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Padaung

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Die Padaung (ausgesprochen: [páʡ.dɔːŋ]; Eigenbezeichnungen Kekawngdu und Kayan; Birmanisch: ပဒေါင်လူမျိုး ) sind ein Bergvolk im Südosten Myanmars, das den Karen zugerechnet wird. Viele Padaung-Frauen pflegen eine ungewöhnliche Tradition: Sie tragen von Kindheit an einen schweren Halsschmuck, der die Schultern deformiert und den Hals scheinbar verlängert. Findige Geschäftemacher belebten damit den Ethno-Tourismus: Zahlreiche Frauen, die seit Ende der 1980er Jahre von Myanmar nach Thailand flüchteten, werden in Schaudörfern als „Long Neck Karen“ bzw. als „Giraffen(hals)frauen“ vermarktet.

Padaungmädchen mit Halsschmuck

Allgemeines

Fremd- und Eigenbezeichnung

Padaung ist eine Fremdbezeichnung und hat ihren Ursprung in der Sprache der Shan. Diese nennen die Frauen in Anspielung auf den Schmuck Yan Pa Daung („mit glänzendem Metall umwickelte Menschen“). Die Silbe pa soll für „rundherum“ stehen, daung für „glänzendes Metall“.[1] Der Name wurde von den Burmesen und Thais übernommen, doch sowohl Padaung als auch die von thailändischen Reiseveranstaltern geprägte Wortschöpfung Long Neck Karen hören die Betroffenen ungern. Der Begriff Giraffe Women („Giraffenfrauen“) gilt als Beleidigung.[2] Sie selbst nannten sie sich früher Kekawngdu,[3] verwenden heute aber meist nur noch die übergeordnete Stammesbezeichnung Kayan, die vier Clans umfasst. Frauen aus unterschiedlichen Clans sind an ihrer Tracht zu erkennen sowie daran, ob sie den Schmuck an Hals, Armen und / oder Beinen tragen.[4] Der Halsschmuck ist das Markenzeichen des Kayan Lahwi-Clans.[5]

Herkunft

Der "Kayah-Staat"
in Myanmar

Noch in der britischen Kolonialzeit wurden die Padaung gelegentlich den Völkern der Mon-Khmer-Gruppe zugeordnet. Ihre Sprache weist jedoch auffallende Parallelen zur Karen-Sprache Taungthu auf, sodass ihre Zugehörigkeit zu den Karen heute als gesichert gilt. Folglich sind sie auch den tibetobirmanischen Völkern zuzurechnen, die ihrerseits einen Zweig der sinotibetischen Völkerfamilie darstellen. Als Angehörige der Karen wanderten die Vorfahren der Padaung wahrscheinlich über Südchina nach Myanmar ein. Übereinstimmend wird heute angenommen, dass dieser Vorstoß zur ersten Welle der sinotibetischen Nord-Südwanderungen gehörte, die um die Zeitenwende als Reaktion auf die Expansion der Han ins mittlere und südliche China erfolgten. Spätestens gegen Ende des ersten Jahrtausends u. Z. dürften erste Karen-sprechende Gruppen im Gebiet des heutigen Myanmar eingetroffen sein.[6] (siehe auch: Karen – Herkunft)

Lebensraum

Unterschiedliche Quellen aus den letzten Jahrzehnten beziffern die Padaung unverändert auf etwa 7000 Angehörige, verlässliche Zahlen aus der Gegenwart fehlen jedoch. Ihr traditionelles Siedlungsgebiet liegt im bergigen Südosten Myanmars, westlich des Flusses Salween und südlich von Loikaw, der Hauptstadt des sog. Kayah-Staats. Es ist kaum 20 mal 20 Kilometer groß und erstreckt sich über Höhen von 1000 bis 1500 Metern. Seit dem Beginn militärischer Übergriffe auf den Lebensraum der Bergvölker Myanmars flüchteten neben Angehörigen anderer ethnischer Minderheiten auch viele Padaung nach Thailand. Dort leben zurzeit knapp 1000 in Flüchtlingslagern und in touristischen Schaudörfern. Zur militärisch-politischen Lage in Myanmar siehe: Karen – Ethnische Säuberung.

