Ätherische Öle
Ätherische Öle sind pflanzliche Öle, die je nach Herkunftspflanze bestimmte Duftstoffe enthalten. Sie unterscheiden sich aber von herkömmlichen Ölen (zum Beispiel Sonnenblumenöl) dadurch, dass sie vollständig verdampfen (ätherisch heißt auf deutsch flüchtig, leicht verdampfend) und auf Papier keinen charakteristischen "Fettfleck" hinterlassen - man nennt sie deshalb auch "trocknende Öle". Dies ist auch eine einfache Methode, um zu überprüfen, ob ein ätherisches Öl mit einem so genannten "fetten" Öl verschnitten wurde.
Merkmale
(Zusammengefasst)
- Flüchtig, das heißt, fähig zu verdampfen
- Mit starkem, charakteristischem Geruch
- Sie sind lipophil (fettliebend)
- Aus vielen verschiedenen Komponenten zusammengesetzt
Im Handel erhältliche ätherische Öle
Naturbelassene Öle
werden direkt aus Pflanzen, mittels Wasserdampf-Destillation, Extraktion mit unterschiedlichen Lösungsmitteln oder Kaltpressung (vor allem die Zitrusöle) gewonnen. Bis auf die Zitrusöle, die nur max. zwei Jahre haltbar sind, können die meisten ätherischen Öle jahrelang aufbewahrt werden. Ein gutes Rosen- oder Sandelholzöl kann wie ein sehr guter Wein im Laufe der Zeit immer reifer und besser werden.
Aber ein solches hochwertiges ätherisches Öl zu erkennen ist nicht leicht, deswegen ist die Deklaration des Etiketts von großer Bedeutung, denn die Bezeichnung "100 % naturreines ätherisches Öl" ist keine geschützte Bezeichnung und so findet sich diese Deklarierung auch bei rein synthetischen Produkten auf dem Etikett wieder. Es gibt aber einen Leitfaden, der ein Erkennen eines hochwertigen ätherischen Öles leicht macht.
Auf dem Etikett sollte stehen:
Der Anbau der Pflanze: konventionell, also mit Düngemitteln und Pestiziden angebaut, kbA - kontrolliert-biologischer Anbau oder Wildsammlung. Den deutschen und botanischen Pflanzen der Pflanze um Verwechslungen mit anderen Pflanzen zu vermeiden. Das Herkunftsland, in welchem Teil der Welt die Pflanze angebaut wurde Der Pflanzenteil, der verwendet wurde (Wurzel oder Blatt), ebenso der Chemotyp der Pflanze bei den verschiedenen Arten (Beispiel Thymian - Thymian Thymol oder Thymian Linalool, die komplett unterschiedliche Wirkweisen und eine biochemische Zusammensetzung haben) Gewinnungsverfahren des ätherischen Öles Bei Extraktion - Angabe des verwendeten Lösungsmittel und ob das Produkt rückstandskontrolliert ist Bei zähflüssigen ätherischen Ölen (wie Vanille, Tonka) die Art des Verdünnungsmittel (meist Weingeist, Alkohol oder Jojobaöl) und das Mischungsverhältnis in Prozent Füllmenge Chargennummeer unter der man beim Hersteller die biochemischen und physikalischen Analysen abrufen kann
Natürliche Öle
Natürliche Öle sind meist mit synthetischen einzelnen Inhaltsstoffen gestreckt oder mit einer komplett anderen Pflanze vermischt. So wird oft das Lavendelöl mit synthetischem Linalool gestreckt. Solche Öle zeichnen sich durch einen sehr günstigen Preis aus. Für aromatherapeutische Zwecke sind solche ätherischen Öle nicht geeignet, da gerade die synthetischen Anteile Allerigen auslösen können.
Naturidentische Öle
Ihre Bestandteile werden künstlich hergestellt und miteinander vermischt, sie entsprechen in ihrer chemischen Struktur den natürlichen Vorbildern, so dass sie wie natürliche Öle riechen. Allerdings haben sie keine Wirkung auf Körper, Geist und Seele. So besteht ein naturidentisches Rosmarinöl aus ca. 11 chemischen Bestandteilen, während das naturbelassene ätherische Öl ca. 150 Inhaltsstoffe hat.
Künstliche Öle beziehungsweise Duftstoffe
Sie besitzen kein natürliches Gegenstück und werden gezielt auf bestimmte Geruchseigenschaften "designed". Gesundheitlich sind viele nicht unumstritten, vor allem da sie sich im Fettgewebe des Organismus anreichern und Hormon ähnliche Wirkungen besitzen können.
Herstellung ätherischer Öle
Es gibt verschiedene Gewinnungsverfahren wie man Pflanzen ihren Duft entzieht.
