nur ein Rettungsboot gefunden, welches in ca. 30 m Höhe neben der Brücke gelagert war. Boot und Aufhängung waren zerstört durch einen massiven, von oben (!) einwirkenden Impuls, dessen Ursache vermutlich eine Monsterwelle war, die das Schiff unter sich begrub.

In der Neujahrsnacht 1995 meldete die automatische Wellenmessanlage der norwegischen Draupner-E Ölbohrplattform in der Nordsee in einem Sturm mit 12 m hohen Wellen eine einzelne Welle mit 26 m Höhe. Damit war bewiesen, dass es freak waves gibt. In den folgenden Jahren wurden Berichte und Forschungen ausgewertet.

Im Südatlantik vor Argentinien wurden den Kreuzfahrtschiffen Caledonian Star (am 2. März 2001) und Bremen (am 22. Februar 2001) durch freak waves jeweils die Brücken zerstört. Dieses Seegebiet hat keine nennenswerte Meeresströmung, also war die gefundene Theorie nicht ausreichend. Zudem war bewiesen, dass sich freak waves nicht auf bestimmte Gebiete beschränken.

Bei Radarmessungen in der Nordsee, die von einer Ölplattform aus gemacht wurden, wurden innerhalb von 12 Jahren 466 Monsterwellen registriert.

Mit den europaeischen Umweltsatelliten ERS 1 und 2 wurden weltweit Radarmessungen vorgenommen und dabei in drei Wochen 10 Wellen gemessen, die mehr als 25 m Höhe hatten. Damit wurde nachgewiesen, dass Monsterwellen häufiger auftreten als vermutet.