Lebensweise

An den Berghängen im heimatlichen Myanmar wird beinahe jede verfügbare Fläche landwirtschaftlich genützt. Aufgrund der schwierigen Topografie errichteten die Padaung über Jahrhunderte Terrassen und ein ausgeklügeltes System aus Bächen und Kanälen, das auch in der Trockenzeit Wasser liefert. Die Ästhetik dieser Anlagen machte sie u. a. als Meister des Terrassenfeldbaus bekannt. Sie pflanzen Reis, Mais, Bananen und Baumwolle, aus der sie ihre Kleider herstellen. Zur Abrundung des Speisezettels halten sie Schweine und Geflügel und gehen mit abgerichteten Hunden auf ausgedehnte Treibjagden. Jagderfolge und andere Anlässe werden ausgiebig mit selbstgebrautem Starkbier gefeiert.[3]

Überlieferung

Padaung-Frau mit „Nackenpanzer“

Ihrem Ursprungsmythos zufolge stammen die Padaung von einem weiblichen Drachen mit gepanzertem Nacken ab: Der Drache habe sich in eine schöne junge Frau verwandelt und mit einem Mischwesen – halb Mann, halb Engel – gepaart und zwei Nachkommen geboren. Die mündliche Überlieferung berichtet weiter, dass die Verwandtschaftsbeziehungen der Padaung früher matrilinear organisiert waren. Offenbar wurde die Tradition der Matrilokalität gepflegt, d. h. frisch vermählte Paare ließen sich am Wohnort der Brautmutter nieder und verbrachten ihr Leben dort. – Dies gilt für manche Karen-Gruppen heute noch.[7] Der Volksmund weiß jedoch, dass die Männer der Padaung in einer Zeit ausufernder Stammesfehden so zahlreich fielen, dass das Überleben als Volk nur durch die Einführung der Polygynie gesichert werden konnte, was den Niedergang des Matriarchats besiegelt haben soll. – Auch die Polygynie gehört inzwischen wieder der Vergangenheit an. Als Relikt der matrilinearen Ordnung und als Indiz für die Authentizität der Überlieferung wird jedoch u. a. der hingebungsvolle Umgang der Männer mit Kindern angeführt: Viele Padaung-Männer sind erfahrene Geburtshelfer und kümmern sich intensiver um Babys als dies in patrilinear organisierten Gemeinschaften üblich ist.[8]

Religion

Geisterglaube

Das religiöse Weltbild der Padaung ist animistisch geprägt. Wie ihre Nachbarn im Kayah-Staat glauben sie an zahllose Geister und Dämonen. Nach alter Vorstellung sind die meisten böswillig, einige friedlich und nur wenige gut gesinnt. Den bösen Geistern werden zur Besänftigung regelmäßig Tieropfer oder Speise- und Trankopfer dargebracht, den anderen nur zu besonderen Anlässen, z. B. Festen.[3] Als bösartig gelten auch die Geister der Verstorbenen: Sie werden nach Todesfällen unter Einsatz von Lärm aus dem Dorf vertrieben, damit sie in den Häusern der Hinterbliebenen nicht spuken oder ihnen auflauern.[9]

Wahrsagerei

In der Weltsicht der Padaung spielt die Zukunftsschau eine bedeutende Rolle. Niemand trifft eine folgenschwere Entscheidung, ohne vorher die Prophezeiung des Dorfschamanen bzw. der Dorfschamanin zu hören. Die Weisen beziehen ihre Erkenntnisse aus Träumen oder aus detaillierten Beobachtungen der Natur: Manchmal beurteilen sie ein vom Baum gepflücktes Blatt, den abgespaltenen Splitter eines Bambusstabs oder das Blut bzw. die Eingeweide eines Opfertiers. Meistens greifen sie aber auf das altbewährte Hühnerknochenorakel zurück, das bei allen Karen beliebt ist. Diese Form der Weissagung, bei der die Knochen eines Opferhuhns Aufschluss über die Zukunft geben sollen, dient vor Zeremonien und in Angelegenheiten des individuellen und gemeinschaftlichen Lebens als Entscheidungshilfe.[3][9]