Das gebräuchlichste Verfahren ist die Wasserdampf-Destillation. Das Pflanzenmaterial wird in einen Alambique geschichtet, verschlossen und mit heißem Wasserdampf aufgeschlossen. Der aufsteigende Dampf löst das ätherische Öl aus der Pflanze. In einem gekühlten Rohr kondensiert das Öl-Wassergemisch und bei der abschließenden Abkühlung trennt sich das Öl vom Wasser in einem Behälter, dem sogenannten Florentiner Topf. Das ätherische Öl bleibt auf der Wasseroberfläche liegen und kann abgeschöpft werden. Die Wasserdampf-Destillation ist eine Kunst, da jede Pflanze eine andere Destillationszeit und -temperatur hat, um ein optimales Duftergebnis zu gewährleisten. Ebenso werden manche Pflanzen sofort nach der Ernte noch auf dem Feld mittels transportabler Destillen gewonnen.
Die Kaltpressung wird nur bei den Zitrusölen angewandt. Die Schalen werden gepresst, hierdurch entsteht eine Emulsion aus Flüssigkeit und ätherischem Öl, das durch anschließende Zentrifugierung abgetrennt wird. Bei den Zitrusölen sollte man auch beachten, dass die Pestizide in der Schale sitzen und sich auch im ätherischen Öl wiederfinden lassen, wer hier eine besonders gute Qualität an ätherischem Öl haben möchte, sollte auf kontrolliert-biologischen Anbau zurückgreifen.
Extraktion, wird vor allem bei sehr teuren Blütenölen praktiziert. Einige Blütenarten, wie Jasmin, Tuberose oder Mimose können auch gar nicht per Wasserdampf-Destillation gewonnen werden. In diesem Verfahren kommen Lösungsmittel zum Einsatz, meist Hexan. Die Pflanzen werden in ein chemisches Lösungsmittel gelegt, dass den Pflanzen alle löslichen Aromastoffe, auch Wachse und Farbstoffe entzieht, anschließend wird das Lösungsmittel herausdestilliert. Zurück bleibt eine wachsartige Masse, die mit Alkohol nochmals extrahiert oder destilliert wird und der Alkohol wird danach abgedampft. Solche ätherischen Öle nennt man auch Absolues. Sie sollten aber rückstandskontrolliert werden, um zu gewährleisten, dass sich kein Lösungsmittel mehr im ätherischen Öl befindet.
Eine Besonderheit ist noch die Co-Destillation. Hier werden Pflanzen, die sich nicht alleine destillieren lassen, wie z.B. Alge, Brennnessel oder Heu, zusammen mit einer anderen Pflanze als Trägerstoff destilliert. Allerdings sollte dies dann auch auf dem Etikett vermerkt werden.
Die Enfleurage ist ein Verfahren, das heute nicht mehr praktiziert wird. Da kaum jemand den Preis für ein solches ätherisches Öl bezahlen kann. So lag der Preis für 1 ml Jasminöl, das per Enfleurage hergestellt wurde, vor einigen Jahren bei ca. 100 EUR.
Eigenschaften
Allgemein
Ätherische Öle sind die Duftstoffe der Pflanzen. Ihre Aufgabe ist es, die Insekten zur Bestäubung anzulocken, Schädlinge fernzuhalten, gegen Krankheiten zu schützen, die z.B. durch Bakterien oder Pilze hervorgerufen werden. Es sind die pflanzlichen Verführungs-, Verteidigungs- und Selbstheilungsstoffe.
Ätherische Öle werden in den Öldrüsen gebildet und im Pflanzengewebe abgespeichert. Sie befinden sich in den Blüten, Blättern, Samen, Fruchtschalen, Wurzeln, Harzen, Rinden oder im Holz. Dabei ist auch zu beachten, dass manche ätherischen Öle einer Pflanze aus verschiedenen Pflanzenteilen gewonnen wird, z.B. Zimtrinden- und Zimtblätteröl, die sich auch komplett in ihrer biochemischen Zusammensetzung unterscheiden.
Sie sind gut fettlöslich (lipophil), das bedeutet, dass sie sich in Fetten und Pflanzenölen sehr gut lösen. In Wasser sind sie nicht löslich, hier schwimmen sie nur als einzelne Tropfen auf der Wasseroberfläche.
Chemisch gesehen handelt es sich um Vielkomponentengemische. Die Wirkweisen ätherischer Öle werden durch die Inhaltsstoffe bestimmt, die sich in die Inhaltsstoffgruppen Monoterpenketone, Ether, Cumarine, Ester, Aldehyde, Phenylester, Monoterpenole, Phenole, Monoterpene, Oxide, Sesquiterpenketone, Sesquiterpene und Sesquiterpenole unterscheiden.
