Antifaschist
Als Antifaschisten bezeichnen sich Personen, die sich gegen Faschismus/Nationalsozialismus und Rechtsextremismus aussprechen bzw. aktiv derartige Bestrebungen und Aktionen zu verhindern versuchen. Antifaschisten sind nicht an eine bestimmte Weltanschauung gebunden, kommen jedoch häufig aus traditionell linken Organisationen wie beispielsweise Gewerkschaften oder kommunistischen Parteien. Antifaschismus kann aber ebensogut humanistisch motiviert sein.
Antifaschisten aus verschiedensten Ländern haben am Spanischen Bürgerkrieg auf der Seite der Republikaner im Kampf gegen die Franco-Diktatur teilgenommen. Viele kämpften während des Zweiten Weltkrieges in der französischen Résistance gegen die deutsche Besatzung. Antifaschistsche Widerstandskämpfer, derer sie habhaft wurden, wurden von den Nationalsozialisten in Konzentrationslager, z.B. Buchenwald und Dachau eingesperrt und ermordet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verlangten die Antifaschisten eine konsequente Entnazifizierung, die jedoch in Deutschland und Österreich nur eingeschränkt stattgefunden hat. Seit der Gründung der Bundesrepublik traten sie als Mahner gegen das Wiedererstarken faschistischer Kräfte auf. In vielen Städten organisierten sie "antifaschistische" Stadtrundgänge, Zeitzeugengespräche mit Schulklassen und Fahrten in die Konzentrationslager, um so die Erinnerung an den Nationalsozialismus und seine Folgen wachzuhalten. Auch waren sie aktiver Teil der Friedensbewegung und engagierten sich für die internationale Völkerverständigung und gegen bestehende faschistische Diktaturen, wie das Franco-Regime in Spanien oder die Pinochet-Diktatur in Chile.
Als Organisation der (antifaschistschen) Widerstandskämpfer gründete sich unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN), die sich 1971 mit dem Bund der Antifaschisten (BdA) zur VVN-BdA zusammenschloss. Sie sprachen sich u. a. gegen die so genannte Restauration der Bundesrepublik, die Tatsache, dass aktive Nationalsozialisten hochrangige Ämter in Justiz und Verwaltung bekleiden konnten, sowie die Remilitarisierung und die Westintegration aus. Zahlreiche Mitglieder der VVN wurden aufgrund der starken Unterwanderung des VVN-BdA durch kommunistische Kader während der Adenauer-Ära in den 1950er Jahren strafrechtlich verfolgt und gerieten in den 1970er Jahren ins Visier des Verfassungsschutzes und unterfielen dem Radikalenerlass.
Kritisiert wird oft, dass Kommunisten den Antifaschismus häufig als taktisches Instrument (Deckmantel) ihrer eigenen Interessen nutzen und nur den von ihnen beeinflussten oder geführten Antifaschismus (Volksfront) anerkennen würden. Der von ihnen gebrauchte Faschismusbegriff wäre meist polemisch und unpräzise. In der DDR war der Antifaschismus offiziell Staatsdoktrin, um einen Gegensatz zur angeblich faschistischen oder im nationalsozialistischen Erbe stehenden Bundesrepublik zu betonen; so wurde die 1961 errichtete Mauer offiziell als "antifaschistischer Schutzwall" bezeichnet. Der Antifaschismus der DDR trug ihr teilweise Sympathien auch im westlichen Ausland ein.
Konfliktpunkte
Manche heute aktive Antifaschisten sind der Ansicht, dass seitens des Staates, insbesondere durch Polizei und Justiz, versucht würde, sie einzuschüchtern und zu kriminalisieren. Wirkungsvoller antifaschistischer Widerstand gegen das Entstehen neuer faschistischer Strukturen solle verhindert werden, um die Antifaschisten daran zu hindern, Zusammenhänge zwischen der offiziellen Politik des Staates und seiner Organe und den Zielsetzungen der Rechtsextremen sowie die bestehendenn inhaltlichen und personellen Verbindungen aufzudecken und anzuprangern. Diese Antifaschisten behaupten mit dem Schlagwort "Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen", dass Demonstrationen von Rechtsextremen nicht durch die im Grundgesetz verankerten Rechte auf Demonstrations- und Meinungsfreiheit gedeckt bzw. geschützt sein könne.
Dem wird von Seiten der deutschen Rechtsprechung entgegengehalten, dass bestimmte Handlungen der antifaschistischen Szene, insbesondere das aggressive Stören von Versammlungen der rechtsextremistischen Szene, das Gewaltmonopol des Staates und das auch Rechtsextremisten grundrechtlich garantierte Versammlungsrecht ignoriere und von daher nicht durch den Staat akzeptiert werden könne.
Zudem, so Kritiker, mute es seltsam an, wenn Kämpfer für Freiheit und Menschenrechte ihrem politischen Gegner diese Rechte nicht zugestehen wollten. Der in diesem Zusammenhang oft zitierte Artikel 139 des Grundgesetzes räume kein Widerstandsrecht gegen politisch Andersdenkende ein, sondern nehme lediglich die von den Besatzungsmächten zur "Befreiung des deutschen Volkes vom Nationalsozialismus und Militarismus" erlassenen Rechtsvorschriften vom Geltungsbereich des Grundgesetzes aus.
Auch das Widerstandsrecht nach Artikel 20 Abs. 4 könne nicht zur eigenmächtigen Abwehr faschistischer Umtriebe bemüht werden, da derzeit eine Gefährdung des Fortbestands der freiheitlich-demokratischen Grundordnung durch faschistische Gruppen nicht zu befürchten sei. Solange die Verfahren von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit funktionierten, stehe selbst gegenüber Verfassungsbrüchen keinem Bürger ein Widerstandsrecht zu; jeder Bürger, der sich gegen einen Verfassungs- oder Rechtsbruch wehren will, müsse hierfür die gegebenen rechtsstaatlichen und demokratischen Wege beschreiten.
Personen
Berühmte Antifaschisten, die die Nazi-Diktatur überlebten, waren u.a.:
- Willy Brandt (SAP/SPD)
- Bertold Brecht
- Emil Carlebach (1914 - 2001) (KPD)
- Walter Fisch (KPD)
- David Frankfurter
- Etty Gingold (KPD)
- Peter Gingold (KPD)
- Kurt Goldstein
- Wilhelm Hammann (KPD)
- Alfred Hausser (1912 - 2003)
- Walter Hochmuth (KPD) 1904 - 1979
- Erich Honecker (KPD)
- Rosa Jochmann (SDAPÖ/SPÖ)
- Ernst Kirchweger (KPÖ)
- Jakob Kindinger
- Eugen Kogon (bürgerlich)
- Johann Koplenig (KPÖ)
- Bruno Kreisky (SDAPÖ/SPÖ)
- Elsa Leichter (SDAPÖ/SPÖ)
- Otto Leichter (SDAPÖ/SPÖ)
- Oskar Müller (KPD)
- Karl Renner (SDAPÖ/SPÖ)
- Adolf Schärf (SDAPÖ/SPÖ)
- Richard Scheringer (Wehrmacht, KPD)
- Emil Schmidt
- Lotte Schmidt
- Willy Schmidt (1911 - 2003)
- Kurt Schumacher (SPD)
- Fritz Selbmann (KPD)
- Walter Vielhauer (KPD)
- Eleonore Wolf (KPD)