Missionierung

Im frühen 19. Jahrhundert wurde die christliche Missionierung der Bergvölker Myanmars in Angriff genommen. Amerikanische Baptisten, vor allem aber katholische Missionare aus Italien setzten den Übertritt ganzer Dörfer zum Christentum durch. Andere wandten sich dem Buddhismus zu oder blieben den überlieferten Glaubensvorstellungen treu. Trotz des missionarischen Drucks gegen „heidnisches“ Brauchtum haben viele Rituale, insbesondere Reinigungszeremonien und das Hühnerknochenorakel, bis heute überdauert.[10]

Der Schmuck

Desinformation

Rund um den Halsschmuck der Padaung-Frauen (Brom) kursieren zahllose Gerüchte und falsche Berichte. Manche stammen von Ethnologen, die spekulative Theorien als Tatsachen hinstellten, andere wurden von Reiseveranstaltern in Umlauf gebracht und von Touristen verbreitet, oft aber auch von Medien übernommen und unüberprüft veröffentlicht.

„Ringe“

Im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung handelt es sich beim Schmuck der Padaung nicht um einzelne „Ringe“, die nach und nach um den Hals oder um Arme und Beine geschmiedet werden, sondern um hochgängige Spiralen mit 30 bis 40 Zentimetern Durchmesser, die erst beim Anlegen durch geübte, kräftige Frauen (früher Schamanen) Windung um Windung an die Körperform angepasst werden. Das Rohmaterial besteht aus Messing und wird in Myanmar hergestellt. Früher kamen wertvolle Legierungen aus Gold, Silber und Messing oder Kupfer zum Einsatz.[11][1]

„Giraffenhals“

Schon im Mittelalter gelangte die Tradition des Spiralschmucks zu lokaler Berühmtheit. Wiederholt wurden Padaung-Frauen im Königspalast zu Mandalay dem birmanischen Hofstaat als Attraktion vorgeführt, später auf Empfängen des britischen Vizekönigs herumgereicht[3] und sogar – wie beide Großmütter des Padaung-Schriftstellers Pascal Khoo Thwe – für die „Freak Show“ des Bertram Mills Circus nach England gebracht.[11] Bald interessierten sich Reisende und Anthropologen. Der polnisch-französische Asienforscher Vitold de Golish, der Burma in den 1950er Jahren besuchte, lieferte die erste ausführliche Beschreibung der Padaung und prägte den Begriff „Femmes Girafes“ (Giraffenfrauen).[12] Lange wurde gerätselt, wie sich die Halswirbelsäule der Frauen derart verlängern konnte. Der amerikanische Arzt Dr. John M. Keshishian holte 1979 eine Padaung vor den Röntgenschirm und lüftet das Geheimnis ihrer Anatomie: Zu seiner Überraschung waren weder die Wirbel noch die Bandscheiben gedehnt. Statt dessen hatte sich der ganze Schultergürtel samt Schlüsselbeinen und oberen Rippen durch das Gewicht des Metalls so stark keilförmig nach unten verformt, dass der Eindruck eines extrem langen Halses entstand.[13] Die flache Schulterspirale, die die hängenden Schultern optisch entschärft, verstärkt diese Täuschung noch.[8]

„Schutz vor Tigern“

Was die Padaung einst veranlasst hat, sich den schweren Schmuck aufzubürden und die körperlichen Folgen in Kauf zu nehmen, ist nicht mit letzter Gewissheit geklärt. Die gängige These, die Halsspirale hätte die Frauen einst vor dem Genickbiss von Tigern geschützt, verweisen sie selbst ins Reich der Legende.[8]

„Todesstrafe auf Ehebruch“

Auch die Behauptung, Ehebrecherinnen seien früher mit der Abnahme des Halsschmucks zum „Tod durch Genickbruch“ verurteilt worden, ist eine Legende, denn die erschlaffte Halsmuskulatur kommt wieder in Gang. Denkbar ist freilich, dass bestimmte Vergehen mit der Abnahme des Schmucks geahndet wurden, um die Bestraften den nachteiligen Folgen auszusetzen und zu demütigen: Der Bruch mit der Tradition ohne triftige Gründe (z. B. Krankheit) galt lange Zeit als Schande und hatte den Ausschluss aus der Gemeinschaft zur Folge.[8]