Verschiedene Wege zur körperlichen und seelischen Wirkung
Körperliche Wirkung
Durch ihre kleine Molekularstruktur gelangen ätherische Öle über Haut und Schleimhaut in den Blutkreislauf und das Gewebe. Auf diesem Weg beeinflussen sie den gesamten Organismus. Über das Einatmen gelangen sie über Schleimhäute und Lunge ebenso in den Blutkreislauf. Bei der innerlichen Einnahme wird ein Teil der Wirkstoffe über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen, größtenteils gelangen sie über die Mundschleimhäute in den Blutkreislauf.
Seelische Wirkung
Durch die Nase gelangen die Duftinformationen ins Gehirn und nehmen Einfluss auf die Gefühle, das vegetative Nervensystem, die Hormonproduktion und das Immunsystem. Was im Gehirn an elektrischen Impulsen der Duftinformation ankommt, bewirkt eine sofortige Ausschüttung von Botenstoffen (Neurotransmittern), die sofort auf unsere Stimmung wirken.
Umgang mit ätherischen Ölen
Ätherische Öle bedürfen eines bewussten Umgangs und Kenntnis der Biochemie. Denn die meisten ätherischen Öle sind haut- und schleimhautreizend und dürfen nie pur und unverdünnt angewendet werden. Für die Anwendung auf der Haut sollten sie immer in ein Pflanzenöl, wie z.B. Mandel- oder Jojobaöl oder in ein Pflegeprodukt, wie z.B. ein Ölbad oder Bodylotion gegeben werden. Bei empfindlicher Haut immer eine Kontaktprobe in der Ellenbeuge vornehmen. Allergiker sollten wissen, dass sie bei Reaktionen auf eine bestimmte Pflanze auch auf das entsprechende ätherische Öl reagieren.
Verwendung
Ätherische Öle werden meist als Duftstoff benutzt, aber sie werden auch in der Kosmetikindustrie und in der ärtzlichen Therapie eingesetzt, haben aber auch Bedeutung als geschmacksverbessernde Inhaltsstoffe in Gewürzen.
Aromatherapie
Der Begriff "Aromatherapie" ist sehr unglücklich gewählt. Denn das Baden in einem mit ätherischen Ölen bedufteten Badezusatz, die Anwendung in der Duftlampe oder auch in einem Massageöl sind keine Aromatherapie. Ein besseres Wort dafür ist die Aromawellness, die dazu dient, sich wohlzufühlen, das Immunsystem zu stärken und kleinere Beschwerden zu lindern.
Aromatherapie ist die gezielte Behandlung mit ätherischen Ölen von Krankheiten, die fester Bestandteil der Phytotherapie ist. Aromatherapeutisch arbeiten dürfen in Deutschland nur Ärzte und Heilpraktiker. Eine aromatherapeutische Behandlung bedarf einer genauen ärztlichen/heilpraktischen Diagnose der Krankheit, Kenntnisse der Biochemie der verwendeten ätherischen Ölen und bei bestimmten Krankheiten wird ein Aromatogramm hergestellt. Hier werden gezielt in einem Labor ausgewählte ätherische Öle auf die Krankheitserreger getestet, da jeder Mensch ganz individuell auf eine solche Therapie anspricht. Auch werden aromatherapeutische Mischungen immer nur zeitlich begrenzt gegeben. Von einer Selbstmedikation mit ätherischen Ölen ist dem Laien absolut abzuraten, da es hier immer wieder zu Nebenwirkungen kommt.
Weblink
www.forum-essenzia.de www.satureja.de
Beispiele ätherischer Öle
- Bayöl
- Eukalyptusöl
- Geranienöl
- Campher
- Kümmelöl
- Mandarinenöl
- Melissenöl
- Pfefferminzöl (Menthol)
- Pimentöl
- Rosenöl
- Thymianöl
- Zimtöl
- Öl aus Zitrusfrüchten
Siehe auch: Aromatherapie, Essenzen
Beispiele von Inhaltstoffen
Monoterpene | Alkohole | Linalool, Geraniol | Sabinol, Borneol | |
Phenole | Carveol, Carvacrol | |||
Aldehyde | Neral, Citronellal | |||
Ketone | Carvon, Menthon | Campher, Fenchon | ||
Epoxide | Menthofuran, 1,4-Cineol | |||
andere Kohlenwasserstoffe | Ocimen, Myrcen, Geranylacetat | Limonen, α-Terpinen, Phellandren | α-Pinen, Camphen, Anethofuran | |
Sesquiterpene | Farnesol, Farnesen | α-Bisabolol, α-Caryophyllen | Chamazulen, β-Caryophyllen |
Furanocumarine
Literatur
- Johanna Graßmann, Renate Spitzenberger, Susanne Hippeli, Renate Vollmann, Erich F. Elstner: Etherische Öle aus der Latschenkiefer. Naturwissenschaftliche Rundschau 58(3), S. 127 - 133 (2005), ISSN 0028-1050