Achilleion (Korfu)



Das Achilleion ist ein Palast auf Korfu bei Gastouri, etwa 7 km südlich der Inselhauptstadt Kerkyra, den die österreichische Kaiserin Elisabeth (Sisi) in den Jahren 1890–1892 erbauen ließ.
Geschichte
Es wurde auf dem Grundstück des bekannten Korfioten Petros Vrailas Armenis (eines Freundes Sisis) nach seinem Tod errichtet. Benannt wurde es nach Achilles, den Sisi wegen seiner Kraft bewunderte. Im Schlosspark ließ sie die 1884 von Ernst Herter geschaffene Marmorskulptur „Sterbender Achill“ aufstellen. Die Einrichtung sowie der pompejische Baustil thematisieren die griechische Mythologie; Architekt war der Italiener Raffaele Carito.
Bis zu ihrem Tod im Jahr 1898 besuchte Sisi das Achilleion immer wieder. Ihre beiden Kinder Gisela und Marie-Valerie waren nur einmal dort, ihr Gatte Kaiser Franz Joseph hat es nie besucht. Kaiser Wilhelm II., der schon immer Interesse an diesem Objekt bekundet hatte, und 1905 die griechische Königsfamilie auf Monrepos (deren Sommerresidenz auf Korfu) besuchte, kaufte es schließlich im Jahr 1907 von den Erben. Er funktionierte den früher vorwiegend privat genutzten Palast in ein diplomatisches Zentrum um. Große Teile der Einrichtung Sisis wurde durch Einrichtungsgegenstände aus Berlin ersetzt. Er beauftragte den Potsdamer Bildhauer Johannes Götz damit, einen riesenhaften zweiten männlich-heroischen und vor allem „siegreichen Achilles“ mit Schild und Speer zu schaffen und ihn gegen Sisis „sterbenden Achilles“ zu setzen. Er ließ den „sterbenden Achilles“ von seinem Hauptplatz im Garten einige Meter nach hinten versetzen und platzierte dafür den siegreichen Achill an dessen angestammten Platz. Helm und Speerspitze waren mit Gold überzogen und bei klarem Wetter bis zum Hauptort Kerkyra sichtbar. Mittlerweile ist das aufgetragene Gold verwittert und nicht mehr erkennbar. Beide Statuen sind bis heute im Garten des Achilleion zu bewundern. Der Garten erstreckt sich den Hügel hinunter bis an die Küstenstrasse zwischen Korfu-Stadt und Moraitika. Früher wurde das Gartengelände mit einer Brücke mit dem Strand und der eigenen Anlegestelle für das Achilleion verbunden. Als die Insel für den Tourismus erschlossen wurde, wurde die Brücke einfach eingerissen, um grossen Fahrzeugen Platz zu machen. Die Reste der „Kaizer’s Bridge“ und die ehemalige Anlegestelle der königlichen Schiffe sind noch heute an der Küstenstrasse etwa 5 km südlich von Korfu-Stadt zu besichtigen.
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„Sterbender Achilles“ von Ernst Herter
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„Siegreicher Achilles“ von Johannes Götz
Während des Ersten Weltkrieges wurden die Gebäude des Achilleion von der französischen und serbischen Armee als Lazarett genutzt. Nach dem Krieg wurde es auf der Grundlage des Versailler Vertrages griechisches Eigentum. Im Zweiten Weltkrieg wurde es einige Jahre Hauptsitz der deutschen Besatzungsmacht. Nach dem Krieg fiel es wieder an den griechischen Staat zurück, der es kurzfristig als Kindergarten nutzte. Im Jahr 1962 wurde es an ein Privatunternehmen verpachtet, das das Erdgeschoss zu einem Museum und den ersten Stock zu einem Spielcasino umbaute. 1983 wurde es wieder vom griechischen Staat übernommen. Im Jahr 1994 war das Achilleion Tagungsort des EU-Gipfels, und erneut 2003 nach einer aufwändigen Restaurierung. Seither ist das Achilleion einer der Hauptanziehungspunkte des korfiotischen Tourismus.
Ereignisse
- Das Casino und der Portikus des Palastes waren Schauplatz des James-Bond-Filmes „In tödlicher Mission“.
- Im Rahmen des griechischen EU-Ratsvorsitzes 1994 war das Achilleion Tagungsort. Hier wurde der Beitritt Österreichs zur Europäischen Union unterzeichnet.
Weblinks
- Commons: Achilleion – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Bilder des Achilleion (deutsch)
Koordinaten: 39° 33′ 44,8″ N, 19° 54′ 15,3″ O