Die Tradition

Anwendung

Den ersten Halsschmuck, eine Spirale von rund 10 Zentimetern Höhe, erhalten die Mädchen im Alter von etwa fünf Jahren. Der Schamane (Bedinsayah) befragt das Hühnerknochenorakel, um einen günstigen Tag zu bestimmen, an dem Frauen den rituellen Akt ausführen. In der Zeremonie werden den Mädchen auch silberfarbene Armreifen und je eine mehrgängige Spirale unter den Knien angelegt. Ihrem Wachstum entsprechend nimmt man die Halsspirale alle zwei bis drei Jahre wieder ab und ersetzt sie durch ein schwereres Exemplar mit mehr Windungen. Mit rund 15 Jahren kommt die 4 bis 6-gängige Schulterspirale dazu: Sie ist flacher als die Halsspirale und hat einen größeren Durchmesser, weshalb sie auf dem Schulteransatz aufliegt und den unteren Rand der Halsspirale verdeckt. Eine zierliche dritte Spirale rundet von nun an den Halsschmuck ab: Sie wird lotrecht um die Windungen der Schulterspirale gedreht und als bewegliches „Extra“ im Nacken getragen. Die ästhetische Anpassung der Spiralen an den Körper dauert je nach Biegeaufwand und Anzahl der Windungen mehrere Stunden. Als Erwachsene, spätestens zur Heirat, erhalten die Frauen jenen Schmuck, den sie vielfach auf Lebenzeit tragen: Die Halsspirale weist dann 20 bis 25 Windungen auf. Zusammen mit der Schulterspirale kann der glänzende Turm aus poliertem Metall 30 Zentimeter und mehr über die Schultern aufragen. Immer mehr junge Frauen verzichten heute aber auf die Schulterspirale, während der volle Beinschmuck, der traditionell von den Knöcheln bis unter die Knie reichte, schon längere Zeit kaum mehr zu sehen ist.[3][8]

Herkunft

Um die Herkunft des Brauchs, der rund 1000 Jahre alt sein soll, ranken sich viele Legenden. In Anlehnung an den Ursprungsmythos, demzufolge die Padaung von einem gepanzerten weiblichen Drachen abstammen, tragen die Frauen den Halsschmuck, um an ihre mythische „Drachenmutter“ zu erinnern. Die Überlieferung erwähnt jedoch Einschränkungen: Nur auserwählten Mädchen, die an einem glückverheissenden Tag bei zunehmendem Mond geboren wurden, soll das Privileg des goldenen Panzers zuteil geworden sein.[11] Aus rationaler Sicht wird der Brauch meist mit dem früher üblichen Frauenraub erklärt: Der glänzende Schmuck und die anatomischen Folgen hätten Padaung-Frauen von weitem erkennbar und daher für Räuber uninteressant gemacht.[14] Frauen aus anderen Karen-Gruppen, etwa jene der Kayaw („Big Ears“), hätten aus demselben Grund ihre Ohrläppchen mit Gewichten verlängert und Beinspiralen getragen.[8]

Weiterentwicklung

Als der Frauenraub aus der Mode geriet, überlebte der Schmuck als Amulett. Nach animistischer Auffassung konnte er neben Räubern auch Unheil abwehren und Dämonen bannen, weil er den Frauen okkulte Kräfte verlieh. In seinen preisgekrönten Memoiren From the Land of Green Ghosts – A Burmese Odyssee schreibt der Padaung-Autor Pascal Khoo Thwe frei übersetzt:

„Wenn wir krank wurden, ließen uns unsere Großmütter den „Panzer“ berühren. Das war aber nur erlaubt, um seine Zauberkräfte in Anspruch zu nehmen – um eine Krankheit zu heilen oder den Segen für eine Reise zu erbitten. Die „Ringe“ waren tragbare Familienschreine... Darin verstauten die Frauen ihr Geld. Uns Kindern erschienen sie daher wie wandelnde Christbäume, voller Schätze und wundersamer Kräfte.“

Unter dem Druck der um 1820 einsetzenden christlichen Missionierung wurde die Rolle des Halsschmucks umgedeutet: Das Amulett avancierte zum Schönheitsideal und zum weiblichen Statussymbol, das die Identität der Padaung bis in die Gegenwart prägt. Es signalisierte fortan Würde und Erhabenheit:[13] je höher die Spirale, umso höher der Rang der Trägerin; ihr soziales Ansehen und die Heiratschancen stiegen mit der Anzahl der Windungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte die Tradition dennoch einen Niedergang. Der Vormarsch des Christentums und vermehrte Kontakte zur Aussenwelt veranlassten erstmals Frauen, die Spiralen für immer abzulegen; andere verwehrten sie ihren Töchtern. Erst die Vermarktung des Brauches in Thailand sorgte – trotz körperlicher Beeinträchtigung – für einen neuen Aufschwung.


Sie wanderten vermutlich aus dem Norden Chinas ein und zählen heute noch etwa 7.000 Angehörige. Ihre Dörfer liegen im südöstlichen Hochgebirge Myanmars (Birmas). Dieses Gebiet leidet seit Jahren unter der Militärdiktatur und den Unabhängigkeitskämpfen verschiedener Volksstämme. Die Padaung gerieten gegen ihren Willen immer wieder zwischen die Fronten des Bürgerkriegs. Deshalb floh ein großer Teil der ursprünglich in Myanmar lebenden Padaung über die Grenze in den Norden Thailands und wurde von der thailändischen Regierung in drei Dörfern nahe der Provinzstadt Mae Hong Son angesiedelt.

Diese Dörfer können gegen Gebühr von Touristen besucht werden, welche die wegen ihrer langen, mit Messingreifen geschmückten Hälse bekannten Giraffenhals-Frauen sehen wollen.

Giraffenhalsfrauen

Der Name „Padaung“ setzt sich zusammen aus pa = „drum herum“ und daung = „glänzendes Metall“ und bezieht sich auf den Halsschmuck der Frauen.[15] Die Frauen des Padaung-Stammes tragen Ringe aus Messing um den Hals. Dabei werden das Kinn und die Halspartie zum Kinn meist durch ein Tuch geschützt.

Der polnische Asien-Reisende Vitold de Golish nannte die Padaung-Frauen nach diesem Brauch Giraffenfrauen.[16]

Die ersten Ringe bekommen die Mädchen im Alter von fünf Jahren von einer Schamanin nach dem Befragen des Horoskops angelegt. An dem jährlich wiederkehrenden Tag bekamen sie einen weiteren Ring angelegt.

Durch den Druck der Messingringe werden Nackenmuskulatur, Schlüsselbeine und Schulterblätter nach unten gedrückt. Nach etwa 20 Jahren liegen bis zu 30 Zentimeter geringeltes Messing zwischen Kopf und Schulter. Der Rekord liegt bei 40 Zentimetern. Die Messingringe wiegen bis zu neun Kilogramm. Je mehr Ringe eine Frau trägt, umso höher ist das Ansehen ihrer Familie.

Inzwischen stirbt dieser Brauch allmählich aus. Viele Mädchen tragen zwar noch Ringe, aber nur so viele, dass die Schultern nicht nach unten gedrückt werden. Der Brauch wird also in gemilderter Form beibehalten, damit weiterhin zahlende Touristen kommen. Da nur noch wenige Frauen diese Messing-Ringe tragen, haben Touristen keine Garantie, tatsächlich noch diese Giraffenfrauen anzutreffen.[16]

Geschichte

Woher der Brauch stammt, ist nicht genau geklärt. Früher wurde vermutet, dass die Ringe ein Schutz gegen Tigerbisse seien. Einer anderen Theorie zufolge dienten sie zur Abschreckung von Sklavenhändlern. Ursprünglich sollen die Frauen Ringe nur aus Gold benutzt haben, aber als das Gold knapp wurde, ging man auf das ähnlich aussehende Messing über.[15]

Es wird auch überliefert, dass der Maharadscha von Burma das Recht hatte, die schönsten Mädchen des Landes als Konkubinen auszuwählen und die Padaung-Frauen versuchten, ihre Töchter für den Maharadscha unattraktiv zu machen.[17]

Heute sind jedoch viele Ethnologen davon überzeugt, dass dieser Körperschmuck mythologische Hintergründe hat.

Die Padaung selbst glauben, dass sie von Drachen abstammen. Durch die Ringe imitieren sie somit die „Hälse“ ihrer Vorfahren. Es wird davon ausgegangen, dass die Padaung aus Nordchina einwanderten und chinesische Glaubensvorstellungen mitbrachten.

Medizinisches

Untersuchungen ergaben, dass dabei die Halsmuskulatur und die Halswirbelsäule nur bis zu einem gewissen Stadium gestreckt werden kann und dass zum erheblichen Teil die Schlüsselbeine heruntergedrückt werden. Es stimmt also nicht, dass der Hals gedehnt wird.

Die Messingringe übernehmen die Aufgabe der Halsmuskulatur und stützen den Hals. Nach Jahren kommt es zu einer Atrophie der Halsmuskulatur und zu einer Deformierung der Halswirbel. Ein kleines Kissen unterhalb des Kinns schützt vor Verletzungen und durch die Metallhülle bekommt die Stimme der Trägerin einen dumpfen Klang. Als Konsequenz der Halsringe haben diese Frauen außerdem einen unbeholfenen Gang und eine spezifische Art zu essen oder zu trinken.

Allgemein herrscht der Glaube, dass es gefährlich sei, die Messingringe abzulegen. Man glaubte, der scheinbar gedehnte Hals könnte das Gewicht des Kopfes nicht mehr tragen, und den Frauen würde so das Genick brechen. In Wirklichkeit wird weder der Hals gedehnt, noch besteht die Gefahr eines Genickbruches. Einzig die Schultern werden nach unten gedrückt, um den Hals deutlich länger erscheinen zu lassen. Die Halsmuskeln verkümmern, können aber innerhalb kurzer Zeit trainiert werden, um ihre ursprüngliche Funktion wieder wahrzunehmen.[18]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Ernst Stürmer: Attraktion Langhälse. Im Magazin: Alle Welt, Juli-August 1995 (Wien), Seite 41 ff.
  2. Abschnitt How Should I Refer to the People. In: Huay Pu Keng FAQ
  3. a b c d e f Sir George Scott: Among the Hill Tribes of Burma – An Ethnological Thicket. In: National Geographic Magazine, März 1922, Seite 293 ff.
  4. Abschnitt Background and Tradition of the Neck Coil. In: Huay Pu Keng Background & Culture
  5. Jean-Marc Rastorfer: On the Development of Kayah and Kayan National Identity. Southeast Asian Publishing House, Bangkok, 1994.
  6. R. D. Renard: Kariang: History of Karen-T'ai Relations from the Beginnings to 1923. University of Hawaii, 1979, Seite 37 f. und 46 f.
  7. James W. Hamilton: Ban Hong – Social Structure and Economy of a Pwo Karen Village in Northern Thailand. (Diss.), Ann Arbor, Michigan, 1965, Seite 133.
  8. a b c d e f Werner Raffetseder: Das Erbe der Padaung. Bild- und Tondokumente aus Ban Nai Soi, Thailand, April 2000. United Festivals Weltarchiv, Wien.
  9. a b Melford E. Spiro: Burmese Supernaturalism. Prentice Hall, Englewood Cliffs, New Jersey, 1967.
  10. Khon Eden Phan: The Narratives, Beliefs and Customs of the Kayan People. Kayan Literacy and Culture Committee, Mae Hong Son, 2004.
  11. a b c Pascal Khoo Thwe: From the Land of Green Ghosts – A Burmese Odyssee. HarperCollins Publishers, London, 2003. ISBN 978-0-00-711682-9
  12. Vitold de Golish: Expédition chez les Femmes-Cauchemar. In:Match, Paris 1957.
  13. a b John M. Keshishian: Anatomy of a Burmese Beauty Secret. In: National Geographic Magazine, Juni 1979, Seite 798 ff.
  14. Thilo Thielke: Aufstand im Menschenzoo. In: DER SPIEGEL 41 / 2008, siehe SPIEGEL ONLINE, 6. Okt. 2008.
  15. a b http://www.thaipage.ch/th_info/thaivolkpadaung_0505.php
  16. a b Quack: Reise-Handbuch Thailand. S. 414
  17. http://www.feierabend.de/cgi-bin/channel/channel.pl?node_pk=2248
  18. Quack: Reise-Handbuch Thailand. S. 415

Literatur

  • Vitold de Golish: Unerforschtes Indien. Braun, 1955
  • Ulrich Quack: Reise-Handbuch Thailand: Mönche, Meer und Orchideen. Reisebuchverlag Iwanowski Dormagen, 5. Auflage 1996. ISBN 3-923975-30-9 (Dieses Buch wird heute unter anderem Titel und anderen Autoren unter der gleichen ISBN vertrieben.)
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